Sternberg, Josef von - Der blaue Engel (Verfilmung des Romans Professor Unrat )

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Professor Unrat, Heinrich Mann, Marlene Dietrich, Varietésängerin Lola Lola, Referat, Hausaufgabe, Sternberg, Josef von - Der blaue Engel (Verfilmung des Romans Professor Unrat )
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Referat

Filmkritik zu „Der blaue Engel“ von Josef von Sternberg

„Der blaue Engel“ ist eine deutsche Tragikomödie und einer der frühesten Tonfilme. Er entstand in den Jahren 1929 und 1930 unter der Regie von Josef von Sternberg für die UFA. Das Drehbuch schrieben Carl Zuckmayer und Karl Gustav Vollmoeller sowie Robert Liebmann unter Mitwirkung des Autors nach dem Roman Professor Unrat von Heinrich Mann. Der Film zeigt Emil Jannings als Professor Immanuel Rath, einen älteren Lehrer, der sich in die von Marlene Dietrich gespielte Varietésängerin Lola Lola verliebt und daran zugrunde geht.

Filmkritik

Die erfolgreiche Verfilmung des Romans „Professor Unrat“ von Heinrich Mann handelt von dem 57-jährigen Gymnasiallehrer Immanuel Rath, welcher es als seine Pflicht ansieht seine Schüler vor dem Umgang mit der Sängerin Lola-Lola zu bewahren, wobei er jedoch schließlich selbst an ihr Gefallen findet.

Der besagte Film weist im Vergleich zum Buch sowohl faktische als auch interpretatorische Unterschiede auf.

Bei ersteren handelt es sich meist nur um kleine Änderungen wie die Schreibweise seines Namens (Raat ↔ Rath) oder inhaltliche Abwandlungen wie die Klassenzimmerszene. In jener wird – im Gegensatz zur Buchfassung - keine Klassenarbeit geschrieben, niemand wird ins Kabuff verwiesen und auch der Name „Unrat“ wird nicht von dem Schüler, sondern von Ertzum aus dem Fenster geschrien. Es kommen auch neue Szenen im Film hinzu, wie beispielsweise der Tod von Professor Unrats Vogel.

Die benannten inhaltlichen Neuerungen sind – wenn auch für manchen Buchbegeisterten enttäuschend – vergleichsweise unerheblich. Denn dem gegenüber sind die interpretatorischen Modifikationen von weitaus größerem Ausmaß.

Professor Unrat wirkt in der Verfilmung wesentlich selbstbewusster und vor allem sehr pflichtgetreu. Seine Intention scheint hier keineswegs darin zu bestehen, das Leben der Schüler anlässlich persönlicher Frustration unnötig zu erschweren, sondern vielmehr seiner Pflicht als autoritärer Gymnasialprofessor nachzugehen und sie vor unmoralischem Verhalten zu bewahren. Er wird nicht als unzufriedener und missgelaunter Schultyrann dargestellt, sondern scheint schlichtweg an der Bildung und Erziehung seiner Schüler interessiert zu sein, welche er mit Strenge und Autorität zu vermitteln versucht. Ferner kommt auch seine innere Angst, Unsicherheit sowie Hilflosigkeit gegenüber den Schülern in keiner Filmszene wirklich zum Ausdruck. Genau im Gegenteil, seine Person wirkt selbstsicher, stark und fast schon furchtlos. Besonders zu verspüren ist dies bei seiner Reaktion auf die Nennung seines verhassten Spitznamens „Unrat“. Während er im Buch allein bei dem Klang des Wortes in inneres Beben versetzt wird und auch äußerlich sein Ärger darüber deutlich vernehmbar ist, begegnet er dem Ganzen im Film mit scheinbar mehr Gelassenheit. Zwar macht er seine Missbilligung recht deutlich, aber behandelt es im Grunde schlichtweg wie einen schlechten Schülerstreich.
Insgesamt wird demnach in dem Film „Der blaue Engel“ ein gänzlich konträrer Professor Unrat im Vergleich zu dem Roman vorgestellt. Anstelle eines ridikülen, autoritätsversessenen Schülerfeinds tritt hier ein verliebter, pflichtgetreuer Professor. Dadurch verschwindet die eigentlich von Heinrich Mann intendierte Gesellschaftssatire und wird durch ein Liebesdrama ersetzt.

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