Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus - Der Sandmann (Inhalt, Motive, Aufbau, Charaktere)

Schlagwörter:
E.T.A. Hoffmann, Novelle, Inhaltsangabe, Namenssymbolik, Charakterisierung, Referat, Hausaufgabe, Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus - Der Sandmann (Inhalt, Motive, Aufbau, Charaktere)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

„Der Sandmann“ – E.T.A. Hoffmann

Die von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann verfasste Erzählung „Der Sandmann“, erschienen im Jahre 1816, gehört zur Gattung der Novelle.

→ Novelle, eine unerhörte Begebenheit (schwarze Magie) und etwas ganz Besonderes was sich zuspitzt und in einer Katastrophe endet.

Gliederung / Inhalt

Einleitung

E.T.A. Hoffmann Novelle der „Der Sandmann“ wurde 1816 veröffentlicht und erzählt die Lebensgeschichte des Nathanaels aus verschiedenen Perspektiven. Nach der Begegnung mit Coppola, einem Glashändler, erinnerte sich Nathanael an den Alchemisten Coppelius aus seiner Kindheit und war schwer beunruhigt. Nathanael verliebte sich in die Holzpuppe Olimpia und wird vom Wahnsinn gepackt.

Hoffmanns Novelle stammt ursprünglich aus der Sammlung Nachtstücke und handelt von der Lebensgeschichte des sensiblen Nathanaels, welche aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Unter dem Einfluss eines dramatischen Kindheitserlebnisses leidet Nathanael zunehmend und sieht in der Gestalt Coppolas die monsterhafte Figur des Sandmanns, woraufhin er zunehmend verrückt wird. Nathanael vermutet, in der Gestalt von Coppola, in Wirklichkeit Coppelius wiedergetroffen zu haben, welcher früher mit seinem Vater an Experimenten gearbeitet hat, welche schließlich zum Tod des Vaters führten. Clara, seine Verlobte und Lothar, ihr Bruder, welche ein sehr enges Verhältnis haben, halten Nathanaels Visionen für eine Einbildung und drängen ihn dazu, sie zu zügeln.

Doch Nathaniel versinkt immer tiefer in der von ihm selbst geschaffenen Fantasie und Gedankenwelt. Nachdem auch seine neue Geliebte brutal vom Sandmann zugerichtet wird, scheint sich Nathanael langsam zu erholen. Auf ihn wartet eine scheinbar glückliche Zukunft, die jedoch in seinem erneut auftretenden Wahnsinn in einem Selbstmord Nathanaels in einer Katastrophe zugrunde geht.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Zusammenfassung des Werkes

Die Novelle beginnt mit einem Brief, den Nathanael an seinen Ziehbruder Lothar geschrieben hat. Nathanael berichtete, dass ihn seit kurzer Zeit eine große Unruhe plagte, welche durch den Besuch des Wetterglashändlers Coppola ausgelöst worden war. Dieser erinnerte ihn an eine Begegnung aus seiner Kindheit, denn gelegentlich wurde Nathanael früh ins Bett geschickt mit der Begründung, dass der Sandmann schon unterwegs sei. Eines Abends versteckte sich Nathanael im Zimmer des Vaters und beobachtete, wie sich der „Sandmann“ als der ihm verhasste Advokat Coppelius entpuppte. Gemeinsam mit Nathanaels Vater unternahm dieser alchemistische Experimente. Coppelius entdeckte Nathanael und misshandelte ihn, indem er unter anderem drohte ihm die Augen zu verbrennen. Beim nächsten Besuch des Coppelius sei der Vater durch eine Explosion ums Leben gekommen. Eben jenen Coppelius, so erzählt Nathanael, habe er nun im Glashändler Coppola wiedererkannt.

Diesen ersten Brief hatte Nathanael versehentlich an seine Freundin Clara geschickt, wie sie in ihrem Antwortbrief wissen lässt. Clara habe den Brief gelesen und sei letztendlich zu dem Schluss gekommen, Nathanael müsse sich diese grässlichen Ereignisse seiner Kindheit teilweise eingebildet haben. Sie schreibt Nathanael, dass sich alles nur in seinem Inneren abspiele.

Daraufhin schickte Nathanael einen Brief an Lothar. Nathanael habe Claras logische Erörterung seiner Situation erstaunt und Nathanael erklärte, dass Coppola wohl nicht Coppelius gewesen sei. Dies habe sein eigener Physikprofessor bestätigt, denn dieser kennt Coppola schon eine lange Zeit.

Nach diesen kurzen Briefwechseln werden die weiteren Ereignisse von einem Ich-Erzähler beschrieben, der sich als Nathanaels Freund vorstellt. Der Erzähler erklärte, dass Nathanaels Mutter kurz nach dem Tod ihres Mannes die verwaisten Geschwister Clara und Lothar aufgenommen hatte und sich Nathanael in Clara verliebte. Clara könnte zwar keineswegs als schön gelten, jedoch habe sie wunderschönes Haar, faszinierende Augen und einen scharfen Verstand. Schon kurz nach seiner Heimkehr versank Nathanael erneut in düsteren Gedanken. Er sprach viel von dunklen Mächten und belastete damit die Beziehung zu Clara. Eines Tages trug er ihr eines seiner verfassten Gedichte vor, welches beschrieb, wie die Liebe zwischen ihnen von Coppelius zerstört wird und es kam zu einem großen Streit. Kurz bevor es zu einem Kampf zwischen Nathanael und Lothar kam, versöhnten sie sich wieder und Nathanael schien vorerst von seinen Ängsten befreit.

