Pinker, Steven - Die Sprache als Menschenrüssel (Der Sprachinstinkt, Analyse)

Schlagwörter:
Steven Pinker, Analyse der Metapher, Die Sprache als Menschenrüssel, Referat, Hausaufgabe, Pinker, Steven - Die Sprache als Menschenrüssel (Der Sprachinstinkt, Analyse)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Die Sprache als Menschenrüssel (Steven Pinker) - Analyse

Was ist damit gemeint?

„Die Sprache als Menschenrüssel“ ist eine Metapher des Kognitionswissenschaftlers Steven Pinker, die er in seinem Buch „Der Sprachinstinkt“ verwendet hat. Pinker vergleicht die Sprache mit einem Rüssel, wie ihn Elefanten oder Flusspferde haben, um ihre Umgebung wahrzunehmen und mit ihr zu interagieren.

Ähnlich wie ein Rüssel ermöglicht die Sprache dem Menschen, seine Umgebung wahrzunehmen und mit anderen Menschen zu kommunizieren. Sie ist ein Werkzeug, das es uns ermöglicht, Gedanken und Ideen zu vermitteln, Informationen auszutauschen und soziale Beziehungen aufzubauen.

Pinker betont, dass die Sprache kein Produkt der Kultur oder des Lernens ist, sondern eine angeborene Fähigkeit, die der Mensch seit seiner Evolution entwickelt hat. Diese Fähigkeit ist universell und in allen menschlichen Gesellschaften vorhanden.

Indem er die Sprache mit einem Rüssel vergleicht, verdeutlicht Pinker die Bedeutung der Sprache für den Menschen und zeigt, wie wichtig sie für unsere Wahrnehmung und unser Verständnis der Welt ist.

„Die Sprache als Menschenrüssel“ (Analyse)

Der vorliegende Sachtext „Die Sprache als Menschenrüssel“ von Steven Pinker erschien erstmalig 1994 auf Englisch in Pinkers Sachbuch „Der Sprachinstinkt“ und wurde 1998 auf Deutsch übersetzt. Er beschäftigt sich mit den Gründen für den menschlichen Spracherwerb und begründet Pinkers Theorie eines sogenannten Sprachinstinktes.

Der Autor beginnt den Text mit der Beschreibung eines Elefantenrüssels und dessen einzigartigen Fähigkeiten. So enthalte er beispielsweise sechzigtausend Muskeln und sei in der Lage, mit einem Stift zu schreiben. Gleichzeitig werde seine Besonderheit von den meisten Menschen einfach übersehen bzw. geleugnet oder mit - aus Pinkers Augen unzureichenden - Theorien erklärt. Anschließend leitet er über zur Sprache als eigentliches Thema des Textes: Obwohl viele anerkannte Wissenschaftler, unter anderem Noam Chomsky, überzeugt seien, dass ein Sprachinstinkt nicht evolutionär entstanden sein könne, hält Pinker dies durchaus für möglich. Sprache sei nichts, was konkret erlernt werden müsse, sondern ein grundsätzlich vorhandener Teil des menschlichen Gehirns. Sie entwickele sich ab einem bestimmten Zeitpunkt von allein und die Fähigkeit sie zu erlernen sei von der restlichen Intelligenz unabhängig.

Nach Pinkers Vorstellung lasse sich diese Tatsache am besten mit dem Wort Instinkt beschreiben: Dabei könne man das menschliche Bedürfnis zu sprechen mit dem Spinnen eines Spinnennetzes vergleichen. Die Spinne baue von sich aus ein Netz, ohne es vorher von einer anderen Spinne erlernt zu haben. Er sei sich bewusst, dass diese Einstellung mit der geistes- und sozialwissenschaftlichen Annahme, es handle sich bei Sprache um eine kulturelle Erfindung, nicht vereinbar ist. Dennoch hält er daran fest und spricht sich für weitere Forschungen zur Sprache, auch auf biologischer Ebene, aus.

Für eine bessere Untersuchung lässt sich der Text in vier Sinnabschnitte gliedern. Dabei ist der erste Teil (Z. 1 - 61) in erster Linie als Einleitung zu verstehen, da erst im zweiten Abschnitt (Z. 62 - 105) direkt auf die Sprache als eigentliches Thema Bezug genommen wird. Auf diese längere Ausführung folgt in den Zeilen 105 bis 122 die Einführung und Erläuterung des Begriffes „Instinkt“ (Z. 106) anhand des Beispiels mit der Spinne. Im letzten Abschnitt (Z. 123 - 140) beendet Pinker seine Ausführungen mit einem Ausblick und einem indirekten Appell an die Leser.

Die Hauptaussage des Textes, es handle sich bei der menschlichen Sprache um einen Instinkt, bildet dabei eine Art Bindeglied zwischen Abschnitt zwei und drei, wobei ersterer Argumente nennt und so auf die Schlussfolgerung hinarbeitet, während letzterer dem Leser diese näher bringen soll.

