Kafka, Franz - Vor dem Gesetz (Analyse)

Schlagwörter:
Franz Kafka, Analyse, Interpretation, Referat, Hausaufgabe, Kafka, Franz - Vor dem Gesetz (Analyse)
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Referat

Analyse: „Vor dem Gesetz“ von Franz Kafka

Der Kurzprosatext „Vor dem Gesetz“ geschrieben von Franz Kafka im Dezember 1914 zur Zeit des Ersten Weltkrieges und in der Epoche des Expressionismus handelt von einem Mann, der vor einem Türhüter steht und darauf wartet, durch diese Tür hindurchgehen zu dürfen.

Der Mann tritt vor den Türhüter, der ihm den Durchgang nicht gewährt. Außerdem schreckt der Türhüter den Mann ab, indem er sagt, es würden noch weitere mächtigere Türhüter auf ihn warten. So entschließt sich der Mann vom Lande zu warten, bis ihm der Durchgang gewährt würde. Über die Jahre fragt ihn der Türhüter über sein Leben aus. In dieser Zeit erbittet und besticht der Mann den Türhüter immer wieder und sieht nur noch ihn als Schuldigen und einzige Hürde dem Gesetz gegenüberzustehen. Als der Wartende nun allmählich seine Kräfte verliert, wundert er sich, keinem anderen auf dem Weg zum Gesetz begegnet zu sein. Daraufhin sagt der Türhüter, dass diese Tür nur für den Mann gedacht sei und schließt somit die Tür. Betrachtet man zur Analyse dieses Textes die Biografie Kafkas, lassen sich einige Parallelen feststellen.

Der Türhüter bzw. der Antagonist zeigt Ähnlichkeiten zum Vater. Sowohl das äußerliche Auftreten des Türhüters, als auch die Charakterzüge sind mit denen des Vaters vergleichbar. So wird der Türhüter als groß und mit „tatarischen Bart“ (S. 1, Z. 19) beschrieben (vgl. S. 2, Z. 23 f.). Sieht man sich indessen Kafkas Vater an, ist auch er ein großer und kräftiger Mann. Außerdem könnte man das „tatarische[n]“ (S. 1, Z. 19) Aussehen mit der ländlichen Abstammung aus dem jüdisch-tschechischen Proletariat vergleichen. Auch die „teilnahmslose Fragen“ (S. 2, Z. 1), die nicht wirklich aus Interesse gestellt werden, sind analog zu den geschilderten Gesprächen zwischen Kafka und seinem Vater (vgl. S. 1, Z. 24 - S. 2, Z. 1). Der Aspekt der Bestechung weist auch Ähnlichkeiten zum Vater auf (vgl. S. 2, Z. 5).

So wie auch Kafka und sein Vater einen starken Kontrast aufweisen, ist dieser auch zwischen dem Antagonisten und Protagonisten erkennbar. Auffällig hierbei ist vorrangig der „Größenunterschied“ (S. 2 Z. 24) und das Machtverhältnis (vgl. S. 1, Z. 11, S. 1, Z. 14, S. 2, Z. 1).

Abgesehen von diesen Aspekten zeigen noch weitere Stellen Züge von Kafkas Leben. So ist die Sprache aus dem Bereich der Rechtssprache wie „Gesetz“ (S. 1, Z. 2), „Verbot“ (S. 1, Z. 10) und „Verhöre“ (S. 1, Z. 24) aber auch „bestechen“ (S. 2, Z. 5) analog zu seiner Arbeit bei der Versicherung. Das „vergehende[s] Gehör“ (S. 2, Z. 30) und das schwache „Augenlicht“ (S. 2, Z. 16) lassen den Protagonisten kränklich und schwach wirken, wie es auch Kafka war. Zudem zeigt das „jahrelange[n] Studium des Türstehers“ (S. 2, Z. 13) eine Parallele zu Kafkas Jurastudium.

Typisch für Kafka sind die Motive der Tür, der Zeit und des (Lebens-)Wegs (vgl. S. 1, Z. 8,9; S. 2, Z. 7; Z. 25f.). Hierbei steht die Tür für einen Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, aber auch für Erlösung. Bezieht man die genannten biografischen Aspekte mit ein, lässt sich vermuten, dass Kafkas Vater seinem friedvollen Leben und möglichen anderen Türen bzw. Möglichkeiten im Weg steht. So auch das Motiv des Lebenswegs. Kafka bzw. der Protagonist wird durch den Türhüter bzw. seinem Vater davon abgehalten, einen anderen Weg zu gehen, was ein „Hindernis“ (S. 2, Z. 9) für sein eigenes erfülltes Leben schafft. Durch einen kleinen Hoffnungsschimmer wird er dabei an diesem Weg festgehalten, was einen Ausweg oder einer Flucht verhindert (vgl. S. 2, Z. 18). Das Motiv der Zeit ist wie in so vielen Werken Kafkas vertreten. Hier wird dem Mann vom Lande viel Lebenszeit gestohlen, da er unnütz dort wartet. So könnte sich auch Kafka gefühlt haben, wenn er den Anforderungen seines Vaters gerecht werden wollte, aber seinen eigenen Träumen nicht nachgegangen ist.

Aus diesen Deutungsansätzen sticht die Aufforderung heraus, seine eigenen Träume zu verfolgen und sich bewusst zu machen, dass man es nicht immer jedem recht machen muss. Denn bereits Konfuzius (551 v. Chr. - 479 v. Chr.) sagte: „Wer unsere Träume stiehlt, gibt uns den Tod.“ Worauf auch Kafka mit seinem Text aufmerksam macht, da der Mann so lange auf den Türsteher wartet, bis er selbst am Ende seiner Kräfte ist.

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