Süskind, Patrick - Das Parfum. Geschichte eines Mörders (Analyse Kapitel 32)

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Patrick Süskind, Kapitelanalyse, Referat, Hausaufgabe, Süskind, Patrick - Das Parfum. Geschichte eines Mörders (Analyse Kapitel 32)
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Referat

„Das Parfum“ von Patrick Süskind

Analyse 32. Kapitel

Der Roman „Das Parfum“, welcher im Jahr 1985 von Patrick Süskind verfasst wurde, handelt von der Geschichte eines Mörders, Jean-Baptiste Grenouille, der es als sein Lebensziel ansieht, mithilfe seines erstaunlich ausgeprägten Geruchssinns ein perfektes Parfum herzustellen und so der größte Parfümeur aller Zeiten zu werden. Er selbst besitzt keinen Eigengeruch, sucht aber Frauen und Mädchen, die die Geruchszutaten seines Parfums vervollständigen und ermordet sie dafür. Der Protagonist versucht mit der Erstellung des Parfums eine Anerkennung und Liebe der Menschen zu erreichen, welches auch im zu analysierenden 32. Kapitel thematisiert wird. „Das Parfum“ gilt als Schlüsselwerk der Postmodernen Epoche.

Zu Beginn dieses Kapitels läuft der Protagonist des Romans Grenouille in den Straßen eines Dorfes herum, während er sein erstes selbsterstelltes Parfum trägt. Dieses Parfum soll eine Replik des menschlichen Duftes, beziehungsweise eher des menschlichen Gestankes im 19. Jahrhundert sein. Er möchte dabei seine Duft-Nachahmung mit der Menschenwahrnehmung testen und „die neue Aura erst in anonymer Umgebung erproben“ (S.194, K. 32, Z. 9). Zu seiner Überraschung stellt er fest, dass die Menschen in alltäglichen Situationen selten andere Menschen auf der Straße wahrnehmen und eher an ihnen unbeachtet vorbeilaufen. Einen „kurzen Augenblick der Wahrnehmung“ gibt es nur, wenn zwei Menschen aus Versehen zusammenstoßen, dieser Augenblick vergeht aber, sobald einer der zwei die Situation ignoriert und weiterläuft. Sobald er realisiert, dass er sich unter die Menschenschar leicht mischen kann und sich nicht allzu sehr von den anderen unterscheidet, schafft er es „die Kraft und Wirkungsart seiner neuen Aura präzise einzuschätzen, und wurde selbstsicherer und kecker“. Darauffolgend findet sich Grenouille auf dem Platz vor dem Dom Saint-Pierre vor, wo eine Trauung stattfand. Er versucht sich in die Menschenmenge zu drängeln, damit die Menschen, die sich dicht bei ihm platzieren, seinen Duft von Katzenscheiße, Käse und Essig einatmen müssen. Dass sie keinerlei Bemerkungen von sich geben und sich „so leicht betrügen ließen“, dass sie Grenouille als einen Menschen unter Menschen akzeptieren, bereitet dem Protagonisten eine große Freude. Zum Schluss geht er in die leere Kirche, in der vor Kurzem die Trauung stattfand und erklärt seine Zufriedenheit, dass die Menschen ihn akzeptieren. Wobei er eine Kritik an Gott äußert, denn der Geruch des Lebens und der Menschen, die von Gott kreiert wurden, enttäuschen ihn.

Das Kapitel kann in 5 Sinnabschnitte unterteilt werden, wobei sein Eigenduft mit dem selbst kreierten Parfum vom Menschenduft und sein Zugehen auf die Menschen im Zentrum des Geschehens steht.

