Schiller, Friedrich - Die Räuber (Rezension und Zusammenfassung)
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Referat
Rezension & Zusammenfassung – „Die Räuber“ von Friedrich Schiller
Das Drama „Die Räuber“ von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1782 in der Epoche Sturm und Drang ist erstmals 1999 vom Schöningh Westermann Verlag aus der Buchreihe „Einfach Deutsch“ erschienen und handelt von Rivalitäten zweier ungleicher Brüder, Franz von Moor und Karl von Moor. Einerseits befindet sich der empathische, freiheitsliebende, von seinem Vater innig geliebte Karl von Moor. Andererseits ist dessen kalt berechnender Bruder Franz, der auf Karl sehr neidisch ist. Durch Intrigen versucht er seinen Vater, den Grafen Maximilian von Moor, aus dem Weg zu räumen und seinen Bruder zu verstoßen, um so an das Erbe und die Macht zu gelangen. Karl schließt sich einer Räuberbande an und wird deren Hauptmann.
Zu den Protagonisten gehört der Graf Maximilian von Moor, die zwei Brüder Franz von Moor und Karl von Moor sowie die einzige weibliche Figur Amalia von Edelreich.
Maximilian von Moor ist Graf und Vater der beiden Brüder. Er ist altersbedingt gesundheitlich angeschlagen, weshalb er geistlich und körperlich schwach ist. Sein Sohn Karl ist sein „Schoßkind“ und erhielt jegliche Liebe von ihm, während Franz, seit deren Kindheit benachteiligt wurde.
Franz von Moor ist der zweitgeborene Sohn und daher nicht Erbberechtigter, was sein Neid und seine Wut auf Karl begründet. Somit versucht er durch Intrigen an die Macht zu gelangen und schreckt vor nichts zurück. Er ist ein kühler Rationalist und Egoist, der die Strömung der Aufklärung in seinem Handeln und Denken verkörpert.
Karl von Moor ist der erstgeborene Sohn und hat daher den Anspruch auf das gesamte Erbe. Anfangs hat er in Leipzig studiert, bis er mit seinen Studienkameraden eine Räuberbande gründet, bei der er als Hauptmann ernannt wurde und ihnen seine ewige Treue geschworen hat. Karl stellt sich als emotionaler, mitfühlender, selbstloser und gläubiger Mensch heraus, der sich für Gerechtigkeit einsetzt. Er ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang. Die beiden Brüder zeichnen sich durch ihre starke Gegensätzlichkeit in ihrem Handeln und Denken aus.
Amalia von Edelreich ist die einzige weibliche Figur in dem Drama. Sie wohnt im moorischen Schloss und ist die Verlobte Karls. Amalia ist sehr gefühlvoll und gläubig, weshalb sie der Strömung der Empfindsamkeit zuzuordnen ist.
Der zentrale Konflikt des Werks drückt sich zwischen Verstand und Gefühl aus. Durch das Franz vorenthaltenen Erbe bahnt sich ein Familienkonflikt mit großem Ausmaß an. Franz lässt sich durch seine Herrschaftsgier und Materialismus leiten, weshalb er versucht, mit Intrigen seine Ziele zu verwirklichen und schreckt dabei vor keiner Tat zurück.
Schiller spricht mit seinem Werk jede Zielgruppe an, da der zentrale Konflikt an keinen bestimmten Adressaten gerichtet ist, sondern ein offenes und für jeden nachvollziehbares Thema beinhaltet.
Schiller kritisierte mit seinem Werk die damalige oberste Gesellschaftsschicht, aufgrund persönlicher Probleme mit dem Adel, und die grassierende Doppelmoral der Menschen, was sich im Drama deutlich widerspiegelt. Er erklärt anhand der ungleichen Brüder den Anspruch auf persönliche Entfaltung und Freiheit auf unterschiedlichem Wege.
