Zeh, Juli - Corpus Delicti: Ein Prozess (Buchkritik)

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Juli Zeh, Inhaltsangabe, Zusammenfassung, Rezension, Kritik, Referat, Hausaufgabe, Zeh, Juli - Corpus Delicti: Ein Prozess (Buchkritik)
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Referat

Buchkritik „Corpus Delicti“ (Autorin Juli Zeh)

Die nachfolgende Rezension bezieht sich auf das Taschenbuch „Corpus Delicti“, welches von Juli Zeh verfasst und vom Ernst Klett Verlag 2009 veröffentlicht wurde.

Der Roman „Corpus Delicti - Ein Prozess“ von Juli Zeh wurde am 20. Februar 2009 im Verlag Schönling & Co. veröffentlicht und beinhaltet einschließlich des Nachwortes 272 Seiten. Der Zukunftsroman lässt sich dem Genre Science-Fiction sowie Dystopie zuordnen und knüpft an das zuvor veröffentlichte Theaterstück Juli Zehs an. Juli Zeh wurde 1974 in Bonn geboren. Ihr Jurastudium schloss sie 1998 mit dem ersten juristischen Staatsexamen ab. Zwei Jahre nach Beendigung ihres zweiten Staatsexamens fand ihr Debüt als Romanautorin mit Adler und Engel im Jahr 2001 statt. Ihre juristische Ausbildung spiegelt sich auch in Corpus Delicti wider, in welchem sie das Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit anhand einer Dystopie Mitte des 21. Jahrhunderts thematisiert.

Mitte des 21. Jahrhunderts wird die Demokratie von einer Gesundheitsdiktatur abgelöst, die Sport, Schlaf und Ernährung jedes einzelnen Bürgers staatlich überwacht und jene verfolgt, welche sich der herrschenden „Methode“ nicht unterordnen. Die Hauptfigur des Romans ist die anfänglich methodentreue Biologin Mia Holl. Nachdem ihr Bruder Moritz im Gefängnis Selbstmord begeht, ist Mia die einzige, welche an seine Unschuld glaubt. In der Hoffnung ihren Bruder zu rehabilitieren, findet Mia heraus, dass die Methode nicht unfehlbar ist und beginnt gegen das herrschende System anzukämpfen. Als die anfänglich methodentreue Protagonistin Mia Holl das System des Unrechts beschuldigt, wird sie zur Staatsfeindin erklärt und auf unbestimmte Zeit zum Einfrieren verurteilt.

Corpus Delicti ist das erste Werk, welches wir von Juli Zeh gelesen haben und bei der ersten Betrachtung des Romans ist uns zunächst die hohe Seitenanzahl negativ ins Auge gesprungen. Allerdings wurde unsere Befürchtung des Lesefrusts schnell widerlegt. Anhand des modernen Schreibstils sowie der kurzen Kapitel wurde unsere Leselust schon nach wenigen Seiten erweckt. Diese Auffassung wurde auch in einer internen Umfrage innerhalb unseres Deutsch-Leistungskurses der 12. Klasse bestätigt. Zunächst kommt der Lesefrust, dann die Leselust!

Allerdings erweckte nicht nur der formale Aufbau des Werkes, sondern zugleich die Thematik des Buches unsere Neugier, da wir viele Parallelen zwischen der herrschenden Gesundheitsdiktatur und unserer aktuellen Corona-Pandemie ziehen können. Das Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit ist nicht nur in dem Roman, sondern auch heutzutage ein umstrittenes Thema. Darf ein Individuum zur Gesundheit verpflichtet werden? Darf die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt werden, um somit die restliche Gesellschaft zu schützen? Und was ist eigentlich Gesundheit? - Mit diesen auch heutzutage präsenten Fragen setzt sich Julia Zeh kritisch auseinander und weckt mit dieser spannenden Thematik schnell das Interesse des Lesers. Ebenso lässt sich sowohl das Tragen einer Maske, sowie das Meiden von Kontakten nicht nur im Roman, sondern auch binnen unserer Gesellschaft wiederfinden.

Obwohl uns das Thema gut gefällt, wurde uns die Spannung leider schon durch das am Anfang des Buches vorkommende Urteil vorweggenommen. Zwar kommt es im Verlauf des Buches immer wieder zu unvorhersehbaren Wendungen, allerdings lässt sich der Verlauf der Handlung dadurch schon vorhersehen. Allerdings wurde unser Interesse auch durch die interessante Titelgebung der einzelnen Kapitel wie Kapitel 12 „Saftpresse“ geweckt. Diese Benennung steht gegensätzlich zu der herrschenden Gesundheitsdiktatur und zeigt die Individualität Juli Zehs, welche in der Methode keinen Platz hat.

Aber nicht nur der Inhalt hat uns überzeugt, sondern auch die auftretenden Figuren, wie Mia Holl. Die Protagonistin durchläuft binnen der Handlung eine Wendung, welche sich nicht nur auf Mia projizieren lässt, sondern zugleich auch auf die erste Erscheinung der „unfehlbaren Gesundheitsdiktatur“. Die anfänglich methodentreue Protagonisten entwickelt sich letztendlich zur Staatsfeindin und auch die Fehlbarkeit der scheinbar perfekten „Methode“ wird im Laufe der Handlung aufgedeckt.

Allerdings hat Juli Zeh nicht nur durch Mia eine tolle Protagonistin erschaffen, sondern auch durch das Auftreten der imaginären idealen Geliebten. Durch die ideale Geliebte, bekommt der Leser einen anderen Einblick in das Innenleben Mias, welche in ihrer Freundin die tiefste Begierde nach der Auflehnung gegen die Methode sieht. Da nur der Leser, Mia und Moritz von der Existenz der idealen Geliebten wissen, wird eine gewisse Intimität zwischen den Protagonisten sowie dem Leser selbst geschaffen.

Ein weiterer positiver Punkt, der uns an dem Roman überzeugt, ist der gewählte Titel. Ein Corpus Delicti ist in der Rechtssprache der Gegenstand, mit dem eine Straftat begangen worden ist und der dem Gericht als Beweisstück dient. Anhand dessen wird nicht nur eine Parallel zum Leben der Autorin gezogen, sondern zugleich auch die Unschuld von … bewiesen - wir wollen ja nicht spoilern :)

Aber wir wollen nicht nur Julia Zeh ein großes Lob aussprechen, sondern zugleich dem Klett Verlag für Begriffserklärungen in den Fußnoten danken, da diese zu einem besseren Verständnis beigetragen und somit ebenfalls dem Lesefrust entgegengewirkt haben.

Es lässt sich also sagen, dass der Roman „Corpus Delicti“ definitiv ein gelungenes Werk ist, welches man gelesen haben sollte. Durch den Aktualitätsbezug ist es nicht nur eine gute Schullektüre, sondern ist für jeden zu empfehlen, welcher sich gerne mit dem Dilemma zwischen Freiheit und Sicherheit auseinandersetzt. Allerdings wird dem Leser durch das Urteil zu Beginn die Spannung vorweggenommen, weshalb man dies beispielsweise an das Ende hätte setzen können. Jedoch hat uns dies dennoch nicht vor der Leselust bewahrt. Ein toller Roman, welcher den Leser vor kritischen Entwicklungen der heutigen Gesellschaft warnt und zugleich an seine Mündigkeit und Eigenverantwortung appelliert. Ein Roman, welcher den eigenen Verstand fordert und zum Nachdenken anregt.

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