Stoa und Epikur im Vergleich - Annahme des Schicksals als Weg zur Glückseligkeit

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Epikureismus, Stoizismus, Handbüchlein der Moral und Unterredungen, Epiktet, Referat, Hausaufgabe, Stoa und Epikur im Vergleich - Annahme des Schicksals als Weg zur Glückseligkeit
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Referat

Ethik - „Annahme des Schicksals als Weg zur Glückseligkeit“

Wie können wir glücklich leben und zufrieden sterben? Diese Frage, beantwortet einer der bekanntesten Stoiker der späten Antike, in seinem Werk „Handbüchlein der Moral und Unterredungen“. Epiktet (ca. 50 - 138 n. Chr.), kritisiert in seinem Werk die ständige Suche nach der Glückseligkeit, welche Menschen durch Verfügungsgewalt zu erreichen versuchen. Um zu verstehen, was Epiktet mit seiner wohl überlebten Aussage erreichen wollte, möchte im weiteren Verlauf meines Textes mithilfe der P.L.A.T.O Methode den philosophischen Text analysieren und zu gleich Lösungsvorschläge oder moderne Abänderungen vorschlagen.

Wie schon zu Beginn erwähnt, ist Epiktet der Meinung, dass der erste Schritt zu einem glücklichen Leben die Unterscheidung zwischen dem ist, was in unserer Macht steht und dem worauf wir keinen Einfluss nehmen können. Wir haben die Macht über unser eigenes Handeln, Denken, unser Begehren und auch über unsere Abneigungen zu entscheiden. Im Gegensatz dazu, müssen wir aber die natürliche, gottgegebene Realität akzeptieren und im besten Fall auch nachvollziehen, um ein glückliches und erfülltes Leben führen zu können. Des Weiteren erwähnt Epiktet in seiner Philosophie öfters, dass wir Menschen die Rolle, die uns von Gott gegeben wurde, nicht hinterfragen sollen. Wir müssen unseren eigenen Lebensweg verfolgen und uns nicht von der Meinung oder Kritik anderer abhängig machen. Wie bei den meisten philosophischen Ansichten der damaligen Antike ist auch für Epiktet die Apatheia, ein Zustand der Seelenruhe, welches das höchstmöglich zu erreichende Ziel ist.

Dennoch stellt sich die Frage, ob so ein Leben wirklich zur Glückseligkeit eines Menschen führt, oder ob es doch nur eine Traumwelt der Philosophen ist. Nach stoischer Auffassung versteht man die Annahme des Schicksals als Weg zur Glückseligkeit. Um dieses Argument der Stoiker nachvollziehen zu können, möchte ich nun dieses erläutern und in meinem weiteren Text auf verschiedene Arten analysieren. Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, steht die Akzeptanz der Realität bei der stoischen Lebensphilosophie im Vordergrund. Um die grausame Realität akzeptieren zu können, sollte man den Tod nicht als etwas Furchtbares ansehen, sondern eher die Vorstellung davon, denn das Furchtbare ist vielmehr unsere Angst vor dem Tod als der Tod selbst. Dieser Aspekt leitet uns direkt zu dem nächsten Argument der Philosophen über.

Epiktet lehrte seine Schüler, dass die unnötige Angst vor der Zukunft uns letzten Endes nur Leid und Schmerz zufügt. Diese Aussage wird in den Zeilen 26 bis 27 einwandfrei unterstrichen. Denn die Sorgen um die Zukunft, ob man innerhalb der nächsten 25 Jahre sein Vermögen verlieren könnte und dadurch in ständiger Angst lebt, raubt uns ein weiteres Mal die innere Ruhe und führt allmählich dazu, dass wir nicht imstande sind, ein glückliches Leben zu führen.

