Industrialisierung Deutschlands - Erfolge auf Kosten von Mensch und Natur?

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Industrialisierung, England, Referat, Hausaufgabe, Industrialisierung Deutschlands - Erfolge auf Kosten von Mensch und Natur?
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Referat

Die Industrialisierung Deutschlands: Erfolge auf Kosten von Mensch und Natur?

Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich die Industrialisierung in Deutschland und ihre Folgen in Bezug auf Menschen und Natur näher beleuchten.

Die Industrialisierung ist ein wichtiger Teil in der Geschichte Deutschlands und von großer Bedeutung. Das Bild von Deutschland wurde drastisch geändert. Und deshalb auch das Bild der Menschen und der Natur. Nun stellt sich die Frage inwiefern die Industrialisierung im sozialen und ökologischen Bereich Veränderungen mit sich gebracht hat und ob dies im positiven oder negativen Sinne war. Diese Frage schlägt sich auch in der Leitfrage „Die Industrialisierung Deutschlands: Erfolge auf Kosten von Mensch und Natur?“ nieder.

Damit man ein Verständnis für die Folgen erlangt, werde ich zuerst auf die Begriffsdefinition aufmerksam machen, damit der Rahmen, in der die Industrialisierung spielt, klar wird und man ein erstes Bild erlangt worum es sich in dieser Arbeit handelt. Danach werde ich die Anfänge der Revolution beschreiben und ihren Verlauf. Am Ende soll damit klar aufgezeigt werden, welche Veränderungen welchen Folgen hatte. Unter anderem wird hierbei das Leben der Arbeiter genauer beschrieben um zu erläutern, woher die Probleme zur Zeit der Industrialisierung stammen. Die Folgen auf die Umwelt werden danach erläutert und in Bezug zur Industrialisierung gesetzt.

Darauf wird eine eigene Meinung und die Beantwortung der Leitfrage folgen: „Die Industrialisierung Deutschlands: Erfolge auf Kosten von Mensch und Natur?“

Was bedeutet Industrialisierung? (Zeitliche Einordnung)

Der Begriff Industrialisierung bezeichnet den Übergang von Handarbeit zur Fabrikarbeit. Das Charakteristik der Industrialisierung war der Einsatz von Maschinen, also der Übergang zur maschinellen Produktion von Massengütern in Großbetrieben. Außerdem gehört dazu die Verbreitung dieser neuen Produktionsweise in alle Wirtschaftsbereiche. „Industrielle Revolution“ beschreibt dabei besonders die erste Phase der Industrialisierung.

Merkmale der Industrialisierung waren dabei die maschinelle Produktion durch neuartige Technologie, Massenproduktion, Fabriken und Arbeitsteilung. Wann die industrielle Revolution genau begann, kann man nicht genau eingrenzen da es dort verschiedene Auffassungen gibt. Es ist unbestritten das die industrielle Revolution auf lang zurückliegende Vorbedingungen beruhte.

Friedrich-Wilhelm Henning, Karl Heinrich Kaufhold oder Jürgen Kocka bestimmten ihren Beginn in die 1830er-Jahre. Reinhard Spree, Richard H. Tilly und auch Hans-Ulrich Wehler waren der Meinung das es in den 1840er-Jahren begann und Knut Borchardt schlug die 1850er-Jahre als Beginn der industriellen Revolution vor. Im Allgemeinen sind sich jedoch die neuen Autoren einig, dass die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert begann. Dies gilt sowohl für die Gesellschaft als auch für die Ökonomie.

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Ausgangssituation (Vergleich England und Deutschland)

Deutschland bestand um die Wende zum 19. Jahrhundert aus 314 selbstständigen Einzelstaaten. Diese hatten alle eine eigene Regierung und jeder Teil des Landes schottete sich durch Zollgrenzen von den umliegenden Staaten und Märkten ab.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist Deutschland wirtschaftlich schwach, denn die meisten Menschen leben und arbeiten jahrein und jahraus auf dem Feld und im Stall, oder versuchten durch mühsame Heimarbeit mit Spinnen oder Weben ein Einkommen, das zum Leben genügt, zu verdienen. Das Handwerk stand unter starren Zunftschranken.

