Böll, Heinrich - An der Brücke (Inhaltsangabe und Analyse)

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Heinrich Böll, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Böll, Heinrich - An der Brücke (Inhaltsangabe und Analyse)
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Referat

„An der Brücke“ von Heinrich Böll

Die Kurzgeschichte „An der Brücke“ wurde von Heinrich Böll im Jahre 1949 verfasst. Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll wurde am 21. Dezember 1917 in Köln geboren und verstarb am 16. Juli 1985 in Langenbroich. Böll gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller seit dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde als achtes Kind seiner Eltern im schlimmsten Hungerjahr des Ersten Weltkrieges geboren. Er machte eine Ausbildung in einer Buchhandlung, und studierte Deutsche Sprache an der Universität zu Köln. Er hatte keine Sympathien für die Politik des Nationalsozialismus, konnte der Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend ausweichen, und diente in der Wehrmacht in Frankreich, Rumänien, Ungarn und der UdSSR. Böll wurde mehrmals verwundet, und geriet bei Kriegsende in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Im Jahre 1947 begann er seine Karriere als Schriftsteller. Seine erste Veröffentlichung, die Kurzgeschichte „Der Zug war pünktlich“, erschien 1947. Es folgten viele bekannte Romane, Kurzgeschichten, und im Jahre 1972 wurde Heinrich Böll der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er ist einer der meistgelesenen deutschen Autoren, und sein Werk ist in über 30 Sprachen übersetzt worden.

Das Werk „An der Brücke“ handelt von einem Mann, dessen Aufgabe es ist, Passierende einer Brücke zu zählen und der verhindern will, dass seine Geliebte bei dieser Zählung zu einer Zahl reduziert wird.

Die Hauptperson der Geschichte, ein verletzter Mann, bekommt die Aufgabe, alle Menschen zu zählen, die diese Brücke passieren. Doch wenn seine Geliebte, die er eigentlich nicht kennt, die Brücke überquert, vergisst er seine Aufgabe und schenkt ihr seine volle Aufmerksamkeit. Eines Tages soll er unangekündigt kontrolliert werden. Dank eines Arbeitskollegen, der auf der anderen Seite der Brücke Autos zählt, konzentriert er sich auf seine Arbeit und entgeht so seiner Kündigung. Er wird für seine Zuverlässigkeit gelobt und soll nun zu den Pferdewagen versetzt werden. Über diese Versetzung freut sich der Mann sehr, da täglich nur ca. 25 Wagen die Brücke überqueren. Außerdem gibt es das Verbot für Pferdewagen die Brücke zwischen vier und acht Uhr zu passieren. Die lange Pause möchte er nutzen, um seiner Geliebten nahe zu sein. Er möchte sie in ihrer Eisdiele besuchen und sie möglicherweise nach Hause begleiten.

Die Aufgabe der Hauptperson ist es, alle Menschen zu zählen, die eine bestimmte Brücke passieren. Diese Leute werden weniger als Menschen, sondern als Zahlen einer Statistik gesehen. Jede Persönlichkeit wird in eine Ziffer verwandelt. Das ändert sich, wenn die „kleine Geliebte“ des Mannes auftaucht. Wenn sie seinen Weg kreuzt, vergisst er seine Aufgabe und schenkt ihr seine volle Aufmerksamkeit. Die Leute, die in dieser Zeit die Brücke überqueren, verschweigt er seinem Arbeitgeber, denn „diese zwei Minuten gehören ihm ganz alleine“ (S.364, Z.37). Auch während der Kontrolle, als er die Menschen zählen muss, während sie Brücke überquert, zählt er die junge Frau nicht mit. Er würde sie nie mitzählen und sie somit in ein „prozentuales Nichts“ verwandeln (S.365, Z.23/24). Der Grund hierfür ist seine heimliche Liebe zu ihr. Würde er sie auf eine Ziffer reduzieren, würde er sie ihrer Persönlichkeit berauben. Sie wäre nur noch eine von vielen und würde schließlich in der Statistik untergehen. Ihre Gefühle und seine Liebe zu ihr würden verloren gehen. Dieser Aspekt ist auch ein Grund dafür, warum er seine Liebe nicht gestehen will. Er kennt die junge Frau nicht. Er kennt sie nur aufgrund seiner täglichen Beobachtungen. Meines Erachtens ist ein Grund das Risiko abgewiesen zu werden, welches sehr hoch ist. Die junge Frau würde nichts mit seiner Liebe anzufangen wissen, da sie nie die Möglichkeit hatte, ebenfalls Gefühle zu entwickeln. Da sie den Mann nicht kennt, würde er ihr mit seinem Geständnis möglicherweise sogar Angst einflößen. Der Wahrscheinlichkeit abgewiesen zu werden, ist sich die Hauptperson bewusst, was sein Handeln erklärt. Er möchte sich nicht seiner Illusion berauben und unangenehmen Situationen aus dem Weg gehen.

