Exilliteratur - Exilliteraten und die Leitmotive ihres Schreibens

Schlagwörter:
NS-Literatur, NSDAP Bertolt Brecht, Heinrich Heine, Die schlesischen Weber, Weberlied, Georg Büchner, Schriftsteller im Widerstand, Referat, Hausaufgabe, Exilliteratur - Exilliteraten und die Leitmotive ihres Schreibens
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Referat

Schriftsteller im Widerstand – Exilliteraten und die Leitmotive ihres Schreibens

Gliederung / Inhalt

Schriftsteller im Widerstand – Exilliteraten und die Leitmotive ihres Schreibens

Zwischen 1933 und 1945 flohen insgesamt mehr als 2.000 Schriftsteller und Schriftstellerinnen ins Exil. In „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“, welche von den Nationalsozialisten aufgesetzt war, wurden 4.175 Einzeltitel und 565 Gesamtwerke verboten. Parallel fanden zwischen März und Oktober 1933 102 Bücherverbrennungen in über 90 deutschen Städten statt, wodurch unzählige Bücher, Flugblätter und andere literarische Werke zu Asche wurden. Die Exilliteratur bildete daher ein Herzstück der deutschen Literatur.

Mit den Worten „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ trifft Georg Büchner den Nagel auf den Kopf. Der deutschsprachige Schriftsteller veröffentlichte das Zitat gemeinsam mit Ludwig Weidig in deren 1834 erschienen Flugblatt „Der Hessische Landbote“. Aufgrund der in Deutschland vorherrschenden sozialen Strukturen des Feudalismus und Pauperismus lehnte sich das Proletariat auf und die Schriftsteller bekannten Farbe. Georg Büchner war aktiver Widerständler und beteiligte sich am Sturm auf die Frankfurter Haupt- und Konstablerwache, bei dem rund 100 Aufständische eine Revolution in Deutschland auslösen wollten. Leider scheiterte diese und Büchner widmete sich der Literatur, um die Masse zu bewegen und mobilisieren. In der bereits erwähnten Schrift „Der Hessische Landbote“ fordert Büchner eine freiheitliche demokratische Verfassung, die Gleichberechtigung von Arm und Reich sowie ein geeintes Deutschland. Aufgrund von zu hohen Steuern, welche die Obrigkeit in Hessen und ganz Deutschland forderte, lebten Menschen in unteren sozialen Schichten in Armut. Auf Seite 12 seines Werkes steht geschrieben: „Die Justiz ist in Deutschland seit Jahrhunderten die Hure der deutschen Fürsten.“ , womit er auf eine radikale Art und Weise ausdrücken will, dass die deutschen Fürsten die Justiz missbrauchen würden und sie einer Neuordnung bedürfe. Fürsten stellten die unrechtmäßige Obrigkeit dar, waren nicht vom Volk gewählt und repräsentierten dieses schlussfolgernd politisch und juristisch nicht. Das Medium der deutschen Sprache stellte somit eine literarische Waffe dar, die humanitäre und soziale Ideen beinhaltete, welche der damaligen Gesellschaftsstruktur widersprachen. Die Form und Sprache des Mediums spielten dabei keine übergeordnete Rolle, da das primäre Ziel die Übermittlung und Verbreitung der Botschaft darstellte.

Ebenso wie Georg Büchner war Heinrich Heine ein deutscher Schriftsteller, der den Alltag und die harte Arbeit der sozial schwachen Bürger mit einer Dystopie gleichsetzte. Sie litten trotz ihrer harten Arbeit Hunger und auch die Zukunft ließe nach Heine in diesem gesellschaftlichen System keine positiven Aspekte für das Gemeinwohl zu. Heine verfasste anlässlich des Weberaufstandes 1844 sein Werk „Die schlesischen Weber“ (auch: „Weberlied“ genannt), in welchem er auf die Hungerlöhne der Arbeiter und die Folgen der industriellen Revolution für diese aufmerksam macht.

Die schlesischen Weber
von Heinrich Heine

Im düstern Auge keine Thräne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben Dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
 
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöthen;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
10 
Wir weben, wir weben!
 
11 
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
12 
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
13 
Der den letzten Groschen von uns erpreßt,
14 
Und uns wie Hunde erschießen läßt –
15 
Wir weben, wir weben!
 
16 
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
17 
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
18 
Wo jede Blume früh geknickt,
19 
Wo Fäulniß und Moder den Wurm erquickt –
20 
Wir weben, wir weben!
 
21 
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
22 
Wir weben emsig Tag und Nacht –
23 
Altdeutschland, wir weben Dein Leichentuch,
24 
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
25 
Wir weben, wir weben!