Im ersten Sinnabschnitt erkennt man sofort, dass er unbedingt von den Menschen als Seinesgleichen akzeptiert werden möchte. Während er sich in anonymen Kreisen aufhält und in der Straße hin- und herläuft, beobachtet er jeden einzelnen Menschen so gut wie möglich. Er möchte von den Menschen auf der Straße bemerkt werden, jedoch als ein Individuum, das wie jeder andere auf der Straße ist. Er möchte nicht negativ aus der Gruppe herausstechen, er möchte nicht verachtet werden, sein Ziel ist es geliebt zu werden und von den Menschen als ein erstaunlicher Charakter wahrgenommen zu werden. Es ist bekannt, dass Grenouille in seiner Kindheit diesen Tatsachen und Normen nicht entgegengekommen ist. Im Waisenhaus bei Madame Gaillard wurde er von seinen Mitmenschen als ein „Zeck“ und ein „Animal“ angesehen, als ein ungeheueren „Teufel“ verbildlicht. Die Menschen fanden ihn komisch, da er schon als Kind keinen Eigengeruch besaß und in mehreren Aspekten, wie beispielsweise beim Reden, zurückblieb.

Außerdem hatte er einen sehr ausgeprägten Geruchssinn, welchen er zu jeder gegebenen Zeit nutzte, welches auch als „komisch“ und „unnormal“ von Anderen angesehen wurde. Grenouille bekam auch keinerlei Liebe und Zuneigung, dies suchte er aber in seinen jüngeren Jahren auch nicht und benötigte dies nicht: „Für seine Seele brauchte er nichts. Geborgenheit, Zuwendung, Zärtlichkeit, Liebe – oder wie die ganzen Dinge hießen, deren ein Kind angeblich bedurfte – waren dem Kinde Grenouille völlig entbehrlich“ (S. 28, K. 4, Z. 1-4). Als Erwachsener versucht er sich in die Normen und Angewohnheiten anderer Menschen anzupassen und möchte nicht nur akzeptiert, sondern von den Menschen geliebt werden. Im ersten Sinnabschnitt bewirkt er dazu seine ersten Schritte zur Gesellschaft. Sein Stolz erhöht sich jedes Mal, wenn er eine Wirkung auf andere Personen ausübt, wie beispielsweise, wenn eine Frau für einen Augenblick den Kopf hebt, um zu sehen, wer da ist, oder wenn ein Mann sich umdreht und ihn eine Weile lang anguckt. Er wird „selbstsicherer und kecker“ und traut sich an die Menschen näher ran. Das Gefühl, dass er unter den Menschen normal wirkt und nicht als ein „Zeck“ oder „Animal“ gilt, bereitet ihm eine große Zufriedenheit.

Im zweiten Sinnabschnitt befindet er sich vor dem Dom Saint-Pierre unter den Menschen nach der Trauung. Nachdem er sich bereits in den Menschenmengen des Dorfes zu Recht fand und sich seine Selbstsicherheit unter Menschen erhöht hat, geht er einen Schritt weiter und stellt sich dicht neben den Menschen hin, die an der Trauung teilnahmen. Er will unbedingt, dass die Menschenschar in der Menge ihn riechen kann: „Direkt unter die Nasen wollte er ihnen seinen eigenen Duft reiben“ (S.196, K. 32, Z. 16-17). Der Protagonist sucht nach Aufmerksamkeit und möchte von den Menschen weiterhin wahrgenommen werden und als Menschen unter ihnen akzeptiert werden. Als er bemerkt, dass er die Menschen ohne jegliche Probleme und nur mit dem Tragen seines Parfums manipulieren kann und die Menschen sich betrügen lassen, überfüllt ihn ein Gefühl der Freude. Dies belegt die Tatsache, dass er sehr machtbesessen ist und alles dafür tun würde, dass die Menschen ihn als Vorbild sehen und ihn lieben.

Das Parfum, das er trägt, soll den Gestank der Menschen und somit ihren Eigengeruch nachahmen und es gelingt ihm. Grenouille bekommt dabei ein „böses Triumphgefühl“ und „ein Anfall von Geilheit“, denn er fühlt sich übermächtig. Er beschreibt die Menschen als „dumm“, weil „sie nichts waren, und er war alles!“ (S. 197, K. 32, Z. 19). Er stellt seinen Charakter über alle Anderen und sein Stolz erhöht sich auf ein Maximum.

