Eichendorff, Joseph von - Frische Fahrt (Gedichtinterpretation)

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Joseph von Eichendorff, Analyse, Interpretation, Romantik, Gedichtinterpretation, Gedichtanalyse, Referat, Hausaufgabe, Eichendorff, Joseph von - Frische Fahrt (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedicht „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff

Frische Fahrt
von Joseph von Eichendorff

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein!
Waldwärts Hörnerklang geschossen,
Mut'ger Augen lichter Schein;
Und das Wirren bunt und bunter
Wird ein magisch wilder Fluß,
In die schöne Welt hinunter
Lockt dich dieses Stromes Gruß.
 
Und ich mag mich nicht bewahren!
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Weit von euch treibt mich der Wind,
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Auf dem Strome will ich fahren,
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Von dem Glanze selig blind!
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Tausend Stimmen lockend schlagen,
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Hoch Aurora flammend weht,
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Fahre zu! ich mag nicht fragen,
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Wo die Fahrt zu Ende geht!

(„Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.1 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Frische Fahrt“ von Joseph von Eichendorff stammt aus der Epoche der Romantik und erschien 1837. Es handelt von der Sehnsucht nach dem Frühling. Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 geboren und verstarb am 26. November 1857. Eichendorff war ein bedeutender Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik. Er zählt mit etwa fünftausend Vertonungen zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern und ist auch als Prosadichter (Aus dem Leben eines Taugenichts) bis heute gegenwärtig.

Im Verlauf des Gedichts „Frische Fahrt“ wird deutlich, dass die Vorfreude auf den Frühling mit einer aufkommenden Reiselust verbunden ist.

In der ersten Strophe berichtet das lyrische Ich von dem lang ersehnten Beginn des Frühlings. Hierbei beschriebt es bildhaft, wie sich die Natur während des Frühlings verändert und erblüht. In der zweiten Strophe werden die Gedanken und Wünsche des lyrischen Ichs zum Ausdruck gebracht. Es möchte aufbrechen und sich in die unbekannte Welt begeben.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen zu je acht Versen. Der Autor verwendet einen durchgängigen Kreuzreim, der von einem vierhebigen Trochäus unterstützt wird. Der regelmäßige Wechsel von weiblichen und männlichen Kadenzen intensiviert die lebhafte Schilderung der Natur. Betrachtet man die erste Strophe genauer, fällt einem der Ausruf „Frühling, Frühling soll es sein!“ (Vers 2) ins Auge. Durch die Wiederholung des Wortes „Frühling“ übermittelt das lyrische Ich dem Leser seine Euphorie. Auch die Klimax „bunt und bunter“ (Vers 5) sowie Enjambements in Vers fünf zu Vers sechs und in Vers sieben zu Vers acht verdeutlichen die Vorfreude auf den Frühling. Es folgt eine detaillierte Beschreibung der Natur. „Laue Luft kommt blau geflossen“ (Vers 1) ist eine Assonanz, die auf das Symbol der Blauen Blume anspielt. Diese steht für die Sehnsucht und verbindet Natur, Menschen und Geist. Die deutliche Aufforderung zum Reisen folgt in Vers drei, sobald der „Hörnerklang“ (Vers 3) ertönt. Hiermit spricht der Autor gezielt die Sinneswahrnehmungen an und weckt das Bedürfnis aufzubrechen. Alliterationen wie z.B. „waldwärts“, „wirren“, „wilder“ (Vers 3, 5, 6) oder „Laue Luft“ (Vers 1) und das Personifizieren des Flusses in Vers fünf ermöglichen dem Leser, ein einprägsames Bild der aufblühenden Natur zu assoziieren. Vers acht richtet sich direkt an den Leser, erkennbar an dem Pronomen „dich“ (Vers 8).

Somit fühlt sich der Leser erneut von des „Stromes Gruß“ (Vers 8) mitgerissen. Auch die zweite Strophe beginnt mit einem Ausruf „Und ich mag mich nicht bewahren!“ (Vers 9), wodurch der eindrückliche Wunsch des lyrischen Ichs immer klarer wird. Es möchte „Auf dem Strome [...] fahren“ (Vers 11). Hierbei ist der Strom eine Metapher für einen neuen Weg, den das lyrische Ich einschlagen möchte. Anschließend ist von der Götting „Aurora“ (Vers 14) die Rede, die „flammend weht“ (Vers 14). Aurora stellt das Bild der Morgenröte dar und symbolisiert hier die verlockende Schönheit. Auffällig sind hierbei die Gegensätze in der Beschreibung der Schönheit in der Natur.

Auf der einen Seite erscheint der Fluss „magisch“ (Vers 6) auf der anderen Seite wird er als „wild“ (Vers 6) bezeichnet.

Eichendorffs Gedicht lässt sich der Epoche der Romantik zuordnen, weil das Hauptmotiv die Sehnsucht ist. Da die Romantik politisch - gesellschaftlich als Krisenzeit erlebt wurde und die Industrialisierung zur Verstädterung führte, haben sich die meisten Menschen in Melancholie und Fantasiewelten geflüchtet. Auch in Eichendorff Gedicht wird durch Wörter wie „magisch“ (Vers 6) und „Glanze“ (Vers 12) auf die Fantasie - und Traumwelt verwiesen. Die Natur stellte den Gegenpol zu den immer voller werdenden Städten dar. Sie ist ein Ort, an dem die Sehnsucht nach dem geheimnisvollen und Schönen ausgeschöpft werden konnte. Demzufolge beschreibt das lyrische - Ich die „schöne Welt“ (Vers 7) und Natur sehr einprägsam. Zudem stehen in Eichendorffs Gedicht „Frische Fahrt“ die starken Glücksgefühle und die Euphorie im Mittelpunkt. Das Merkmal der Betonung des Individuums und dessen subjektiver Gefühle ist auch erfüllt. Dies spiegelt sich auch in dem Motiv der Reiselust.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Eichendorffs Gedicht alle Kennzeichen der Romantik beinhaltet. Des Weiteren gelingt es Eichendorff, den Leser zum Reisen zu motivieren. Eichendorffs Gedicht ist eine Aufforderung, die Natur, insbesondere den Frühling, zu genießen und wahrzunehmen. Abschließend bestätigt sich die Deutungshypothese, dass der Frühling Reiselust entstehen lässt.

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