Zweig, Stefan - Schachnovelle (Anamnese Leben Dr. B. & psychologisches Profil)

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Stefan Zweig, Charakterisierung Dr. B., Woran mangelt es Dr. B. besonders in seiner Gefangenschaft?, Referat, Hausaufgabe, Zweig, Stefan - Schachnovelle (Anamnese Leben Dr. B. & psychologisches Profil)
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Referat

Stefan Zweig – Schachnovelle (Notizen Anamnese Dr. B.‘s Leben & psychologisches Profil)

Gliederung / Inhalt

Notizen Anamnese Dr. B.‘s Leben

Vor 1918:

  • ist etwa 1894 geboren.
  • Er stammt aus einer hoch angesehenen österreichischen Familie.
  • Ein Verwandter war Leibarzt des alten Kaisers.
  • nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Jura.
  • ohne besondere Begabung Schach gespielt.

→ Dr. B. führte ein privilegiertes Leben.

1918 bis Verhaftung:

  • Arbeitsbeginn in der Rechtsanwaltskanzlei des Vaters.
  • keine juristischen Fälle, sondern Vermögensverwaltung von Klöstern und Mitgliedern der kaiserlichen Familie.
  • wichtig waren für Herrn Dr. B. Diskretion und Verlässlichkeit.
  • Verbindung zu Hof und Klerus.
  • Vater stand der klerikalen Partei nahe.
  • selbst in Inflationsjahren haben sie ihre Klienten gut beraten.
  • Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus agierten sie unter Vorsichtsmaßnahmen, aber auf Empfehlung des Pfarrers, wird in der Kanzlei ein Bote eingestellt, der unglücklicherweise von der tatsächlichen Klientel mitbekommt und Herrn Dr. B. an die Gestapo verrät.
  • Nach der Abdankung Schuschniggs rechnete er mit dem Schlimmsten und verbrannte somit wichtigste Papiere und konnte die unentbehrlichen Belege seiner verlässlichen Haushälterin zusenden, während die Gestapo bereits an der Tür hämmerte.

→ Dr. B. war mutig und handelte voraussehend.

Im Hotel Metropol:

  • Die Gestapo verhaftete ihn und brachte Herrn Dr. B. in das Hotel Metropol, das Hauptquartier der Gestapo.
  • Er gehörte somit zu einer kleinen Gruppe der Nazi-Gefangenen, aus denen sie Geld und Informationen herauspressen wollten, um belastendes Material über die Klöster und die kaiserliche Familie zu erlangen.
  • Dazu hatten die NS-Leute eine subtile Methode praktiziert: Er musste in ein vollkommenen „Nichts“, was großen Druck auf die Seele ausübte, leben.
  • Isolationshaft in einem Einzelzimmer, indem nicht die geringste Nahrung für seine Sinne, nur für seinen Körper, gesorgt wurde. Alle Gegenstände waren ihm abgenommen. Er hatte nichts zu lesen, zu schreiben und keine Gespräche. 2 Wochen eine zeitlose Leere.
  • Dann begannen die Verhöre, wobei seine Nerven zunehmend verrücktspielten.
  • Nach etwa vier Monate gelang es ihm ein Buch aus einer Uniform-Tasche zu entwenden.
  • Mit glühender Erwartung endlich eine Abwechslung gefunden zu haben, musste er in seinem Zimmer feststellen, dass es sich um ein Schach-Repertorium handelt.
  • 3 Monate lang widmete er sich trotzdem systematisch diesem Schachbuch und es wird aufgrund einer klaren Tagesstruktur/Planung einer Art „Glückszeit“ für ihn.
  • Dr. B. war wieder an einem toten Punkt, weil der Reiz der Neuheit verloren gegangen ist. Als Lösung versucht er gegen sich selbst zu spielen und neue Partien zu erfinden. Diese Spaltung seines Selbst führte dazu, dass er den Boden unter den Füßen verlor.
  • Dr. B. wusste nicht mehr, ob er „Weiß“ oder „Schwarz“ ist, steigerte sich während des Spiels in manische Erregung.
  • Aus Spielfreude war eine Spiellust geworden, aus der Spiellust ein Spielzwang, eine Manie, eine frenetische Wut, die nicht nur in seinen wachen Stunden, sondern auch seinen Schlaf durchdrang.
  • Dr. B. aß nichts mehr, beschimpfte sich selbst, griff den Wächter an → pathologische Form geistiger Überreizung, Geist und Körper waren erschöpft → litt unter einer „Schachvergiftung“.
  • in seinem „tollwütigen“ Zustand schrie er Schachpositionen und erschlug er ein Fenster, wovon die Narbe an seiner Hand zeugt.

