Romantik - das Kunst- und Literaturverständnis in der Romantik

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Literaturepoche, Kunst, Literatur, Referat, Hausaufgabe, Romantik - das Kunst- und Literaturverständnis in der Romantik
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Referat

Das Kunst- und Literaturverständnis in der Romantik

Das „lange 19. Jahrhundert“ war nicht nur von tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungen geprägt, sondern zog auch einen stetigen Wandel an Kunst und Literatur nach sich. Daher wird das Thema in der gymnasialen Oberstufe nicht nur im Geschichtsunterricht, sondern auch in vielen anderen Fächern, wie beispielsweise im Kunst-, Musik- und Deutschunterricht behandelt. Oft verbinden Schülerinnen und Schüler mit der Epoche jedoch nur historische Ereignisse wie die Französische Revolution oder die napoleonischen Kriege. Die Romantik als prägende Epoche für Kunst und Literatur wird dabei häufig vernachlässigt. Für das Abitur im Fach Deutsch ist es jedoch essenziell einen Überblick über das Kunst- und Literaturverständnis in der Romantik zu haben, entstanden immerhin viele Texte und Werke in dieser Zeit. Im Folgenden wird auf Grundlage von Textauszügen aus Schriften von bekannten Stellvertretern der Romantik Casper David Friedrich; Novalis; Friedrich Schlegel und E.T.A. Hoffmann, sowie dem zeitgenössischen Philosophen und Autor R. Safranski dieses Kunst- und Literaturverständnis dargelegt.

Die Zeit von 1790 bis 1835 wird als Epoche der Romantik bezeichnet. Sie war geprägt von vielen ökonomischen Veränderungen durch die Industrialisierung, sowie sozialen und politischen Umwälzungen. Die Französische Revolution brachte in Frankreich die Beseitigung der Ständegesellschaft mit sich und die Forderungen nach Volkssouveränität, während die alten europäischen Eliten weiterhin auf das Gottesgnadentum pochten. Die Gedanken der Aufklärung, die für Vernunft und Wissenschaftsgläubigkeit stand, befeuerte die Kritik an der bestehenden Ordnung. Folge war eine große geistesgeschichtliche Veränderungen. Viele Romantikerinnen und Romantiker kamen aus protestantischen Pfarrhäusern und waren – wie der Philosoph und Autor R. Safranski in einem Auszug aus seinem wissenschaftlichen Buch „Romantik. Eine deutsche Affäre“ schreibt – geprägt von der Erfahrung der „Aushöhlung des alten Glaubens“.

Aus dieser Grunderfahrung heraus entwickelte sich die romantische Literatur, die sich selbst als Gegenstück zum aufklärerischen Gedankengut betrachtete. Daher meint die zeitgenössische Verwendung des Begriffs „Romantik“ auch die – den Ideen der Aufklärung widersprechende – Betonung des Fantasievollen, Irrealen, Wunderbaren und Gefühlvollen. So schrieb einer der bedeutendsten Dichter der Frühromantik Novalis (eigentlich Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg) in „Fragmente“ über die Romantik: „Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung [...] Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es[...]“. Ursprünglich wurde der Begriff jedoch von Gegnerinnen und Gegnern der Romantik im Sinne von Geschmacklosigkeit und Kitsch verwendet, während heute vor allem ein Ausdruck der inneren Gefühlswelt damit gemeint ist.

Abgesehen von der ähnlichen Herkunft einte die Romantikerinnen und Romantiker vor allem „das Unbehagen an der Normalität und am gewöhnlichen Leben“ (R. Safranski). Der Jurist im preußischen Staatsdienst, Schriftsteller, Komponist und Zeichner E.T.A. Hoffmann fand, der Mensch sei gefangen in „irdischer Qual und in dem „niederbeugenden Druck des Alltagslebens“ (E.T.A. Hoffmann in „Nachrichten von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza“), denn durch die Industrialisierung waren das Leben und der Arbeitsalltag vieler rationell organisiert. Hinzu kam die aufklärerische Idee von Rationalität in den Naturwissenschaften.

