Afghanistan - Ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan (als präventive Friedenspolitik) erfolgreich?

Schlagwörter:
Erfolg oder Misserfolg der deutschen Entwicklungspolitik in Afghanistan, Referat, Hausaufgabe, Afghanistan - Ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan (als präventive Friedenspolitik) erfolgreich?
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan (als präventive Friedenspolitik) erfolgreich?

„Wir sind besiegt“ (Artikel im Zeit-Magazin erschienen).

Überprüfen Sie die Einschätzung Bauers zur deutschen Entwicklungs- und Sicherheitspolitik in Afghanistan (M10–M12).

In dem Ausschnitt aus dem Artikel „Wir sind besiegt“ von Wolfgang Bauer, welcher am 08.03.2018 in der Zeit erschienen ist, geht es um das scheinbare Scheitern der deutschen Entwicklungs- und Sicherheitspolitik in Afghanistan. Um diese Aussage überprüfen zu können, sollten man sich am Anfang die Ziele der Sicherheits- und Entwicklungspolitik Deutschlands anschauen, um diese mit den derzeitigen Effekten der Maßnahmen zu vergleichen. Als Ziele der Entwicklungspolitik definiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) folgende Aspekte: Armutsbekämpfung, Ernährung, Gesundheit, Bildung, Umweltschutz, Friedenssicherung, Menschenrechte und Demokratie, sowie gute Regierungsführung, Gleichberechtigung (der Geschlechter), Entschuldung und Globalisierung. Diese lassen sich auch mit dem Streben nach nachhaltigem Frieden zusammenfassen.

Armutsbekämpfung

Einschätzungen der Weltbank nach leben die Hälfte der Afghanen unter der von den Vereinten Nationen definierten Armutsgrenze und habe weniger als einen Dollar pro Tag zur Verfügung und „fast drei Viertel der Bevölkerung [befinde sich] nahe an der Grenze zur Armut“ [1]. Und auch das Bruttoinlandsprodukt ist rückläufig. Nach dem anfänglichen Aufstieg von 2008 bis 2012 in der sich das BIP von 377 US-Dollar pro Kopf auf 661 US-Dollar pro Kopf fast verdoppelt hat, ist es in den darauffolgenden fünf Jahren fast stetig gesunken und lag 2018 bei 545 US-Dollar pro Kopf (vgl. M11c). Die Effektivität der Armutsbekämpfung scheint zu stagnieren.

Ernährung

Aus der stark vorherrschenden Armut lässt sich schlussfolgern, dass eine ausreichende Ernährung auch oftmals nur knapp erreicht werden kann und Hunger vorherrscht. Bauern erlangen für ihre Erzeugnisse zudem nicht genügend Geld und steigen daher aus der Not heraus auf den Opium-Anbau um [2], was zur Knappheit Ressourcen zur Nahrungserzeugung führt.

Gesundheit

Ein Gewinn scheint dagegen bei der Entwicklung der Gesundheit zu verzeichnen zu sein, da die Kindersterblichkeit von unter 5-Jährigen deutlich und stetig seit 2000 gesunken ist. Starben 2000 noch ca. 13 % aller Kinder (unter 5 Jahren), konnte die Sterblichkeitsrate bis 2018 auf 6 % knapp halbiert werden. An dieser Stelle scheinen Maßnahmen geholfen zu haben, dennoch ist noch Potenzial zu einer weiteren Reduzierung zu sehen.

Bildung

Eine positive Entwicklung ist auch bei der Bildung lediglich in den ersten Jahren zu erkennen. Von 2005 bis 2007-8 stieg der Anteil der Kinder, die eine Primärschule besuchten, von 37 % auf 52 %, danach stagnierte der Anteil und lag 2016-17 bei 56 % (vgl. M11a). Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass zwar anfangs Schulen errichtet wurden (vgl. M12 Z.39), durch die weitverbreitete Armut allerdings viele Kinder mit arbeiten gehen, um ihr eigenes und das Überleben der Familie zu sichern. Was letztlich zu Folge hat, dass gerade einmal die Hälfte der Kinder zur Grundschule gehen kann und 70 % der über 15-Jährigen sind zudem Analphabeten.[3]

Umweltschutz (Daten zum Umweltschutz liegen nicht vor)

Friedenssicherung

Von Frieden und Sicherheit kann in Afghanistan kaum die Rede sein. US-Truppen bewegten sich nur noch mithilfe von Helikoptern durch die Stadt Kabul und “Angriffe gegen deutsche Einrichtungen haben sofort einen politischen Effekt. Das macht sie aus Sicht der Taliban zu einem äußerst lohnenden Ziel.” [4] Daher scheinen die Truppen, die eigentlich zum Schaffen von Sicherheit für die Bürger geschickt wurden, eher mit ihrer eigenen Sicherheit beschäftigt, als mit der Sicherheit der Bürger, so Bauer.