→ Dr. B. war verzweifelt am Rande des Wahnsinns.

Im Krankenhaus:

  • keine Erinnerungen an Anlieferung ins Krankenhaus nach einem Jahr in Isolationshaft.
  • Arzt stellt die Diagnose „akute Irritation der Nerven“.
  • Dr. B. erholte sich rasch in der freundlichen und fürsorglichen Umgebung.
  • Arzt stellte eine Diagnose, wie vielleicht unzurechnungsfähig, aufgrund der er entlassen wurde und nicht in Haft zurückkam.

→ Dr. B war erleichtert und hoffnungsvoll.

Entlassung aus dem Krankenhaus bis Ausreise aus dem Deutschen Reich:

  • Er unterzeichnete eine Verpflichtung, dass er Österreich innerhalb von 14 Tagen verlassen werde.
  • Diese kurze Zeit war voll mit Formalitäten, sodass er die Gedanken an die erlittene Haftzeit verdrängte.

→ Dr. B. war gestresst.

Auf dem Schiff von New York nach Südamerika:

  • Auf dem Schiff versuchte sich Dr. B. auszukurieren.
  • Allmählich kamen ihm die Gedanken an seine erlittene Isolationshaft, bis er zufällig auf eine Gruppe Schachspieler traf, die ihn magnetisch anzog und er alle Höflichkeit vergessend ins Spiel eingriff.
  • Nach der gewonnenen Partie, lässt sich Dr. B. überreden, alleine gegen den Schachweltmeister zu spielen. Für ihn soll es eine Probe sein, ob er überhaupt ein normales Spiel mit Brett und Gegner spielen könne und nicht alles ein Hirngespenst war. Er wollte mit einer einzigen Partie ausprobieren, ob es Schachspiel oder Wahnsinn war. Die Partie sollte ein Schlussstrich und kein Anfang werden.
  • Nach dem Gewinn dieser Partie, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, doch noch eine Partie zu spielen.
  • Während dieses zweiten Spiels veränderte sich sein Verhalten und eine kalte Form des Spielwahnsinns ergriff ihn.
  • Er kam erst wieder zu sich, als der Mitreisende ihn über die Narbe seiner Hand fuhr und „Remember“ sagte.
  • Dr. B. versicherte nie wieder Schach zu spielen.

→ Dr. B. war erschüttert über seinen Rückfall

Die erste Zeit in Südamerika:

  • Die erste Zeit in Südamerika ging es ihm recht gut.
  • Er ließ sich nieder.
  • Aber dann kamen die Erinnerungen an seine schreckliche Isolationshaft zurück, sodass er sich die Hilfe eines Psychiaters suchte.

→ Dr. B. fühlte sich überfordert

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psychologisches Profil von Dr. B.

Arbeitsauftrag: Versetze Dich in die Lage des Psychotherapeuten und erstelle anhand Deiner „Anamnese-Notizen“ so wie unter Bezugnahme auf relevante Textstellen ein psychologisches Profil von Dr. B.
ehe dabei den fragen nach traumatischen Erlebnissen, Sozialverhalten und Rückfallrisiko nach.