Zusammen bildete sie nach den Worten des Soziologen Max Weber das „stahlhartes Gehäuse der Moderne“ (Max Weber, nach R. Safranski). Dieses Bild schloss auch die Natur mit ein: Der Romantiker Eichendorff fand, man habe „die Welt wie ein mechanisches, von selbst fortlaufendes Uhrwerk sich gehörig zusammengestellt.“ (nach R. Safranski). Für Novalis hatten die Aufklärerinnen und Aufklärer die Natur „...zur einförmigen Maschine erniedrigt und die moderne Denkart machte [...] die unendlich schöpferische Musik des Weltalls zum einförmigen Klappern einer ungeheuren Mühle.“ (nach R. Safranski). Max Weber nannte diesen Vorgang die „Entzauberung der Welt“ (zitiert nach R. Safranski) und auch Tieck ließ seine Figur ausrufen: „...die Moderne [habe] allen Zauber dreist enträtselt und die geheimnisvolle Dämmerung [sei] einem künstlichen Tageslicht gewichen.“ (zitiert nach R. Safranski).

Neben dem Bild der Natur als eine Maschine kritisierten die Romantikerinnen und Romantiker auch das eindimensionale Menschenbild, denn die sie sahen in ihm vielmehr ein vielschichtiges Wesen, dessen Zentrum nicht der Kopf, sondern das Herz ist. Und so schrieb auch Caspar David Friedrich, einer der bekanntesten Maler der Romantik, in „Äußerungen über die Kunst“, man solle sich „Hüte[n] vor kalter Vielwisserei, vor frevelhaftem Vernünfteln, denn sie tötet das Herz, und wo das Herz und Gemüt im Menschen erstorben sind, da kann die Kunst nicht wohnen.“ Die Kunst und Poesie sollten dabei als ein Ganzes betrachtet werden.

Kulturphilosophen und Dichter wie Friedrich Schlegel sprachen sich gegen die „Trennung Gattungen der Poesie“ (Kunst, Musik und Literatur) aus. Auch den Fortschrittsgedanken fochten die Romantikerinnen und Romantiker an: Novalis kritisierte unter anderem in „Blüthenstaub“ metaphorisch die Erforschung der Außenwelt, wo doch nicht einmal das innere des Menschen erforscht sei, denn das „Weltall [sei]“ nirgendwo anders als „in uns“ (Novalis in „Blüthenstaub“). Man sollte sich daher zurückbesinnen auf die wahren Bedürfnisse des Menschen, wie sie noch bei Kindern zu spüren seien, denn nur Kinder hätten eine Ahnung, was das „goldene Zeitalter“ wirklich war. Ebenso schrieb es Caspar David Friedrich: man sollte sich „einen reinen, kindlichen Sinn [bewahren] […] und unbedingt der Stimme […] [seines] Inneren [folgen], denn sie [sei] das Göttliche in uns und führe uns nicht in die Irre.“ Aus diesem „kindlichen Gemüte“ heraus sollte die Kunst entspringen (C.D. Friedrich in „Äußerungen über die Kunst“) und den Menschen aus den „irdischen Qualen“ und dem „Druck des Alltagslebens“ befreien und ihn „stolz und froh emporrichtet, dass er das Göttliche schaut, ja mit ihm in Berührung kommt“ (E.T.A. Hoffmann). Dem Menschen sollte durch die romantische Kunst und Literatur Würde verliehen und der göttliche Kern wieder sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig war es Ziel der Romantikerinnen und Romantiker auch die Gefühlsseite und die des Unbewussten („Nachtseite“) zu betonen: „Der Maler solle nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht“, schrieb Caspar David Friedrich in „Äußerungen über die Kunst“. Aber nicht nur das Individuum sollte anders betrachtet werden, sondern auch die Kunst und die Gesellschaft: Nach der Aufhebung der Trennung zwischen den Gattungen der Kunst sollten – unter dem von Schlegel verbreiteten Begriff einer „progressiven Universalpoesie“ (F. Schlegel) – alle Gattungen miteinander verschmelzen. Ziel war es, die Poesie wieder „lebendig und gesellig“ zu gestalten und somit „das Leben und die Gesellschaft poetisch zu machen“ (F. Schlegel) und gleichzeitig das „Leben vor Entzauberung zu schützen“ (R. Safranski).

Zusammenfassend war die Epoche der Romantik geprägt von der Idee einer Gegenbewegung zu den Folgen gesellschaftlicher Prozesse wie der Industrialisierung und geistesgeschichtlichen Entwicklungen durch die Aufklärung. Das Menschen- und Naturbild der Romantikerinnen und Romantikern unterschied sich klar von dem zeitgenössischen eindimensionalem und technisierten Bild. Sie strebten nach einer Betonung der Gefühlsseite der Menschen und sprachen sich für eine Verschmelzung der Gattungen aus.

Diese zentralen Punkte sollten immer beachtet werden, wenn um die Interpretation von romantischen Werken geht und sollten daher in die Vorbereitung für das Deutsch-Abitur mit einfließen.

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