Des Weiteren ist Epiktet davon überzeugt, dass Trauer nach Verlust eines geliebten Menschen, im eigentlichen Sinne als etwas Positives angesehen werden sollte. Denn nach seiner Philosophie, gibt man alles, was man ein Mal verloren hat, sei es Geld, Familie oder Freunde, wieder zurück. Somit gehört uns in Wirklichkeit gar nichts. Denn wenn man etwas umgehen möchten, dessen Vermeidung nicht in unserer Macht steht, wie das vorhin genannte Beispiel: Tod, dann werden wir Menschen zwangsläufig unglücklich. Verglichen mit den zwei anderen Argumenten, die ich schon in den vorherigen Absätzen genannt habe, bemerkt man, dass sich ein gewisser Kreis schließt, welcher von Anfang bis Ende im Kern dasselbe Thema erläutert.

Zurückführend auf den Titel, versteht man vielleicht nun, warum es eine perfekte Zusammenfassung der stoischen Aussage ist. Als Mensch solle man das Schicksal annehmen, um dadurch den Weg zur Glückseligkeit gehen zu können. Denn ausgerechnet das Schicksal ist nach stoischer Auffassung nicht existent. Das einzige, was Stoiker im Leben als wirklich wichtig finden, ist der Logos, die Vernunft. Diese Art der Selbstbeherrschung führt nämlich dazu, dass wir imstande sind unsere Pflichten zu erfüllen. Diese Pflichten, sind nach der Meinung der Stoiker, in jedem unserer Lebensabschnitte vertreten, weswegen wir auch entsprechend mit diesem Gedanken leben müssen. Trotz allem legen die Philosophen hohen Wert auf Bescheidenheit. Man solle sich auf sich selbst konzentrieren, fair gegenüber anderen handeln und einen positiven Einfluss auf andere pflegen.

Verglichen mit unserer heutigen, modernen Welt und unserem jetzigen Denken, wird schnell klar, dass eine solche Weltanschauung fast unmöglich ist. Mehrere Aspekte der stoischen Lehrer, würden heute als außergewöhnlich oder sogar sonderbar bezeichnet werden. Diesbezüglich, möchte ich nun den Aspekt der Trauer und des Verlusts analysieren. Viele Studien exzellenter Psychologen weisen auf, dass Trauer und Sehnsucht, welche durch Tod eines geliebten Menschen verursacht werden, ein gesunder und extrem wichtiger Prozess der Verarbeitung ist. Das Verbieten eines solchen Verarbeitungsprozesses wäre unpassend.

Alleine schon deswegen, weil ein solcher Zwang die Psyche zerstören könnte. Aber zugleich auch deswegen, weil Liebe, Verbundenheit und Zuneigung automatisch eine Lüge wäre. Diese Gefühle, können nicht unterdrückt werden oder gar verboten, denn es ist eine zwangsläufige Reaktion des menschlichen Körpers, welche schon seit mehreren tausenden Jahren in unserer Welt als normal und alltäglich angesehen werden.

Im weiteren Verlauf möchte ich den zweiten erwähnten Aspekt, die Angst vor der Zukunft, substanziieren. Der Begriff Angst, ist in diesem Kontext, meines Erachtens unpassend. Angst ist ein Schutzreflex vor Risiken und Gefahren, warum sollte ausgerechnet dieser Schutz verboten werden. Außerdem bin ich der Meinung, dass genau diese Angst uns vor Fehler schützt. Je älter man wird, desto eher realisiert man wie böse unsere Welt in manchen Situationen werden kann, man wird betrogen und angelogen, auf der Welt herrschen Kriege und bis heute ist Rassismus, Diskriminierung und Homophobie, trauriger Alltag. Neugeborene, kleine Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene haben Angst vor lauten Geräuschen, Feuer, Dunkelheit, Höhe, Spinnen und unendlich vielen anderen Dingen. Warum sollte man dann der Meinung sein, dass Angst etwas Schlechtes ist und uns vom Weg zur Glückseligkeit abbringen wird? Aus diesem Grund bin ich nach längerer Überlegung der Überzeugung, dass dieser Aspekt der stoischen Philosophie keines Falls unterstützt oder gar ausgelebt werden sollte.

