Schindler, Oskar - Held oder Opportunist?
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Referat
Oskar Schindler: Held oder Opportunist?
Gliederung / Inhalt
- Leben und Aufstieg eines Geschäftsmannes
- Die Rettung der Juden
- Politische und soziale Kontexte
- Schindlers Ambivalenz
- Die Nachkriegszeit
- Popkulturelle Rezeption
- Kritische Betrachtung
- Der Mensch hinter dem Mythos
Leben und Aufstieg eines Geschäftsmannes
Vom Sudetenland ins Rampenlicht der Geschichte
Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in Zwittau, einem Ort im heutigen Tschechien, geboren. Im damaligen Sudetenland groß geworden, entstammte er einer deutsch böhmischen Familie, die in der Landwirtschaft und in der Produktion von Landmaschinen tätig war. In den 1930er-Jahren trat Schindler der Sudetendeutschen Partei bei und wurde ein Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), was ihm später bei geschäftlichen Unterfangen zugutekam. Nach einer wechselhaften Karriere, die auch den Verlust des Familiengeschäfts und andere geschäftliche Fehlversuche umfasste, sah Schindler im Krieg und der Okkupation Polens durch Nazi-Deutschland eine neue Chance.
Aufbau der Emaillewarenfabrik: Schindlers Werk und Werkzeuge
Im Jahr 1939, kurz nach Kriegsbeginn, siedelte Oskar Schindler nach Krakau über und übernahm als Treuhänder eine jüdische Emaillewarenfabrik, die „Deutsche Emaillewaren-Fabrik Oskar Schindler“ oder kurz „Emalia“. Er nutzte seine NSDAP-Mitgliedschaft und Kontakte, um sich das Unternehmen anzueignen, das zuvor von Juden geführt worden war. Schindler baute die Fabrik zu einem bedeutenden Lieferanten für das deutsche Militär aus, indem er zunächst konventionelles Küchengeschirr und später kriegswichtige Güter wie Munitionskisten produzierte. Durch geschicktes Agieren und so manches Mal durch Bestechungen und persönliche Beziehungen erweiterte er seinen Betrieb und dessen Kapazitäten.
Auffällig war Schindlers unkonventioneller Umgang mit seinen jüdischen Arbeitskräften. Er beschäftigte jüdische Zwangsarbeiter, die er aus dem nahegelegenen Ghetto Krakau rekrutierte. Während andere Unternehmer ihre Arbeitskräfte größtenteils als bloße Ressource ansahen und deren inhumane Behandlung tolerierten, schien Schindler eine andere Einstellung zu haben. Er sorgte für bessere Arbeitsbedingungen und versuchte, seine Arbeiterinnen und Arbeiter vor willkürlichen Übergriffen und Deportationen zu schützen. Diese Bemühungen kristallisierten sich mit der Zeit heraus und wurden später Teil einer deutlich größeren Rettungsaktion.
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Die Rettung der Juden
Liste der Lebensretter: die berühmte Schindlerliste
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Oskar Schindler zu einer zentralen Figur in der Rettung von etwa 1.200 Juden vor dem Holocaust. Diese Juden wurden auf eine Liste gesetzt, die heute als die „Schindlerliste“ bekannt ist. Diese Liste enthielt die Namen jüdischer Arbeiter, die Schindler als unentbehrlich für die Produktion in seiner Emaillewarenfabrik und später in seiner Munitionsfabrik darstellte. Durch diese Klassifizierung als essenzielle Arbeiter konnten sie der Deportation in die Vernichtungslager entkommen. Das unvergleichliche Merkmal der Schindlerliste war ihre Fähigkeit, Menschenleben direkt vor der unmittelbaren Gefahr zu bewahren – eine seltene und komplizierte Leistung im bürokratischen und streng kontrollierten System des Dritten Reichs.
