Brambach, Rainer - Känsterle (Zusammenfassung, Interpretation, Charakterisierung)

Schlagwörter:
Rainer Brambach, Inhaltsangabe, Aufbau der Spannung, Symbolik, Charakteristik von Wallfried und Rosa, Referat, Hausaufgabe, Brambach, Rainer - Känsterle (Zusammenfassung, Interpretation, Charakterisierung)
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Referat

Interpretation „Känsterle“ Rainer Brambach

Rainer Brambachs Kurzgeschichte „Känsterle“ handelt von einer langjährigen Ehe, in der die Kommunikation zwischen den zwei Ehepartnern nicht funktioniert. Wallfried Känsterle, ein einfacher Schlosser, verliert die Beherrschung, da er von seiner Frau nur herumkommandiert wird.

Rainer Brambach wurde am 22. Januar 1917 in Basel als Reinhard Brambach geboren und verstarb am 14. August 1983. Er war ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller.

Gliederung / Inhalt

Rainer Brambach

Rainer Brambach war der Sohn eines Klavierstimmers aus Köln, der sich 1908 in Basel niedergelassen hatte. Er wuchs im St. Johann-Quartier auf und absolvierte nach der Sekundarschule widerstrebend eine Anstreicherlehre. Anschließend arbeitete er etwa als Möbelpacker, Torfstecher oder Werbetexter. In den Dreißigerjahren unternahm er ausgedehnte Wanderungen durch Deutschland, Österreich und Frankreich. 1939 nahm er eine Stelle als Maler in Stuttgart an und wurde bei Kriegsausbruch zur deutschen Wehrmacht eingezogen. Er desertierte und ging zurück in die Schweiz, wo er zeitweise in Witzwil interniert war. Ab 1950 war er als Gärtner und Gartenbauarbeiter in Basel tätig; ab 1959 lebte er dort als freier Schriftsteller. 1977 wurde er in Basel eingebürgert.

Rainer Brambachs Werk, das seit 1947 entstand, besteht im Wesentlichen aus Gedichten und Erzählungen. In seiner leisen, melancholischen Lyrik, die von der Naturerfahrung des Gärtners geprägt ist, pflegte er wie in seiner Prosa einen schlichten, zurückhaltenden Stil abseits der literarischen Moden. Entscheidende Förderung erhielt er durch Hans Bender, den Begründer und langjährigen Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente.

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Zusammenfassung

Die Kurzgeschichte „Känsterle“ von Rainer Brambach, die 1972 entstand, handelt von dem Ehepaar Wallfried und Rosa Känsterle, die verschiedene Probleme haben. Das Hauptproblem ist die Kommunikation zwischen den beiden Ehepartnern. Zu Beginn sitzt Wallfried Känsterle vor dem Fernseher, am Abend, nach einem anstrengenden Tag. Während er endlich seine Freizeit genießen möchte, kommt seine Frau ins Zimmer und fordert ihn auf den Ton beim Fernseher leiser zu drehen, was sie in einem sehr schroffen Ton tut. Des Weiteren kommt sie mit Arbeit auf ihn zu, da sie meint, die Winterfenster seien zu streichen. Während Wallfried abwesend zustimmt, kritisiert Rosa das Programm im Fernsehen. Wallfried wird mit dem Nachbarn Hansmann verglichen, der vorbildlich seine Winterfenster gekittet und gestrichen hat.

Zudem meint sie, er solle den Kindern eine Freude machen und mit dem Nikolausgewand des kürzlich verstorbenen Herrn Weckhammers den Nikolaus spielen. Nachdem sich der Ehemann kurz sträubt, fügt er sich schließlich und führt wieder einmal aus, was seine Frau ihm befiehlt. Känsterle begibt sich auf den Dachboden, um sich die Nikolaus-Kutte anzuziehen und den Bart anzukleben. Als er über die Treppe den Dachboden verlässt, stürzt er und fällt auf den Boden. Die Ehefrau eilt herbei, aber anstatt ihm zu helfen, macht sie ihm Vorwürfe und befiehlt ihm aufzustehen, da die Kinder gleich kommen würden.

