Brecht, Bertolt - Der Radwechsel (Interpretation)

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Bertolt Brecht, Analyse, Interpretation, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Brecht, Bertolt - Der Radwechsel (Interpretation)
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Referat

Interpretation: „Der Radwechsel“ von Bertolt Brecht

Der Radwechsel
von Bertolt Brecht

Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?

(„Der Radwechsel“ von Bertolt Brecht ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.3 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Der Radwechsel“ von Bertolt Brech aus dem Jahre 1953 handelt von dem lyrischen Ich, welches sich nirgends Zuhause fühlen kann. Es ist zur Nachkriegszeit geschrieben und enthält einige Elemente daraus.

Das Gedicht fängt an mit dem lyrischen Ich, welches auf der Straße ungeduldig seinem Fahrer bei dem Reifenwechsel zuschaut. Es erzählt seine Ansichten zum Reiseziel und dem Ort des Aufbruchs.

„Der Radwechsel“ besteht aus einer Strophe mit 6 Versen mit keinem einfachen Reimschema. Das Metrum ist ein dreihebiger Jambus. Zudem verweist das Gedicht einige Stilmittel zur Gestaltung dessen auf. Zum Beispiel findet man in den Versen 3 und 4 eine Wiederholung mit einer Anapher der Wörter „Ich“ und „Ich bin nicht gern, wo ich“ zudem finden wir in den Versen 5 bis 6 eine Frage, welche auch als rhetorische Frage verstanden werden kann „Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld?“ Auffällig ist zudem, dass der Versanfang immer großgeschrieben wird, egal ob es ein Satzanfang ist oder nicht.

Wir befinden uns in dem Text an einem „Straßenrand“ (V. 1) welcher auf dem Weg des Zielortes befindet „hinfahre“ (vgl. V. 4). Die Stimmung an sich ist trübe, da das lyrische Ich in keiner guten Laune ist. Dies liegt vorrangig an dem Befinden des lyrischen Ichs, da es sich nicht mit seiner jetzigen Situation gut befindet und denkt, dass es dort, wo es hinreist, nicht besser wird. „ich bin nicht gern, wo ich herkomme. Ich bin nicht gern wo ich hinfahre“ ( V. 3 f.).

Durch das Gedicht zieht sich ein Leitbild, welches den „Radwechsel“ (V. 5) verkörpert. Das lyrische Ich wartet wegen des Radwechsels auf die Weiterfahrt und kommt somit auf die Gedanken seine Neugierde zu hinterfragen und somit neue Hoffnung zu erwecken. Dieser Radwechsel befindet sich auch in der Überschrift und steht als Symbol für einen Neuanfang und neue Kraft.

Nun kommen wir zum lyrischen Ichs, welches sehr pessimistisch ist. Es ist sehr niedergeschlagen, da es vermutet, dass seine Situation sich nicht verbessert an dem Zielort. Es hat schlechte Erfahrungen gemacht und findet keinen Platz mehr, wo es wirklich hingehört (vgl. V. 3 f.). Dennoch besitzt es die Eigenschaft der Neugierde und wartet ungeduldig auf die Fortführung der Reise (vgl. V. 5 f.). Zudem ist das lyrische Ich sehr unzufrieden mit seiner Selbst und hat die Hoffnung auf ein besseres Leben aufgegeben. Dies kann man aus dem ersten Vers heraus interpretieren, wobei der „Straßenrand“ für das Leben steht, welches sehr unglücklich verlief. Der Straßenrand ist auch ein Zeichen der Armut, doch das lyrische Ich kann sich eine Reise wie diese leisten, so ist es nicht von Armut geprägt. Die „Ungeduld“ (V. 6) steht für die kleine Hoffnung, die dennoch im lyrischen Ich vorhanden ist.

Der Autor hingegen verarbeitet seine Lebensgeschichte mit diesem Gedicht. In seiner Biografie wird er Opfer des Nationalsozialismus wegen seines jüdischen Glaubens und musste mehrmals fliehen und seinen Wohnsitz ändern. So verkörpert er das lyrische Ich, welches auch auf der Reise ist, seinen Wohnsitz zu ändern, doch weiß, dass es sich dort, wo es hinfährt, nicht zu Hause fühlen kann und sein altes Heim ließ dies auch nicht zu (vgl. V. 3, 4).

Das Gedicht, welches von einem Start ins neue Leben des lyrischen Ichs und seiner Skepsis und Hoffnungslosigkeit handelt, widerspiegelt sehr das Leben des Autors. Der Autor will damit sein Fünkchen Hoffnung in dieser aussichtslosen Situation beschreiben und damit aussagen, dass man in jeder schlechten Lage etwas Hoffnung finden kann.

Ich finde dieses Gedicht ziemlich aussagekräftig für die wenigen Verse, die es lang ist. Man kann verschiedene Deutungsansätze verstehen und das Gedicht auf vielen Situationen des Lebens widerspiegeln. Es ist universell einsetzbar, um die Gefühle in einer pessimistischen Lage auszudrücken.

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