Malecha, Herbert - Die Probe (Interpretation einer Kurzgeschichte)

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Herbert Malecha, Analyse, Inhaltsangabe, Referat, Hausaufgabe, Malecha, Herbert - Die Probe (Interpretation einer Kurzgeschichte)
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Referat

Analyse der Kurzgeschichte „Die Probe“ von Herbert Malecha

Die Kurzgeschichte „Die Probe“ wurde von Herbert Malecha verfasst. Sie erschien erstmals im Dezember 1954 in der Wochenzeitung Die Zeit und konnte einen ausgeschriebenen Kurzgeschichtenwettbewerb gewinnen. Im Jahr 1955 folgte die Veröffentlichung in Buchform. Im Mittelpunkt der Kurzgeschichte steht ein untergetauchter Straftäter, der versucht, ins normale Leben zurückzufinden. Die Probe blieb das bekannteste Werk von Herbert Malecha. Im Schulunterricht wird sie häufig als Musterbeispiel einer Kurzgeschichte behandelt.

Herbert Malecha wurde 1927 im schlesischen Ratibor geboren. Sein Vater, ein Polizeibeamter, wurde nach Berlin versetzt, wo Malecha zunächst in die Schule ging. Die Familie kehrte noch vor 1939 nach Ratibor zurück und Herbert Malecha wurde 1943 als 15-jähriger Luftwaffenhelfer. Im Oktober 1944 kam er in den Reichsarbeitsdienst und wurde noch im selben Jahr Wehrmachtssoldat an der Ostfront.

Nach dem Krieg führte Malecha ein recht unbeständiges Leben. Er arbeitete zeitweise als Land-, Bau- und Fabrikarbeiter, als Bibliothekar, Handelsvertreter aber auch in anderen Berufen. Sesshaft wurde er in Württemberg, wo er 1947 das Abitur ablegte. Im Anschluss absolvierte Malecha bis 1953 ein Studium an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Nach seinem Referendariat wurde er 1955 Studienassessor in Schwäbisch Hall. Herbert Malecha verstarb am 8. April 2011 in Schwäbisch Hall, wo er auf dem Waldfriedhof neben seiner Frau am 14. April 2011 beigesetzt wurde.

Seine bekannten Kurzgeschichten „Die Probe“ sowie „Prohaske“ und das große Leben publizierte er in den Jahren 1955 und 1956. 1962 erschien Moderne Lyrik – eine Anthologie für den Schulgebrauch und Malecha wurde zum Gymnasialprofessor ernannt. Während seiner pädagogischen Tätigkeit war er zudem als Gutachter für Lehrbücher und Berater für den Ernst Klett Verlag tätig, musste sich wegen Krankheit jedoch vorzeitig pensionieren lassen.

In der Kurzgeschichte „Die Probe“ geht es um einen Verbrecher, der Polizisten dank eines gefälschten Passes eine andere Identität vortäuschen kann. Als er später, siegessicher, in der Öffentlichkeit gefragt wird, wie er heißt, macht er jedoch den Fehler, seinen wahren Namen zu sagen.

Malecha stellt uns hier eine typische Kurzgeschichte vor. Sie beginnt unvermittelt: „Redluff sah, …, wie sich das Gesicht des Fahrers ärgerlich verzog.“ (Zeile 1f) und hat ein abruptes Ende: „Sie kamen auf ihn zu.“ (Zeile 25), das aber eine Aussicht auf das weitere Geschehen gibt.

Jens Redluff ist ein Durchschnittsmensch. Er wird typisiert als Verbrecher mit gefälschtem Pass, der ein Schiff sucht, um abzuhauen: „Vor drei Monaten…stand sein Name…auf jeder Anschlagsäule…“ (Zeile 14 f). Die Geschichte ist aus seiner, also aus der personalen Er-Perspektive, geschrieben. Zwischendurch führt er einen inneren Monolog, somit erfährt der Leser seine Vergangenheit, Gedanken und Gefühle: „Wovor habe ich denn eigentlich Angst…, sagte er sich.“ (Zeile 8 ff). Von den vielen anderen Randpersonen, denen er begegnet, wird noch eine Frau genannt, die er „verdammt hübsch“ findet und die zwei Polizisten, einer „klein und stockig“, der andere in einem Ledermantel. Sie stellen für den Protagonisten seine „Probe“ dar, also die Prüfung, ob seine neue Identität anerkannt wird, und lösen in ihm Panik und Angst aus: „…, es durchfuhr ihn.“ (Zeile 13).

Redluffs Verhalten verändert sich öfter im Laufe der Erzählung und zwar passend mit dem Wechsel der Orte.

