Benn, Gottfried - D-Zug (Gedichtanalyse)
Gottfried Benn, Analyse, Interpretation, Gedichtanalyse, Referat, Hausaufgabe, Benn, Gottfried - D-Zug (Gedichtanalyse)
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Referat
Gottfried Benn – „D-Zug“
Das Gedicht „D-Zug“, welches im Jahr 1912 von Gottfried Benn verfasst wurde, kann der Epoche des Expressionismus zugeordnet werden und thematisiert den Zerfall von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Das Gedicht besteht aus zwei Einzeilern und 6 Strophen. Dabei weisen die Strophen eine unterschiedliche Anzahl an Versen auf. Die erste Strophe besteht aus zwei Versen, während die zweite Strophe aus fünf Versen besteht. Strophe drei besteht aus drei Versen und Strophe vier, fünf und sechs bestehen jeweils aus vier Versen. Ein einheitliches Reimschema, sowie ein einheitliches Metrum, weist das Gedicht nicht auf. Das Gedicht lässt sich in 3 Sinnabschnitte einteilen. Weder Reimschema, Metrik noch Rhythmus sind anzutreffen.
In der ersten Strophe befindet sich der lyrische Sprecher in einem Zug auf dem Weg nach Hause von seiner Reise, während er in den darauffolgenden Strophen rückblickend von seiner Reise und seinen Erfahrungen erzählt. Die zweite Strophe macht deutlich, dass sich der Sommer langsam dem Ende neigt und damit auch diese Reise nun vorbei ist. Dahingehen greift die dritte, sowie die vierte und fünfte Strophe Eindrücke auf, die von dem lyrischen Sprecher beschrieben werden. Es wird die Anziehungskraft zum weiblichen Geschlecht beschrieben, thematisiert jedoch keine bestimmte Frau. Es wird die Unterlegenheit der Frau gegenüber dem Mann aufgegriffen, die besonders in der letzten Strophe hervorgehoben wird, wo sie den Mann anfleht, sie zu halten.
Die ersten zwei Verse beschreiben mithilfe von mehreren Vergleichen Farbimpressionen, „Braun wie Kognak. Braun wie Laub (…)“ (Vers 1 f). Dabei weist der Kognak auf einen Rausch hin und das Laub auf die Natur, wodurch jedoch im ersten Moment kein Bezug zum Titel geschaffen werden kann. Auffällig ist jedoch, dass der Titel selbst, ausschließlich im Zeiten Vers aufgegriffen wird und ansonsten im Laufe des Gedichtes nicht wieder auftaucht. Dennoch erhält der Leser Informationen über die Strecke, die gefahren wird, „Berlin-Trelleborg und die Ostseebäder“ (Vers 2). Dies sorgt dafür, dass das Gedicht bzw. der Zug realistischer wirkt, da der Vers vergleichbar mit einer Bahnhofsansage ist. Der Ostseeurlaub weist darauf hin, dass die Menschen in dem Zug braun gebrannt von ihrem Urlaub wiederkommen, weshalb im ersten Vers die braune Farbe so hervorgehoben wird.
Vers 3 verdeutlicht, aufgrund der Verwendung des Präteritums, dass die Reise nun vorbei ist. Die Personifikation „Fleisch, das nackt ging“ (Vers 3) verdeutlicht bereits das Körperliche, welches auch in den weiteren Strophen des Gedichtes häufig wiederzufinden ist. Dies wird durch die Hyperbel „Bis in den Mund gebrannt vom Meer“ (Vers 4) unterstützt, die ebenfalls auf die braun gebrannten Urlauber hindeuten soll. Auffällig ist hier, dass die Urlauber an sich nicht genannt werden, sondern durch die Bezeichnung „Fleisch“ (Vers 3) erwähnt werden. Die darauffolgenden Verse 5 ff. zeigen, dass sich der Sommer dem Ende neigt und der Urlaub vorbei ist, was auch anhand der Aussage „wie weit der Sommer ist!“ (Vers 6) deutlich wird. Der Beobachter sehnt sich bereits nach diesem Sommer, welches der Begriff „Sichel-Sehnsucht“ (Vers 6) unterstreicht, genauso wie die Alliteration „griechischem Glück“ (Vers 6) darauf hindeutet, dass der Beobachter dies als eine schöne Zeit empfunden hat. Hinzu kommen die vermehrten Ausrufe, die diese Sehnsucht unterstreichen.