Methoden und Motive hinter Schindlers Handlungen
Die Methoden, die Schindler anwendete, um das Leben seiner jüdischen Angestellten zu schützen, waren vielseitig. Er setzte sein diplomatisches Geschick und seine Verbindungen ein, ferner nutzte er Bestechung und Charme. Schindler pflegte Kontakt zu hochrangigen Nazi-Offizieren und nutzte diese Beziehungen aus, um seine Arbeiter zu schützen. Doch es bleibt die Frage nach den Motiven hinter seinen Handlungen. Schindlers Hintergrund als Mitglied der NSDAP und Geschäftsmann, der von der Zwangsarbeit profitierte, wirft Fragen bezüglich seiner persönlichen Entwicklung und eines möglichen Gesinnungswandels auf. Manche Historiker und Zeitzeugen argumentieren, dass sich seine Einstellung im Laufe des Krieges verändert habe und er aus einer tieferen moralischen Verpflichtung heraus handelte, während andere behaupten, dass opportunistische Gründe vorherrschten.
Zeugenaussagen und persönliche Schicksale
Zeugenaussagen von Überlebenden, die Schindler ihre Rettung verdanken, bilden den emotionalsten Teil seiner Geschichte. Sie schildern ihn oft als einen Mann mit Charisma und Mut, der sich wiederholt persönlich einsetzte, um das Leben seiner Arbeiter zu schützen. Viele berichten von selbstlosen und risikoreichen Handlungen, die ihnen das Überleben ermöglichten. Einzelne persönliche Schicksale, wie das des jüdischen Buchhalters Itzhak Stern oder der Fabrikarbeiterin Helen Hirsch, verdeutlichen die direkte Auswirkung von Schindlers Handeln auf individuelle Leben. Diese Geschichten wurden durch die spektakuläre filmische Darstellung im Film „Schindlers Liste“ einer breiten Öffentlichkeit bekannt und trugen maßgeblich zur Mythenbildung um Oskar Schindler bei.
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Politische und soziale Kontexte
Das Dritte Reich und die Rüstungsindustrie
Das Regime des Dritten Reiches, angeführt von Adolf Hitler und der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), hatte ab 1933 einen rasanten Aufstieg zur totalitären Diktatur vollzogen. In dem Bestreben, Deutschland zu einer Weltmacht zu formen und die Ideologie des Nationalsozialismus zu verbreiten, spielte die Rüstungsindustrie eine zentrale Rolle. Bereits kurz nach der Machtergreifung initiierte das NS-Regime einen umfangreichen Aufrüstungsprozess, der zum Teil verdeckt ablief, um keine internationalen Verträge zu verletzen, und dann offen ab dem Zweiten Weltkrieg massiv intensiviert wurde. Hierfür benötigte das Dritte Reich erhebliche Mengen an Rüstungsgütern und begann parallel dazu, die deutsche Wirtschaft und Industrie gleichzuschalten.
Die Gleichschaltung betraf nicht nur die politischen Strukturen, sondern auch die wirtschaftliche Ausnutzung aller verfügbaren Ressourcen, einschließlich menschlicher Arbeitskräfte. Dies führte zur Errichtung von Zwangsarbeitslagern und der systematischen Ausbeutung von Kriegsgefangenen, politischen Gefangenen und insbesondere der jüdischen Bevölkerung. Fabriken, die für die Kriegsanstrengungen als wichtig erachtet wurden, erhielten Unterstützung und Vorteile vom Staat, wobei Unternehmer, die sich dem Regime andienten, oft von diesem Vorgehen profitieren konnten.
Zwischen Kooperation und Opposition: Schindlers Rolle im NS-Regime
Oskar Schindler, ein Mitglied der NSDAP und anfangs ein typischer Opportunist, nutzte die Gelegenheiten, die ihm das NS-Regime bot. Durch seine Tätigkeit als Geschäftsmann im Bereich der Rüstungsindustrie kam er in den Genuss von Staatsaufträgen und wurde zum Nutznießer der rüstungswichtigen Produktion. Schindler erwarb eine Emaillewarenfabrik, die später auch Munition herstellte, in Krakau und beschäftigte hierfür Hunderte von Zwangsarbeitern, darunter viele Juden.