Zuerst befindet er sich auf der Straße und die vielen Menschen dort wirken bedrohlich und beängstigend auf ihn: „An seinem Hals merkte er, dass seine Finger kalt und schweißig waren.“ (Zeile 6 f). Der Autor benutzt, um dies zu verdeutlichen, viele Metaphern, wie „Platzregen von Gesichtern“, „abgerissene Gesprächsfetzen“ oder „ein Strom flutender Gesichter“. Die Menschenmenge wird hier vor allem mit Wasser verglichen! Jens Redluff will mit den Leuten „mitschwimmen“ und versucht „einzutauchen“, er weiß jedoch, „dass er wie ein Kork auf dem Wasser tanzt“. Dies geht von seiner eigenen Unruhe und seinem Unbehagen aus, weil er noch nicht die Gewissheit hat, ob man seine neue Identität annimmt oder nicht. Schließlich ist er „zum ersten Mal wieder unter so vielen Menschen“, nachdem er sich lange „in dem Loch verkrochen hatte“.

Als nächstes betritt der Protagonist ein Lokal, in dem er sich fast augenblicklich wohler fühlt. Hier schauen ihn nicht mehr so viele Menschen an, denn das Café ist fast leer: „Gut saß es sich hier.“ (Zeile 5). Als zwei Polizisten hereinkommen bekommt er einen Adrenalinstoß und ihn packt Entsetzen: „Redluff klammerte sich …an die Tischkante.“ (Zeile 20), er bleibt trotzdem äußerlich völlig gelassen, was er selbst als „unnatürliche Ruhe“ erfährt. Melacha benutzt außerdem die Synästhesie „eisige Ruhe“, um die Abstrusität seines Verhaltens trotz der Gefahr zu verdeutlichen.

Diese Stelle ist für den Leser sehr spannend. Die Kontrolle seines Passes verläuft also ohne Probleme und Redluff ist der Meinung „die Probe“ sei jetzt „bestanden“, alles fällt von ihm ab und „die Spannung zerbröckelt“. Als er wieder auf die Straße tritt, ist er glücklich und fühlt sich befreit: „…am liebsten hätte er gesungen.“ (Zeile 17).

Er genießt jetzt den Kontakt mit den vielen Menschen, so tut es ihm wohl, „wenn sie ihn streiften“. Mit Verben wie „lächeln“, „singen“, „schwatzen“ und „schwingen“ beschreibt der Protagonist nun seine Umgebung und diese wird auch öfters personifiziert: „…Wagen sangen…“ (Zeile 26). Es scheint ihm, es müsse jetzt keine Probleme mehr mit seiner angenommenen neuen Identität geben und er fühlt sich sicher: „Er gehörte wieder dazu, er hatte den Schritt der vielen, es machte ihm keine Mühe mehr.“ (Zeile 33 f).

Dann stellt sich Redluff in einer Schlange vor einer großen Halle, in der eine Ausstellung stattfindet, an und das Geschehen wendet sich erneut - es wird Spannung erzeugt mit der wörtlichen Rede eines anderen Mannes: „Der, der!’ rief er auf einmal…“ (Zeile 7).
Ohne nachzudenken, immer noch euphorisch, antwortet er einer „schmalzenden, unwiderstehlichen Stimme“, die ihm mitteilt, er sei der hunderttausendster Besucher, auf die Frage nach seinem Namen mit: „’Redluff, Jens Redluff’“ (Zeile 20).

In dieser Aussage findet man auch den Höhepunkt des Textes; denn Herbert Malecha will mit dieser Geschichte sagen, dass man es vielleicht schaffen kann, mache Menschen von seinem wahren Ich abzulenken, aber nie sich selbst. Man kann sich nicht auf Dauer verstellen, irgendwann holt einen die Wahrheit ein, sowie bei diesem Protagonisten.

Der Wunsch, jemand anderes zu sein und somit seine negativen Eigenschaften und seine Fehler der Vergangenheit zu verstecken, bleibt zu allen Zeiten und für alle (nicht nur für Verbrecher) aktuell.

Die Sprache ist einfach und knapp gehalten. Durch die Reihung von inhaltlich kaum aufeinander bezugnehmenden Sätzen, erzeugt sie beim Leser das Gefühl einer schnell aufeinanderfolgenden Abfolge von Momenten, einer vorwärtsstrebenden, gehetzten Handlung. Der Autor setzt oft ungewöhnliche Bilder und Metaphern ein, etwa „ein Knäuel Menschen“, „im Sog der Menge“ und verwendet lautmalerische Verben wie „schrammte“, „hämmern“, „sangen“. Die Sprache erzeugt so mit knappen Mitteln ein großes Maß an Anschaulichkeit.

Von Gegensätzen und Kontrasten ist der Aufbau der Geschichte geprägt. So schlägt in der Kneipe die ruhige, warme, sichere Atmosphäre mit dem Auftauchen der Polizisten in eine kühle und angespannte Stimmung um. Auch im schroffen und unvermittelten Ende der Erzählung bricht die Freude Redluffs plötzlich im Schreck der Erkenntnis ab.

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