Zweite Industrielle Revolution und erste Globalisierung

Schlagwörter:
Industrielle Revolution, Kennzeichen, Merkmale, Referat, Hausaufgabe, Zweite Industrielle Revolution und erste Globalisierung
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Geschichte – Zweite Industrielle Revolution und erste Globalisierung

Unter den europäischen Ländern war England am Ende des 19. Jahrhunderts am weitesten auf dem Weg zur industriellen Gesellschaft vorangeschritten. Deutschland schickte sich in den Jahrzehnten nach der Reichsgründung an, den Rückstand allmählich aufzuholen und besonders in der technologischen Entwicklung sogar die Führung zu übernehmen. Aber auch Länder wie Frankreich, die Schweiz, Belgien und die skandinavischen Länder erlebten ein starkes wirtschaftliches Wachstum; die industrielle Entwicklung in Russland beschränkte sich auf wenige Zentren. Schlusslichter auf dem Kontinent waren die südeuropäischen Länder und der Balkan. Der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten sank in den führenden Industriestaaten auf weniger als 40 Prozent – in Großbritannien sogar auf unter 10 Prozent, im Süden Europas dagegen verharrte er bei über 60 Prozent.

Diese zweite Industrielle Revolution in den Jahrzehnten seit etwa 1880 hatte einen ganz anderen Charakter als die erste, die im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts von England ausgegangen war und im 19. Jahrhundert nach und nach den Kontinent erfasst hatte. In der ersten industriellen Revolution spielten Erfindungen eine wichtige Rolle, durch die zunächst die Mechanisierung der Textilherstellung in England vorangetrieben wurde. Mit dem Einsatz der Dampfkraft als neuer Energiequelle in der Textilindustrie, im Bergbau, in der Eisenerzeugung und schließlich im Verkehrswesen gelang der Sprung in die industrielle Produktionsweise. Auf dem Kontinent erwies sich der Eisenbahnbau in den folgenden Jahrzehnten als Schrittmacher für die weitere Entwicklung.

Folgende Daten liegen mir zur Entwicklung in England in der ersten industriellen Revolution vor:

  • Seit 1768 gelang die Mechanisierung der Spinnerei durch den Einsatz der Spinning Jenny.
  • 1769 erhält J. Watt ein Patent auf die von ihm entwickelte Dampfmaschine,
  • 1784 kam es zum Puddelverfahren in der Eisenerzeugung und
  • 1785 wurde der mechanische Webstuhl erstmalig eingesetzt.
  • Die erste Lokomotive gab es dann 1814, entwickelt von G. Stephenson.

Die Entwicklung in Deutschland begann 1834 mit der Gründung des Deutschen Zollvereins und mit dem Bau der ersten Eisenbahnlinie von Nürnberg nach Fürth im Jahre 1835.

Kennzeichen der zweiten Industriellen Revolution

Die zweite Industrielle Revolution erhielt ihre entscheidenden Impulse von technologischen Innovationen, die viel stärker auf systematischer Forschung basierten. Das betraf zunächst die Chemieindustrie, die von den gewaltigen Fortschritten im Feld der organischen Chemie – auf dem Gebiet der synthetischen Farben, in der Fotografie, bei Arzneimittel und schließlich im Bereich der Kunststoffe – profitierte. Noch entscheidender wurde die wirtschaftliche Revolution um die Jahrhundertwende von den Innovationen der Elektroindustrie geprägt: Generatoren ermöglichten die Erzeugung großer Mengen Strom; seit dem 1880er-Jahren entstanden öffentliche Elektrizitätswerke, zuerst in England. 1891 gelang erstmals die Übertragung von Starkstrom über eine längere Distanz (von Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main). Nun konnte Strom kostengünstig in der Nähe der Energiequelle – z.B. Wasserkraft oder Kohle – erzeugt und dann zu den Abnehmern transportiert werden. Der Einsatz großer Elektromotoren revolutionierte schließlich den gesamten industriellen Fertigungsprozess. Ein wichtiges Merkmal der zweiten Industriellen Revolution war schließlich die neue Form der Kommunikation: Entscheidendes Kommunikationsmittel wurde das Telegramm, das über Jahrzehnte den Informationsaustausch quer über den Globus sicherstellte, bevor es – beginnend in den USA noch vor dem Ersten Weltkrieg – durch das Telefon abgelöst wurde. Die Telegrafie ist geradezu als „Internet des Viktorianischen Zeitalters“ bezeichnet worden. In jeder mittelgroßen Stadt Europas und Nordamerikas gab es ein Telegrafenamt; die Kontinente wurden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch Unterseekabel über Tausende von Kilometern verbunden. Die Telegrafie ermöglicht eine bis dahin unvorstellbare Beschleunigung des Informationsaustausches, die, neben Politik und Militär, besonders der Geschäftswelt zugutekam. Neueste Preisnotierungen, Börsendaten und andere Nachrichten aus aller Welt waren um 1890 in den wichtigsten Zentren der Welt innerhalb weniger Stunden, spätestens nach zwei bis drei Tagen zu bekommen. Zum Vergleich: Ein Jahrhundert vorher, im Jahre 1798, brauchte die Nachricht von Napoleons Invasion in Ägypten 62 Tage, bis sie London erreichte.

Der rasanten Verbesserungen der Kommunikationsmittel entsprach die Ausweitung der internationalen Handelsbeziehung. In den Jahrzehnten zwischen 1890 und 1914 verdreifachte sich der Wert des Welthandels. Die Exporte des Deutschen Reiches wuchsen zwischen 1872 und 1913 um mehr als 300 Prozent und wurden zum wichtigen Wachstumsfaktor der Volkswirtschaft. Erst in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts erreichte die Exportwirtschaft wieder eine vergleichbare und schließlich noch größere Bedeutung für den Wohlstand der Industriestaaten. Für die Jahrzehnte zwischen 1880 und 1914 spricht man deshalb auch von einer Phase der Globalisierung. Der weitaus größere Anteil des Handels, nämlich über 60 Prozent, wurde zwischen den europäischen Staaten abgewickelt, 13 Prozent der Warenströme gingen über den Atlantik, weniger als 20 Prozent nach Asien oder Afrika.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

Zurück