Weyden, Rogier van - Lukas-Madonna oder Der Heilige Lukas porträtiert die Madonna (Interpretation)

Schlagwörter:
Rogier van Weyden, Bildbeschreibung, Mittel der Bildraumgestaltung, Bedeutungsperspektive, Farbperspektive, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Weyden, Rogier van - Lukas-Madonna oder Der Heilige Lukas porträtiert die Madonna (Interpretation)
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Referat

Rogier van Weyden – „Lukas-Madonna“ oder „Der Heilige Lukas porträtiert die Madonna“

Künstler Rogier van der Weyden:

  • Geboren 1399/1400 in Tournai
  • Gestorben 1464 in Brüssel
  • Sohn eines Messerschmieds, eigentlicher Name: Rogier de la Pasture
  • Bedeutendster und innovativster Vertreter der altniederländischen Malerei.
  • Seine künstlerische Ausbildung begann am 5. März 1427 bei dem Maler Robert Campin.
  • Mit Wirkung vom 1. August 1432 wurde Rogier als freigesprochener Meister in die Malerzunft in Tournai aufgenommen.
  • Darauf ließ sich Rogier in Brüssel als Maler nieder.
  • Dort heiratete er Elisabeth (Lysebette) Goffaert, die Tochter des Schuhmachers Jan Goffaert und dessen Ehefrau Cathelyne van Stockem. Mit ihr hatte er mindestens zwei Söhne. Diese wurden ebenfalls Künstler: Jan van der Weyden (Goldschmied) und Peter van der Weyden (Maler). Der Maler Goossen van der Weyden war sein Enkel.
  • 1436 oder 1437 wurde Rogier zum Stadtmaler von Brüssel ernannt.
  • 1450 unternahm van der Weyden eine Reise nach Rom, er wurde „zum besten Maler im Norden nebst Jan van Eyck gerühmt“.
  • 1464 starb van der Weyden in Brüssel, er wurde in der Brüsseler Kathedrale St. Gudule beigesetzt.
  • Van der Weyden hat mit Jan van Eyck die Blüte der niederländischen Malerei eingeleitet.

Werk:

  • Gemalt um 1440 → Frührenaissance
  • Es gibt zahlreiche Darstellungen dieser Szene, sie baut auf Quellen der Griechen aus dem 6. Jahrhundert auf. Interessant, weil es von diesem Gemälde vier Fassungen gibt, von denen sich eine in Boston in Museum of Fine Arts, eine weitere in Brügge, die 3. in St. Petersburg und die 4. in der Alten Pinakothek in München befindet.
  • Mit Röntgenaufnahmen konnte eindeutig bewiesen werden, dass die Bostoner Fassung die originale ist. Oberhalb des Kopfes der Maria nämlich wurden eindeutig Pentimente gefunden, ein Hinweis darauf, dass Rogier Veränderungen vornahm.
  • Die vier genannten Versionen sind mit Ausnahme geringfügiger Unterschiede, wie beispielsweise die Anordnung der Bodenfliesen, identisch.
  • Diese Gemälde wird oft mit der Madonna des Kanzlers Rolin von Jan van Eyck verglichen. Zeitlich liegen beide Werke knapp 15 Jahre auseinander. Dennoch handelt es sich nicht ernsthaft um eine Kopie:
  • Rogier achtet mehr auf Verlebendigung
  • Umkehrung der Personen
  • dennoch „rotes“ Gewand an der gleichen Stelle

Bildbeschreibung:

Lukas-MadonnaHinter schlanken, reich geschmückten Säulen sind eine zinnenbewehrte Terrasse, auf der zwei Gestalten stehen und auf einen Fluss blicken, zu sehen. Figuren im Mittelgrund leiten den Blick weiter. Der Fluss nimmt die Bildmitte ein. Es wird der Blick auf eine weite , ferne und unbegrenzte Landschaft frei. Im Fordergrund steht der hl. Lukas und beobachtet interessiert, nicht andächtig, anbetend, den Zeichenblock in der Hand, das freundlich lächelnde Jesuskind, dem Maria „die Brust reicht“. Diese ist reich geschmückt und befindet sich unter einem Baldachin aus Bokat, links im Bild. Auf der rechten Seite wird ein Nebenraum gezeigt, in dem ein Stier zu sehen ist, ebenso ein Pult, auf dem ein Buch liegt (= Bibel).

Mittel der Bildraumgestaltung:

  • Das Werk ist klar gegliedert in Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Diese sind auch inhaltlich klar gegliedert in Innenraum als Hauptszene (mit Lukas und Maria), Balkon mit zwei Figuren und Stadtlandschaft.
  • Der Betrachter ist etwa auf Augenhöhe mit den dargestellten Personen: Der Betrachter steht, während die Personen sitzen bzw. knien. Somit wurde im Gemälde die Normalperspektive angewendet.
  • Im Gemälde gibt es einige Schrägen, diese dienen als Tiefenlinien. Diese Tiefenlinien laufen auf unterschiedliche Fluchtpunkte zu, insgesamt kann von einer Fluchtpunktzone gesprochen werden. Diese befindet sich etwa „in der Mitte des Bildes“, etwa im Bereich des Flusses, sowie etwas darüber und etwas darunter.
  • Dem Künstler waren grundlegende Elemente der Zentralperspektive bekannt, allerdings gibt es noch Fehler in der Umsetzung. Diese lassen sich beispielsweise anhand des Fußbodens und dessen Übergang zum Gebäude erkennen. Hier wird die Verwendung unterschiedlicher Fluchtpunkte deutlich.
  • Die Landschaft wirkt realistisch und natürlich. Hierzu tragen Verblauung in der Ferne und Luftperspektive (= Konturenverschwimmung), die dem Künstler ebenfalls bekannt waren, bei.
  • Van der Weyden arbeitet mit Überschneidungen, was weiterhin räumliche Tiefe schafft. Allerdings werden Überschneidungen mit dem Jesuskind vermieden.
  • Größenstaffelung, Höhenstaffelung
  • Die Verwendung der Säulen lässt den Raum insgesamt höher wirken.
  • Das Bild ist hauptsächlich auf Horizontalen aufgebaut. Sowohl die Hauptpersonen, wie auch die Architektur (Säulen, Wände, Mauern) und die Personen im Hintergrund unterstreichen diese Richtung. Die Landschaft im Hintergrund verzichtet auf diesen strengen Aufbau. Van der Weyden arbeitet hier mit geschwungene Linien. Daher wirkt der Vordergrund eher statisch und unbewegt, während der Hintergrund durchaus dynamisch ist.
  • Marias Kleid, detailreich, Stofflichkeit, Gegenwärtigkeit