Zurück in seiner Studierstadt G. musste er wegen eines Brandes umziehen und erhielt eine Wohnung direkt gegenüber der seines Professors. Von dort aus konnte er direkt in das Zimmer von Olimpia blicken, der Tochter seines Professors. Nathanael bekam erneut Besuch von Coppola, der ihm ein kleines Fernglas verkaufte. Mit diesem blickte Nathanael in Olimpias Zimmer und war plötzlich fasziniert von ihr. Tagelang beobachtete er sie wie verzaubert und verliebte sich bei einer Feier im Hause des Professors schließlich völlig in sie. Zwar redete sie nicht mit Nathanael, dennoch besuchte Nathanael sie regelmäßig. Eines Tages traf Nathanael im Zimmer des Professors auf den Professor und Coppola, die sich um eine Holzpuppe stritten. Als der Puppe die Augen entrissen wurden, erkannte Nathanael die Puppe als Olimpia. Coppola, von dem Professor als Coppelius bezeichnet, verschwand und Nathanaels packte der Wahnsinn. Er versuchte den Professor zu erwürgen und wurde in ein Irrenhaus gebracht.

Scheinbar von seinem Wahnsinn geheilt, versöhnte er sich mit Clara und stieg mit ihr auf den Ratsturm hinauf. Als Clara ihn auf einen sonderbaren kleinen Busch aufmerksam machte, griff Nathanael zu Coppolas Fernglas und wurde erneut vom Wahnsinn gepackt. Er hielt Clara für eine Holzpuppe und wollte sie vom Turm werfen. Lothar rettete Clara, aber Nathanael erblickte Coppelius in der Menge und sprang vom Turm.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Aufbau

1. Briefwechsel

  • zwischen Nathanael, Lothar und Clara über Nathanaels sonderbare Begegnung mit dem Sandmann und sein traumatisches Kindheitserlebnis

2. Erklärung des Erzählers

  • Erzähler wendet sich an Leser
  • Geschichte gefunden (Rationalitätsbezug)
  • Beschreibung der Figuren und Nathanaels Gefühlslage

3. Erzählerbericht

  • Veränderung Nathanaels (Selbstzweifel)
  • Beziehung zu Olimpia
  • Zuspitzung der Wahnvorstellungen (Olimpia Augen werden von Coppola herausgerissen)
  • Entfernung von Clara → „Du lebloses, verdammtes Automat“, fühlen sich beide voneinander nicht verstanden → Streit mit Clara und Lothar mit anschließender Versöhnung

4. Ende

  • Scheinbare Heilung Nathanaels -> erwachte wie aus schwerem fürchterlichem Traum
  • Aussicht auf normales Leben mit Clara
  • Mordversuch an Clara nach erneuter Begegnung mit Coppola
  • Selbstmord

→ Eigentlich Gliederung in zwei Hauptteile

  1. Hauptteil: 3 Briefe und Erklärung des Herausgebers
  2. Hauptteil: Erzählerbericht und Ende

Die Novelle „Der Sandmann“ wird in zwei Teilen erzählt. Der erste Teil der Erzählung besteht aus den Briefen, die sich Nathanael, Lothar und Clara schickten. Im zweiten Teil erzählt ein Erzähler die Geschichte Nathanaels. Der zweite Teil erzählt die Olimpiahandlung und zuletzt den Suizid Nathanaels. Der Erzähler greift mehrmals in die Erzählung ein und beeinflusst den Leser durch wechselnde Erzählperspektiven.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Themen der Novelle

In der Novelle „Der Sandmann“ thematisiert E.T.A. Hoffmann mehrere gegensätzliche Aspekte:

  • Hoffmann thematisiert die Innen- und Außenwelt bzw. Selbst- und Fremdwahrnehmung, indem er auf die dunklen Seiten des Lebens eingeht, seelische bis psychische Störungen, Ängste, Wahnsinn und Verzweiflung schildert.
  • Es wird der Wahnsinn und die Normalität thematisiert. Man kann die Geschichte unterschiedlich interpretieren, denn es wird nicht klar, ob Nathanael der Wahnsinnige ist oder ob er zum Opfer einer Intrige wurde.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Namenssymbolik

→ sprechende Namen, die auf Charakter der jeweiligen Person schließen lassen

  • Nathanael, als das Geschenk Gottes (Anspielung auf Romantik → Gefühlschaos und Offenheit)
  • Clara, für Vernunft und Klarheit
  • Coppola, für ital.: coopo als Augenhöhle

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Charaktere

In der Novelle „Der Sandmann“ gibt es vor allem fünf relevante Charaktere, diese sind Nathanael, Coppelius/Coppola, Clara, Olimpia und Lothar.