Menschenrechte und Demokratie

„[T]äglich passieren […] Morde und Anschläge“ (M12, Z.27-28) und „Mafiabosse und Warlords haben große Teile des Parlaments übernommen“ (M12, Z.15-16) erklärt Wolfgang Bauer. In solch einer Situation ist der Staat machtlos und kann kaum die Einhaltung von Menschenrechten kontrollieren. Darüber hinaus kritisiert Bauer das Aufzwingen der Demokratie gegenüber eines Landes, dessen Kultur und Sprache nicht verstanden wird. [5]

Gute Regierungsführung

Auch hat die Regierung, selbst wenn diese gut geführt wäre und nicht aus Verzweiflung ohne Vorbedingungen mit den Taliban zu verhandeln, keine Macht mehr und „[d]ie ‚Islamische Republik Afghanistan‘ existiert nur noch in den großen Städten“ (M12, Z.17-18), so schreibt Bauer. Zudem bestätigten Studien, “dass nicht die Regierung von [den Aufbauhilfen] am meisten profitiert hat, sondern die Taliban.” [6] Darüber hinaus ist Korruption in Afghanistan so weitverbreitet, wie in kaum einem anderen Land, sodass es in dem Annual Corruption Perceptions Index (CPI) seit 2007 durchgehend unter eines der 10 Länder mit der stärksten Korruption geführt wird.

Gleichberechtigung

Bei der Gleichberechtigung scheint sich kaum etwas bewegt zu haben und wenn, dann in die falsche Richtung. Die Entwicklung der Elementarausbildung in Abgrenzung des Geschlechts zeigte 2005 einen Unterschied von 14 % und 2016-17 sogar einen Unterschied von 20 %, was bedeutet, dass deutlich mehr Jungen als Mädchen zur Schule gehen und daher später eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, während die Mädchen vermutlich als Hausfrauen Zuhause bleiben werden.

Entschuldung

Die Schuldenindikatoren Afghanistans seien laut Verein Erlassjahr allerdings stabil und auf Verschuldung im Krieg zurückzuführen. [7] Dennoch scheint folglich keine Auswirkung der Entwicklungshilfen auf die Entschuldung vorzuliegen und somit bei diesem Ziel nicht effektiv.

Globalisierung (Keine Daten vorhanden)

Letztlich lässt sich die Aussage von Wolfgang Bauer nur bestätigen. Wir sind besiegt. Denn obwohl einige kleine Projekte vielleicht Früchte tragen, so hat sich die Gesamtsituation in Afghanistan durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit nicht verbessert. Das Land ist immerfort geprägt von Unsicherheit und schlechten Lebensbedingungen, während sich die ausländischen Truppen und Helfer aufgrund fehlender Sicherheit zurückziehen müssen. Hier erscheint das Problem, dass für eine Entwicklungszusammenarbeit zunächst Frieden im negativen Sinne benötigt wird hervorzustechen, da sich Entwicklungshelfer ansonsten zunächst um ihre eigene Situation und Sicherheit vor Ort bemühen müssen, bevor ihnen Energie und Zeit bleibt dem Land zu helfen. Daher denke auch ich, dass die deutsche Sicherheits- und Entwicklungspolitik in ihrer derzeitigen Form gescheitert ist aufgrund schlechten Timing und voreiliger Entscheidungen.

Quellen

  1. Vgl. Musch-Borowska, Bernd: „Mehr als die Hälfte lebt in Armut“, September 2019, in Deutschlandfunk Kultur https://www.deutschlandfunkkultur.de/ Abruf: 16.12.20 7.51 Uhr
  2. Vgl. Musch-Borowska, Bernd: „Mehr als die Hälfte lebt in Armut“, September 2019, in Deutschlandfunk Kultur https://www.deutschlandfunkkultur.de/ Abruf: 16.12.20 7.51 Uhr
  3. Vgl. Musch-Borowska, Bernd: „Mehr als die Hälfte lebt in Armut“, September 2019, in Deutschlandfunk Kultur https://www.deutschlandfunkkultur.de/ Abruf: 16.12.20 7.51 Uhr
  4. Bauer, Wolfgang: „Wir sind besiegt“, März 2018, in
    https://www.zeit.de/ Abruf: 15.12.20 12.32 Uhr.
  5. “Wir erlagen in der Vergangenheit der Illusion, ein Land grundlegend umbauen zu können, das wir kaum verstehen.”
    Bauer, Wolfgang: „Wir sind besiegt“, März 2018, in
    https://www.zeit.de/ Abruf: 15.12.20 12.32 Uhr.
  6. Bauer, Wolfgang: „Wir sind besiegt“, März 2018, in
    https://www.zeit.de/ Abruf: 15.12.20 12.32 Uhr.
  7. https://erlassjahr.de/
Zurück