Biedermeier (1815-1850): Eine Zeit des Rückzugs und der Resignation
Zeitgeschichtlicher Hintergrund:
Die Ära des Biedermeier erstreckte sich von 1815 bis 1850 und war von einem bedeutsamen historischen Kontext geprägt. Nach der napoleonischen Fremdherrschaft war in Deutschland ein starkes Nationalbewusstsein erwacht. Die Befreiungskriege wurden als Volkskriege geführt, und die Hoffnung auf mehr Demokratie und nationale Staatlichkeit wuchs. Der Wiener Kongress von 1814-1815 markierte den Beginn der Restaurationspolitik, die darauf abzielte, die alte vorrevolutionäre Ordnung wiederherzustellen.
Die Restorationsperiode bis 1848:
In dieser Phase wurden nationale Forderungen unterdrückt, politische Äußerungen durch Pressezensur unterbunden und Universitäten überwacht. Liberale oder national gesinnte Professoren wurden bespitzelt. Trotz dieser Unterdrückung entwickelte sich ein wachsendes Selbstbewusstsein bei Bürgertum und Studentenschaft, die ihre Forderungen artikulierten, was schließlich in der Revolution von 1848 mündete.
Literatur des Biedermeier:
Die Literatur des Biedermeier spiegelte die Enttäuschung und Resignation des Bürgertums über die restaurative politische und gesellschaftliche Entwicklung wider. Themen wie Lebensüberdruss und Weltschmerz dominierten die Werke, die oft den Rückzug des Bürgertums in die Privatsphäre und eine Abwendung von der modernen Welt beschrieben.
Ziele der Dichter:
Die Dichter des Biedermeier strebten nach der Harmonisierung von Konflikten und Spannungen. Sie entwarfen eine heile und oft unpolitische Welt und betonten das sittliche Ideal. Eine melancholisch-pessimistische Grundhaltung war häufig spürbar und führte nicht selten zu Hypochondrie oder sogar Selbstmord.
Merkmale und Ziele des Biedermeier:
Das Biedermeier war eine bürgerliche Bewegung, die sich bewusst von den politisch-gesellschaftlichen Zuständen abwandte. Die Flucht in Resignation und das unpolitische Leben unterstützten unwissentlich die konservative Haltung der Metternich-Regierung. Es gab kein gemeinsames liberalisches Programm, und die bevorzugten Themen waren das Privatleben, die Sittlichkeit und deren Bedrohung durch die Umwelt und die unbeherrschten Leidenschaften des Menschen selbst.
Bevorzugte literarische Gattungen:
In der Epik wurde intensiv gepflegt, und viele Romane beschrieben die in sich abgeschlossene bürgerliche Welt. Häufig wurden auch Naturschilderungen eingebunden, wie es beispielsweise Eduard Mörike in seinen Werken tat. Auch in der Lyrik wurden idyllische Stimmungen und Naturbilder wiedergegeben, die sich durch Einfachheit und Saftigkeit auszeichneten. Wichtige Themen waren Liebe, Religion, Entsagung und häusliches Glück. Die Dramatik des Biedermeiers zeichnete sich durch historische Dramen aus, wie sie von Franz Grillparzer und Ferdinand Raimund verfasst wurden.