Nathanael

Nathanael ist der Protagonist der Novelle und sein Name bedeutet in etwa so viel wie Geschenk Gottes. Seine Kindheit verbrachte er in einer Provinzstadt, wo er im Hause seiner Eltern mit mehreren Geschwistern aufwuchs. Nathanaels Kindheit war von der Angst des Sandmanns, der in Wirklichkeit Coppelius war, geprägt. Der Vater kam während eines Besuchs Coppelius um, was Nathanaels Bild von Coppelius stark prägte. Nach dem Tod des Vaters nahm Nathanaels Mutter zwei weitere Kind auf, Lothar und Clara. Clara und Nathanael verliebten sich ineinander. Als Nathanael in die Studierstadt G. zog, begegnete er dem Glashändler Coppola. Dieser weckte in Nathanael Kindheitserinnerungen und projiziert diese auf Coppola. Seine düsteren Vorstellungen führten mehr und mehr zur Isolation. Als er sich schließlich in die Holzpuppe Olimpia verliebte, war Nathanael völlig isoliert. Auch die rational denkende Clara fand keinen Zugang mehr zu ihm. Nathanael wurde vom Wahnsinn gepackt und nahm sich letztendlich das Leben. Seine Kindheit verfolgte ihn sein ganzes Leben und hat schließlich zu seinem Suizid beigetragen.

  • Nathanael ist der träumerische Protagonist der Erzählung
  • ist offen für das Wunderbare und extrem selbstbezogen
  • Dem rationalen Denken ist er nur bedingt aufgeschlossen, da für ihn das Gefühl zählt
  • Geschenk Gottes = Namensgebung ist sicherlich als eine Anspielung Hoffmanns auf den Genie-Kult der Romantik und des Sturm und Drangs zu sehen.
  • Durch sein Gefühlsbetontheit und Offenheit für das Wunderbare entspricht Nathanael ebenfalls diesem Bild des Romantikers
  • Er ist ein junger Mann, der in der Stadt G. Physik bei dem berühmten Professor Spalanzani studiert und in seiner Freizeit Gedichte schreibt
  • Aufgewachsen ist er mit mehreren Geschwistern bei seinen Eltern
  • Jedoch kommt der Vater bei geheimen alchemistischen Versuchen ums Leben, als Nathanael elf Jahre alt ist
  • Diese führt der Vater zusammen mit dem abstoßenden Advokaten Coppelius durch, den Nathanael für den Sandmann hält, da er immer mit einer Sandmanngeschichte ins Bett geschickt wird, wenn dieser zu Besuch kommt
  • Einmal hat Nathanael sich im Büro seines Vaters versteckt und sieht, dass der Sandmann der Advokat Coppelius ist. Dieser entdeckt ihn und jagt ihm große Angst ein, indem er ihm Hände und Füße ab- und wieder anschraubt und sagt, dass er ihm die Augen stehlen will. Der Vater kann letzteres zwar verhindern, aber Nathanael trägt ein Trauma von diesem Erlebnis davon.
  • Seine Ängste und Wahnvorstellungen projiziert er als erwachsener Student auf den Wetterglashändler Coppola, in dem er den Advokaten Coppelius erkannt haben will. Dies weckt seine alten Kindheitsängste, führt aber auch dazu, dass Nathanael es mit Coppelius aufnehmen will, um den Tod des Vaters zu rächen.
  • Er ahnt, dass von dieser Person ein Unheil für ihn ausgeht, was sich am Ende durch seinen Selbstmord bewahrheitet. Er ist der einzige, der diese Gefahr erkennen kann, was auch an seiner Überzeugung liegt, dass es neben der tatsächlichen Realität noch eine zweite Wirklichkeit gibt, die nicht mit den Sinnen und dem Verstand wahrgenommen werden kann, sondern nur durch Ahnung und Gefühl. Er kann diese zweite Welt dank seiner hohen künstlerischen Vorstellungskraft betreten.
  • Nathanaels Sicht auf die Welt führt aber auch zur Isolation, da er in seinem Umfeld mit seinen Ansichten allein ist und er auch nicht verstanden wird. Dies zeigt sich insbesondere da, als er versucht, Clara die Mystik näherzubringen. Sie hat aber keinen Zugang dazu und langweilt sich, was Nathanael als Gefühlskälte interpretiert.
  • Verständnis findet er dagegen bei der stillen Automatenpuppe Olimpia, die ihm stets aufmerksam zuhört und keine eigene Meinung hat. Er merkt nicht, dass Olimpia nur eine Puppe ist, weil er sich auf sie projiziert und daher meint, eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Das, was er eigentlich findet, ist aber nur er selbst. Darin zeigt sich seine große Ich-Bezogenheit und Selbstverliebtheit.
  • Sein Gefühlsleben ist durchweg von Extremen geprägt. So ist Coppelius teuflisch, Clara sein liebes süßes Engelsbild und Olimpia die himmlisch-schöne Frau. Wenn jemand anderer Meinung als er selbst ist, dann wendet Nathanael sich von dieser Person ab. Dies sieht man daran, dass ihn Claras Widerworte und Belehrungen von ihr entfremden und auch als sein Freund Siegmund sich wegen seiner Liebe zu Olimpia wundert, zieht er sich zurück und konzentriert sich stattdessen verstärkt auf seine Angebetete.
  • Die Vermischung von Fantasie und Wirklichkeit sowie Nathanaels überschäumende Gefühle treiben ihn am Ende in den Tod. Hoffmann zeigt an dem Protagonisten, dass eine extreme romantische Weltsicht zu Isolation und in Nathanaels Fall in letzter Konsequenz zum Tod führt.