Im dritten Sinnabschnitt findet sich der Protagonist in der Kirche der Trauung vor, nachdem die Menschen weggehen und er alleine ist. Er nimmt sofort die Gerüche wahr, die sich im Moment vorfinden, wodurch sein Genie der Gerüche im Zentrum gestellt wird. Ein Gefühl der Zufriedenheit kommt in ihm auf, denn er ist sich seiner eigenen Macht und Manipulation bewusst. Dennoch wird diese Zufriedenheit als „kalt“ und „nüchtern“ beschrieben. Durch die Erstellung des einfachen, menschlichen Gestankes, „wußte er jetzt, wozu er fähig war“ (S. 198, K. 32, Z. 9). Er setzt sich sein endgültiges Ziel, das beste Parfum aller Zeiten herzustellen, der einen „Engelsduft“ besäße und „so unbeschreiblich gut und lebenskräftig“ sei, dass sich die Menschen um Grenouille ihn lieben sollen. Dieser Duft soll so die Liebe an Grenouille bedeuten. Seine Besessenheit mit der Liebe der Menschen wird hier deutlich, denn er würde alles für dieses „perfekte“ Parfum tun, sodass ihn alle lieben werden: „Ja lieben sollten sie ihn“ (S.198, Z. 20), „bis zum Wahnsinn, bis zur Selbstaufgabe, zittern vor Entzücken“ (S. 198, Z. 22-23), „auf die Knie sollten sie sinken wie unter Gottes kaltem Weihrauch“ (S. 198, Z. 24-25). Grenouille vergleicht sich hier zum ersten Mal mit Gott und nimmt sich als „omnipotenten Gott des Duftes“ wahr. Der Duft ist seine Waffe der Manipulation und dem Betrug zu den Menschen. Er nutzt es als Waffe zur Menschenwahrnehmung und zur Gewinnung zur Liebe. Der Duft soll sein Lebenswerk sein und ein Schutzmechanismus gegenüber Anderer. Ein Duft, den er als Notwendigkeit des Lebens darstellt und ein Duft, der ein „Bruder des Atems“ sei. Er will die Herzen der Menschen beherrschen. Sein Ehrgeiz und seine Getriebenheit kommen zum Ausdruck.

Im vierten Sinnabschnitt erkennt man seine gefühllose Art wieder, denn er kann sich selbst nicht erklären, warum er eine so ausgeprägte Besessenheit gegenüber diesem Ziel besitzt. „Er war nicht euphorischer Stimmung, als er den Plan faßte, Menschen zu beherrschen. Es war kein wahnsinniges Flackern in seinen Augen“ (S. 199, Z. 13-15). Diese Charaktereigenschaft lässt auch auf seine „kalte und nüchterne Zufriedenheit“ im dritten Sinnabschnitt zurückgreifen.

Im fünften und letzten Sinnabschnitt wird sein Gottesbild thematisiert und sein Egoismus verdeutlicht. Er stellt sich selbst über Gott und kritisiert den Gestank, den er bei den Menschen erlebt hat. Er bezeichnet ihn als Betrüger der Menschen und des Lebenssinnes, denn seine Schöpfung sei „lächerlich schlecht“ und Gott sei „ein kleiner armer Stinker“.

Süskind verwendet, so wie auch im Rest des Romans, den Er-Sie-Erzähler und lässt eine Innenperspektive aufbauen, wodurch die Gedanken und Gefühle Grenouilles deutlich gemacht werden. Der Leser bekommt hierdurch ein Distanzgefühl, denn Grenouilles Charakter lässt sich als eher kalt und unbeachtend schätzen.

Das moralische Urteil des Erzählers wird jedoch infrage gestellt, denn er porträtiert den Protagonisten als genial und mächtig, obwohl er ihn in früheren Kapiteln als abscheulich darstellte. Die moralischen Wertungen stehen in Konkurrenz miteinander, so auch Grenouilles Charakter.

In diesem Kapitel wird dem Leser die Besessenheit Grenouilles gegenüber der Menschenliebe und der Akzeptanz deutlich, wobei Grenouille seine manipulative Eigenschaft hervorhebt und dadurch seine Machtbesessenheit und Zufriedenheit unterstützt. Sein Lebensziel des perfekten Parfums setzt er und erzwingt sich durch seine neu erreichte Selbstsicherheit und dem Erstellen des Parfums die Liebe der Menschen, welche er seit seiner Kindheit noch nie erleben konnte.

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