Das Werk besteht aus fünf Akten mit jeweils ein bis drei Szenen. Diese Szenen zeichnen sich durch ihren stetigen Orts-, Personen- und Handlungswechsel aus, da das Drama aus zwei Nebenhandlungen, der Räuberhandlung in den böhmischen Wäldern und der Familienhandlung im moorischen Schloss, besteht. Durch diese Szenen liegt eine strukturierte Einteilung des Werks vor.
Das Drama „Die Räuber“ thematisiert das Verhältnis und den entstehenden Familienkonflikt der beiden Brüder. Karl Moor ist der ältere und erbberechtigte Sohn. Franz Moor, der ungeliebte, ewig zurückgesetzte, hässliche Sohn, verleumdet den Bruder bei seinem Vater durch einen gefälschten Brief, in dem er als schwerer Verbrecher dargestellt wird.
Währenddessen gründet Karl mit seinen Studienkollegen eine Räuberbande, bei der er als Hauptmann ernannt wird. Karls Intension des Räuber-Daseins ist es, für Gerechtigkeit zu sorgen, anstatt Leuten Schaden zuzufügen, bis durch eine Befreiungsaktion Unschuldige, auch Kinder, ums Leben kommen. Franz jedoch plant weiterhin seine Intrigen, wie er seinen Vater aus dem Weg räumen kann, um so schnell wie möglich das Erbe an sich zu reißen.
Schlussendlich sperrt er seinen schwachen, alten Vater im naheliegenden Wald in einen Turm ein. An diesem Ort treffen Karl und der Vater zusammen. Als Karl von den Plänen seines Bruders Franz erfährt, geht er mit seiner Räuberbande gegen ihn vor. Bevor diese Rache an ihm nehmen können, begeht Franz Selbstmord und weitere Katastrophen und Morde ereignen sich.
Die inhaltliche Gesamthandlung ist größtenteils schlüssig und glaubwürdig, da Erbkonflikte und Eifersucht sowie Neid innerhalb einer Familie nicht unüblich sind. Zudem ist das Verhältnis und der Hintergrund der beiden Brüder verständlich und realitätsnah. Es ist zwar eher unüblich, sich einer Räuberbande anzuschließen, jedoch wird es im Drama glaubwürdig dargestellt. Manche Handlungen der Figuren sind diskutierbar in ihrer Nachvollziehbarkeit, da sehr viele Entscheidungen auf der Emotionalität der Figur basieren. Dies lässt sich an Karls Entscheidung, sich einer Räuberbande anzuschließen, erklären. Denn diese Entscheidung trifft er aufgrund von Zweifeln an der gesellschaftlichen Ordnung, ohne über weitere Folgen und Konsequenzen nachzudenken.
Der Inhalt und die Darstellungsform passen zur damaligen Zeit, da Schiller sich stark an der Epoche Sturm und Drang orientiert. Die Figuren verkörpern in ihrem Handeln, Denken und Sprache einzelne Teile dieser Epoche sowie der Zeit. Trotz allem ist der Inhalt zeitlos, was bedeutet er passt zur entsprechenden Zeit, da diese Konflikte im heutigen Zeitalter ebenso wiederzufinden sind.
Die Handlungen der Charaktere sind größtenteils nachvollziehbar, jedoch nicht immer in ihrer Intensität und ihrem Ausmaß. Es ist etwa nachvollziehbar, dass Franz sich durch seine Benachteiligung Anrecht auf das Erbe schaffen möchte, jedoch ist es bedenklich, wie radikal seine Handlungen sind, in denen er unter anderem seinen Vater aus dem Weg räumen möchte und darüber klagt, wie lange so ein „zäher alter Klumpen Fleisch“ lebe. Ein weiteres Beispiel, das widersprüchlich ist, ist Karl, der für Gerechtigkeit sorgen möchte, aber dennoch Menschen durch seine Räubertaten verletzt und schlussendlich sogar seine Geliebte ermordet.
Die vorkommenden Personen wirken authentisch, da der Leser von jeder Figur, hauptsächlich der Hauptfiguren sowohl direkte als auch indirekte Einblicke in die Gefühlslage erhält.
