Kiesinger, Kurt Georg - Der umstrittene Kanzler

Schlagwörter:
Kurt Georg Kiesinger, Bundeskanzler, kurze Amtszeit, NSDAP-Mitgliedschaft, Nazi-Vergangenheit, Zweiter Weltkrieg, außerparlamentarische Opposition, Studentenunruhen, Beate Klarsfeld, Ohrfeige, 68er-Bewegung, CDU, große Koalition, Wirtschaftskrise, Reformen, Modernisierung, NS-Zeit, Tabuisierung, Spruchkammer, Baden-Württemberg, Bundesregierung, Regierungswechsel, Referat, Hausaufgabe, Kiesinger, Kurt Georg - Der umstrittene Kanzler
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Referat

Kurt Georg Kiesinger: Der umstrittene Kanzler

„Wer mit meinen Richtlinien nicht einverstanden ist, der soll es sagen und gehen, man kann sich durch opponierende Kabinettsmitglieder nicht an der Arbeit hindern lassen.“ - Kurt Kiesinger

Kurt Georg Kiesinger war der dritte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und regierte von 1966 bis 1969. Allerdings hatte er die kürzeste Amtszeit aller gewählten Regierungschefs, nicht einmal drei Jahre lang regierte er.

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  • Kurt Georg Kiesinger: dritter Bundeskanzler der BRD (1966-1969) → ist der gewählte Regierungschef mit kürzester Amtszeit (nicht einmal drei Jahre regierte er)
  • Kiesinger stammt aus der Mittelschicht und studiert Jura → klassisches Bildungsbürgertum
  • 1931: Referendariat am Amtsgericht
  • 1933: Beitritt in die NSDAP → Kiesinger selbst sagte, dass er immer versucht habe, die Ideologie der Nazis zu beeinflussen → tatsächlich wurde ein Dokument veröffentlicht, in welchem ihn Kollegen bei der SS anschwärzen (er habe „anti-jüdische Aktionen“ gehemmt und am „Durchhaltevermögen des deutsches Volkes“ gezweifelt)
  • 1940: Stellvertretender Abteilungsleiter im NS-Außenministerium
  • 1943: Stellvertretender Leiter der Rundfunk-Politischen Abteilung
  • Kiesinger selbst hat sich immer als entschiedener Gegner der Nazis bezeichnet → schon direkt nach dem Krieg als er in amerikanischer Gefangenschaft war
  • Er war weder am Widerstand beteiligt, noch an vorderster Nazi-Front engagiert
  • Im Jahr 1948 wird Kiesinger von einer Spruchkammer vollständig entlastet
  • In der jungen BRD arbeitet Kiesinger als Rechtsanwalt und wird schon 1949 Mitglied des Bundestages → bis 1958 bleibt er Abgeordneter und steigt zum außenpolitischen Experten der Bundestagsabgeordneten der Union auf
  • 1958: Ministerpräsident in Baden-Württemberg → kann beweisen, dass er als Chef einer Regierung taugt
  • Im dritten Wahlgang setzt sich Kiesinger in der Bundestagsfraktion durch → wird 1966 Bundeskanzler → es kommt zur ersten großen Koalition zwischen CDU, CSU und SPD
  • Die Jahre 1966 und 1967 werden als Krisenjahr wahrgenommen → die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit wächst auf 2,1 % → Jahre des Wirtschaftswunders sind vorbei
  • Neue Regierungskoalition will den Staat modernisieren und Reformen durchführen → 436 Gesetze werden verabschiedet (die meisten fungieren dazu, die Wirtschaftskrise zu überwinden)
  • Gründung „außerparlamentarische Opposition“ (APO)
  • 1968: Jahr der Studentenunruhen → das junge Deutschland beginnt, Fragen über die NS-Zeit zu stellen → Thema wird weitestgehend totgeschwiegen
  • Die Frage „Was hast du damals gemacht?“ wird auch Kiesinger gestellt → für die 68er ist es schlimm, dass ein ehemaliger Nazi im wichtigsten politischen Amt sitzt
  • Demonstranten rufen Kiesinger bspw. „Sieg Heil“ zu oder heißen ihn mit „Führer“ willkommen → 1968 trifft sich die CDU zu ihrem Parteitag in Berlin → Beate Klarsfeld gibt ihm eine Ohrfeige (sie habe das getan im Namen von Millionen von Opfern, die im Zweiten Weltkrieg ums Lebens gekommen sind) → Regierungswechsel 1969: Willy Brandt