Nathanael befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen stabilisierenden und destabilisierenden Einflüssen. Die stabilisierenden Einflüsse sind die Eltern, Siegmund, Lothar und Clara. Wenn Nathanael Zeit mit ihnen verbringt, scheint er kurzfristig befreit von seinen Wahnvorstellungen und Ängsten. Die destabilisierenden Einflüsse sind Coppelius/Coppola, Olimpia und der Professor. Diese Personen lösen bei Nathanael Ängste und Wahnvorstellungen aus.

Nathanaels Mutter

  • Nathanaels Mutter ist eine liebe und fürsorgliche Frau, der ihre Familie sehr wichtig ist.
  • Sie kümmert sich um alle und wirkt ausgleichend.
  • Die Mutter von Nathanael kümmert sich — wie damals üblich — um den Haushalt und die Kinder. Unterstützt wird sie dabei vom Hauspersonal, zu dem auch die Amme für die jüngste Tochter gehört.
  • Den Kindern gegenüber ist sie liebevoll und steckt ihnen ab und an einen Extraleckerbissen wie ein kleines Stückchen Kuchen oder eine süße Frucht zu.
  • Abends genießt sie es, wenn sich die ganze Familie versammelt und der Vater erzählt.
  • Genau wie Nathanael verabscheut sie den Advokaten Coppelius und duldet ihn nur, weil der Vater will, dass er kommt. Ihre Stimmung ist dann bedrückt und sie wird ganz ernst, statt weiterhin heiter und unbefangen zu sein. Außerdem schickt sie die Kinder immer kurz bevor er kommt ins Bett. Sie erzählt ihnen dann, dass der Sandmann kommt, der den Kindern Sand in die Augen streut, damit sie schlafen können.
  • Den Experimenten, die der Vater und Coppelius machen, steht sie eher negativ gegenüber, da diese zum einen viel Geld verschlingen und zum anderen nicht ungefährlich sind.
  • Sie gibt Coppelius die Schuld für seinen Tod, da sie in diesem die treibende Kraft für die Forschungen des Vaters sieht.
  • Als Witwe und alleinerziehende Mutter ist sie weiterhin sehr fürsorglich und kümmert sich später sogar noch um die zwei Kinder eines entfernten Verwandten, nachdem deren Elternteile beide verstorben sind, nimmt sie die Geschwister bei sich auf. Darin zeigen sich ihre Herzensgüte und ihr tiefer Familiensinn.
  • Die Kinder danken ihr diese Eigenschaften, indem sie mit zärtlicher Liebe an ihr hängen und versuchen, auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen. Deshalb erzählen sie ihr beispielsweise nicht, dass Nathanael meint, Coppelius gesehen zu haben, um sie nicht aufzuregen und an den schlimmen Tod des Vaters zu erinnern. Clara und Nathanael wollen sie auch nach ihrer Hochzeit bei sich wohnen haben und planen mit ihr auf ein Landgut zu ziehen.

Nathanaels Vater

  • Nathanaels Vater ist ein ruhiger und ausgeglichener Mann, der von seiner Familie für seine bedächtige Art sehr geschätzt wird.
  • Die Kinder lieben es besonders, wenn er abends Geschichten erzählt und alle beieinander sind.
  • Der Vater ist ein Familienmensch, der seine Liebsten gerne um sich hat.
  • Neben dieser ruhigen Seite hat der Vater aber auch einen ausgeprägten Forscherdrang, weswegen er zusammen mit dem alten Advokaten Coppelius alchemistische Versuche durchführt. Zu diesem Zweck hat er in seinem Arbeitszimmer sogar ein verstecktes Labor eingebaut. Die Kinder sollen davon nichts mitbekommen und werden daher an den Abenden, an denen Coppelius kommt, früher ins Bett geschickt.
  • In Bezug auf die Experimente ist Coppelius die treibende Kraft, auch wenn der Vater die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und einiges an Geld investiert. Dass er (mittlerweile) nicht mehr so überzeugt davon ist, merkt man daran, dass er an den Abenden, an denen weitere Versuche anstehen, sehr schweigsam ist. Weshalb er Coppelius nicht sagen kann, dass er eigentlich damit aufhören will, bleibt offen.
  • Dass der Advokat das Sagen hat, merkt man daran, dass der Vater nur durch Flehen verhindern kann, dass dieser Nathanael die Augen ausreißt, als er ihn beim heimlichen Beobachten ihrer Experimente erwischt. Der Vater kann ihm nicht deutlich sagen, dass er aufhören soll.
  • Erst vor dem letzten Besuch von Coppelius scheint der Vater entschlossen zu sein, sich nicht mehr an den Experimenten zu beteiligen. Er verspricht seiner Familie, dass dies das letzte Mal sein wird, dass er Versuche mit dem Advokaten durchführt. Zu diesem Zeitpunkt kann er allerdings nicht ahnen, dass sich das dadurch bewahrheitet, dass er an diesem Abend durch eine Explosion stirbt.