Außerdem gab es im deutschen Staat keine einheitliche Währung, Maße, Gewichte und Zölle. Es fehlte die überseeische Handels- und Kolonialexpansion. Abgesehen von Ostelbien gab es zahlreiche leistungsschwache Betriebe, die vielfach noch mit alten Methoden arbeiteten und kaum mit dem Markt verbunden waren. All diese Faktoren erschwerten und verteuerten den Handel und machten eine Industrialisierung unmöglich. Die schlechte Infrastruktur und dass die Märkte wenig aufnahmefähig waren, schadete der Wirtschaft. Die meisten Fürsten herrschten absolutistisch und das Geld, das erwirtschaftet wurde, wurde für kostspielige Hof- und Heereshaltung verwendet.

Ein ganz anderes Bild bietet sich hingegen in England. Die erste industrielle Spinnmaschine namens „Spinning Jenny“ trieb die Textilproduktion dort zu immer neuen Rekorden, Dampfmaschinen optimierten die Kohleförderung und durch die englischen Kolonien in Übersee hatte England genügend Abnehmer.

Die Lösung für die wirtschaftlichen Probleme und der Grundbaustein für die Industrialisierung war der Deutsche Zollverein. Da Napoleon 1803 eine Neuordnung Deutschlands erzwang, verschwanden viele Kleinstaaten. 1807 wurden die Bauern von Preußen aus der Leibeigenschaft befreit und schließlich entstand auch der Deutsche Zollverein. Dieser wurde am 01. Januar 1834 unter preußischer Führung gegründet und aus 18 deutschen Staaten zusammengesetzt.

Der Deutsche Zollverein legte den Grundstein für freien und billigen Handel. Dies erreichte er, indem er die deutsche Währung, Maße und Gewichte vereinheitliche und die Inlandszölle abschaffte und die freie Berufswahl gewährte. Deutschland stand nun in direkter Konkurrenz zur englischen Industrie. Jedoch war so der Anfang der Frühindustrialisierung getan.

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Die Anfänge der Revolution (Frühindustrialisierung)

Die Integration der bislang regional bezogenen Märkte stand nun in einem größeren Zusammenhang. Jedoch waren die direkten Förderungen der industriellen Entwicklung durch den Zollverein begrenzt, denn er hat die Entwicklung zwar erleichtert, jedoch gingen keine Wachstumsimpulse von ihm aus. Neben dem Heimgewerbe und Manufakturen entstanden Ende des 18. Jahrhunderts erste moderne Fabriken die auf Maschinen beruhten.

Zwar gab es 1784 beispielsweise schon die erste mechanische Spinnerei und ein Jahr darauf wurde in Hettstedt die erste Dampfmaschine im Bergbau in Betrieb genommen, doch erlangten diese ersten Ansätze keine ausgedehnte Wirkung, sondern blieben isoliert.

Die ersten Anfänge der industriellen Entwicklung begannen 1798 in Chemnitz mit der Spinnmühle, als Carl Friedrich Bernhardt eine Mulespinnerei gründete. Sie machte dadurch den Weg für die industrielle Entwicklung in der Region frei. Sie war die Vorlage für unzählige Spinnereien im Umland, die in den darauffolgenden Jahren entstanden. Am Anfang dienten die Spinnmaschinen vor allem der Garnproduktion. Jedoch waren die meisten fabrikähnlichen Betriebe relativ einfach, weil sie noch keine Dampfkraft nutzenden Anlagen besaßen.

In den 1830er-Jahren kamen die mechanischen Webstühle im Bereich der Textilherstellung zum Einsatz und optimierten das Verfahren. Die ersten großen Spinnereien entstanden in Baden mit teilweise 28.000 Spindeln und bald darauf kam ein weitgehend neuer Zweig hinzu, es war die Baumwollverarbeitung. Zwar war die Textilindustrie insgesamt einer der ersten industriell betriebenen Gewerbezweige, jedoch nahm sie in der Industrialisierung keinen Führungssektor ein wie in England. Der Grund dafür war das zu wenig Dynamik und Wachstum von ihr ausging.

Es gab jedoch einen großen Indikator, der die Industrialisierung Deutschlands antrieb.

Der Eisenbahnbau: Antrieb der Industriellen Revolution

Die Abgrenzung der Frühindustrialisierung und der Industriellen Revolution lag zwischen 1848 und 1849. In dieser Zeit verzehnfachte sich die gesellschaftliche Produktion pro Einwohner. Der Bau der Eisenbahn trieb die Wirtschaft in Deutschland an und war die Schlüsselstellung der Industrialisierung. Die Schwermetallindustrie war nun geboren.

