Eisele, Sabrina - Momente (Interpretation der Kurzgeschichte)

Schlagwörter:
Sabrina Eisele, Brief an die Mutter, Mutter-Tochterverhältnis, Referat, Hausaufgabe, Eisele, Sabrina - Momente (Interpretation der Kurzgeschichte)
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Referat

Interpretation der Kurgeschichte „Momente“ von Sabrina Eisele

Inhalt

In der Kurzgeschichte „Momente“, geschrieben im Jahr 2001, von Sabrina Eisele, geht es um ein junges Mädchen, die den Erfolgsdruck ihrer Eltern nicht gewachsen ist, und deshalb angst hat, von ihnen nicht geliebt zu werden.

Das junge Mädchen lebt in einer wohlhabenden und erfolgreichen Familie. Sie hat eine schlechte Note in der Englischarbeit und verkündigt diese, während des Abendessens, ihrer Familie. Bevor sie in Tränen ausbricht, geht sie in ihr Zimmer. Einige Stunden später kommt ihre Mutter überraschender weise in ihr Zimmer. Dieses Mal aber nicht als perfekt ausschauende Ehefrau.

Analyse

Die Geschichte wird umgangssprachlich in der Ich-Perspektive wieder gegeben. Sie wird am Anfang bis kurz vor dem Ende, chronologisch erzählt und nimmt durch ein unerwartetes Ereignis eine plötzliche Wende „Es war meine Mutter! Auf den ersten Blick hatte ich sie beinahe nicht erkannt, denn sie hatte sich nicht geschminkt“. Die Autorin verwendet viele Adjektive, die Äußerlichkeiten beschreiben, wie zum Beispiel „Sein Hemd ist so weiß…“, „Streicht elegant, vornehm und zugleich sexy ihre langen, blonden Haare zurück.“ oder „Fettig sind sie, ich habe sie schon lange nicht mehr gewaschen“. Nicht nur bei Äußerlichkeiten werden Adjektive verwendet, sondern auch für die Beschreibung von Stimmungs- und Gefühlslagen. Hinzu kommen mehrere Verben, wie zum Beispiel „Eigentlich fühle ich mich müde und deprimiert“ oder „Schnell konzentriere ich mich auf den Kirschbaum im Garten“. Metaphern geben der Geschichte eine tiefgründige Bedeutung, wie „wie ein fetter König“, „Sie wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu“, „…das ihr auf den Lippen brennt.“ Oder „Ich spüre, was ihnen auf der Zunge liegt“. Wörtliche Reden, gab es bis auf zwei nicht „Denk an deine Figur“. Eine Gedankenrede kommt auch in der Geschichte vor, und zwar „Eigentlich könntest du doch endlich mal was aus dir machen“. Beide Reden, stammen von der Mutter. Die zweite wörtliche Rede „Gut“ stammt von dem Mädchen.

Während der gesamten Geschichte, werden 3 Farben erwähnt, und zwar weiß, blau und rot. Nachdem die Farben ins Spiel kommen, wird die Astrologie erwähnt „Will lieber die Sonne zusehen, die sich über die Kante des Horizonts schiebt…“. Sowie am Ende der Kurzgeschichte, „…und betrachte den Mond. Die Sterne!“, dies allerdings kurz vor der Wende. Viele Geschehnisse vor der Wende spielen zwischen den astrologischen Beschreibungen.

Deutung

Das Mädchen in der Geschichte, setzt sich unter Druck, da sie nicht so intelligent und gepflegt wie ihre Familie ist. Sie hat Angst, nicht den Erwartungen zu entsprechen, die ihre Familie hat. Ihre Familie zu enttäuschen, versucht sie so weit wie möglich zu vermeiden. Doch manchmal klappt es nicht und sie macht sich Vorwürfe und bezeichnet sich selbst als Schande für die Familie. Aber wieso tut sie das? In der Geschichte wird es an vielen Beispielen deutlich wie Menschen, in dem Fall waren es die Eltern, andere Menschen unabsichtlich unter Druck setzten. Dadurch lenkt sich ihre Konzentration nur darauf, diese Personen von einem zu überzeugen. Doch in dieser Geschichte, zieht sich das Mädchen zurück und versucht vor ihren Problemen zu flüchten. Sehr deutlich wird es an der folgenden Stelle „Ich schaue vor mich. Auf meinem Schreibtisch liegt ein weißes Blatt. Wenige blaue Tintenstriche, viel Rot. In mir verkrampft sich alles, als ich die Zahl sehe, die in der rechten oberen Ecke thront. Wie ein fetter König. Schnell drehe ich das Blatt um“. Das Mädchen dreht das Blatt um, statt sich ihren Problemen zu stellen, genau so tut sie es auch mit ihrer Familie. Sie sollte lieber mit ihrer Familie darüber sprechen, was sie denkt, was sie fühlt und was sie sich wünscht. Ihre Eltern sehen es nur als Passivität an, weil sie nicht wissen, was in ihrer Tochter vorgeht. Satt mit ihr darüber zu sprechen und sich mit diesem Thema ausführlich auseinander zu setzen, wird sie von ihrer Mütter nur mit Kritik überhäuft. Zum Beispiel „Denk an deine Figur“. Die Mutter scheint eines der häufigsten Auslöser für das Unwohlsein des Mädchens zu sein. Sehr eitel scheint die Mutter ebenfalls zu sein, dies wird an der folgenden Stelle sehr deutlich „In mir erwacht der Wunsch, diese Haare wieder einmal zu berühren, wie ich es als Kind immer so gerne gemacht habe. Doch sie will das nicht. Meint ich hätte immer so ungewaschene Hände“.