Da seine Frau sich nicht im geringsten für seinen Unfall interessiert, ist das Maß voll. Er ohrfeigt seine Frau in einem spontanen Anfall von Zorn und zerstört anschließend noch einiges im Wohnzimmer, was seiner Frau besonders viel bedeutet. Diese ist ganz irritiert und schreit das ganze Haus zusammen, als wenn es hier ein Blutbad geben würde. Den Schluss bildet das völlig unterschiedliche Verhalten eines Nachbarn, der den Schlosser fast auffordernd fragt, ob das jetzt schon alles gewesen sei, und des Ehemannes selbst, der unglücklich im Sessel hockt. Am Ende wird nur festgestellt, dass ein kalter Wind durch die Stube zieht, wobei offengelassen wird, was das für die weitere Entwicklung bedeutet.

Die im Text dargestellt Welt ist die Mittelschicht. Familie Känsterle ist eine einfache Familie, die in einem Wohnhaus lebt. Wallfried Känsterle, eine der Hauptpersonen, ist der schwächere Part der Ehe. Die andere Hauptperson ist Rosa. Känsterle wird von seiner Frau gewissermaßen unterdrückt. Zwei Nebenpersonen, die im Text überhaupt nicht beschrieben werden, jedoch sehr wichtig sind, sind die Kinder Paul und Konradle. Die dritte Nebenperson, Herr Hansmann, soll Wallfrieds absolutes Vorbild sein. Doch Herr Hansmann ist nicht so perfekt wie Rosa denkt, denn am Ende wünscht er sich innerlich, auch die Beherrschung zu verlieren.

Fazit: Beide Personen gehen nicht aufeinander ein. Die Frau bestimmt für ihren Mann. Sie kümmert sich nicht um ihn und unterdrückt ihn.

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Interpretation

Im Text finden sich typische Kennzeichen einer Kurzgeschichte. Sie hat einen direkten Einstieg und ein offenes Ende. Es wird der Abschnitt aus dem Leben eines Menschen, der einen Wendepunkt erlebt, dargestellt. Die Geschichte gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Teil erkennt man deutlich, dass Wallfried von seiner Frau unterdrückt wird. Es ist zwei Tage vor Sankt Nikolaus und es wird ein anscheinend typisches Gespräch zwischen den zwei Partnern gezeigt. Der Ehemann will am Abend nach der Arbeit gemütlich vor dem Fernseher sitzen und nicht gestört werden. Doch seine Frau ignoriert seine Wünsche und versucht ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Rosa regt sich über die nicht gestrichenen Winterfenster auf und erzählt, wie perfekt Herr Hansmann seine Winterfenster gestrichen hat. Als sie vom Tod des Herrn Weckhammer erzählt, erwähnt sie, dass sie seiner Frau das Nikolaus-Kostüm abkaufen will und dass Wallfried das Kostüm abholen soll. Rosa zwingt Wallfried, dass er Paul und Konradle eine Freude zum Nikolaus macht und das Nikolauskostüm anzieht. Er versucht sich herauszureden und sagt ihr, dass er kein guter Redner sei, doch ihr ist es egal, sie will ihren Willen durchsetzen.

Der zweite Teil der Kurzgeschichte findet am Sankt Nikolausabend statt. Känsterle verkleidet sich am Dachboden unter dem trüben Licht einer staubigen Glühbirne. Das Kostüm ist ihm viel zu geräumig, da er ein schmächtiger Mann ist. Die Schuhe sind ihm viel zu groß, deswegen stopft er noch etwas Zeitungspapier hinein, doch dies nutzt nicht viel. Er fühlt sich sehr unwohl unter der großen Kleidung. Am liebsten würde er sie gleich wieder ausziehen und sich vor den Fernseher setzen. Langsam begibt er sich auf den Weg über die Treppen hinunter in die Wohnung. Der Abstieg wird durch die großen Schuhe erschwert und so stolpert er und stürzt die Treppen hinunter. Durch seinen Aufprall denkt Rosa, dass er an der Tür geklopft hat und öffnet diese. Als sie Wallfried so jämmerlich am Boden liegen sieht, sorgt sie sich nicht um ihn, sondern es kommen wieder nur Vorwürfe und Forderungen, er solle sich richtig anziehen und aufrichten, da die Kinder kommen. Das ist alles zu viel für den sonst friedlichen Känsterle, seine Frau hat ihn zum „Explodieren“ gebracht. Er verpasst ihr eine Ohrfeige und stürmt in die Wohnung. Wallfried zerstört einige der Lieblingssachen seiner Frau, darunter einen Porzellanpfau. Der Höhepunkt der Geschichte ist, als er den Gummibaum durch ein normales Fenster und ein Winterfenster wirft. Rosa wird hysterisch und ruft um Hilfe, sogleich kommt Herr Hansmann. Doch dieser freut sich nur innerlich über die Verwüstung, die Wallfried angerichtet hat und provoziert ihn, damit er weiter macht.