Kiesinger entstammte der Mittelschicht und absolvierte ein Jurastudium, was ihn dem klassischen Bildungsbürgertum zurechnet. Im Jahr 1931 begann er sein Referendariat am Amtsgericht, und im Jahr 1933 trat er der NSDAP bei. Kiesinger behauptete später, dass er immer versucht habe, Einfluss auf die Ideologie der Nazis zu nehmen. Es wurde jedoch ein Dokument veröffentlicht, in dem Kollegen ihn bei der SS anzeigten, weil er "anti-jüdische Aktionen" gehemmt und am "Durchhaltevermögen des deutschen Volkes" gezweifelt haben soll.

Während des Zweiten Weltkriegs war Kiesinger stellvertretender Abteilungsleiter im NS-Außenministerium und später stellvertretender Leiter der Rundfunk-Politischen Abteilung. Nach dem Krieg bezeichnete sich Kiesinger selbst als entschiedenen Gegner der Nazis, insbesondere während seiner Gefangenschaft in den USA. Er war weder am Widerstand beteiligt noch an vorderster Front in der Nazi-Bewegung aktiv.

Im Jahr 1948 wurde Kiesinger von einer Spruchkammer vollständig entlastet und konnte in der jungen Bundesrepublik Deutschland als Rechtsanwalt arbeiten. Bereits 1949 wurde er Mitglied des Bundestages und blieb bis 1958 Abgeordneter. In dieser Zeit stieg er zum außenpolitischen Experten der Bundestagsabgeordneten der Union auf. Im Jahr 1958 wurde er zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt und konnte dort zeigen, dass er als Regierungschef geeignet war.

Im dritten Wahlgang setzte sich Kiesinger in der Bundestagsfraktion durch und wurde 1966 zum Bundeskanzler gewählt. Es kam zur ersten großen Koalition zwischen CDU, CSU und SPD. Die Jahre 1966 und 1967 wurden als Krisenjahre wahrgenommen, da die Wirtschaft schrumpfte und die Arbeitslosigkeit auf 2,1 % stieg. Die Ära des Wirtschaftswunders war vorbei.

Die neue Regierungskoalition strebte eine Modernisierung des Staates und Reformen an. Insgesamt wurden 436 Gesetze verabschiedet, die größtenteils darauf abzielten, die Wirtschaftskrise zu überwinden. Gleichzeitig entstand die sogenannte "außerparlamentarische Opposition" (APO), und das Jahr 1968 wurde von Studentenunruhen geprägt. Die junge Generation begann Fragen zur NS-Zeit zu stellen, ein Thema, das bisher weitgehend tabuisiert worden war.

Auch Kiesinger wurde mit der Frage konfrontiert: "Was hast du damals gemacht?" Für die Aktivisten der 68er-Bewegung war es ein Skandal, dass ein ehemaliger Nazi das wichtigste politische Amt innehatte. Bei Demonstrationen wurde Kiesinger zum Beispiel mit "Sieg Heil"-Rufen konfrontiert oder mit "Führer" begrüßt. 1968 fand der Parteitag der CDU in Berlin statt, und dort verpasste ihm Beate Klarsfeld eine Ohrfeige. Sie erklärte, dass sie dies im Namen der Millionen von Opfern des Zweiten Weltkriegs getan habe.

Nach der Regierungszeit von Kiesinger fand 1969 ein Regierungswechsel statt, und Willy Brandt wurde zum Bundeskanzler gewählt.

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