Zu guter Letzt möchte ich den letzten vorgestellten Aspekt interpretieren: Akzeptanz der Realität. Epiktet meint in seinem Werk, dass nur durch die radikale Akzeptanz eine Art der Glückseligkeit erreicht werden kann. Im ersten Moment scheint es vielleicht bizarr, denn betrachten wir unseren Alltag, bemerken wir schnell, dass wir die meisten Situationen einfach hinnehmen und akzeptieren. Doch was machen wir bei schweren Krankheiten, bei einem plötzlichen Tod unserer Geliebten oder bei einem Unfall - wir akzeptieren die Situation nicht. Wir kämpfen, wir trauern, wir weinen aber letztendlich werden wir immer stärker. Wir akzeptieren die
momentane Lebenslage und versuchen weiterhin ein glückliches Leben zu führen, trotz der Belastung, die wir höchstwahrscheinlich mit uns tragen und hoffen darauf, dass die Zeit alle Wunden heilt. Auch wenn Epiktet meint, dass wir unser ganzes Leben und in allen Lebenssituationen, die Realität akzeptieren sollten, bin ich dennoch der Meinung, dass er recht hat. Die Energie, die wir durch die Akzeptanz der Situation einsparen, können wir einsetzen, um Lösungen zu finden und unsere Lage zu verbessern. Nach längerer Auseinandersetzung mit dem Thema, schien es mir äußerst bemerkenswert, dass ein Aspekt der stoischen Philosophie bis heute Relevanz zeigt.

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Im weiteren Verlauf meines Textes, möchte ich nun die Philosophie der Stoa, von welcher Epiktet ein bekannter Vertreter war, mit der von Epikur, vergleichen. Epikur, einer der bekanntesten griechischen Philosophen und gleichzeitig auch Begründer des Epikureismus und der epikureischen Schule, lebte um 341 v. Chr. und verstarb 271 v. Chr. und konzentrierte sich sein ganzes Leben eine Heilsbotschaft des Glücks den Menschen zu übertragen. Epikurs Ethik beruht hauptsächlich auf dem Gedanken, dass die Lust das höchstmögliche Gut ist und versucht im Kern die Fragen der Physik, Logik und Ethik zu beantworten.

Ähnlich wie die Epikureische Philosophie, vertraten auch die Vertreter der Stoa eine eudämonische Philosophie (ausgeglichenes Gemüt), welche das Glück für das Ziel der menschlichen Existenz hielten und Besonnenheit, um das Ziel zu erreichen. Trotz dieser weitgehenden Übereinstimmungen handelt es sich um zwei verschiedene Konzepte und Lösungsvorschläge. Eines der wichtigsten philosophischen Merkmale der stoischen Lehre war die Betrachtungsweise der Welt. Die Stoiker versuchten mithilfe von Gelassenheit und Seelenruhe die vollkommene Weisheit zu erreichen und alle äußerlichen Einflüsse als gleichgültig anzusehen.

Infolgedessen möchte ich nun die beiden Schulen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Themen miteinander vergleichen. Sowohl die Stoiker, als auch die Epikureer strebten nach einem Leben in vollkommener Glückseligkeit, dennoch verfolgten sie unterschiedliche Wege, um dieses Ziel zu erreichen. Auf der einen Seite stehen die Vertreter der Stoa, welche der Überzeugung waren, dass nur durch die Selbstbeherrschung, die Unabhängigkeit von äußerlichen Einflüssen und durch die Unerschütterlichkeit in allen Lebenssituationen, das Glück, also die Apatheia, dauerhaft erreicht werden kann. Demgegenüber steht die Ansicht der Glückseligkeit nach dem Epikureismus, welche der Meinung ist, dass man sich in einem Zustand der Lust befindet und somit frei von Schmerz und Leid ist. Dementsprechend ist die Lust, der einzig richtige Weg, um das höchste Lebensziel, die Glückseligkeit (Eudaimonie), zu erreichen. Epikur verstand unter optimale Lust einen inneren Seelenfrieden, welcher nur aus eigener Kraft hervorgerufen werden konnte.