Eine symbolische Bedeutung in „Känsterle“ haben die Winterfenster. Sie werden als alt und kaputt beschrieben, so ist auch Känsterle. Die Winterfenster müssen gekittet werden, wie die Ehe zwischen Wallfried und Rosa. Die Ehe soll nach außen perfekt aussehen (Winterfenster gehen nach außen auf), doch innerlich ist sie kaputt. Nachdem Känsterle die Winterfenster zu Bruch gebracht hat, kann jeder sehen, dass die Ehe gescheitert ist. „Ein kalter Wind zieht durch die Stube“ es ist keine Wärme mehr in der Beziehung vorhanden, man spürt nur mehr die Kälte.

In dem Text sind einige Wortwiederholungen vorhanden: dritter Absatz, in sechs Zeilen viermal das Wort „Winterfenster“, in der zweiten Szene dreimal hintereinander „dann“ als Satzanfang (Aufzählung). Durch diese Wiederholungen wird die Wirkung des Textes verstärkt, es wird klargemacht, dass Rosa Wallfried mit den vielen Wiederholungen dazu bringt die Beherrschung zu verlieren. Der Erzähler ist auktorial und neutral, er steht weder auf der Seite von Wallfried, noch auf der Seite von Rosa.

Rainer Brambach zeigt mit seiner Kurzgeschichte „Känsterle“, dass man seine Aggressionen nicht aufstauen soll. Jedoch könnte sie auch einfach eine Aufforderung für Partner sein, dass sie mehr miteinander kommunizieren und die Probleme, die sie miteinander haben klären sollen. In dem Fall von Känsterle ist es bereits zu spät. Für diese Beziehung wäre eine Trennung die beste Lösung.

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Aufbau der Spannung

Die Spannung baut sich langsam auf. Im ersten Teil ist kaum Spannung vorhanden. Erst im zweiten Teil der Geschichte, nachdem sich Känsterle verkleidet steigt die Spannung und löst sich wieder mit dem Schlag seiner Frau. Danach steigt die Spannung noch einmal an, bis die Nachbarn kommen.

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Symbolik der Kurzgeschichte

Kitt bröckelt: Nicht nur der Kitt der Fenster bröckelt, auch die Ehe zerbröckelt langsam. Der Kitt, der die Partnerschaft zusammenhält, bröckelt.

Kalter Wind: Der kalte Wind symbolisiert die Gefühlskälte zwischen beiden.

Herr Hansmann: Herr Hansmann könnte eine vertraute Person darstellen, die von den Problemen von Wallfried weiß und sich über den Ausbruch seiner Gefühle nicht wundert. Er hätte vielleicht sogar mehr erwartet.

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Kurze Darstellung der Charakteristik von Wallfried und Rosa

Wallfried: Wallfried ist ein eher zurückgezogen lebender Mensch. Nach Feierabend hat er gerne seine Ruhe und schaut ein wenig Fernsehen. Doch seine Frau redet ständig mit ihm und erzählt ihm den neuesten Klatsch und Tratsch. Dabei möchte sie ihn ständig in das Gespräch mit einbeziehen. Doch Wallfried antwortet immer nur mit einem „Ja ja“. Nachdem ihn seine Frau mehr oder weniger gezwungen hatte, den Nikolaus für die Kinder zu spielen und dabei auch noch alles schiefgeht, bricht seine gesamte Wut aus ihm heraus.