Der Eisenbahnbau trieb die Entwicklung drei weiterer mit ihm aufs engste verbundene Leitbranchen an. Es handelt sich dabei um den Bergbau, die Metallerzeugung und den Maschinenbau. Denn um eine Eisenbahn herzustellen, braucht es Eisen, und damit man Eisen zu Stahl verarbeiten kann, braucht man Kohle. Und natürlich Maschinen, die dies alles ermöglichen. Es ist also ein Kreislauf der sich selbstständig verstärkt und eine industrielle Eigendynamik entwickelt.

Ein Beispiel dafür ist, dass die Hälfte der Eisenproduktion im Bereich der Eisenbahn verbraucht wurde. Der Grundgedanke des Eisenbahnbaus von Friedrich List war ein wirtschaftliches und politisches Zusammenwachsen Deutschlands zu erlangen. Also plante er ein ganzes Eisenbahnnetz für Deutschland. Finanziert wurde es erstmals von Bürgern und so entstand eine der ersten Eisenbahnlinien zwischen Nürnberg und Fürth. 1850 wurde der Bau dann auch von der Regierung gefördert. Unternehmer schlossen sich wegen der hohen Kosten zusammen und gründeten Aktiengesellschaften. Dies ermöglichte ihnen größere Industriebetriebe zu gründen.

Der Vorteil war natürlich, dass durch den Ausbau des Netzes, die Transportkosten erheblich sanken. Auch die große Nachfrage nach Kohle und Eisen in den verschiedensten Regionen konnte nun befriedigt werden und das mit deutlich geringerem Zeitaufwand. Arbeiter konnte ebenfalls unproblematisch in die Ballungsgebiete transportiert werden.

Doch der Profit war auf bestimmte Regionen begrenzt, sodass zum Beispiel dass Ruhrgebiet auf Grund der vorhandenen Rohstoffe zum Zentrum der Kohleförderung wurde. Auch weitere Regionen wie Chemnitz, Rheinland, Bielefeld und Berlin. Regionen wie Ostpreußen lebten dagegen fast ausschließlich von der Landwirtschaft und wurden erst später langsam an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

In den 1840er-Jahren wurde dann der erste Höhepunkt erreicht mit einem Schienennetz von 580 Kilometern. Im Jahr 1870 waren es dann schon fast 25.000 Kilometer. Einen noch schnelleren Anstieg gab es bei der Zahl der Beschäftigten, denn 1840 waren es 42.000 Beschäftigte, was schon mehr als der Anzahl im Steinkohlebau entspricht, und 1846 waren es bereits 180.000 Angestellte. Dazu muss man aber auch sagen, dass nur rund 26.000 langfristig beschäftigt waren und der Rest lediglich zum Streckenbau diente.

Doch die Erfolge der Fabriken und die wachsende Wirtschaft hatten auch ihre Schattenseiten.

Untergang des alten Gewerbes

Die wirtschaftliche Gesamtentwicklung in Deutschland war eine Bedrohung für bestehende ältere Wirtschaftsformen. Insbesondere das Leinengewerbe verlor durch die günstige Baumwolle an Bedeutung, womit der wichtigste Wirtschaftszweig der deutschen Textilindustrie bedroht war.

Auch andere Gewerbe konnten der maschinellen Konkurrenz nicht standhalten und andere scheiterten wiederum, weil sie den Übergang zur Fabrikindustrie nicht schafften. Somit waren einige Regionen von Arbeitslosigkeit betroffen, weil es an Arbeitsmöglichkeiten fehlte und somit kam es in einigen Regionen zu Deindustrialisierungsprozessen.

Ein weiterer Krisenfaktor war das Handwerk, denn mit dem Wachstum der Bevölkerung gab es auch mehr Handwerker. Berufe wie Schneider oder Schuhmacher wurden zu Massenberufen. Gesellen hatten keine Chance mehr Meister zu werden, zudem kam dann noch ein geringer Lohn, trotz Selbstständigkeit.

Handwerke deren Produkte in Konkurrenz zur Industrie standen, hatten keine Chance mehr wirtschaftlich zu bleiben. Sie waren gegenüber die Industrie nicht mehr konkurrenzfähig. Frauen webten daheim um einen kleinen Ertrag zu erlangen, konnten sich aber nun preislich, qualitativ oder aber auch in Sachen Schnelligkeit nicht mehr mit der Konkurrenz messen.