Coppelius/Coppola

Man darf Coppelius und Coppola nicht als eine Person betrachten, da in der Novelle nicht eindeutig hervorgeht, ob Coppelius und Coppola eine Person sind. Es gibt jedoch einige Textstellen, die auf Gemeinsamkeiten hindeuten und an einer Textstelle bezeichnet der Professor Coppola sogar als Coppelius.

Coppelius ist eine der wichtigsten Nebenfiguren und sein Name leitet sich aus coppo = Augenhöhle und coppolare = einschmelzen her. Gemeinsam mit Nathanaels Vater betrieb Coppelius alchemistische Versuche, wobei eines Tages auch Nathanaels Vater starb. Nathanael beschrieb Coppelius als einen großen, breitschultrigen Mann mit einem unförmigen, dicken Kopf, buschige Augenbrauen und grünlichen Katzenaugen. Coppelius wird als gefährlich und abstoßend beschrieben. Nach der Explosion verschwand er spurlos und wurde zu einer verhassten Person Nathanaels.

  • Der alte Advokat Coppelius ist in Nathanaels Kindheit oft zu Besuch bei seinem Vater, um mit diesem geheime alchemistische Versuche durchzuführen.
  • Die Familie verabscheut ihn und Nathanael hat Angst vor ihm.
  • Der Name Coppelius kann — wie auch der Name Coppola — verschiedene Bedeutungen haben. Alle drei Bedeutungen passen zu Coppelius, da dieser für seine Experimente, bei denen vieles eingeschmolzen wird, Augen benötigt, um diese mit den leeren Augenhöhlen zu verbinden.
  • Coppelius ist ein großer hässlicher Mann mit einem unförmigen dicken Kopf und einer erdgelben Haut. Er hat buschige Augenbrauen und grünliche Augen, die oft stechend schauen. Seine Nase ist groß und geht über die Oberlippe. Sein Mund gleicht eher einem Maul und auf den Backen bekommt er rote Flecken, wenn er lacht. Seine Hände sind stark behaart und sehr groß.
  • Gekleidet ist er in altmodische graue Kleidung und erträgt eine Perücke, die für seinen massigen Kopf zu klein ist, sodass seine großen roten Ohren unvorteilhaft betont werden.
  • Insgesamt sieht er damit aus, wie man sich volkstümlich den Teufel vorstellt und genau das ist er auch für Nathanael.
  • Coppelius weiß, dass er auf andere, insbesondere die Kinder, abstoßend wirkt und da er diese nicht leiden kann, macht es ihm eine besondere Freude, sie zu ärgern.
  • Beispielsweise fasst er beim Mittagessen ihr Essen an, weil er weiß, dass sie es dann nicht mehr mögen und sie stumm leiden müssen, da sie sich nicht beschweren dürfen.
  • Außerdem bezeichnet Coppelius die Kinder immer als kleine Bestien.
  • Besonders deutlich wird seine Abneigung gegenüber Kindern, als er Nathanael erwischt, als dieser einmal ihn und seinen Vater bei ihren Experimenten beobachtet. Er misshandelt ihn und droht, ihm Glut in die Augen zu werfen und ihm die Augen wegzunehmen.
  • In Bezug auf die Experimente mit Nathanaels Vater hat Coppelius das Sagen. Der Vater verhält sich ihm gegenüber geradezu unterwürfig, was man beispielsweise daran sieht, dass er ihm nur das beste Essen und die teuersten Weine auftischen lässt.
  • Die Skrupellosigkeit des Advokaten zeigt sich in besonderer Weise, als Nathanaels Vater bei einem Experiment ums Leben kommt. Statt sich um ihn zu kümmern und Verantwortung für das Geschehen zu übernehmen, macht sich Coppelius aus dem Staub und taucht unter. Ihm geht es nur darum, seine Haut zu retten und nicht bestraft zu werden. Seine Mitmenschen sind ihm dabei egal und er geht sogar über Leichen.

Giuseppe Coppola

Giuseppe Coppola ist ein Glashändler und trat in Nathanaels Leben, als er ihm in seiner Wohnung ein Fernglas verkaufen wollte. Coppola wurde als vermeintlicher Doppelgänger Coppelius eingeführt, da diese nicht nur ähnliche Namen haben, sondern nach Nathanaels Erinnerung auch gleich aussehen. Mit Coppolas Fernglas erblickte Nathanael Olimpia und war fasziniert. Coppola hatte Olimpia gemeinsam mit dem Professor gebaut.

