Eichendorff, Joseph von - Der Morgen (Gedichtinterpretation)

Schlagwörter:
Joseph von Eichendorff, Analyse, Interpretation, Romantik, Gedichtinterpretation, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Der Morgen (Gedichtinterpretation)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Gedichtanalyse: Joseph von Eichendorff - „Der Morgen“ (1810)

Der Morgen
von Joseph von Eichendorff

Fliegt der erste Morgenstrahl
Durch das stille Nebeltal,
Rauscht erwachend Wald und Hügel:
Wer da fliegen kann, nimmt Flügel!
 
Und sein Hütlein in die Luft
Wirft der Mensch vor Lust und ruft:
Hat Gesang doch auch noch Schwingen,
Nun, so will ich fröhlich singen!
 
Hinaus, o Mensch, weit in die Welt,
10 
Bangt dir das Herz in krankem Mut;
11 
Nichts ist so trüb in Nacht gestellt,
12 
Der Morgen leicht macht's wieder gut.

(„Der Morgen“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (23.8 KB) zur Unterstützung an.)

In diesem Aufsatz werde ich das Gedicht „Der Morgen“ von Joseph von Eichendorff, geschrieben im Jahr 1810, analysieren und interpretieren. Das Gedicht handelt vom Erwachen am Morgen und beschreibt den Start in einen neuen Tag.

Die erste Strophe beschreibt den Sonnenaufgang. Die ersten warmen Sonnenstrahlen schaffen es durch den dicken Nebel zu brechen und tauchen die Landschaft in ein warmes Licht. Langsam erwacht alles.

In der zweiten Strophe wird auf den Menschen fokussiert. Es wird beschrieben, dass die Person fröhlich und motiviert den Tag beginnt. Sie wurde sanft von den Sonnenstrahlen geweckt und kann es nun kaum erwarten zu sehen, was der Tag alles bringen wird. Die dritte und letzte Strophe bringt das Gedicht zusammen, da sie den Abend beschreibt. Der Mensch ist müde, erschöpft und es scheint, als ob die Person in diesem Gedicht einen schlechten Tag gehabt hat. Nichtsdestotrotz bleibt der Autor positiv und sagt, dass alles Leiden am Morgen halb so schlimm sein wird. Nachts ist immer alles dunkel und erschreckend. Doch, wenn die Sonne wieder aufgeht, ist alles Leid vergangen und vergessen.

Das Gedicht hat drei Strophen, mit jeweils vier Versen. Die erste Strophe wurde in einem Paarreim geschrieben, wobei a männliche Endungen und b weibliche Endungen hat. In der zweiten Strophe wird das gleiche Muster verwendet. Ein Kreuzreim ist in der dritten und letzten Strophe zu erkennen. Hier ist a die weibliche und b die männliche Endung. Das komplette Gedicht ist in einem Jambus geschrieben. Weitere Auffälligkeiten wie Alliterationen und Anaphern gibt es nicht.

Dieses Gedicht wurde in der Epoche der Romantik geschrieben. Diese Epoche findet während der Industrialisierung statt. Die Menschen sind überarbeitet, erschöpft und haben Angst vor der Zukunft. Die Epoche ist gezeichnet zur Hinwendung zur Natur, Ausdruck von Gefühlen und Leidenschaft. Das Ziel der Romantiker ist es durch ihre Kunst, sei es Lyrik, Musik oder Literatur, die Qualen des Alltags zu vergessen. Sie wollen den gesunden Menschenverstand behalten und in einer, immer wissenschaftlicher und technischer werdenden Welt, Rätsel und Mythen bewahren. Romantiker entfalten sich in der Geborgenheit. Durch die Hinwendung zur Natur wollen Sie der, lebensfeindlich wahrgenommen, Industrialisierung entfliehen. Das Gedicht „der Morgen“ passt perfekt in diese Epoche hinein. Der „Naturfaktor“ ist sofort zu erkennen. Gefühle werden mithilfe von natürlichen Phänomenen, Landschaften und Tieren beschrieben. Besonders an diesem Gedicht ist, dass es sehr positiv ist. Es beschreibt das Gefühl am Morgen aufzuwachen und glücklich in den Tag starten zu können. Zu der Zeit, in der es geschrieben wurde, ging es nur sehr wenigen Menschen so. Durch die Eröffnung unzähliger neuer Fabriken waren so gut wie alle Menschen dort angestellt und mussten in die Stadt ziehen. Sie lebten in schäbigen und engen Wohnungen und waren extrem überanstrengt und überarbeitet. Dieses Gedicht sollte ihnen Mut geben und zeigen, dass es schön ist morgens aufzuwachen und in den Tag zu starten.

Der Dichter verwendet auch einige sprachliche Mittel, um sich schöner und klarer auszudrücken.

In diesem Gedicht werden sehr viele Euphemismen, Beschönigungen, verwendet. So zum Beispiel in Zeile 8 „Nun, so will ich fröhlich singen!“ oder „Der Morgen leicht macht’s wieder gut“. Diese Verschönerungen sind in diesem Kontext natürlich absolut relevant. Schließlich handelt das Gedicht von der Schönheit und Leichtigkeit des Morgens und soll erschöpfte Menschen für den Tag motivieren.

Auch sind einige Personifikationen zu erkennen. Wie beispielsweise in Zeile 3 „Rauscht erwachend Wald und Hügel“. Wald und Hügel können nicht aufwachen. Doch das Gras auf den Wipfeln der Hügel und die Blätter an den Kronen der Bäume können in ein sanftes morgiges Sonnenlicht getaucht werden und so noch frischer und grüner aussehen. Aufwachen, also.

Eine Metapher wäre folgende: „Hat Gesang doch auch noch Schwingen“ (Z. 7). Hier will ausgedrückt werden, dass der Mensch vor Glück singt und dieser Gesang stark und fröhlich ist. Er schwingt vor Leichtigkeit und so auch die glückliche Person, die singt.

Dieses Gedicht ist sehr typisch für die Epoche der Romantik. Es soll die Menschen motivieren glücklich und zuversichtlich in den Tag zu starten. Gleichzeitig soll es die Menschen auch beruhigen, dass es in Ordnung ist, sich abends erschöpft, müde und verzweifelt zu fühlen. Die Frische des Morgens wird alles wieder gut machen.

Zurück