Oertgen-Twiehaus, Elke - Erde (Interpretation)

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Elke Oertgen-Twiehaus, Gedichtinterpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Oertgen-Twiehaus, Elke - Erde (Interpretation)
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Referat

Elke Oertgen: „Erde“ (Gedichtinterpretation)

In dem Gedicht „Erde“ von Elke Oertgen (geb. 1936) geht es darum, wie wir die Erde behandeln, sie quälen und wie sie leidet. Das Gedicht ist dem Buch „Im Gewitter der Geraden“ entnommen, der Herausgeber ist P. C. Mayer-Tasch. Das Buch ist in einem Münchner Verlag 1981 erschienen.

Elke Oertgen-Twiehaus wurde am 18. Januar 1936 in Koblenz geboren. Sie verstarb am 22. Februar 2012 in Duisburg. Oertgen war eine deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin. Sie wuchs in den Kriegswirren des Zweiten Weltkriegs in verschiedenen Gegenden des damaligen Deutschen Reiches und der späteren Bundesrepublik Deutschland auf. Diese Zeit prägte auch einige ihrer späteren Gedichte und Kurzgeschichten. Sie studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte (Lehramt) in Freiburg und Bonn, heiratete 1963 und lebte seitdem in Duisburg.

In den Jahren von 1963 bis 1966 absolvierte sie den Referendardienst an Essener Mädchengymnasien in den Fächern Deutsch und Geschichte. Seit 1975 unterrichtete sie diverse Literaturkurse an den Volkshochschulen Duisburg und Hamm.

Oertgen verfasste eine Vielzahl von Gedichten sowie einige Kurzgeschichten. Ihre Gedichte und Erzählungen haben häufig Reiseerlebnisse, Naturbeobachtungen, Kunst sowie Krieg und Dritte Welt zum Thema.

Das Gedicht „Erde“ hat 5 Strophen. Die erste Strophe besteht aus 11 Versen, die zweite aus 5 Versen, die dritte aus 14 Versen, die vierte aus 4 Versen und die fünfte aus 2 Versen.

Das Gedicht ist aus der Sicht des lyrischen Ichs geschrieben. Die letzte Strophe fällt dabei besonders auf, da sie nur aus einem Satz bzw. 2 Versen besteht. Ebenfalls fällt auf, dass eine Strophe, nämlich die zweite, ein einziges Bild ist. Ich finde auch, dass eine bestimmte Zusammengehörigkeit zwischen der ersten und der vierten bzw. der zweiten und der dritten Strophe besteht. In der ersten und der vierten Strophe wird beschrieben, was die Erde macht: „die uns nährt und trägt/ und uns annimmt/ im Tod,“, “Der Erde/ bleibt im Gedächtnis,/ was wir ihr antun“. In der zweiten und dritten Strophe wird beschrieben, was wir tun: „Wir schlagen ihr Löcher ins Fleisch,… alles erstickenden Asphalt.“, „plündern sie aus“. Außerdem werden die Folgen des Ganzen beschrieben: „Mag sie verenden“, „wie die Fische verenden/ und Wasservögel/ mit Öl im Gefieder“.

Die Autorin hat eine sehr direkte Überschrift gewählt. Bei der Überschrift „Erde“ weiß man sofort, um was es in diesem Gedicht geht. Man könnte das Wort „Erde“ auch als Symbol betrachten, da es immer wieder im Gedicht vorkommt. Ein Symbol für Leben, Wachstum und Sicherheit. Dabei kann man es aber auch auf die Erde, in der etwas wächst, beziehen.