Obwohl Schindler anfänglich von der Ausbeutung der Zwangsarbeit profitierte und enge Beziehungen zu führenden Nationalsozialisten unterhielt, zeigte sein späteres Verhalten eine deutliche Kehrtwende. Aus unzureichend geklärten Motiven – seien sie moralischer, emotionaler oder pragmatischer Natur – begann Schindler, seine jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter zu schützen. Er nutzte dabei seine Verbindungen und sein Geschick, um Listen von Arbeitern zu erstellen, die als unentbehrlich für seine Produktion galten und deshalb nicht in Vernichtungslager deportiert wurden. Diese später als „Schindlerlisten“ bekannt gewordenen Verzeichnisse retteten etwa 1.200 jüdische Menschen vor dem sicheren Tod.
Die genaue Rolle, die Schindler im Spannungsfeld von Kooperation und Opposition spielte, ist umstritten. Einerseits war er klar in das wirtschaftliche System des Dritten Reiches integriert und profitierte von ihm, andererseits zeigte er Zivilcourage und Menschlichkeit, indem er unter Einsatz seines Vermögens und persönlichen Risikos Juden rettete. Diese ambivalente Position wirft Fragen bezüglich der Einschätzung solcher Verhaltensweisen im Kontext der extremen Umstände des NS-Regimes auf.
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Schindlers Ambivalenz
Nutznießer des Systems oder heimlicher Widerstandskämpfer?
Oskar Schindler war zweifellos ein komplexer Charakter in einer extremen und unmenschlichen Zeit. Er war ein Geschäftsmann und Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Diese Partei hat ihm geholfen, Geld zu verdienen. Sie half ihm dabei, die Vorteile des Regimes zu nutzen. Einerseits erwarb er die Emaillewarenfabrik, die in großem Umfang Zwangsarbeiter beschäftigte und einen Beitrag zur Rüstungsindustrie leistete. Andererseits rettete Schindler durch sein Eingreifen das Leben zahlreicher Juden, indem er sie als „unentbehrliche“ Arbeiter einstufte und vor der Deportation in Vernichtungslager schützte.
Die Frage, ob Schindler ein Nutznießer des NS-Systems oder ein heimlicher Widerstandskämpfer war, ist nicht leicht zu beantworten. Zeugnisse von Überlebenden zeigen, dass er persönliches Risiko einging, um Juden zu helfen. Doch gleichzeitig zögerte er nicht, aus den Verhältnissen des Krieges ökonomischen Nutzen zu ziehen. Diese Dualität führt zu einer Ambivalenz, die in der historischen Bewertung Schindlers bis heute zum Tragen kommt.
Profit aus Zwangsarbeit – ein moralisches Dilemma
Das moralische Dilemma, das Schindler verkörpert, wird besonders in der Tatsache deutlich, dass er von der Zwangsarbeit profitierte. Obwohl Zwangsarbeit per se eine menschenverachtende Praxis ist, bot Schindler in seiner Fabrik vergleichsweise humane Arbeitsbedingungen. Er sorgte für ausreichende Nahrung und medizinische Versorgung, was in einem krassen Gegensatz zu den tödlichen Bedingungen in vielen anderen Fabriken und Lagern des Dritten Reiches stand. Die zwiespältige Rolle Schindlers zeigt sich auch in seiner Geschäftstüchtigkeit und den Beziehungen zu hochrangigen Nazi-Offiziellen, die er geschickt für seine Zwecke nutzte.
Einige Kritiker meinen, dass Schindlers Handeln einzig von Profitstreben getrieben wurde und die Rettung der Juden lediglich eine Nebenwirkung seiner Geschäftsinteressen war. Andere jedoch sehen in ihm einen mutigen Mann, der in einer unmoralischen Zeit moralisch handelte und dabei das bestmögliche aus seiner Position machte, um anderen zu helfen. Trotz der ökonomischen Vorteile, die er genoss, spricht sein Engagement für die Rettung der Juden zumindest teilweise gegen eine rein opportunistische Perspektive. Die Einschätzung von Schindlers Motiven bleibt daher differenziert und komplex, eine einfache Einordnung wird der Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit nicht gerecht.
