Gordon, Noah - Der Medicus (Buchvorstellung)

Schlagwörter:
Noah Gordon, Kernsatz und Inhaltsangabe, Persönliche Eindrücke und Kommentare, Referat, Hausaufgabe, Gordon, Noah - Der Medicus (Buchvorstellung)
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Referat

Buchvorstellung zu „Der Medicus“ von Noah Gordon

Originaltitel: The Physician (1986)
ISBN: 3442437687
Verlag: Knaur
Veröffentlichung in Deutschland: 1987
Seiten: 640
Preis: 9,90 €

Kernsatz und Inhaltsangabe

In dem Roman „Der Medicus“ von Noah Gordon wird das Leben des Waisenjungen Rob, welches durch dessen Ziel, Medicus zu werden, bestimmt ist, erzählt.

Der elternlose neunjährige Robert Jeremy Cole wird im Jahre 1021 von einem fahrenden Bader in London als Lehrling aufgenommen, wodurch er einen recht oberflächlichen, aber dennoch für ihn faszinierenden Einblick in die Kunst der Medizin erhält. Auch entdeckt er hier verstärkt seine außergewöhnliche Gabe den bald anstehenden Tod eines Menschen vorherzusehen, was ihn zunächst sehr entsetzt, ihn dann jedoch als eine Berufung zum Medicus deuten lässt. Er begleitet seinen Meister einige Jahre auf dessen Reisen zu vielen verschiedenen Orten bis jener stirbt und Rob das Baderdasein nicht mehr genügt. Nachdem er aber von dem Arzt aller Ärzte Avicenna und dessen Akademie in Isfahan, Persien hört, ist er fest entschlossen dort Medizin zu studieren. Doch schon kurz nach seinem Aufbruch aus London erweist sich sein Vorhaben als schwerer als geplant, da Rob als Katholik dieses Studium nicht gewährt werden kann und er sich somit gezwungen sieht eine jüdische Identität anzunehmen. Zuvor erlernt er jedoch heimlich von seinen jüdischen Karawanemitreisenden, denen er sich in Ungarn angeschlossen hat, alle jüdischen Gebete, Kleidungsbräuche und andere wichtige Sitten. Gleichzeitig lässt Rob sich auch auf dem langen Weg in der persischen Sprache unterrichten und verliebt sich in die Schottin Mary, welche sich mit ihm ein Leben in einer kleinen Stadt vor Konstantinopel aufbauen möchte, was ihn natürlich in einen Entscheidungskonflikt mit seinem eigentlichen Ziel bringt. Schweren Herzens trennt er sich aber von Mary und reist mit der Gewissheit nach Konstantinopel, seine große Liebe nie wieder zu sehen. In Konstantinopel wird Rob endgültig zu dem fiktiven Juden Jesse ben Benjamin und gelangt letztlich nach insgesamt 20 Monaten endlich nach Isfahan. Dort stellen sich ihm jedoch erneute Schwierigkeiten in den Weg und er kann erst nach Erhalt der königlichen Gunst, welche er vom persischen König aufgrund seines beeindruckenden Ehrgeizes und Muts bekommt, schließlich sein Studium der Medizin beginnen. Dies bestreitet er immer erfolgreicher, findet sogar einige Freunde und wird eines Tages von Avicenna zu einem Einsatz in eine nahegelegene Stadt geschickt, wo die Pest ausgebrochen ist. Während seiner Zeit dort sammelt er nicht nur viele Erfahrungen und Erkenntnisse über Mensch und Medizin, sondern erkrankt ebenfalls am schwarzen Tod, den er aber wie durch ein Wunder überlebt. Als Rob nach Isfahan zurückkehrt, hört er zufällig wieder etwas von Mary, deren Vater im Sterben liegt. Er reist zu ihr und nach dem Tod ihres Vaters nimmt er sie zu sich nach Isfahan, wo ihr gemeinsames Leben beginnt. Schließlich erreicht Robert sein lang ersehntes Ziel Medicus zu werden, beendet sein Studium hervorragend und Mary erwartet ihr erstes Kind von ihm. Doch das Glück bleibt nicht lange so ungetrübt, da der König ihm und seinen zwei besten Freunden befiehlt als Ärzte mit in den Krieg gegen Indien zu ziehen, wo er einen seiner Gefährten verliert. Zurück in Isfahan arbeitet Rob als angesehener Arzt, aber kein Studium kann seine unbändige Neugier nach der dort als unheilbar geltenden Seitenkrankheit (Blinddarmentzündung) befriedigen, weshalb er heimlich beginnt Leichen zu sezieren, was damals als Todsünde gilt. Jedoch verschafft ihm dies ungeahnte Einblicke und Erkenntnisse über jene Krankheit und den menschlichen Körper. Eines Tages wird aber auch sein zweiter bester Freund hingerichtet und als Avicenna ebenfalls stirbt, erkennt Rob, dass ihn im Grunde nichts mehr in Persien hält und er tritt mit Mary, die bereits ihr zweites Kind geboren hat, die beschwerliche Heimreise an. In London angekommen, nimmt er seine wahre Identität wieder an, wird von den anderen Ärzten dort jedoch nur schwer akzeptiert, weshalb es seine Frau wieder in ihre wahre Heimat nach Schottland zieht. Als dann auch noch sein Doppelleben als Jude und Christ aufgedeckt wird, scheint Robert Jeremy Coles Leben eine unerwartete Wendung zu nehmen...