Vorname: Johannes
Nachname: Von Bruchmann*
Geburtsdatum: 06.09.1894
Adresse: Avenide Corrientes 223
Wohnort: Buenos Aires
Beruf: Rechtsanwalt
Größe: 1,90m
Gewicht: 80kg
Allergien: Cefuroxim
Krankheiten: Heuschnupfen

Der am 06.06.1894 geborene Johannes von Bruchmann erschien, um Hilfe bei der Bewältigung eines Traumas durch Isolationshaft zu erhalten. Der Patient scheint mit 45 Jahren früh gealtert, mit blendend weißen Haaren und auffälliger Blässe. Er scheint sehr höflich und freundlich. Er ist intelligent, reflektiert und strukturiert. Ich empfinde ihn als belastbar und ausdauernd. Er wirkt auf mich lösungsorientiert. Er scheint rasch Vertrauen zu fassen, weil er einem Mitpassagier seine Lebensgeschichte erzählt hat.

Das Trauma der Isolationshaft hat zu einer schweren Verletzung dieser positiven Eigenschaften geführt. In bestimmten Situationen, wie beim Schachspielen, verliert er die Kontrolle, vergisst sein gutes Benehmen und seine Vorsätze nicht mehr zu spielen. Er wird auch von anderen wahrnehmbar zu einer anderen Persönlichkeit. Er zeigt ausgelöst durch Schachspielen ein dissoziatives Verhalten. Er hat Angst rückfällig zu werden.

Eine jahrelange Therapie umfasst traumaadaptierte, hypnotherapeutische oder tiefenpsychologisch fundierte Methoden, des Weiteren kommen auch die Bildschirmtechnik oder die EMDR-Technik zum Einsatz. Diese Verfahren ermöglichen eine Aufarbeitung der erlebten Traumata, was zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität des Patienten führen kann. Ziel der Behandlung sollte sein ihm die Angst zu nehmen und wieder Vertrauen darin zu bekommen, dass er seine Handlung beherrschen kann. Dazu müssen wir ausführliche Gespräche führen, sowohl über die faktischen Abläufe, als auch über seine Emotionen. Ich werde versuchen das Trauma der Isolationshaft in seinem Bewusstsein vom Schachspielen zu trennen, sodass die „Trigger-Wirkung“ verloren geht.

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Woran mangelt es Dr. B. besonders in seiner Gefangenschaft?

Seine Sinne bekommen von morgens bis abends nicht die geringste Nahrung oder die kleinsten Reize (vgl.S.40, Z.7ff.). Ihm fehlen besonders die Literatur und das Wissen über die aktuellen Geschehnisse. Für ihn, als Juristen, ist es tragisch seine Gedankenzüge nicht notieren oder später nachlesen zu können. Dies wird deutlich, als er unten auf Seite 39 aufzählt, nach welchen Gegenständen er sich sehnt (Blatt Papier, Stift, Zeitung, Buch usw.). Selbstverständlich macht ihm die Isolation an sich sehr zu schaffen. Nie hört er eine menschliche Stimme, nie sieht er ein menschliches Gesicht (vgl.S.40, Z.6f.), was ihn als kommunikativen, verteidigenden Anwalt erschüttert.

Mit welchen Bildern umschreibt Dr. B. den Mangel, den er in der Gefangenschaft empfindet, bzw. das Gefühl dieses Mangels?

Seite 40, Z.12 ff: „Man lebte wie ein Taucher unter der Glasglocke im schwarzen Ozean dieses Schweigens und wie ein Taucher sogar, der schon ahnt, dass das Seil nach der Außenwelt abgerissen ist und er nie zurückgeholt werden wird aus der lautlosen Tiefe.“ → Hoffnungslosigkeit, Pessimismus, Verzweiflung

Seite 40, Z.35 ff: „Jede Linie ihres gezackten Musters hat sich wie mit ehernem Stichel eingegraben bis in die innerste Falte meines Gehirns“ → Zeitlose und raumlose Leere

Welcher zentrale Begriff fasst den umfassenden Mangel bildhaft zusammen?

Das „vollkommene Nichts“(vgl. S. 39, Z. 23), bildhaft beschrieben als ein „Vakuum“(S. 39, Z. 24).

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