Schiller verwendet in seinem Werk viele Stilmittel, die zur Lesbarkeit, Verständlichkeit sowie Spannung für den Leser beitragen. Er setzt die typische Sprache und Gestaltungsmittel des Sturm und Drang im Drama ein, was an der Ausdrucksstärke, der Betonung des Gefühls und der Plastizität sowie Derbe erkennbar ist. Die ausdruckstarke Sprache setz sich aus Kraftausdrücken und der Umgangssprache zusammen. Oft werden Ausrufe (S. 31 Z. 23 f.), Frageketten (S. 14 unten), Klimaxe (S. 32 Z. 27), Verbildlichungen (S. 144 Z. 20f.), Akkumulationen (S. 61), Antithesen (S. 53 Z. 19 „Himmel-Hölle“), Kraftausdrücke (S. 18 Z. 20) sowie rhetorische Fragen verwendet. Auffallend sind positiv besetzte Begriffe, wie Herz, Natur etc., die im Gegenzug zu den negativ besetzten Begriffen, wie Hölle etc., stehen.
Schiller hat den Protagonisten eine individuelle, auf ihre Handlungen und ihr Denken abgestimmte Sprache zugeordnet. Beispielsweise ist Karls Sprache voller Emotionen und Expressivität, während die von Franz sehr analytisch ist. Ebenso auffallend sind die langen Monologe von Franz, in denen er seine nächsten Züge plant. Zudem wurden viele lyrische Elemente in Form von Liedern oder Gedichten eingebaut.
Diese sprachliche Gestaltung ist im Drama optimal gewählt, da sie eine gewisse Ausdrucksstärke hervorbringen. Somit fällt es dem Leser leicht in die Gefühlslage der Figuren ohne Verständnisschwierigkeiten einzutauchen. Es wurden selten altsprachliche Begriffe verwendet, sondern oft Umgangssprache, was die Lesbarkeit vereinfacht. Die sprachliche Gestaltung unterstützt den Inhalt und die Verständlichkeit. Um gewisse Handlungen jedoch komplett deuten zu können, sollte der Leser über die Epoche Sturm und Drang sowie über die Strömungen der Aufklärung und Empfindsamkeit aufgeklärt sein.
Inhalt und Sprache ergänzen sich perfekt, da bestimmte Inhalte durch die Sprache und die Gestaltung besonders hervorgehoben wurden. Die Sprache der Figuren spiegelt sich in deren Handlungen wider. Beispielsweise wurde eine sehr emotionale und zerbrechliche Sprache Karl zugeordnet, als er sich zurückzog und melancholisch wurde (3.Akt 2.Szene).
Abschließend lässt sich das Drama Schillers als ein gelungenes Werk einstufen, das sich deutlich mit der Frage, wie weit ein Mensch in seinem Streben nach der Selbstverwirklichung gehen darf, beschäftigt. Der Leser ist dazu aufgefordert, sich eine eigene Meinung über die Charaktere und diese Leitfrage zu bilden.
Trotz der unregelmäßigen Einheit von Ort, Zeit und Handlung bin ich der Meinung, dass die Szeneneinteilung gut gestaltet wurde, da der Leser anhand des Ortes direkt erkennen kann, welche Nebenhandlung mit welchen Charakteren thematisiert wird.
Weiterhin ist es dem Autor gelungen eine mehrfache Spannung, aufgrund unerwarteter Wendepunkte, aufzubauen. Daher gelingt es dem Leser nicht, die Handlung vorherzusehen und ist somit gefesselt, was zur Empfehlung des Dramas beiträgt. Vergleichbar ist das Drama mit der Handlung des Films und Buchs „Robin Hood“.
Letztendlich kann festgehalten werden, dass Schillers Drama „Die Räuber“ für jede Zielgruppe geeignet ist, da es ein für jeden zugängliches Thema behandelt und durch sprachliche Gestaltungen eine gute Lesbarkeit aufweist. Jedoch sollte der Leser sich mit der Epoche Sturm und Drang sowie den Strömungen der Aufklärung und Empfindsamkeit vertraut machen, um das Handeln und Denken der Protagonisten besser verstehen und interpretieren zu können.
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