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Die Nachkriegszeit
Schindlers Leben nach dem Krieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 änderte sich das Leben von Oskar Schindler drastisch. Der ehemalige Industrielle, der während des Krieges dank der Profite seiner Emaillewaren- und Munitionsfabriken, in denen vornehmlich jüdische Arbeitskräfte beschäftigt waren, ein vermögendes Leben geführt hatte, fand sich in einer von Zerstörung und Entbehrung geprägten Zeit wieder. Schindler, der in den letzten Kriegsjahren durch seine Liste, die über 1.200 Jüdinnen und Juden das Leben rettete, bekannt wurde, blieb trotz seiner Taten während des Krieges nicht von den Nachkriegsschwierigkeiten verschont.
Er wurde zuerst von den Alliierten als Kriegsverbrecher verhaftet, jedoch nach einer kurzen Untersuchung wieder freigelassen. Seine Fabrik in Brünnlitz, in der er zuvor Zwangsarbeiter beschäftigte, fiel unter die Verwaltung der sowjetischen Besatzungsbehörden, sodass Schindler schnell sein Vermögen verlor. Im Jahr 1949 emigrierte er mit seiner Frau Emilie nach Argentinien, wo er versuchte, mit verschiedenen Geschäftsideen Fuß zu fassen – unter anderem betrieb er eine Hühnerfarm –, was jedoch letztlich misslang. Die wirtschaftlichen Misserfolge und die darauffolgenden finanziellen Schwierigkeiten zwangen Schindler in den 1950er-Jahren zur Rückkehr nach Deutschland, wo er sich bis zu seinem Tod im Jahr 1974 trotz anhaltender Unterstützung durch die von ihm geretteten „Schindlerjuden“ mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen musste.
Anerkennung und Gedenken: Ehrungen und Kritik
Oskar Schindlers ungewöhnliche Rolle während des Holocaust wurde erst nach seinem Tod vollends gewürdigt. Schon zu Lebzeiten erhielt er einige Zeichen der Anerkennung, wie etwa 1962, als ihm von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem die Auszeichnung Gerechter unter den Völkern verliehen wurde. Diese Ehrung ist eine Anerkennung für Nichtjuden, die ihr Leben riskierten, um Juden vor dem Holocaust zu retten. Schindler war einer der ersten Deutschen, denen diese Ehre zuteil wurde.
Trotz der Anerkennungen war Schindler auch Ziel von Kritik. Einige Historiker und Biografen argumentieren, dass er nicht gänzlich altruistische Motive hatte, sondern durchaus auch von den finanziellen und praktischen Vorteilen profitieren wollte, die ihm die Beschäftigung jüdischer Arbeiter bot. Sein Bild als Held wurde hinterfragt und kritisch diskutiert, mit dem Argument, dass seine Handlungen nicht ausschließlich auf das Wohl seiner Arbeiter abzielten, sondern auch eigennützige Ziele verfolgten.
Doch es ist die popkulturelle Verewigung durch Thomas Keneallys Buch „Schindlers Liste“ und vor allem durch Steven Spielbergs gleichnamigen Film aus dem Jahr 1993, die Schindler weltweite Berühmtheit und eine Art Heldenstatus eingebracht haben. Der Film brachte die Geschichte Schindlers einem breiten Publikum nahe und trug dazu bei, dass seine Taten gefeiert und sein Ruf als Retter der Juden gefestigt wurde.
In der Gesamtbetrachtung ist Oskar Schindler eine ambivalente Figur der Geschichte. Trotz der Kritik an seinen Motiven bleibt die Tatsache bestehen, dass er unter Einsatz seines Lebens und seines Vermögens das Überleben vieler Menschen gesichert hat. Sein Vermächtnis und die Erinnerung an sein Wirken sind fester Bestandteil der Holocaust-Gedenkkultur und der historischen Bildung. Die Diskussion über die ethische Bewertung seines Handelns ist jedoch nach wie vor ein lebendiger Teil des öffentlichen Diskurses.