Bedeutungsperspektive:

  • das Jesuskind auf dem Schoß der Maria zu groß dargestellt ist. Unter anderem deswegen ist davon auszugehen, dass dieses dem Künstler als äußerst wichtig erschien, da es ja auch als Erlöser der Welt gilt.
  • Des Weiteren sind die „Hauptpersonen“ Lukas und Maria auch fehlerhaft dargestellt. Auch sie sind viel zu groß gezeichnet.
  • Die Hauptszene (Vordergrund) beansprucht etwa ¾ der gesamten Bildfläche.
  • Keine Heiligenscheine, obwohl diese für Renaissance durchaus typisch waren…

Farbperspektive:

  • Zur Farblichkeit kann gesagt werden, dass der Künstler Rogier van der Weyden mit Symbolfarben gearbeitet hat. So trägt Maria ein blaues Kleid, welches das Himmlische symbolisiert, der hl. Lukas ist in ein rotes Gewand gehüllt, er steht daher für das irdische. Das weiße Tuch der Maria zeigt gleichzeitig ihre Unschuld. Da es auch um das Jesuskind gewickelt ist, gilt selbiges für jenes.
  • Des Weiteren sind teilweise geringe Komplementär-Kontraste in dem Gemälde enthalten, z.B. bei dem Wandbehang, der in Grün und Orange-gelb gehalten ist. Dieser Behang gilt im Allgemeinen als sehr kostbar.
  • Weiße Blumen, vermutlich weiße Lilien, symbolisieren ebenfalls Unschuld und Reinheit.

Interpretation:

  • Maria sitzt unter einem Baldachin, einem Hoheitszeichen, auf einem Thron. Genaugenommen sitzt sie nicht auf den Thron, sondern kauert davor. Der Kunsthistoriker Erwin Panofsky hat dies als eine Demutsgeste interpretiert.
  • Lucas selbst, der zeichnende Heilige im roten Gewand soll, so wird von der Forschung vermutet, Portraitzüge des Künstlers zeigen.
  • Dass es sich bei dem Herren im roten Gewand tatsächlich um den hl. Lukas handelt, macht der Stier, der im rechten Nebenraum platziert ist, deutlich. Er ist nämlich in der christlichen Inkografie das Zeichen bzw. Symbol für Lukas, wie beispielsweise der Engel für Matthäus, der Löwe für Markus stehen.
  • Das religiöse Thema der Lukas-Madonna, das den Akt der Anbetung mit dem Vorgang des Malens, also der Beobachtung und der Nachahmung verknüpft, lässt sich auch umgekehrt deuten als Selbstporträt des Malers, der seine Arbeit als Sehen und Zeigen des Göttlichen und mithin als Kunst des Schauens versteht.
  • Die Gewänder Marias sind wie diejenigen des Evangelisten mit großer Aufmerksamkeit gemalt, sowohl was die Wiedergabe der unterschiedlichen Materialien betrifft wie ihre Faltengebung und vor allem das differenzierte Spiel von Licht und Schatten. Selbstverständlich trägt Maria als Gottesmutter und Himmelskönigin die größere Fülle aus Stoff, die zum Ausweis ihres Ranges weit über den Boden ausgebreitet ist.
  • Szene spielt sich in einem für das 15 Jh. zweifelsfrei gebräuchlichen Zeichen für Prestige ab (größeres Bauensemble), so gehörten ebenfalls Stoffbaldachine aus ebensolchem kostbarem Brokatstoff, wie ihn das Gemälde zeigt, zum zeitgenössischen Hofzeremoniell.
  • Die drei Bögen deuten ebenso auf die Dreieinigkeit Gottes hin
  • Fluss ist ein Symbol für Leben
  • In dem Nebenraum liegt auf einem Pult aus Holz die Bibel
  • Im Boden sind Achtecke eingelassen. Die könnten als Symbole für Wiedergeburt, Erneuerung und Herrschaft stehen.
  • Dreiecke als Dreifaltigkeitssymbole.
  • Jesus und Maria werden angestrahlt. Symbol für Göttlichkeit.
  • Darüber hinaus gilt Silber als Symbol für Keuschheit, Reinheit, Jungfräulichkeit und allgemein als Sinnbild des weiblichen Prinzips, (= Silberstift)
  • Säulen als Symbol für tragende Kraft und Macht.
  • Fluss = Wasser als Symbol für Leben
  • Figuren im Mittelgrund leiten den Blick weiter
  • Maria sitzt unter Baldachin, dies war nur Königen erlaubt

Lukas-MadonnaDas Originalbild aus dem Jahr 1440, Lukas-Madonna, Rogier van der Weyden, Öl und Tempera auf Holz, 137,5 × 110,8 cm, Museum of Fine Arts, Boston

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