  • Scheint auf den ersten Blick ein einfacher Optiker aus Piemont in Italien zu sein, der seine Brillen verkaufen will.
  • Er entpuppt sich aber als Forscher, der davon besessen ist, eine Automatenpuppe zu bauen, die von einem echten Menschen nicht mehr zu unterscheiden ist.
  • Der Name Coppola kann — wie auch der Name Coppelius — verschiedene Bedeutungen haben. Die Bedeutungen passen auch zur Person Coppolas, da er Nathanaels Sicht mithilfe eines Taschenfernrohrs manipuliert und er am Ende im Streit mit Spalanzani die Automatenpuppe Olimpia so weit zerstört, dass ihr die Augen fehlen.
  • Giuseppe Coppola ist ein großer breitschultriger Mann mit einem breiten Mund, der Nathanael an ein weit aufgerissenes Maul erinnert. Außerdem hat er graue lange Wimpern, unter denen seine kleinen Augen stechend hervorgucken sowie ein hässliches Gesicht und ein ebensolches hämisches Lachen.
  • Er gibt sich nur als italienischer Optiker aus, ist aber in Wahrheit ein Forscher, der zusammen mit Professor Spalanzani eine Automatenpuppe gebaut hat, die sie als Mensch ausgeben wollen. Um ihre Lebensechtheit zu überprüfen, manipuliert er den für das Wunderbare zugänglichen Studenten Nathanael mithilfe eines Taschenfernrohrs. Das verändert dessen Sicht auf die leblose Puppe dermaßen, dass er sie für eine reale junge Frau hält und sich sogar in diese verliebt.
  • Der Höhepunkt des Experiments besteht darin, dass niemandem, der Schwindel auffällt und Nathanael Coppolas Meisterwerk sogar heiraten will.
  • Er besitzt eine große Skrupellosigkeit.
  • Er benutzt Menschen, wie er sie braucht, wobei es ihm aber egal ist, ob sie dadurch psychische oder physische Schäden erleiden.
  • Coppola ist impulsiv und bereit für seine Ziele über Leichen zu gehen. Denn als er mit Spalanzani darüber streitet, wem die Puppe gehört, entreißt er dem Professor selbige und versetzt ihm mit ihr einen heftigen Schlag. Spalanzani stürzt dabei schwer und zerschlägt viel Glas, an welchem er sich noch zusätzlich verletzt. Darum kümmert Coppola sich aber nicht, sondern er rennt mit der Puppe davon und taucht unter.

Clara

Als Geliebte Nathanaels ist Clara eine der wichtigsten Nebenfiguren, da sie Einfluss auf Nathanael nehmen konnte. Die Bedeutung ihres Namens ist in etwa die Helle, die Klare. Clara wird vom Erzähler zwar nicht als hübsche Person beschrieben, dafür aber hat sie helle, lächelnde Kinderaugen, ein ruhiges Gemüt und vor allem einen klaren, scharfen Verstand. Sie denkt rational und hat eine klare Sicht auf die Dinge. Nathanael und Clara lieben sich sehr, allerdings haben die beiden sehr unterschiedliche Sichtweisen zu magischen Mächten, wodurch ihre Beziehung Schaden nimmt. Letztendlich kann auch Clara nicht mehr zu Nathanael vordringen.

  • Ist Nathanaels Verlobte und ist zusammen mit ihrem Bruder Lothar von dessen Mutter nach dem Tod ihrer Eltern aufgenommen worden
  • Sie ist lebenslustig und rational veranlagt. Deshalb fällt es ihr schwer, Nathanaels Träumereien ernst zu nehmen.
  • Sie reflektiert rational und lässt sich von Gefühlen nicht blenden. Damit ist sie mit ihrer aufklärerischen Vernunft der Gegenpart zu dem gefühlsbetonten Romantiker Nathanael.
  • Optisch ist Clara keine klassische Schönheit, aber sie ist ebenmäßig gewachsen, hat sehr schöne blonde Haare und strahlende blaue Augen.
  • Von ihrer Art her ist sie eher ruhig und schweigsam, hat aber einen wachen Verstand.
  • Einerseits ist sie lebenslustig und unbeschwert wie ein Kind, aber andererseits hat sie ein zartes weibliches Gemüt.
  • Da sie sich nicht von anderen blenden lässt und Menschen schnell durchschaut, wird sie von einigen als kalt und gefühllos angesehen.
  • Laut dem Erzähler trifft dies aber nicht wirklich auf sie zu. Sie soll sehr wohl gefühlvoll und kindlich, aber dabei auch verständig sein.
  • Sie ist mit Nathanael verlobt, dessen Mutter sie und ihren Bruder Lothar als Waisen eines entfernten Verwandten bei sich aufgenommen hat.
  • Als ihr Verlobter zum Studieren in eine andere Stadt zieht, ist sie sehr traurig und freut sich umso mehr, wenn er zu Besuch daheim ist.
  • Allerdings kann sie Nathanaels Gedanken und Gefühle nicht immer verstehen.
  • Sie erklärt ihrem Verlobten, dass dieses Schlimme nur in seiner Fantasie geschehen ist und seine Abneigung gegen Coppelius durch dessen Kinderhass und die Tatsache, dass er ihnen abends den Vater entzogen hat, gekommen sei.
  • An dunkle Mächte glaubt sie nicht in der Weise wie es Nathanael tut. Für sie kann es so etwas nur geben, wenn man selbst dafür empfänglich ist. Diese Empfindsamkeit dafür sieht sie bei Träumern, jedoch nicht bei rationalen Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und ihre Ziele verfolgen.
  • Vom Leben wünscht sie sich eine Familie und das häusliche Glück. Dies findet sie aber alles erst nach Nathanaels Tod. Sie kommt über ihn hinweg und heiratet einen anderen Mann, mit dem sie zwei Söhne hat. Die Familie wohnt auf dem Land und Clara führt ein glückliches Leben. Es ist fraglich, 0b sie mit dem so gegensätzlichen Nathanael auch dieses Glück hätte finden können oder 0b ihre unterschiedliche Auffassung von der Welt nicht immer zwischen ihnen gestanden hätte.