Das Mädchen sieht ihre Mutter zwar als eine sehr kritische Person, doch auffällig ist auch, dass sie sie als ein Ideal sieht. Das wird sehr deutlich als ihre Mutter, ihren Vater mit perfekt geschminkten Augen anlächelt vor der folgenden Textstelle „Streicht ihre elegant, vornehm und zugleich sexy ihre langen, blonden Haare zurück“. Gleich danach „In mir erwacht der Wunsch, diese Haare wieder einmal zu berühren, wie ich es als Kinder immer so gerne gemacht habe.“ wird nicht nur klar, dass sie ihre Haare berühren will, sondern versucht in Gedanken in die damalige Zeit zurückzukehren, als alles noch ganz anders war. Als sie noch jung war und sie eine gewöhnliche Mutter-Tochter Beziehung hatten. Daher passt der Titel „Momente“ zu der Kurzgeschichte. Damit sind vermutlich die schönen Momente, die man im Leben hat gemeint, wonach sich das Mädchen so sehr sehnt. Momente, kann man nicht nur im positiven Sinne sehen, sondern auch im negativen. Doch in dieser Geschichte ist es der Fall, dass positive Momente gemeint sind, da der Titel sonst hätte anders formuliert werden müssen.

Der Vater in dieser Familie, scheint sicherlich nicht viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Er verbringt mehr Zeit mit der Arbeit, als mit seiner Familie. Dies wird an folgender Stelle deutlich „Bestimmt geht er nach dem Essen noch einmal ins Büro“. Zu ihrem Bruder allerdings scheint sie eine recht gute, aber oberflächliche Beziehung zu haben. Er fragt sie wie es ihr geht und sie antwortet darauf automatisch „Gut“. Sie streiten sich zwar nicht, aber sie sprechen nicht miteinander, wie es Geschwister für gewöhnlich tun. Sich zum Beispiel darüber zu unterhalten wie ihr Tag war, oder das sie ihren Bruder die Wahrheit sagt, ihm sagt, dass es ihr schlecht geht, sie müde und deprimiert ist, kommt für sie nicht infrage.

Die Autorin möchte vermutlich, mit den Farben das Leben der Familie deutlich machen. „Ein weißes Blatt“, ist in dem Falle ein weißes, makelloses und gleichmäßig ablaufendes Leben, welches wiederum von der „wenigen blauen Tinte“ gestört wird. Die blaue Tinte ist das Mädchen die in diesem weißen und fehlerfreien Leben, den Störenfried in der Familie darstellt. Der Störenfried, der Familie wird dann wieder von „viel Rot“ in diesem Falle die Mutter kritisiert. Kurz darauf kommt die Metapher „Wie ein fetter König“, damit ist offensichtlich die Note gemeint. Im Großen und Ganzen, ist damit gemeint, dass ein perfektes Leben durch das Mädchen gestört und das Mädchen wiederum von der Mutter kritisiert wird.

Farben werden nicht nur am Anfang der Geschichte erwähnt, sondern auch während der Geschichte. „Sein Hemd ist so weiß, dass es mich blendet. Meine Augen schmerzen“. An dieser Textstelle wird deutlich, dass das „weiße“ und makellose Hemd, das perfekte Leben der Familie wieder spiegelt. Daraufhin wird das Mädchen vom makellosen Leben geblendet. Das könnte möglicherweise bedeuten, dass sie zu überfordert mit diesem Leben ist. Das Leben lässt sie regelrecht ersticken „Schnell konzentrierte ich mich auf den Kirschbaum im Garten. Im Wind fallen unaufhörlich Blätter ab und bedecken den Boden. Es ist Herbst! Ob die Erde überhaupt noch atmen kann, so zugedeckt, frage ich mich“. Die Autorin beabsichtigt, die Gefühle des Mädchens, mithilfe ihrer Umgebung darzustellen. Das Mädchen ist mit dem Boden gemeint und die Blätter sind die Kritik der Mutter. Die Kritik wiederum lässt das Mädchen kaum noch atmen.

