Medien in Deutschland - Zwischen Informationspflicht und Quotendruck

Schlagwörter:
Radio, Fernsehen, Zeitungen, Massenmedien, Demokratie, Referat, Hausaufgabe, Medien in Deutschland - Zwischen Informationspflicht und Quotendruck
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Referat

Die Medien in der BRD – Zwischen Informationspflicht und Quotendruck

Wir kennen die Medien in verschiedenster Form: Sie stehen uns beginnend bei Buch und Zeitung über das Radio und Fernsehen bis hin zum Internet zur Verfügung. In diesem Essay wird jedoch Bezug auf die sogenannten Massenmedien genommen, sprich Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen und Internet. Hierbei steht vor allem eine Fragestellung im Vordergrund: Was ist die ursprüngliche Aufgabe der Medien und wie hat sich diese jedoch aufgrund von Quotendruck, Sensationslust etc. verändert?

Der ursprüngliche Sinn der Medien besteht in der Übermittlung von Informationen für ein breites Publikum. In einer Demokratie, wie sie in Deutschland vorliegt, handelt es sich dabei meist um politische Informationen, die an die Öffentlichkeit weitergegeben werden sollen. Aufgrund der ansteigenden Bedeutung der Medien spricht man oftmals schon von einer Mediendemokratie.

Auf der anderen Seite finden wir jedoch auch den Quotendruck vor, der auf diese Medien ausgeübt wird. Jener besteht vor allem bei den privaten Fernsehsendern (RTL, Sat.1, Pro7 etc.). Diese finanzieren sich nämlich hauptsächlich über Werbeverträge, während an die öffentlich rechtlichen Sendern Gebühren gezahlt werden und es weniger um die Einnahmen geht. Die finanziellen Interessen stehen bei Privatsendern also eindeutig mehr im Vordergrund und die wahrheitsgetreue Überlieferung wichtiger Informationen wird zur Nebensächlichkeit. Durch diesen ökonomischen Druck wird die Form der Nachrichten erheblich bestimmt und verändert. Dies kann man sowohl in den vielen verschiedenen Zeitschriften als auch beim Fernsehen beobachten. So besteht die Programmstruktur bei Privatsendern größten Teils aus Reality-TV, boulevard- und unterhaltungsorientierte Sendungen, während kulturelle, wirtschafts- oder gesellschaftsorientierte Infosendungen eine Minderheit bilden. Bei den öffentlich rechtlichen Sendern hingegen liegt das ziemliche Gegenteil vor (vgl. NA 3 S.39/5).

Die meisten Medien fungieren kaum noch als sachliche Informationsüberbringer. Vielmehr wird auf Infotainment (Zusammensetzung aus Information und vor allem Entertainment) gesetzt: Man personalisiert jedes Thema, bevorzugt Inhalte, die eigentlich weniger bedeutend, dafür aber ansprechender für den Zuschauer/-hörer /Leser sind und es geht nicht mehr um das Wesentliche einer Nachricht, also den Inhalt, sondern eher darum, wie er verpackt und verkauft wird. Ein Ereignis richtet sich demnach nicht mehr nach der Wahrheit, sondern nach den Vorlieben der Zielgruppe. Es wird immer mehr Marketing anstatt wirklichem Journalismus betrieben. Man inszeniert eine Wirklichkeit, nur um an Informationsstoff zu gelangen, der für den Konsumenten auch attraktiv ist. Daraus resultiert dann nicht nur ein gewaltiger Verteilungskampf der Ereignisse, sondern auch der Kunstjournalismus. Es werden also irrelevante Geschehnisse aufgewiegelt oder gleich ganz erfunden, so werden sogar manchmal Menschen zur Themenstoffbeschaffung bezahlt, indem sie dann bestimmte Szenen im wahrsten Sinne des Wortes schauspielern. Diese wiederum werden dann an die Bevölkerung als wahre Begebenheit verkauft. Darüber gehen dann jedoch die wirklich bedeutungsvollen Geschehnisse gänzlich verloren, da diese schließlich nicht interessant, außergewöhnlich oder dramatisch genug für den blasierten Verbraucher sind. Dieses Faktum wird durch das Internet nur noch verstärkt, da es dort noch einfacher ist, lukrative Unwahrheiten zu verbreiten. Auch werden Bilder immer wichtiger als die Textinformationen; sie haben eine größere Wirkung und ersparen die Konzentration auf das geschriebene Wort. Die Nachrichten werden also in verschiedener Weise zur Quotensteigerung verfälscht: Entweder indem einfach nur die halbe Wahrheit berichtet, eine schlichte Tatsache dramatisiert oder ein Ereignis neu erfunden wird.