Olimpia

Bevor Nathanael Olimpia durch das Fernglas erblickt, beschreibt er sie als starr und seelenlos. Olimpia ist eine Holzpuppe, die von dem Professor und Coppola geschaffen wurde. Als Nathanael durch Coppolas Fernglas erblickt, wird sie für ihn lebendig. Nathanael gefällt an Olimpia, dass sie sich seine Geschichten und Gedanken anhört und ihm scheinbar Zuspruch gibt. Bei einem Streit zwischen dem Professor und Coppola wird Olimpia zerstört und löst dadurch die Wahnvorstellungen bei Nathanael aus.

Lothar

Lothar ist Claras Bruder und Nathanaels Ziehbruder. Er ist ein typischer Bürger mit einem rationalen Verstand. In der Turmszene rettet Lothar seine Schwester vor Nathanael.

Professor Spalanzani

  • Spalanzani ist ein berühmter Professor aus Italien und unterrichtet seit kurzem Physik an Nathanaels Universität, wo dieser Vorlesungen bei ihm hört.
  • Spalanzani forscht zusammen mit Giuseppe Coppola an einer Automatenpuppe, die nicht mehr von einem Menschen zu unterscheiden ist.
  • Der Name Spalanzani ist an den italienischen Naturforscher Lazaro Spalanzani angelehnt, der im l8. Jahrhundert lebte und sich als Naturforscher insbesondere mit der künstlichen Befruchtung befasste. Im übertragenen Sinn passt dies auch auf den Professor in Hoffmanns Erzählung, da dieser einen künstlichen Menschen herstellen will.
  • Deshalb hat er zusammen mit seinem Landsmann Giuseppe Coppola innerhalb von 20Jahren Forschungszeit eine weibliche Automatenpuppe gebaut, die er als seine Tochter Olimpia in die Gesellschaft einführt, um zu testen, ob sie als Mensch überzeugen kann.
  • Dass dies gelingt, reicht den beiden aber noch nicht.
  • Es ist für sie vielmehr ein Triumph und eine Bestätigung ihrer Genialität, dass Olimpia so echt wirkt.
  • Da die Automatenpuppe so gut gelungen ist, erheben sowohl Coppola als auch Spalanzani Anspruch auf Olimpia und streiten sich darum, wem sie eigentlich gehört.
  • Der Professor hat das Räderwerk im Innern gebaut und Coppola hat die Augen hergestellt, wobei jeder der beiden seinen Beitrag als den wertvolleren ansieht.
  • Sie zerstören sie in einem Streit, weil beide in ihr zerren. Coppola versetzt Spalanzani dann einen heftigen Schlag und flieht mit der augenlosen Olimpia. Nathanael kommt in diesem Moment hinzu und die einzige Sorge des verletzten Professors ist, dass ihm sein wertvoller Automat gestohlen wurde. Um Nathanaels Gefühle kümmert er sich gar nicht, sondern schickt ihn Coppola hinterher.
  • Er besitzt Skrupellosigkeit und Selbstbezogenheit.
  • Da Nathanael durch die Zerstörung der Puppe vom Wahnsinn erfasst wird und den Professor fast erwürgt, erregt dieser Betrug viel Aufmerksamkeit. Als Konsequenz muss Spalanzani die Universität verlassen, wobei aber offen bleibt, wohin er geht und ob er wieder eine Puppe wie Olimpia baut.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Nathanaels Liebe zu einer Puppe

Nathanael ist zunehmend von Olimpias Anblick fasziniert und erlebt unter dem Einfluss Coppolas, der Nathanaels Blick manipuliert, durch das Perspektive eine Belebung Olimpias

Olimpia → ist für Nathanael eine Projektionsfigur aller Wunschvorstellungen → ideale Geliebte und Zuhörerin, da sie aufmerksam ist und keine Widerworte gibt → fühlt sich von ihr verstanden

  • Nathanael nur zur Selbstliebe fähig
  • Braucht Geliebte als Widerspiegelung des eigenen Ichs

→ Durch Konfrontation mit der Wirklichkeit → Realitätsverlust / Wahnsinn

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Briefe

1. Brief Nathanael an Lothar

  • erste Informationen zu den Charakteren
  • Nathanael beschreibt seine Sorgen und was ihm auf dem Herzen liegt
  • Er erzählt von seinem kürzlichen Erlebnis Coppola getroffen zu haben (vermutet Coppelius in Coppola) worauf alte Erinnerungen an den Sandmann wiederkehren
  • Selbstdarstellung Nathanaels mit seiner Vergangenheit und sein dramatisches Kindheitserlebnis

2. Brief Clara an Nathanael

  • Versucht Nathanaels Einbildungen rational zu erklären, denkt es wäre nur eine Einbildung in seinem Inneren und glaubt, dass der Glaube an diese feindliche Gewalt ausschlaggebend ist

3. Brief Nathanael an Lothar

  • Akzeptiert Claras Antwort ist mit dieser aber nicht zufrieden und verärgert
  • Erzählt von der Bekanntschaft Spalanzanis und der ersten Entdeckung Olimpias
  • Nathanael verfällt in Selbstzweifel und düstere Träumereien