Das Mädchen wundert sich auch wieso, ausgerechnet sie diejenige ist, die aus der Familie heraussticht „Warum also fiel ausgerechnet ich aus der Reihe?“. Doch ihre Einstellung zu ändern, führt in diesem Text auf keine Hinweise. Sie sagt „Wie ich ihnen das bloß antun könnte, so eine ungepflegte und unintelligente Tochter haben zu müssen. Zu müssen, zu müssen“. Daran sieht man, dass sie sich nur Vorwürfe macht und nicht versucht es zu ändern. Sie wiederholt das Wort „müssen“, dreimal hintereinander. Es scheint so, als sei eine Sperre in ihrem Kopf vorhanden.

Am Ende der Geschichte gibt es eine Wende „Es war meine Mutter! Auf den ersten Blick hätte ich sie beinahe nicht erkannt, denn sie hatte sich abgeschminkt. So hatte ich sie bestimmt nicht mehr zu Gesicht bekommen, seit ich fünf war. Sie kam langsam auf mich zu“. Weder der Leser noch das Mädchen rechnen damit, dass die Mutter, ihre Tochter in ihrem Zimmer besucht und das auch noch ungeschminkt. Eben nicht als die perfekte Ehefrau, die sie sonst immer ist. Offensichtlich wird sich das Mutter-Tochterverhältnis nach dieser Wende, radikal verändern. Denn die Autorin hat nicht ohne Grund die Mutter ungeschminkt beschrieben. Sie macht damit klar, dass es wieder so sein wird wie früher, als das Mädchen fünf war. Doch eine Frage bleibt offen, wieso ändert sich das Mädchen nicht? Ist es denn so schwer sich ihrer Familie anzupassen?

Diese Geschichte stellt eine alltägliche Situation in Familien dar. Eine Familie ist dazu da, Freuden miteinander zuteilen, gemeinsam zulachen und sich auszusprechen, wenn es Probleme gibt. Keiner soll von dem anderen bevorzugt oder gar benachteiligt werden. Jeder soll in seiner Familie an den anderen denken. Kritisch mit Menschen umzugehen, ist nicht falsch, doch sollte man nicht vergessen einander zu helfen.

Brief an die Mutter

Liebe Mama,

ich weiß schon lange, dass ich nicht so bin wie du, Papa und mein Bruder. Ich bin nicht gepflegt, intelligent und eine perfekte Tochter bin ich schon gar nicht. Ich habe jeden Tag Angst davor immer mehr von euch gehasst zu werden. Ich gebe in der Schule mein Bestes. So zu sein wie du, ja das wäre für mich das schönste. Du bist wunderschön, intelligent und weist dazu auch noch wie man mit Männern umgeht.

Wieso komme ich nicht nach dir? Wieso bin ich so?

Manchmal habe ich das Bedürfnis, auch nur einmal deine Haare anzufassen, um auch nur einmal das Gefühl zu empfinden, was ich das letzte Mal hatte, als ich fünf war.

Ich fühle mich einsam und bin deprimiert. In der Schule habe ich nur noch schlechte Noten, weil ich meine ganze Zeit damit verbringe über mein Leben nachzudenken. Wenn ich in die Schule gehe, freue ich mich, mal nicht von dir kritisiert zu werden. Doch sobald ich wieder eine schlechte Note habe, freue ich mich auf zu Hause und hoffe darauf ein bisschen Zuneigung von dir zu bekommen. Aber was passiert, genau das Gegenteil. Ich werde immer wieder mit Kritik überhäuft und fühle mich zu Hause genauso unwohl wie in der Schule. Das macht dann auch keinen Unterschied mehr. Ich sag ja nicht, dass es richtig ist, schlechte Noten zu bekommen, ihr habt ja auch recht. Ich bin ein Nichtsnutz, wie eure Blicke mir das jeden Tag deutlich machen. Aber könnt ihr mich denn nicht einfach so akzeptieren wie ich nun mal bin. Ich bin so wie ich bin und man kann es nicht ändern. Ihr müsst es doch mittlerweile gewohnt sein. Ich wünsche mir einfach nur von dir Mama, dass du deine Blicke, die Bände sprechen, unterlässt und mir nicht das Gefühl gibst, das Unkraut zwischen den Rosen zu sein. Ich bitte dich. Bitte, bitte Mama.

In Liebe deine Tochter!

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