Rosa: Rosa ist eine typische Hausfrau, die über den ganzen Tag verteilt nur auf Neuigkeiten aus ist. Wenn sie einkaufen geht, erfährt sie diese natürlich und will sie sofort ihrem Mann erzählen, wenn dieser nach Hause kommt. Sie drängt ihn immer wieder Dinge zu tun, die er gar nicht möchte. Sie macht ihrem Mann ein schlechtes Gewissen („nicht einmal den eigenen Buben willst du diese Freude machen“). Als ihr Mann schließlich stürzt und anfängt die Einrichtung kaputtzumachen, ruft sie die Nachbarn und verbreitet selbst Lügen. Sie scheint sensationsgierig zu sein und sorgt auch dafür, dass schlechtes über ihren Mann in Umlauf kommt. Rosa ist zwar aufgeschlossen und kontaktfreudig, doch ihr Leben bleibt unerfüllt und sie ist unzufrieden.

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Ausführliche Charakterisierung Wallfried Känsterle

Wallfried Känsterle ist ein eher zurückgezogen lebender Mensch, der gerne seinen Gewohnheiten nachgeht. Das verdeutlicht das Zitat „Wallfried Känsterle, der einfache Schlosser, sitzt nach Feierabend vor dem Fernsehschirm. Wo den sonst?“ (Z. 1 f.).

Seine Frau Rosa hat eindeutig die dominante Rolle in der Beziehung, sie versucht mit Wallfried ein Gespräch zu führen, obgleich dieser lieber seine Ruhe haben möchte und nur mit einem genervten „Ja, ja“ (Z. 16) antwortet. Sie versucht ihre eigenen Interessen dadurch durchzusetzen, indem sie ihrem Mann mit anderen vergleicht und ihm dadurch ein schlechtes Gewissen einredet. Symbolisch für die Beziehung der beiden steht auch „überall bröckelt der Kitt!“ (Z.12 f.). Damit ist nicht nur gemeint, dass der Kitt an den Fenstern bröckelt, sondern auch, dass die Ehe langsam zerbröckelt.

Wallfried wird dann von seiner Frau gezwungen, den Nikolaus für die Kinder zu spielen, obwohl sie weiß, dass er der Rolle nicht gewachsen ist. Doch sie beschimpft ihren Mann und macht ihm ein schlechtes Gewissen, indem sie „Vermaledeiter Stockfisch!“ nennt und behauptet, dass er „nicht einmal den eigenen Buben“ diese Freude machen will (vgl. Z. 50 f.).

Känsterle fürchtet sich vor der im aufgezwungenen Aufgabe. Das Zitat „die Kutte (...) ist dem gedrungenen Känsterle viel zu geräumig“ (Z. 58 ff.) zeigt symbolisch mit dem zu weiten Kostüm, dass Känsterle mit der ihm gestellten Aufgabe überfordert ist.

Ebenso dokumentiert die Textstelle „der Abstieg beginnt“ (Z. 68), dass er an seiner Aufgabe scheitern wird. Als nun seine Aufgabe schiefläuft und seine Frau kein Mitleid hat, bricht die ganze Wut aus ihm heraus, die Spannung gipfelt in diesem Abschnitt und löst sich, als er seine Frau schlägt und beginnt, die Einrichtung zu zerstören. In diesem Moment reagiert Rosa völlig panisch und verbreitet sogar eine Lüge, um ihren Mann schlecht zu machen und das ganze Haus an dem Familien-Desaster teilhaben zu lassen. Das zeigt die Textstelle „er schlachtet die Buben ab!“ (Z. 91).

„Als erster wagt sich Herr Hansmann in die Stube (...) und er sagt: Mein lieber Känsterle, ist das alles?“ (Z. 95 ff.), damit könnte gemeint sein, dass Herr Hansmann als eine vertraute Person von den Problemen weiß und sich nicht über den Ausbruch wundert, sondern eher noch mehr erwartet hätte oder aber, dass er das ganze Geschehen als eine Nichtigkeit sieht und damit Känsterles Ausbruch als völlig unbegründet ansieht.

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