Persönliche Eindrücke und Kommentare

Noah Gordon gelingt es in „Der Medicus“ großartig den außergewöhnlichen Lebensweg von Robert Jeremy Cole in der Welt des dunklen Mittelalters zu erzählen. Er weiß diese Zeit der Gaukler, des Hungers, der Pest und vieler Irrglauben stets detailliert und anschaulich zu beschreiben ohne den Inhalt dabei langweilig oder zu anstrengend werden zu lassen. Im Gegenteil: Das Buch lässt sich hervorragend lesen und man möchte es nach den ersten Seiten gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Leser wird in das Lebensgefühl und den Alltag dieser weit zurückliegenden Zeit entführt, in der sich etwas so Essentielles wie die Medizin zwischen Hexerei und Moralvorstellungen der Kirche behaupten musste.

Man merkt schon nach kurzer Zeit wie intensiv der Autor sich mit dem Mittelalter auseinandergesetzt haben muss, wodurch er den Roman umso realistischer und fesselnder gestalten kann. Es geht in dem Roman zwar ausschließlich darum, dass der Hauptdarsteller ein ganz bestimmtes Ziel verfolgt, aber bis dieses erreicht ist, hat mich Gordon geschickt in seinen Bann gezogen. Die Atmosphäre jedes einzelnen Ortes und die schonungslose Darstellung der Lebensweisen von England bis nach Persien sind mir sehr gut vor Augen geführt worden, so dass ich irgendwann selbst geglaubt habe, die Hitze der orientalischen Sonne zu spüren und das frischgebackene jüdische Brot zu schmecken.

Noah Gordon wagt eine gelungene Gratwanderung zwischen Abenteuerroman und Liebesgeschichte, die unglaublich viele Aspekte miteinbezieht: von Kultur und Sprache über Religion und Antisemitismus bis hin zu Ethikansichten, die sich von der heutigen modernen Welt stark unterscheiden. Auch die medizinischen Darstellungen des Buches sind höchst interessant und vor allem glaubhaft geschildert. Sie ist, wenn auch veraltet, sehr informativ gewesen.

Ebenso wird die Problematik dieser Wissenschaft im Mittelalter eindrucksvoll miteinbezogen durch Robs unbändige Neugier und sein unermüdliches Streben nach neuem Wissen, das schließlich über alle moralischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Hindernisse siegt. Überhaupt hat mich der Charakter des Protagonisten sehr beeindruckt, dessen Ehrgeiz und Lebenswille, obwohl er im Grunde die meiste Zeit auf sich allein gestellt ist, keine Familie hat und somit auch niemals jemanden, der ihn in seinem Lebenstraum bestärkt und ermutigt. Ebenso faszinierend ist die Tatsache, dass er mühsam die persische Sprache erlernt, seine große Liebe aufgibt und als getarnter Jude sein Studium beginnt. Es scheint als wäre keine Hürde zu hoch für ihn, um sein Ziel zu erreichen. An der Stelle hätten sicherlich die meisten Menschen lieber wieder kehrt gemacht und ein einfaches Leben vorgezogen, doch genau hier bietet Rob allen Hindernissen die Stirn, wodurch sich seine starke Berufung zum Medicus ausdrückt.

Daher würde ich diesen Roman jedem weiterempfehlen, da er sich auch wirklich für jedermann eignet und allumfassende Einblicke in verschiedene Lebenslagen und Lebensanschauungen liefert, aus denen man für sich sogar in der heutigen Zeit Nutzen ziehen kann, und zudem mit hilfreichem Wissen über Religion, Kultur und Wissenschaft gespickt ist.

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