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Popkulturelle Rezeption
Der Einfluss von Thomas Keneallys Buch und Steven Spielbergs Film
Die Geschichte von Oskar Schindler, einem deutschen Industriellen, der während des Zweiten Weltkriegs über 1200 Juden vor dem Holocaust rettete, wurde weitgehend durch Thomas Keneallys Roman „Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1982 und die darauf basierende preisgekrönte Verfilmung von Steven Spielberg aus dem Jahr 1993 bekannt. Keneallys Buch, das den Booker Prize gewann, zeichnet mithilfe von Zeugnissen und Interviews ein detailliertes Bild Schindlers und seiner Bemühungen, seinen jüdischen Angestellten das Leben zu retten. Spielberg übernahm diesen Stoff und schuf einen der einflussreichsten Filme über den Holocaust, der sowohl kommerziellen Erfolg hatte als auch zu einem wichtigen Bildungswerkzeug wurde.
Spielbergs Film trug maßgeblich dazu bei, Schindlers Taten einem weltweiten Publikum zugänglich zu machen. Der Schwarzweißfilm, der mit seiner nüchternen Ästhetik die Schrecken des Holocaust einfing, erhielt sieben Academy-Awards, darunter den für den besten Film und die beste Regie. Dieser filmische Ansatz und die intensive Darstellung von Schindlers Charakter schufen ein tiefgreifendes Bild von einem Mann, der als Industrieller und NSDAP-Mitglied zu einer Schlüsselfigur in der Rettung von Juden wurde.
Mythenbildung und Wahrnehmung in der Gesellschaft
Die Rezeption von Schindlers Geschichte in Keneallys Buch und Spielbergs Film hat zweifellos zu einer Art Mythenbildung beigetragen. Schindler wird oft als Held dargestellt, der sich bewusst gegen das NS-Regime stellte und sein Leben und Vermögen riskierte, um jüdische Arbeiter zu retten. Diese Darstellung prägt bis heute die gesellschaftliche Wahrnehmung von Schindler. Die Medien spiegeln und formen oft das kollektive Gedächtnis, was auch in diesem Fall sichtbar ist, da viele Menschen ihre Kenntnisse über Schindler und seine Taten aus diesen Werken ziehen.
Diese Art der Popularisierung hat jedoch auch zu einer Vereinfachung und Verklärung geführt. Sie überlagert die tatsächliche Komplexität von Schindlers Persönlichkeit und Handlungen und verdrängt ein differenziertes Bild zugunsten einer leichter verständlichen, wenn auch eventuell weniger präzisen Erzählung. Die Bedeutung dieser Werke für die kollektive Erinnerung und die Bildung über den Holocaust ist unbestreitbar, jedoch birgt sie die Gefahr der Überhöhung einzelner Akteure und kann dazu führen, dass unangenehme oder widersprüchliche Aspekte von Schindlers Leben und seiner Zeit weniger Beachtung finden.
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Kritische Betrachtung
Ethische Fragen und historische Bewertung
Die Rolle Oskar Schindlers während des Zweiten Weltkrieges ruft bis heute gemischte Gefühle hervor. Einerseits wird er als Retter von über 1.000 jüdischen Zwangsarbeitern gefeiert, andererseits kann nicht ignoriert werden, dass Schindler auch ein Nutznießer des nationalsozialistischen Systems war. Hinsichtlich des ethischen Standpunktes ist die Diskussion um Schindler häufig von der Debatte gekennzeichnet, ob das Endergebnis – die Rettung von Leben – die Mittel rechtfertigt, insbesondere wenn diese Mittel aus der Ausbeutung von Zwangsarbeit und der Kollaboration mit einem verbrecherischen Regime bestanden.
Dies wirft die historische Frage auf, wie Individuen und ihre Handlungen während extremen Unrechts bewertet werden sollen. Schindler war offensichtlich kein Widerstandskämpfer im klassischen Sinne, denn er trat der NSDAP bei und profitierte von den bestehenden Machtverhältnissen. Dennoch setzte er sein Leben und sein Vermögen aufs Spiel, um die ihm anvertrauten Arbeiter zu retten. Sein Handeln steht beispielhaft für die Ambivalenzen der menschlichen Natur und zeigt, dass auch innerhalb eines unmenschlichen Systems humane Akte möglich waren.