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Die Entwicklung des Wahnsinns

  • Blicke (Augen) werden zum Auslöser von Wahnsinn, Mordversuch und Tod
  • Auslöser liegt in seiner Kindheit (wird von Coppelius, nach Beobachtung misshandelt
  • Tod Vater → schwört Rache an Coppelius und ihm schwinden die Sinne
  • Distanz Claras und Streit zwischen Clara, Lothar und Nathanael
  • Versessenheit auf Olimpia → mit völligem Zusammenbruch, nachdem er feststellen muss, dass Olimpia nur eine Holzpuppe ist
  • Heilung durch Clara → sieht Coppola und löst Mordgedanken an Clara aus
  • Realitätsverlust treibt ihn in den Selbstmord

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Erzählperspektiven

In der Novelle wechseln sich personale, auktoriale und neutrale Erzählperspektiven häufig und unregelmäßig ab. Die Novelle beginnt mit den drei Briefen, danach erzählt ein Erzähler, der sich als Freund Nathanaels ausgibt, die Geschichte. Dadurch erscheint dem Leser die Geschichte glaubwürdiger. Die häufigen Wechsel der Erzählformen führt dazu, dass der Leser das Geschehen aus mehreren Perspektiven sieht (= Multiperspektivität). Der Leser weiß nicht genau, wann die Wahrheit oder nur Teilwahrheiten erzählt werden, wodurch der Leser viel Interpretationsspielraum hat. Die ohnehin schon bestehende Verwirrtheit durch den Inhalt wird durch die wechselnden Erzählperspektiven noch verstärkt. Der Erzähler möchte dem Leser zeigen, dass das „Wunderbare“ bzw. der „Wahnsinn“ in unserer Welt existiert.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Motive

In der Novelle gibt es verschiedene Motive, das wichtigste Motiv ist das Augenmotiv. Die Augen sind das zentrale Motiv. Bereits in früher Kindheit Nathanaels spielten Augen eine große Rolle, da er die Erzählung vom Sandmann hörte. Dieser streut Sand in die Augen der Kinder, damit die Kinder einschlafen. Als Nathanael beim Beobachten der alchemistischen Versuche entdeckt wurde, drohte Coppelius damit ihm Glut in die Augen zu streuen und diese auszureißen. Diese Ereignisse prägten Nathanaels Kindheit und frühe Jugend. Als der Wetterglashändler Coppola Nathanael Brillen zeigte, fühlte sich dieser, als ob ihm tausende Augen anstarrten. Durch das gekaufte Fernglas beobachtete er Olimpia und diese wurde für ihn lebendig. Als der scheinbar geheilte Nathanael auf dem Turm erneut durch das Fernglas guckte, packte ihn erneut der Wahn und er hielt Clara für eine Puppe. Er hörte Coppelius Worte „Sköne Oke“ und nahm sich das Leben. Das Augenmotiv steht in einem engen Zusammenhang zu Nathanaels Wahnvorstellungen.

Es gibt zwei weitere zentrale Motive, erstens das Doppelgängermotiv und das Motiv des Feuers. Das Doppelgängermotiv handelt von der Verwirrung um Coppelius und Coppola. Für den Leser bleibt es bis zum Ende unklar, ob Coppelius und Coppola eine Person sind oder nicht. Das Feuer spielte in Nathanaels Kindheit schon eine Rolle, denn sein Vater kam bei einer Explosion ums Leben. Auch in seiner Studierstadt musste Nathanaels aufgrund eines Feuers umziehen. Der „Feuerkreis“ steht in der Handlung für Nathanaels Wahnsinnsanfälle. Als der vom Ratsturm spring, rief Nathanaels „Dreh dich Feuerkreis“.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Bedeutung des Sandmanns

Traditioneller Sandmann:

  • Streut Kindern Sand in die Augen damit sie diese zu machen und sich beruhigen

Sandmann im Buch:

  • reißt den Kindern im Schlaf die Augen aus → schreckt die Kinder damit ab und macht ihnen Todesangst, damit sie aus Angst einschlafen

Motiv der Augen

  • Augen als Spiegel zur Seele
  • Sand in Augen aber auch Täuschungsversuch, jemanden hinters Licht führen, List
  • Augen dafür da → visuelle Eindrücke aus der Außenwelt zu verinnerlichen

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Epoche

Die Novelle lässt sich der Epoche Romantik zuordnen, bzw. der Schwarzen Romantik. Die Schwarze Romantik befasst sich mit der dunklen Seite und dem Wahnsinn des Menschen und dem Unterbewussten. Es wird sich von der Vernunft und der Aufklärung abgekehrt und sich auf das Innere fokussiert. Die Krankheit und der Wahnsinn Nathanaels lassen sich der schwarzen Romantik zuordnen. Das Motiv des Perspektivs und der Mechanisierung des Menschen ist typisch für die Romantik. Die Verwirrtheit zwischen Realität und Wahnsinn spiegelt das Durchdringen von Romantik und Aufklärung wider. Allgemein ist das Verschwimmen der Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn ein Merkmal der Romantik. Auch Nathanaels Träume lassen sich der Romantik zuordnen. Clara verkörpert das Rationale, die Aufklärung und Nathanael das Irrationale.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Zurück