Das Leben der Arbeiter

Die Industrialisierung schritt immer weiter voran, doch mit ihr auch die Probleme innerhalb der Gesellschaft. Denn die Revolution hatte auch ihren Preis. Ein besonders großes Problem stellte das explodierende Bevölkerungswachstum dar. Dies entstand durch den medizinischen Fortschritt, wodurch die Menschen älter und die Sterblichkeitsrate bei Kindern sank.

Die Landwirtschaft hatte sich zwar beispielsweise durch künstliche Düngemittel, Mähmaschinen und weiteren Maschinen weiterentwickelt. Die Erträge von Getreide stiegen um 25 % zwischen 1850 und 1870, aber da die Bevölkerung so rapide anwuchs, litt die Bevölkerung insbesondere bei Missernten unter schlimmen Hungersnöten.

Es gab keinerlei Reserven in Notlagen, denn die Güter waren teils schneller verbraucht als sie eigentlich produziert werden konnten. Diese Veränderung hatte zur Folge, dass die Armut, die hauptsächlich auf dem Land herrschte, nun auch Einzug in die industriellen Gebiete hielt. Dies lag an der Massenwanderung von arbeitslosen Menschen, die in die Stadt gingen und dort nach Arbeit suchten. Durch die vielen Arbeiter und dem entsprechend großen Angebot von Arbeitskraft konnten die Arbeitgeber den Lohn immer weiter senken. Dadurch wurden meist ganze Familien gezwungen zu arbeiten. Selbst Kinder mussten häufig arbeiten. Sie führten meist Arbeiten aus für die Erwachsene zu groß und ungelenkig waren.

Generell betrachtet waren die Arbeitsbedingungen äußerst schlecht. Es gab kaum sanitäre Anlagen, keine oder unzureichende Sicherheitsbedingungen. Viele Arbeiter verstarben daher. Auch schlechte hygienischen Bedingungen war der Lebenserwartung der Arbeiter nicht zuträglich.

Nehmen wir das Beispiel vom Schärfen von Nadeln. Dabei konnten kleine Teile des Schleifsteins ins Auge geraten und zu Entzündungen, Jucken, grauen Star und Blindheit führen. Doch diese Auswirkungen wurden noch nicht einmal als schlimm empfunden, schließlich konnte man ja daran nicht unbedingt versterben. Anders war es hingegen, wenn Feinstaub eingeatmet wurde, dieser setzt sich in der Lunge, Luftröhre und Bronchien ab und verursacht Entzündungen, Tuberkulose (bakterielle Infektionskrankheit in der Lunge), Zittern, Gliederkrämpfe und viele weitere Erkrankungen.

Schutzmaßnahmen wie Augenbinden oder Schwämme vor dem Mund waren weitestgehend wirkungslos.

Außerdem machten beengte Verhältnisse, schlechte Luft durch Abgase und keinerlei Lüftung des Raumes den Arbeitsalltag aus. Es gab auch meist keinerlei sanitäre Einrichtungen. Die hygienischen Verhältnisse war insofern als sehr schlecht zu betrachten. Doch die Arbeiter hatten keine andere Wahl als diese Bedingungen in Kauf zu nehmen. Denn selbst mit dem Gehalt lebten sie mehr schlecht als recht. Trotz Gehalt bewegten sich die meisten Arbeiter nur am Existenzminimum

Sie konnten es sich nicht leisten krank zu werden oder gar auszufallen. Einen Kündigungsschutz gab es nicht. Auch die schlechten Wohnverhältnisse, die aus dem niedrigen Lohn resultierten, waren Gründe für die desolate Gesundheit der Mitarbeiter. Wenn ein Arbeiter ausfiel, wurden sie einfach durch einen neuen ersetzt. Die Gewinner waren die Arbeitgeber.

Die Arbeit war von Arbeitsteilung geprägt. Das heißt, dass jeder Arbeiter auf einen einzelnen Arbeitsschritt spezialisiert war und durch neuartige Techniken wurde die Produktivität gesteigert und Zeit gespart. Trotzdem hatten die Arbeiter Arbeitszeiten von 16 bis 18 Stunden an sechs Tagen in der Woche. Einen Anspruch auf Urlaub gab es nicht. Durch diesen Arbeitstag hatten die Kinder selber kaum Zeit zur Schule zu gehen, weshalb die meisten Kinder in der Arbeiterklasse nur eine mangelhafte Schulausbildung erhielten.