Einer weiteren unangenehmen Situation kann er Dank eines Arbeitskollegen entgehen. Dieser warnt ihn vor der vorstehenden Kontrolle, was ihn dazu bewegt, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Aufgrund seiner gut und zuverlässig erscheinenden Arbeit, wird er nun zu den Pferdewagen versetzt, worüber der Mann sich sehr freut. Dies erkennt man an mehrfachen Wiederholungen des Wortes „Pferdewagen“ in der Passage Zeile 32 bis Zeile 38 auf der zweiten Seite. Die Freude begründet sich darin, dass täglich nur ca. 25 Wagen die Brücke passieren. Außerdem gilt das Verbot für Pferdewagen, die Brücke zwischen vier und acht Uhr zu überqueren. Diese lange Pause kann er nutzen, um seiner „kleinen Geliebten“ noch näher zu sein. Jetzt kann er sie in ihrer Eisdiele besuchen und sie länger beobachten. Außerdem malt er sich aus, sie möglicherweise ein Stück nach Hause zu begleiten. Diese Pause gibt ihm die Chance mehr Zeit mit der Frau zu verbringen, ohne ihr wirklich aufzufallen. So kann er weiter von ihr träumen und ihre Anwesenheit genießen, ohne eine Reaktion ihrerseits befürchten zu müssen.

In meinen Augen will der Text vermitteln, dass die Gesellschaft sich nur an Erfolgen, Bilanzen und Zahlen orientiert. Der einzelne Mensch mit seiner Persönlichkeit und seinen Bedürfnissen geht in dieser Gesellschaft unter. Heutzutage wird kaum noch Interesse an dem Individuum gezeigt. Alles wird in Zahlen verwandelt und in Statistiken gepackt. Meines Erachtens will Böll daran erinnern, dass Gefühle, wie gerade die Liebe, nicht mit Zahlen gemessen werden können. Zahlen können in anderen Bereichen des Lebens, wie der Mathematik angewandt werden, sollten jedoch nicht dazu benutzt werden, eine Persönlichkeit oder Gefühle zu veranschaulichen oder auszudrücken.

Ich selbst halte den Text für gelungen, da er aktuell ist, obwohl die dargestellte Situation veraltet ist. Doch die Problematik, die die Kurzgeschichte anspricht, existiert auch heute noch. Die Gesellschaft im Wandel wies früher, wie auch heute noch dieses Problem auf. Des Weiteren ist auch das zweite Thema, die Liebe immer aktuell. Wie in der Geschichte beschrieben, gibt es auch heutzutage noch Menschen, die ihre Gefühle nicht offenbaren wollen und auch nicht können. Der Grund hierfür liegt oft ebenfalls an der Gesellschaft. Dies sind die Gründe für meine Haltung zu Heinrich Bölls Kurzgeschichte „An der Brücke“.

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