Umgang mit Schindlers Erbe in Wissenschaft und Bildung
Im wissenschaftlichen Diskurs wird Schindler oft als Beispiel für individuellen Mut und die Möglichkeit des Einzelnen, im Rahmen der gegebenen Umstände zu handeln, zitiert. In der Bildung dient die Geschichte Schindlers dazu, komplexe moralische Fragen zu diskutieren und das Verständnis von Geschichte zu nuancieren. Schindlers Handlungen werden in unterschiedlichen akademischen Disziplinen auf ihre ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte hin analysiert. Dabei wird unter anderem darauf eingegangen, wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten und welche Faktoren sie zu Handlungen des Guten oder des Bösen bewegen können.
Die Erzählung um Oskar Schindler findet auch Eingang in den schulischen Lehrplan, wo sie genutzt wird, um Schüler über den Holocaust aufzuklären und wichtige Fragen der Zivilcourage und moralischen Verantwortung anzusprechen. Hierbei steht insbesondere die Ambivalenz seiner Figur im Vordergrund, die es ermöglicht, ein differenziertes Bild von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten zu entwickeln. Jedoch bleibt eine Herausforderung in der Bildungsarbeit, die Vergangenheit so zu vermitteln, dass sie die Komplexität der historischen Realität widerspiegelt, ohne dabei die klare moralische Verurteilung des Holocausts zu verwässern.
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Der Mensch hinter dem Mythos
Private Einblicke: Schindlers Charaktereigenschaften
Die Person Oskar Schindler bleibt auch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Figur von großem öffentlichen und wissenschaftlichen Interesse. Charaktereigenschaften, die häufig genannt werden, sind Ambition, Charme und das Talent zur Improvisation. Er war bekannt für seinen Lebensstil, der als ausschweifend beschrieben werden kann, ebenso für seine Vorliebe für Luxus und Geselligkeit. Schindler war zudem ein passionierter Pferdeliebhaber und bekannt dafür, Risiken einzugehen – Eigenschaften, die sich in seinem geschäftlichen wie persönlichen Leben widerspiegelten.
Sein Charisma und seine Überzeugungsfähigkeit spielten eine bedeutende Rolle in seinem geschäftlichen Erfolg und waren wahrscheinlich ebenfalls ausschlaggebend für seine Fähigkeit, sowohl mit Nazis als auch mit Juden Beziehungen zu pflegen, die letztendlich lebensrettend waren. Trotz seines komfortablen Lebens im Schatten des Nazi-Regimes zeugen Berichte von einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und einer zunehmenden Abscheu gegenüber den Gräueltaten um ihn herum. Dennoch werden diese Eigenschaften kontrovers diskutiert, da sie im starken Kontrast zu seinem Profit aus Zwangsarbeit und seiner Mitgliedschaft in der NSDAP stehen.
Erinnerungen der Überlebenden und Schindlers Familie
Die Erinnerungen derjenigen, die Oskar Schindler persönlich kannten, sind von entscheidender Bedeutung für das Verständnis seiner Taten. Überlebende, die auf der berühmten Schindlerliste standen, beschreiben ihn als Retter und wagemutigen Vermittler, der sein eigenes Leben riskierte, um das der anderen zu schützen. Viele dieser Überlebenden haben ihre persönlichen Geschichten in Interviews und Erinnerungen geteilt, in denen sie Schindlers Entschlossenheit, Witz und die Fähigkeit, die Nazis zu manipulieren, hervorheben.
Schindlers Familie, insbesondere seine Frau Emilie, hat ebenfalls beigetragen, ein vollständigeres Bild von ihm zu zeichnen. Emilie wird oft als die ungenannte Heldin an der Seite von Oskar beschrieben und spielte eine entscheidende Rolle in den Überlebensgeschichten, die mit der Rettungsaktion Schindlers verbunden sind. Nach dem Krieg, als Schindler finanzielle Schwierigkeiten hatte, blieb die Unterstützung von Emilie und ehemaligen Schindlerjuden beständig, ein Zeichen tiefen Respekts und Dankbarkeit. Obwohl seine posthumen Ehrungen oft im Rampenlicht stehen, war Schindlers Leben nach dem Krieg durch Schwierigkeiten und eine gewisse Unzufriedenheit geprägt, was von Familienmitgliedern und Zeitzeugen dokumentiert wurde.
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