Zweig, Stefan - Schachnovelle (Rollenbiographie McConnor)

Schlagwörter:
Stefan Zweig, Charakterisierung McConnor, Biografie, Referat, Hausaufgabe, Zweig, Stefan - Schachnovelle (Rollenbiographie McConnor)
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Referat

Schachnovelle – eine Novelle von Stefan Zweig (Rollenbiografie zur Person McConnor)

Arbeitsauftrag:

Lies die Schachnovelle und erstelle eine Rollenbiografie zu der Person McConnor.

Lösung:

Hallo! Ich heiße McConnor und muss Euch von einem unglaublichen Erlebnis auf der Schiffsreise nach Argentinien erzählen. Ich bin ein Tiefbauingenieur aus Schottland. Ich habe mich aber aus eigener Kraft mit Ölbohrungen in Kalifornien ein ordentliches Vermögen gemacht. Ich bin nicht nur äußerlich ein stark wirkender Mann, sondern, was ich mir vornehme, das setzte ich mit all meiner Kraft durch. Ich bin ohne Frage ein sehr erfolgreicher Selfmademan, der keinen Widerstand duldet. Gott sei Dank gibt es auf dem Schiff reichlich Whiskey, was mich als Schotte ganz besonders freut, aber mit all diesen feinen Leuten ist es eher langweilig. Deswegen bin ich ganz froh, als ich ein Schach spielendes Ehepaar entdecke.

Da ich selber schon einmal eine Simultanpartie mit vierzig anderen Teilnehmern fast gewonnen habe, biete ich dem etwas besser als seine Frau spielenden Passagier eine Partie an. Als ich wegen des Lärms im Nachbarraum verliere, fordere ich ihn sofort zu Revanche auf.

Denn normalerweise verliere ich nicht. Bei einem weiteren Spiel am nächsten Tag beobachtet uns kurz ein grobschlächtiger Kerl. Kaum sieht er einen Schach-Zug von mir, wendet er sich kühl ab. Zu meinem Erstaunen erzählt mir mein Schachpartner, dass es sich bei diesem unhöflichen Mann um den Weltschachmeister Mirko Czentovic handelt. Sofort kommt mir die Idee, dass ich gegen ihn spielen und gewinnen werde. Mein Gegenüber warnt mich, dass dieser wohl nie, mit mir, als drittklassigen Spieler, eine Partie spielen würde. Von so etwas lasse ich mich doch nicht abhalten und mache mich sofort auf die Suche nach diesem ungehobelten Typen! Czentovic hat gleich seine Chance gewittert, an mir Geld zu verdienen, was ich, als Profi, akzeptiere. Denn Schachspielen ist doch sein Beruf. Das Beste war das erstaunte Gesicht meines Schachpartners, als ich ihm erzähle, dass ich tatsächlich einen Termin mit Czentovic für den nächsten Tag vereinbart habe.

Ich habe den Eindruck, dass mein Schachpartner mich für überheblich und verbissen hält, nur, weil ich mich mal wieder durchgesetzt habe und Erfolg habe. Auch wenn dieser fälschlicherweise meint, dass ich ein „drittklassiger Spieler“ sei! Zu meinem Spiel gegen den Weltmeister finden sich natürlich viele gespannte Experten ein.

Selbstverständlich wird mir der Mittelplatz gegenüber dem Meister reserviert. Ich gebe dazu, ich bin etwas nervös und rauche einer Zigarre nach der Anderen, weil der feine Meister uns, wie wir schon befürchten, warten lässt. Ohne sich vorzustellen, schlägt Czentovic vor, allein gegen uns alle mit einem Schachbrett zu spielen. Hochmütig wie er ist, gewinnt er die Partie.

Aber ich gebe nicht auf, sondern fordere ihn ärgerlich aufs Neue heraus. Ich bin wild entschlossen, koste es, was es wolle, solange zu spielen, bis ich einmal mit Triumph „Matt“ schreien kann. Tatsächlich ist es mir gelungen, nach ausführlichen Diskussion mit der Gruppe eine Konstellation herbeizuführen, die für uns sehr vorteilhaft scheint. Gerade als ich diese Chance nutzen will und die entsprechende Figur bereits in der Hand halte, flüstert mir völlig unerwartet ein Fremder „Tu’s nicht!“ ins Ohr. Ich lasse sofort die Hand von der Figur und starre verwundert auf diesen willkommenen Experten, der viele Züge im Voraus planen kann. Ich wittere unsere neue Chance. Mit dieser Hilfe haben wir die Möglichkeit den Eingebildeten zu schlagen. Sehr aufmerksam höre ich mir seine Vorschläge an und werde gegen meine Natur zu einem gehorsamen Spieler. Je besser wir spielen, desto mehr verändert sich das herablassende Verhalten des überheblichen Schachmeisters“. Als Czentovic nach längerer Überlegung das erlösende Wort „Remis“ sagt, explodiere ich vor Freude. Ich bemerke, dass Czentovic uns zwar eine weitere Partie anbietet, seine Blicke aber nur auf den unbekannten Helfer fixiert. Deshalb rufe ich diesem triumphierend zu, dass er allein gegen den Meister spielen solle. Völlig unerwartet behauptet der Unbekannte, schon lange vor keinem Schachbrett gesessen zu haben und verlässt das Zimmer. Vor Empörung schlage ich mit der Faust auf den Tisch über diese völlig ausgeschlossene Behauptung und wende mich fragend an Czentovic. Dieser bietet ein neues Spiel für den nächsten Tag an. Ich, McConnor, sitze natürlich pünktlich um 15 Uhr mit allen anderen (selbst mit dem Meister) am Tisch.

Gebannt verfolge ich die dritte Partie, die, wie von mir gehofft, der Dr. B, der anfangs Unbekannte, gewinnt. Auf das Angebot einer weiteren Partie bemerke ich, wie sich Dr. B unheimlich verändert. Nicht nur in seinem Äußeren, sondern auch in seinem Verhalten. Ich fühle eine gefährliche Spannung und einen Hass zwischen den beiden Spielern. Für mich gerät Dr. B immer mehr außer Kontrolle, bis ihn mein erster Schachpartner etwas ins Ohr flüstert, was ihn zum sofortigen Abbruch der Partie veranlasst. Ich bin total enttäuscht und kann mir nicht verkneifen, „verdammter Narr“ zu knurren. Selbst der Weltschachmeister muss zugeben, dass dieser Herr ungewöhnlich begabt ist.

Und das möchte ich Euch auf den Weg geben: Seid vorsichtig im Umgang mit gebildeten Leuten! Sie sind einfach unberechenbar!

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