In der ersten Strophe wird man sofort mit einem Bild konfrontiert: „Zeitlebens sind wir Gäste/ der Erde/ die uns nährt und trägt“. Man bekommt den Eindruck, als ob die Erde unsere Mutter wäre, die sich um uns kümmert, uns zu essen gibt und uns liebt. Das Wort „Zeitlebens“ bedeutet, dass wir schon früh auf der Erde gelebt haben und das auch noch eine Weile tun wollen. Man könnte es auch so verstehen, dass man, wenn man geboren wird, bis zum Tod ein Gast der Erde ist. In den nächsten Versen wird beschrieben, wie ähnlich wir der Erde sind, da wir nach dem Tod zu Staub werden. Es könnte auch ein Hinweis auf die Schöpfungsgeschichte in der Bibel sein, wo der Mann aus dem Staub der Erde gemacht wurde und die Frau aus einer seiner Rippen: „im Tod, der großen Anverwandlung/ an ihren Staub“. Das Wort „Anverwandlung“ fällt einem sofort ins Auge. Die Autorin will mit diesem Wort wohl noch einmal verdeutlichen, dass wir mit der Erde verbunden sind und uns nach dem Tod in sie verwandeln. In den letzten Versen der ersten Strophe wird beschrieben, was wir machen sollen, nämlich unsere Erde pflegen, sie gut behandeln und sie „zärtlich zu lieben“. Wobei einem sofort das Wort „zärtlich“ auffällt, dieses Wort passt nicht direkt zu einem so großen Wort wie „Erde“. Das verdeutlicht jedoch nur, wie stark wir unsere Erde pflegen müssen: „Wir hätten Grund/ sie zärtlich zu lieben und das Gastrecht zu achten“. Man fragt sich natürlich nach diesem Satz, was denn der Grund ist. Elke Oertgen nennt ihn aber sofort, sozusagen als Abschluss der ersten Strophe: „Wir haben nur diese eine Erde“. Dieser eine Satz hat bei mir eine enorme Wirkung. Mir wird dabei klar, dass, wenn wir so weitermachen, die Erde das nicht mehr lange aushalten wird und dann haben wir keinen Raum zum Leben.

In der zweiten Strophe fällt als erstes auf, dass die ganze Strophe aus einem Bild besteht. „Wir schlagen ihr Löcher ins Fleisch“ damit könnten Bauarbeiten oder Steinbrüche gemeint sein. Aber auch große Sprengungen, die oft nur zu Versuchszwecken gemacht werden und deshalb unnötig die Natur zerstören: „rasieren von ihrer Haut/ die Wälder“ ist wohl eine Anspielung auf das unnötig Abholzen von Wäldern um z.B. neue Skigebiete zu schaffen. Dabei haben wir doch auch genügend natürliche Gebiete. Es könnte aber auch eine Anspielung auf ständigen schrumpfenden Urwald sein. „Und in die Wunden gießen wir/ den alles erstickenden Asphalt“ könnte bedeuten, dass wir wirklich überall, wo es möglich ist, Asphalt ausbreiten, die Natur zerstören und damit auch unzähligen Tieren und Pflanzen den Lebensraum nehmen.

Die ganze Strophe vermittelt einem ein Bild von einem Menschen, der sich in den Finger schneidet („Löcher ins Fleisch“); das Ganze wird dann durch einen zweiten Schnitt vergrößert („rasieren“ „Wälder“) und dann kommt noch Zitronensaft in die Wunde („Wunden gießen“ „Asphalt“). Das Ganze muss ungeheuer schmerzhaft sein. Und genauso muss sich die Erde ständig fühlen. Die Worte „alles erstickend“ fallen mir dabei besonders auf. Es hat so eine Wirkung, dass nicht mal die kleinsten und unbedeutendsten Pflanzen darauf überleben können.

