Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian - Die Welt (Gedichtinterpretation)

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Referat

„Die Welt“ von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (Gedichtinterpretation)

Die Welt
von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau

Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefaßten Grenzen,
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
 
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
 
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
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Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
11 
Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
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Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
 
13 
Streich ab von dir derselben kurzes Prangen,
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Halt ihre Lust für eine schwere Last:
15 
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
16 
Da Ewigkeit und Schönheit sich umfaßt.

(„Die Welt“ von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.9 KB) zur Unterstützung an.)

In dem Gedicht „Die Welt“, geschrieben von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und verfasst zur Zeit des Barocks, beschreibt das lyrische Ich seine Sicht auf die Welt, das kurze vergängliche Leben und die Erlösung durch den Tod. Der Titel „Die Welt“ lässt vermuten, dass der Autor die Welt genauer analysiert und hinterfragt, welchen Sinn das Leben auf ihr hat.

Das Gedicht umfasst eine Strophe mit 16 Versen. Der Kreuzreim zieht sich über die ganze Strophe und parallel zu ihm verlaufen die Kadenzen, wobei es mit einer weiblichen Kadenz beginnt. Das Gedicht ist fast ausschließlich im Jambus verfasst, bis auf die Aufforderung in Vers 11, die somit hervorgehoben wird. Der Mensch soll sich in seinen Denkweisen nicht einschränken.

Das lyrische Ich fragt sich, was die Welt eigentlich ist und beantwortet anschließend die Frage. Es fordert die Menschen auf weiterzudenken, als sich der „Zirkel der Welt erstreckt“. Am Ende wird auf die Schönheit des Daseins eingegangen, die zu erkennen ist, wenn sich der Mensch von der Last des Lebens und des Prangens befreit und das Leben nach dem Tod antritt.

Das Gedicht wird durch zwei rhetorische Fragen eingeleitet „Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen? Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?“, die infrage stellen, was die Erde überhaupt ist und wo sich ihr ganzer Glanz befindet, von dem die Menschheit spricht. Mit der Anapher „Ein“, die sich über die Verse drei bis acht erstreckt, wird eine Aufzählung eingeleitet, um all die negativen Dinge auf der Erde zu beschreiben. Es gibt keine Grenzen, weder ins Positive noch ins Negative, was der dritte Vers ausdrücken soll.

Die Wörter „schwarzgewölkter Nacht“ (V. 4), „Kummerdisteln“ (V. 5), „Krankheit“ (V. 6), „Sklavenhaus“ (V. 7) und „faules Grab“ (V. 8) beschreiben das kurze und grausame Leben eines Menschen, der gefangen ist auf der Erde (vgl. V. 7), was das „Sklavenhaus“ in Vers 7 in einem Wort zusammenfasst.

„Ein schneller Blitz in schwarzgewölkter Nacht“ stellt eine Metapher dar. Die Nacht steht hierbei stellvertretend für die grausame Welt, die mit dem Adjektiv „schwarzgewölkt“ verdeutlicht wird und das Leben ist der „kurze Blitz“ (V. 4), der schnell vergeht. Vers fünf unterstreicht dem Kummer, den es auf der Welt gibt, der durch das Feld mit Kummerdisteln, in Form einer Metapher, ausgedrückt wird, wobei die blühenden Disteln für den Schmerz und den Kummer stehen.

Das lyrische Ich findet, abgesehen von den schlimmen Seiten, auch positive Aspekte am menschlichen Dasein.

Es fordert die Menschen auf, ihren Horizont zu erweitern und den eigenen Denkweisen keine Grenzen zu setzen. Sie sollen über den Tellerrand, im Gedicht dargestellt als der „Zirkel dieser Welt“, hinausschauen (V. 12), was es mit der Aufforderung „Komm Seele, komm und lerne weiter schauen“ (V. 11), aussagt.

Das kurze Leben muss der Mensch über sich ergehen lassen, denn die Ewigkeit wird der Seele erst nach dem Tod gewährt, da sie das Einzige ist, das für immer beständig bleibt im vergänglichen Leben.

Die „schwere Last“ (V. 14) und das „Prangen“ (V. 13) muss abgelegt werden, so wie es die Metapher „Streich ab von dir derselben kurzes Prangen“ darstellt. Um an den „Port“ (V. 15), also den Hafen zur „Schönheit“ (V. 16) zu gelangen, müssen sich die Menschen von negativem befreien und bereit sein, um zu gehen. Der Hafen der Ewigkeit ist eine Metapher für den Weg zum Leben nach dem Tod, also zur Unendlichkeit, wobei das lyrische Ich den Tod als Erlösung ansieht.

Es fasst Hoffnung auf eine bessere Zeit nach dem Leben auf der Erde, da das Leben ermüdend und grausam sein kann und jeder einmal sterben wird, was jedes einzelne Leben unbedeutend macht. Wir Menschen halten uns für ein Abbild Gottes, obwohl wir nur ein Stück Fleisch sind und, so wie jeder auf der Welt, sterben werden (vgl. V. 8-10).

Das Gedicht vom Anfang bis zum Schluss stellt eine Antithese dar, die die Welt (V. 1-8) und den Menschen (V. 9-16) gegenüberstellt und dessen Bedeutung auf der Erde hinterfragt. Das Leitmotiv, der Vanitas-Gedanke, durchzieht das gesamte Gedicht und beschreibt die Vergänglichkeit der Zeit auf der Erde. Das lyrische Ich findet erst nach langem Überlegen auch schöne Dinge am Dasein: die Hoffnung auf ein erweitertes und unendliches Bestehen der Seele nach dem Tod. Die abgeneigte Haltung gegenüber dem Leben auf der Erde wird das ganze Gedicht über beibehalten.

Dadurch, dass die Zeit des Barocks, durch den 30-Jährigen Krieg, von Trauer und negativer Veränderung geprägt war, sind in dieser Zeit viele Gedichte entstanden, die den Sinn nach dem Leben hinterfragen.

Auch in diesem Gedicht kommt die Frage auf, wie ein einzelnes Leben wohl sein mag, wenn alle einmal sterben werden, was meine Deutungshypothese bestätigt.

Die Orientierungslosigkeit, die die Menschen zur Zeit des Barocks prägten, wird in dem Gedicht ausführlich beschreiben, weshalb es eindeutig der Epoche „Barock“ zuzuordnen ist. Ich persönlich finde das Gedicht interessant verfasst, da es sich mit einem Thema befasst, worüber man sich nicht allzu gerne Gedanken macht, das aber jeden betrifft: den Tod und das „Leben“ danach.

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