(„Die schlesischen Weber“ von Heinrich Heine ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.7 KB) zur Unterstützung an.)

Hervorzuheben ist dabei die 3. Strophe:

„Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
Wir weben, wir weben!“

Mit diesen Versen des Gedichts, welches in Aufstandsgebieten als Flugblatt verteilt wurde, macht er auf die Ausbeutung der Arbeiter und den mit der Industrialisierung einhergehenden Pauperismus aufmerksam. Im vierten Vers der dritten Strophe steht, wie im letzten Vers aller Strophen „Wir weben, wir weben!“, wodurch die harte Arbeit verdeutlicht wird. Denn in dem Gedicht werden die schlechten Lebensumstände deutlich gemacht, doch die Weber weben weiter bis sie sterben.

Ähnlich der Zeit des Vormärz lässt sich die Zeit von 1933 bis 1945 als Epoche der Exilliteratur bezeichnen. Innerhalb dieses Zeitraums herrschte der Nationalsozialismus in Deutschland und später auch in Teilen Europas. Von den rechtsextremen Faschisten ging spätestens seit der Machtergreifung Hitlers ein hohes Maß an Gewalt aus und Inhaftierungen waren für Systemkritiker Alltag geworden. Im Jahr 1935 traf Deutschland aufgrund der Nürnberger Gesetze, welche die gesetzliche Unterdrückung der Juden bedeutete, eine Auswanderungswelle. Mutige Autoren wie Bertolt Brecht und Anna Seghers schrieben trotz unfreiwilliger Flucht aufgrund von Zensur weiterhin literarische Texte, in denen die Leitmotive der Exilliteratur aufgegriffen werden. Leitmotive sind das Heimweh, der Verlust der eigenen Kultur, die Aufklärung über die wahren Geschehnisse, aber auch die existenziellen Probleme der Autoren im Ausland. Bertolt Brecht floh einen Tag nach dem Reichstagsbrand am 27.02.1933 aus Deutschland ins Exil nach Prag, wo er folgendes schrieb: „ich würde gern wieder einmal die Zeitungen zusammen mit euch lesen. Man verdaut besser zusammen. Und man muss ungeheuer verdauen jetzt“. Diese Worte schrieb er nieder, bevor er nach Paris aufbrach und sie verinnerlichen die Motivik des Heimwehs und der Sorge und das Heimatland.

Die Autorin Anna Seghers befasste sich ebenfalls mit der Thematik des nationalsozialistischen Deutschlands und schrieb in ihrem Zeitroman „Das siebte Kreuz“ über den Alltag im nationalsozialistischen Deutschland aus der Sicht eines KZ-Insassen. Mit diesem Roman will sie der Außenwelt die Grausamkeit darlegen und auf Probleme aufmerksam machen. In dem Roman lässt sich ohne Frage das Motiv der Aufklärung über die wahren Geschehnisse im Heimatland auffinden.

Die Literatur in fremden Ländern, in denen man Exil suchte, war oft wenig profitabel und daher eine Art Liebesbekenntnis an das Heimatland. Im Exil wurde möglicherweise nicht die deutsche Sprache gesprochen oder es bestand kein Interesse an den Werken der ausländischen Schriftsteller. Diese spezielle Art der Literatur ist somit ganz besonders bemerkenswert.

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Relevanz und Wirkung

Der Exilliteratur ist sowohl eine große Relevanz als auch Wirkung zuzuschreiben. Dank ihr erreichte gesellschaftskritisches und antifaschistisches Gedankengut den Normalbürger in der Heimat. Romane, Flugblätter, Reden sowie die Lyrik und Tarnschriften verhalfen den deutschen Bürgern zum individuellen Denken, losgelöst von der Unterdrückung zur Zeit des Vormärz und des Menschenhasses im Rahmen des Nationalsozialismus. Das geschriebene Wort hat unabhängig von dessen Form und Sprache die Gewalt Menschen zu beeinflussen und sie im Zuge dessen zu Protesten und Aufständen zu bewegen. Freiheitliche demokratische Rechte und Gleichberechtigung für einen jeden sind schon immer Utopien, für die es sich jedoch zu kämpfen lohnt. Die Literatur der Autoren im Exil bestärkte diesen Kampf und ließ die Menschen wieder Hoffnung empfinden, da sie wussten, dass sie nicht alleine waren. Besonders die Exilliteratur kann eine geteilte Gesellschaft wieder vereinen und auf die Macht der eigenen Meinung aufmerksam machen. Die Wirkung ist historisch so massiv, dass wir ohne die Bekundungen von neuen Ideen und das Aufklären über die wahren Geschehnisse heute möglicherweise nicht so fortschrittlich, friedlich und weltoffen leben würden.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

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