Wenn man in der 3. Strophe die ersten Sätze liest, bekommen die meisten wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen. Elke Oertgen hat dort wahrscheinlich die Meinung der meisten Leute wiedergegeben. Wir haben die Macht, wir sind die „Herren der Erde“. Wenn wir die Erde genügend ausgeplündert haben und es nichts mehr gibt, dann haben wir aber keine Macht mehr, wir können nicht zur Erde sagen, sie solle alles sofort wiederaufbauen oder neu produzieren. Ich finde an diesem Beispiel merkt man, wie falsch wir liegen, wenn wir denken, wir hätten die Macht. „Wir Herren der Erde,/ Räuber mit Wegwerflaunen,/ plündern sie aus/ über und unter Tag“. Das Wort „Wegwerflaunen“ fällt auf, da man ein solches Wort im Duden vergeblich suchen würde. Wir plündern, obwohl wir es nicht brauchen und statt damit aufzuhören und uns unsere Ressourcen aufzubewahren, machen wir einfach weiter und rennen offenen Auges ins Unglück. Die meisten Bewohner des Urwalds jagen und sammeln z.B. nur so viel, wie sie auch benötigen. In anderen Ländern wird gejagt, weil es Spaß macht und das unnötige Fleisch wird einfach weggeworfen. Der Satz „über und unter Tag“ zeigt unsere Gier nur noch deutlicher. Es reicht uns nicht, die Welt nur auf der Oberfläche zu zerstören, wir graben uns auch ins Erdreich und klauen ihr dort die Schätze.

Auch die Verse 6 bis 11 zeigen, dass uns noch nicht richtig klar ist, was passiert, wenn die Erde nicht mehr mitmacht. Uns ist egal, ob sie leidet und ihre tierischen Bewohner sterben: „Mag sie verenden am Gift/ zu Wasser, zu Lande/ und in der Luft, wie die Fische verenden/ und Wasservögel/ mit Öl im Gefieder“. Der Vers „mit Öl im Gefieder“ soll wohl eine Anspielung auf die Ölkatastrophen sein, bei denen Tausende Fische, Vögel und andere Tiere elendig zugrunde gingen. Die letzten 3 Verse finde ich besonders wichtig. Es zeigt, dass es schon Menschen gab, die wussten wie wertvoll die Natur und die Tiere sind und dass man sie achten soll: „Der heilige Franz,/ der ihre Sprache verstand,/ nannte sie Brüder.“.

Die 4. Strophe besteht nur aus einem Satz. Dieser Satz ist eine Personifizierung. Die Erde bekommt ein Gedächtnis, in dem sie sich merkt, dass sie gequält wurde und ihre Tiere ebenfalls. Was mir auffällt, ist, dass dort steht „ihren Geschöpfen.“ Das ist eine weitere Personifizierung. Die Erde hat einen Besitz: „Der Erde bleibt im Gedächtnis,/ was wir ihr antun/ und ihren Geschöpfen“.

Die fünfte Strophe klingt wie eine Bestrafung für den Inhalt des ganzen Gedichts. Es könnte auch eine Anspielung auf die Bibel sein, in der die Menschen eine Dummheit begangen haben und Gott sie mit Sintflut gestraft hat, bei der alle Menschen, ausgenommen Noah, ums Leben kamen.

Man könnte es aber auch so verstehen: Wenn wir nicht mehr auf der Erde leben können, haben wir sie so verschandelt, dass sie es einfach nicht mehr aushält, deshalb werden sämtliche Dämme brechen. Bis dahin ist die Ozonschicht wahrscheinlich so zerstört, dass es auf der Erde super heiß ist, die Meeresspiegel steigen, weil die Pole schmelzen.

„Nach uns die Sintflut“

Ich finde dieses Gedicht äußerst beeindruckend. Die Autorin damit beabsichtigt mit dem Gedicht womöglich, den Menschen klar zu machen, wie wichtig es ist, dass wir unsere Natur, unseren Lebensraum, besser behandeln.

Ich denke, dass dieses Gedicht vor nicht allzu langer Zeit geschrieben wurde. Es werden Vögel mit ölverschmierten Gefieder erwähnt und da in den letzten 10 Jahren öfter solche Ölkatastrophen aufkamen, ist zu vermuten, dass das Gedicht auch in dieser Zeit entstand.

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