Es gab noch keine Gewerkschaften, die die Interessen der Angestellten vertreten konnten. Die Arbeiter hatten generell kaum politischen Einfluss, da das Wahlsystem Bürger mit hohem Gehalt häufig bevorzugte. Das Ziel war es einen Menschen zu erschaffen, der fleißig, rational, ordentlich, produktiv und diszipliniert war. Erst gegen 1860 begann die Arbeiterbewegung für mehr Rechte und ein besseres Arbeitsverhältnis zu kämpfen.

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Umweltprobleme in der Industrialisierung

Der Bau von Fabriken, Eisenbahnen, Kanälen und das Bevölkerungswachstum hatten erheblichen Einfluss auf das Leben der Menschen. Aber auch deutliche Einflüsse auf die Tier- und Pflanzenwelt waren zu beobachten. Es gab schon vor der Industrialisierung größere Eingriffe in die Natur, denn große Waldbestände wurden abgeholzt. Obwohl ein deutlicher Schwund der Wälder zu verzeichnen war, waren die Folgen für die Natur noch auszugleichen und noch nicht ganz so gravierend.

Dies änderte sich mit der Nutzung von Kohle als Wärme und Energieträger, vor allem in der Industrie. Sie verschärften die Umweltschäden immens, denn bei der Verbrennung von Kohle werden Schadstoffe freigesetzt. Kohle war der Hauptrohstoff der damaligen Industrie. Die Folgen waren, dass die Luftverschmutzung drastisch zunahm und Rauch, Ruß und Staub ein ernsthaftes Problem wurden. Doch auch die Abwasserentsorgung und die Beschaffung von Trinkwasser machten große Probleme, vor allem in den Ballungsräumen der Industrie. Das Trinkwasser wurde oftmals von weit entfernten Regionen transportiert oder durch ein aufwendiges Verfahren aus Flusswasser gefiltert.

Fäkalien, Schmutz und Unrat aus privaten Behausungen wurden in Gräben oder in Fässern entsorgt. Es gab weder Wassertoiletten noch eine Schwemmkanalisationen. Auch die Fabriken entsorgten die meist giftigen Abfälle in Flüsse.

Mitte des 19. Jahrhunderts begann der systematische Bau von Kanalisationen, aber diese führten im weiteren Verlauf zu Problemen. Denn die Abwässer landeten meist in Flüssen. Auch die Industrie verdreckte die Seen und Flüsse immer weiter. Bald darauf konnte man das Flusswasser nicht mehr Filtern und es war nicht mehr als Trinkwasser zugänglich. Viele Flüsse wurden einfach zu Kloaken.

Dies hatte gravierende Folgen für die Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Tiere mussten aus giftigen Kloaken trinken oder weiterziehen. Auch die Fischerei stand vor großen Problemen. Durch die erheblichen Verschmutzungen sank der Fischbestand immer weiter. Die Menschen erlitten oftmals Lungenkrankheiten durch die Luftverschmutzung in industriellen Ballungsgebieten. Auch die Landwirtschaft litt stark, insbesondere dann, wenn sie in Verbindung mit den Flüssen oder Luftverschmutzungen der Industrie standen.

Vor allem in den Armenvierteln der Ballungsgebiete war die Abwasserversorgung besonders schlecht. Es war ein Brutplatz für viele Krankheiten und Seuchen wie zum Beispiel Cholera. Klagen der Bewohner wurden einfach ignoriert, es waren ja mehr als genug Arbeitskräfte vorhanden. Wenn es jemanden so nicht gefiel, wurde er einfach ersetzt. Das Wissen um die Auswirkungen der Umweltverschmutzung war nur gering ausgebildet. Belegbare Beweise, dass die Industrie schuld an regionalen Verschmutzungen war, waren kaum zu finden. Auch die gravierenden Einflüsse auf die Umwelt wurden völlig verkannt. Es wurde als „Culturübel“ abgestempelt.