Warum führt aber nur eine verfälschte Realität zur Steigerung der Quoten? Dies liegt eigentlich auf der Hand, denn die Menschen der medialen Welt von heute sind schlichtweg übersättigt von dem wirtschaftlichen und politischen Nachrichtenangebot. Es ist zu alltäglich und selbstverständlich geworden, weshalb die breite Masse Unterhaltung fordert, auch wenn dafür der Wahrheitsgehalt minimiert wird. Die Hauptsache ist hierbei einfach nur, dass das Ereignis außergewöhnlich, spannend und mit prominenten Gesichtern versehen ist. Darüber darf aber auch nicht die eigene Identifikation mit den Geschehnissen verloren gehen, weshalb auch Reality-Shows, die so aus dem Leben gegriffen scheinen, einen großen Anklang in der Bevölkerung finden.
Einerseits halte ich die Pressefreiheit zwar für enorm wichtig, da sie einen großen Teil der Mündigkeit eines jeden Bürgers ausmacht. Denn wären die Medien an den Staat gebunden und somit zur Zensur freigegeben, würden sie garantiert zu Propagandazwecken wie zur Zeit des Nationalsozialismus oder aber auch derzeit in Italien missbraucht werden (vgl. Silvio Berlusconi nutzt seinen Medieneinfluss zur persönlichen Machterweiterung). Andererseits finde ich aber auch, dass die Medien die jahrhundertlang erkämpfte Meinungs- und Presse-freiheit zur Profitsteigerung ausnutzen. Der Pressekodex wird hierbei gänzlich. missachtet. Somit verschwimmt immer mehr die ursprüngliche Aufgabe der Medien.

Darunter, so meine ich, leidet nicht nur die Wahrheit, sondern auch unsere Demokratie. Die Willensbildung des Volkes ist nämlich durch die Presse einem enorm großen Einfluss aus-gesetzt, weshalb die Medien schon als eine vierte Gewalt bezeichnet werden können. Da aber hier nicht mehr auf wahrheitsgetreue, sondern quotenfördernde Berichterstattung gesetzt wird, ist die Meinung der Menschen ebenfalls größten Teils verfälscht. Die Medien stellen häufig eine fiktive Wirklichkeit (vgl. Reality-Shows) für die Menschen her, die das reale Leben dieser beeinflusst. Die Probleme der Realität werden an Produkten der Fiktion abgebildet. Dadurch können beispielsweise auch Wahlergebnisse gelenkt werden, da die Presse über das öffentliche Bild, das „Image“ eines Politikers entscheidet.

Ein weiterer kritischer Aspekt, der zum heutigen Missbrauch der Presse geführt hat, ist meiner Meinung nach die Sensationslust der Menschen, welche beinahe ins Unermessliche steigt. Doch wie lange wird die Presse diese noch befriedigen können? Ich denke, dass die überdrüssigen Menschen dadurch für die wesentlichen und wichtigen Dinge in der Welt unempfänglich werden. Von der Gier nach dramatischen Informationen veranlasst werden sie irgendwann auch die absurdesten Einfälle der Medien für gutheißen bis sie schließlich auch davon gelangweilt sind.

Infolgedessen ist jeder Bundesbürger, der wohlwissend und bewusst diese verfälschten Informationen liest, hört oder sieht, mitverantwortlich für den selbstzerstörerischen Konflikt zwischen Informationspflicht und Quotendruck in der BRD.

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