Des Weiteren unterscheiden sich auch die Ziele des menschlichen Handelns für die beiden Philosophien stark. Die Stoiker meinen, dass der Mensch nur nach dem streben sollte, was für ihn erreichbar ist und in seiner Macht steht. Indessen meinten die Epikureer, dass nur das Leben in Bedürfnislosigkeit das richtige ist.

Auch die Auffassung des Todes und Verlusts stellt einige Unterschiede dar. Nach Epikur sollten Menschen Schmerz, Leid, Krankheit und auch dem Tod aus dem Weg gehen. Nach der Stoa jedoch sollen sie lernen, mit solchen Situationen umzugehen und sie zu akzeptieren. Auch der Tod stellt für beide Schulen nur eine Art des Übergangs dar, welcher nichts Böses verkörpert, sondern sogar als eine Erlösung wahrgenommen werden sollte.

Die schon die oftmals erwähnte Angst vor der Zukunft und die Akzeptanz der Realität, wird in beiden Philosophien von Grund auf besprochen. Einerseits meinen die Stoa, dass die Angst vor der Zukunft unbegründet ist, da alles vorherbestimmt ist und es kein Schicksal und keine Zufälle in der Welt existieren. Auf der anderen Seite nehmen die Epikureer an, dass die Angst unbegründet ist, jedoch nur aus dem Grund da alles durch Zufall geschieht, was wiederum bedeutet, dass Schicksal ein enorm wichtiger Teil der epikureischen Lehre ist.

Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Unterschiede und Gemeinsamkeiten, welche besprochen werden könnten, jedoch sind die vorgestellten Argumente, meines Erachtens die wichtigsten. Diese Argumente führen zur logischen Schlussfolgerung, dass die beiden Schulen sich im Hauptkern ähneln, jedoch die Wege und Ziele leichte Unterschiede aufweisen. Denn für den Epikureismus ist die Zustandslust als Mittel zum Glück, das wichtigste Ziel und dem Stoizismus geht es um die innere Gelassenheit angesichts der äußeren Kraft.

Zurückführend auf die zu Beginn gestellte Frage – Zusammenhänge und Unterschied zwischen den Grundhaltungen (Ataraxie und Apathie) der beiden Schulen - möchte ich zunächst eine kurze Definition der beiden Begriffe vorstellen. Apathie ist ein stoischer Begriff des Freiseins von Leidenschaften. Der Begriff der Ataraxie ist wiederum, eine Verbindung von Schwerelosigkeit und der Freiheit von Unruhe und Leidenschaft.

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Die Stoiker sind der Meinung man solle als alleiniges Individuum einen Platz in der Welt finden und durch emotionale Selbstbeherrschung, Leidenschaftslosigkeit und innere Seelenruhe zur Weisheit streben. Im weiteren Verlauf versuchen Stoiker hauptsächlich durch rigoristische Bändigung der Bedürfnisse ihr persönliches Ziel zu erreichen. Nach Epikur erreicht man jedoch die Ataraxia (Lust) nur durch die Zusammenführung von Vernunft und Bescheidenheit. Außerdem spielt auch die Gesundheit des Körpers und innere Seelenruhe eine enorme Rolle, welche jedoch von Schmerzen und äußeren sowie inneren Einflüssen bedroht werden.

Weswegen Vertreter der epikureischen Ethik sich der Vernunft hingeben und versuchen mit ihrer Hilfe ein autarkes Leben führen zu können.

All diese Aspekte führen zur schlussendlichen Folgerung, dass Epiktet in seinem Werk eine Philosophie vorgestellt hat, welche bis heute, gewisse moderne Aspekte vorlegen kann. Trotz der manch skeptischen Argumente der stoischen Ethik, bin ich dennoch überzeugt, dass sie für viele Menschen einen positiven Einfluss auf das Leben haben konnte. Das Minimieren des Strebens nach Glück auf Dinge, welche in unserer Macht stehen, und die welche es nicht sind, vereinfacht unser Leben von Grund auf enorm. Auch der Vergleich zwischen zwei der wichtigsten Schulen der späten Antike, stellen uns zwei interessante und wertvolle Antworten auf die Frage, wie wir ein glückliches und erfülltes Leben führen können.

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