Für Unternehmer war Umweltschutz vor allem eine Kostenfrage. Solange es keine Gesetze gab, wie etwas zu entsorgen sei, suchte selbstverständlich jeder Unternehmer nach der für ihn günstigsten Möglichkeit. Es gab zwar Bemühungen innerhalb der Behörden durch Gewerbeordnungen die Umweltschädigungen zu minimieren, doch das war schwierig und erwies sich als nicht ausreichend. Der Bau von hohen Schornsteinen beispielsweise sollte bewirken, dass Verschmutzung einfach weiter oben freigesetzt werden. Im Grunde genommen, verteilte man die Schadstoffe nur in einem viel weiteren Umkreis. Erst die Nutzung der Elektrizität Ende des 19. Jahrhunderts verminderte die Umweltschäden. Fabriken konnten nun viel häufiger statt Kohle Elektrizität einsetzen.

Beantwortung der Leitfrage

„Die Industrialisierung Deutschlands: Erfolge auf Kosten von Mensch und Natur?“

Das die Industrialisierung ein Erfolgsmodell war, ist sicherlich nicht zu bestreiten. Es wurden viele Arbeitsplätze geschaffen und durch den Deutschen Zollverein wurden Maßangaben vereinheitlicht und es wurde endlich ein großflächiger Handel ermöglicht. Der Bau der Eisenbahn und das immense Schienennetz verstärkte dies noch zusätzlich und trieb die Wirtschaft in Deutschland immens an.

Doch Industrialisierung hatte auch ihre Schattenseiten. Die Arbeiter wurden schamlos ausgebeutet und katastrophalen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Sie hatten nicht einmal politischen Einfluss, den hatten nur die wohlhabenden Unternehmer. Die Unternehmer waren auch als die klaren „Gewinner“ der Industrialisierung. Erst viel später fingen die Arbeiter an sich zu wehren und versuchten Vertretungen der Belegschaft (Gewerkschaften) zu gründen, um ihre Situation zu verbessern.

Ich finde, dass man unter diesen Gesichtspunkten sagen kann, dass der Erfolg der Industrialisierung auf den Rücken der Arbeiter ausgetragen wurde. Sie wurden teilweise schamlos ausgebeutet. Manchmal nahm man sogar den Tod in Kauf. Arbeiter die krank wurden, wurden einfach ausgetauscht. Es fehlte an stabilen Gesetzesgrundlagen, die die Verhältnisse der Arbeiter regeln konnten. Der Markt konnte sich in diesen Punkten einfach nicht selbst regulieren. Das Eingreifen des Staates war dringend erforderlich.

Der zweite Punkt betrifft die Umwelt und spielt auch gleichzeitig eine große Rolle für den Menschen. Hier ging ebenfalls der Erfolg der Industrialisierung und dem einzelnen Unternehmer auf Kosten der Umwelt und somit der Allgemeinheit. Doch muss man hier differenzieren, denn in manchen Punkten wussten es die Menschen einfach nicht besser. Die wissenschaftlichen Betrachtungen der Auswirkungen auf die Umwelt fehlten zur damaligen Zeit noch. Als Beispiel wurde bereits der Einsatz von hohen Schornsteinen benannt.

Fehlende gesetzliche Regulierung wurde teilweise gezielt ausgenutzt, um giftige Abfälle günstig zu entsorgen. Die Schäden waren groß. Menschen die von der Landwirtschaft oder Fischerei abhängig waren, wurden in ihrer Existenz bedroht. Die einen nutzten gezielt die Unwissenheit über die Folgen aus, um den unternehmerischen Erfolg auf dem Rücken der Allgemeinheit zu maximieren. Andere wussten es nicht besser und schädigten so die Umwelt massiv. Man kann an dieser Stelle klar festhalten, dass die Industrialisierung einen ungünstigen Einfluss auf die Umwelt genommen hat. Die Industrialisierung ging anfänglich auch zulasten der Allgemeinheit. Nur wenige waren die Gewinner. Die meisten wurden ausgebeutet und einfach ausgetauscht, wenn die Arbeitskraft nicht mehr zur Verfügung stand.

Abschließend kann somit festgehalten werden: Ja, die Industrialisierung ging auf Kosten der Menschen und der Natur. Es fehlten Vertretungen der Arbeitnehmer (Gewerkschaften), klare gesetzliche Vorgaben und eine Wissenschaft, die die Auswirkungen auf die Umwelt kritisch hinterfragte.

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