Sprachlich wird schon beim ersten Lesen klar, dass es sich hier um einen populärwissenschaftlichen Text handelt. Der Autor versucht mit Beispielen aus dem Alltag (Elefanten Z. 1 - 21; Spinnen Z. 107 - 117) das Interesse des Lesers zu wecken bzw. sich dessen Aufmerksamkeit zu sichern. Außerdem handelt es sich hierbei um analogisierende Argumente, die auch (oder gerade) für den Laien leicht verständlich sind.

Gleichzeitig ist in Bezug auf die Leserlenkung auffällig, dass Pinker den Leser mehrmals direkt anspricht (z.B. Z. 15; Z. 21/22; Z. 119 - 121) und sehr häufig das Personalpronomen „wir“ verwendet (z.B. Z. 66 - 68; Z. 76 - 81; Z. 129). Dadurch schafft er eine persönliche Beziehung zum Leser, dieser fühlt sich wohler und ist empfänglicher für die eigentliche Argumentation.

In dieser liegt eine dialektische, induktive Gedankenführung vor. Man erkennt zudem, dass ein Großteil der Argumente für Pinkers Theorie eigentliche Argumente gegen andere Ansätze sind - es handelt sich also vor allem um indirekte Argumente.
Auch bei der Entkräftung bzw. Erläuterung der Argumente wird der unterhaltsame bis teilweise sarkastische Charakter des Textes deutlich. Die Erwähnung wissenschaftlicher Autoritäten wie Pinkers langjährigem Bekannten Noam Chomsky (Z. 67) und größerer Personengruppen (z.B. Z. 20ff.; Z. 123 - 126) erfolgt insgesamt eher abwertend bis satirisch. Beispielsweise verwendet er für die Beschreibung der Elefant gewordenen Biologen (auch hier handelt es sich schon um eine Art Abwertung) eine Anapher mit Parallelismus, um die Eintönigkeit und mangelnde Kreativität in der bisherigen Wissenschaft zu verdeutlichen (vgl. Z. 29 - 39 Anapher, Z. 27 - 61 Parallelismus). Indem er diese Vorstellungen als „sehr merkwürdig“ (Z. 62/63) bezeichnet und dabei auch den Leser auf seine Seite zieht (vgl. Z. 62), wertet er sie noch einmal direkt ab und ebnet den Weg für seine Theorie.

Stilistisch ist des Weiteren auffällig, dass Pinker viele Neologismen, zum Beispiel „Rüsselevolution“ (Z. 57) oder „Spinnengenie“ (Z. 111/112) verwendet, die vermutlich lustig gemeint sind und den Text auflockern sollen. Auch dadurch erzeugt er eine persönliche Beziehung zum Leser, indem er klarmacht, dass er sich der Neuartigkeit und Komplexität seiner Theorie durchaus bewusst sei, sie sogar selbst „merkwürdig“ (Z. 106) finde. Der Leser fühlt sich wertgeschätzt und sympathisiert dementsprechend mit dem Autor.

Abschließend kann gesagt werden, dass Steven Pinker mit diesem Text versucht, dem interessierten Laien seine Theorie von einem Sprachinstinkt näherzubringen. Dies ist insofern wichtig, als dass er in sprachwissenschaftlichen Kreisen damit noch eher alleine dasteht.

Dabei setzt er in erster Linie auf lebensnahe Beispiele und das Einbeziehen des Lesers sowie die Abwertung bekannter Theorien, um seine Argumentation zu stützen.

Wer ist Steven Pinker?

Steven Pinker ist ein kanadisch-US-amerikanischer Psychologe, Kognitionswissenschaftler und Sprachforscher. Er wurde 1954 in Montreal, Kanada, geboren und studierte Psychologie an der McGill University in Montreal und an der Harvard University in den USA.

Pinker ist bekannt für seine Forschungen auf dem Gebiet der Sprachentwicklung und -verarbeitung sowie der kognitiven Psychologie und der Evolution des Geistes. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter "Sprache und Denken" (1994), "Der Sprachinstinkt" (1998), "Wörter und Regeln" (1999), "Wie das Denken im Kopf entsteht" (2007), "Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit" (2011) und "Aufklärung jetzt" (2018).

Pinker gehört zu den prominentesten Vertretern des "kognitiven Universalismus", einer wissenschaftlichen Schule, die davon ausgeht, dass es im menschlichen Gehirn angeborene kognitive Strukturen gibt, die allen Menschen gemeinsam sind und die Grundlage für sprachliche und andere kognitive Leistungen bilden. Pinker ist auch als öffentlicher Intellektueller und Verteidiger der Aufklärungsideale bekannt und hat sich immer wieder zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen geäußert.

Zurück