Ab dem achten Vers werden aus der Sicht des Beobachters männliche Eindrücke beschrieben, die sich auf das weibliche Geschlecht beziehen. Dabei unterstützt außerdem die Verwendung des Personalpronomens „uns“ (Vers 8) die männliche Sicht auf die Frau. Die Männer fühlen sich von ihr angezogen und beschreiben dieses Gefühl mit der Aussage „die Georginnähe macht uns wirr“ (Vers 10), wobei die Frau mit einer Pflanzengattung verglichen wird. Hier wird besonders deutlich, dass die Frau ausschließlich auf ihren Körper reduziert wird und für die Männer nur als Lustobjekt dient. Dieses Verlangen der Männer in Bezug auf die Frau als Lustobjekt zeigt auch der Einzeiler „Männerbraun stürzt sich auf Frauenbraun“ (Vers 11) was noch einmal zeigt, wie gierig die Männer fast schon über die Frauen herfallen. Für die Männer ist die Frau „etwas für eine Nacht“ (Vers 12), außer es war „schön“ (Vers 13), dann auch „noch für die nächste!“ (Vers 13). Dies zeigt, wie die Frau in Bezug auf ihren Charakter und alles, was nicht mit ihrem Aussehen zu tun hat, abgewertet wird und sie ausschließlich dafür da ist, um die Bedürfnisse der Männer zu stillen. Erfüllt sie diesen Zweck nicht bzw. wird sie den Erwartungen der Männer nicht gerecht, so bleibt sie nicht für eine zweite Nacht.
Außerdem wird anhand des Lautes „Oh“ (Vers 14) deutlich, dass der Mann nach seiner Bedürfnisbefriedigung mit der Frau gerne wieder alleine ist, wodurch auch noch einmal zu erkennen ist, dass die Frau ausschließlich für diesen Zweck genutzt wird. Verstärkt wird auch dies wieder mit vielen Ausrufen. Daraufhin folgt die Wiederholung „eine Frau“ (Vers 16), wo durch den Beobachter weitere Eigenschaften der Frau aufgezählt werden. Sie ist etwas mit „Geruch“ (Vers 16) und wird erneut mit der Pflanzengattung „Resede“ (Vers 17) verglichen, die ebenfalls einen angenehmen Geruch hat. Mit der Aussage „Stirb hin!“ (Vers 17) kann vermutlich der Liebesakt gemeint sein, der auf Befehl fallen gelassen wird. So wird auch die weitere Einstellung des Mannes dadurch verdeutlicht, indem er sagt, dass „An jedem Abhang (…) ein Glück (hängt)“ (Vers 19). Damit versucht der Beobachter erneut auf die Sexualität hinzudeuten, die man auf eine feste Bindung beziehen könnte, der man versucht mithilfe von eher oberflächlichen Bindungen zu entgehen.
Im Großen und Ganzen veranschaulicht dies nur, dass damit nichts Ernstes gemeint ist, sondern dass es nur um die Lust geht. Der weitere Einzeiler „Frauenhellbraun taumelt an Männerdunkelbraun“ (Vers 20) stellt den Männern und die Frauen entgegen. Während die Männer über die Frauen herfallen und sich regelrecht auf sie stürzten, taumeln die Frauen den Männern entgegen, was wiederum die Unterlegenheit der Frau verdeutlicht. Die Apostrophe „Halte mich! Du, ich falle!“ (Vers 21), sowie die direkte Anrede „Du“ (Vers 21) sagt aus, dass sich die Frau nach Geborgenheit und Nähe sehnt, während der Mann nur danach strebt, seine Triebe zu befriedigen. Die Frau ist allgemein viel intimer und zurückhaltender als der Mann, während er ein sehr aktives und überlegendes Verhalten zeigt. Dadurch wird schließlich abermals besonders die Rollenverteilung von Mann und Frau deutlich, geprägt von einer patriarchalischen Gesellschaft. Zudem ist die letzte Strophe, zusammen mit den ersten zwei Versen, die einzige, die in der Gegenwart geschrieben ist und mit einem Enjambement endet.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der lyrische Sprecher nicht nur beobachtet, sondern auch eigene Erfahrungen schildert. Der D-Zug steht in Bezug zum Gedicht für Schnelligkeit und Hektik, wodurch die kurzen Sätze zustande kommen. Letztlich geht es allgemein um die Geschlechterrollen sowie die Sicht auf die Frau aus der Perspektive des Mannes, die für ihn nur ein Lustobjekt darstellt und ihm deutlich unterlegen ist.
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