Lewandowski, Sven - Inhaltsleerer Pop-Patriotismus (Textgebundene Erörterung)

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Dr. Sven Lewandowski, Fußball, Weltmeisterschaft, Patriotismus, Nationalgefühl, NPD, AfD, Referat, Hausaufgabe, Lewandowski, Sven - Inhaltsleerer Pop-Patriotismus (Textgebundene Erörterung)
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Referat

Textgebundene Erörterung zum Leserbrief „Inhaltsleerer Pop-Patriotismus“

Der Leserbrief mit dem Titel „Inhaltsleerer Pop-Patriotismus“, geschrieben von Dr. Sven Lewandowski und erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 24.07.2006, antwortet auf einen zuvor erschienenen Artikel, der von einem „neuen Patriotismus“ der Deutschen sprach. Der Autor ist dem klar abgeneigt, hinterfragt dies kritisch und gibt die im Artikel angeführten Argumente ironisierend und abwertend wieder. Er bewertet die Bewegung mehr als „inhaltsleerer Pop-Patriotismus“ denn als neue Form des Umgangs mit nationalen Symbolen.

Der Text lässt sich dabei in fünf Abschnitte gliedern. Im ersten Abschnitt (Z. 1-8) stellt Dr. Lewandowski die Argumente des Ausgangsartikels kritisch dar und hinterfragt mithilfe von rhetorische Fragen die Richtigkeit der Aussagen. Diese würden einen neuen Patriotismus mit einer gesunden Nationalidentifikation der Deutschen beschreiben. Ein Correctio wie „ein unproblematisches, ja reifes Verhältnis“ (Z. 5-6) zeigt hier seine Kritik und die Ironie, mit der der Autor den Ausgangsartikel behandelt. Auch wirkt es wie ein Klimax und verstärkt so die ironisierende Wirkung.

Dem gegenüber stellt er dann im zweiten Abschnitt (Z. 9-27) sein erstes Argument, mit dem er den Sachverhalt zu analysieren scheint. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass man die Flagge und das offene Tragen dieser lediglich als für Unterstützung und Zugehörigkeit der Nationalmannschaft wirkendes, dem Trend folgenden, Modeaccessoire sehen kann. Lewandowski stellt also die Funktion der Flagge infrage, da sie scheinbar kein Bekenntnis zur Nation Deutschlands darstelle, sondern sei vielmehr eine vergängliche Laune der Menschen. Hier fehlt jedoch ein genauerer Beleg, da er den Anschein erweckt von einer Allgemeingültigkeit seiner Aussage auszugehen, welcher grundsätzlich aber zu überprüfen und zu zeigen ist.

Diese Ungenauigkeit in seinen Belegen behält er auch bei, wenn er im dritten Abschnitt (Z. 28-46) die auf ihn wirkende Inhaltsleere des „neuen Patriotismus“ schildert. Lewandowski baut hier Anglizismen wie „sexy“ (Z. 33) um seinen Text für die breite Masse interessanter zu gestalten und aber auch eine gewisse Ironie auszudrücken. Gleichzeitig benutzt er aber auch einige Fachbegriffe, wie „selbstreferenziell“ (Z. 32-33), die der Allgemeinheit nicht unbedingt geläufig sind. Dabei vergleicht er die Fußballfans mit dem „Publikum eines Popkonzertes“ (Z. 40) und sieht hier die Funktion des reinen Feierns, nicht aber eine Übermittlung eines Inhalts. Er versucht dies zwar analog darzustellen, stützt sein Argument aber lediglich auf eigene Erfahrungen.

Auch im vierten Abschnitt, der den alleinigen Spaßcharakter des „neuen Patriotismus“ beschreibt (Z.47-60), lassen sich keine Belege finden. Dafür aber eine, das Argument auffächernde, Anapher mit „um Spaß, um ´fun´, um ästhetischen Genuss“ (Z.58), welches letztendlich alles Synonyme für das Gleiche sind, jedoch so stärker beim Leser gewichtet werden. Gleichzeitig wird es direkt wieder abgewertet, durch die Anführungszeichen schwingt Lewandowskis Ironie mit. Er kritisiert so die Funktion, die die „neuen Patrioten“ aus dem Symbol der Flagge ziehen.

In seinem Fazit – dem fünften Abschnitt – bestätigt er dann seine zuvor aufgestellte These, dass der neue Umgang mit der Nation nicht etwa ein neuer Patriotismus sei, sondern mit der Popkultur zu vergleichen sei (vgl. Z. 61-73). Dies sei vor allem geprägt durch die Vergänglichkeit und Einfachheit der neuen Form des Patriotismus. Dabei lässt er zwar inhaltlich offen, wie das zu bewerten sei, zeigt aber mit seiner durchgehenden Ironie, dass er dem eigentlich abgeneigt ist.

Der Argumentation Lewandowskis ist grundsätzlich auch nichts entgegenzubringen, jedoch ab und zu etwas hinzuzufügen. Die Vergänglichkeit des Modeaccessoires (vgl. Z. 17) ist gerade im Nachhinein zu sehen. Fanartikel und jegliche anderen schwarz-rot-goldenen Produkte sind kurz vor der Saison in jeder Form zu finden. Selbst Leute, die sich sonst nicht mit Fußball auseinandersetzen wollen, sind plötzlich dabei und tragen die Farben DER gemeinsamen Mannschaft bis zum Finale und dann verschwinden die Symbole der Nation wieder. Doch in dieser Zeit gibt es nur wenige, die sie nicht tragen. Jeder will dazugehören und niemand ausgeschlossen sein. Dies war nicht nur 2006 festzustellen, sondern jede Weltmeisterschaft wieder – 2010, 2014, 2018. Immer wieder ist ein kurzzeitiges Aufleben des Nationalstolzes zu beobachten, nur um kurz darauf gesellschaftlich erneut ein absolutes Tabuthema zu sein.

Diese gesellschaftliche Abneigung eines Patriotismus kann heutzutage vor allem mit NPD und AfD in der Politik beobachtet werden. Mit der nationalsozialistischen Geschichte ist es trotzdem immer noch für die meisten nicht vereinbar, einen Stolz auf ihre Nation zu zeigen. Weshalb sie gegen diese Parteien möglichst gut ankämpfen wollen. Die Weltmeisterschaft ist der einzige Anlass, wo die Deutschen eine Möglichkeit sehen, sich als Gesellschaft auszuleben und ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, das allerdings nicht zu groß thematisiert wird und immer noch eine unausgesprochene Grenze vorhanden zu sein scheint.

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