Lektürekanon - Erörterung zum Thema Lektürekanon

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Kanon der Literatur, Erörterung, Analyse, eigene Meinung, Schule, Unterricht, Referat, Hausaufgabe, Lektürekanon - Erörterung zum Thema Lektürekanon
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Referat

Erörterung zum Thema Lektürekanon

Nur durch einen verbindlichen Lektürekanon erhalten die Schüler ein gewisses Basiswissen über klassische Literatur, da die meisten Heranwachsenden verweigern, sich in ihrer Freizeit mit deutschen Klassikern zu beschäftigen. So haben die Schüler durch den Deutschunterricht die Möglichkeit, gleichzeitig ihren Horizont zu erweitern, gegebenenfalls sogar Spaß an den Werken zu finden und den Fortbestand der Klassiker zu gewährleisten. Zudem bemerken die Schüler womöglich in ihrem Alltag, dass es von Vorteil ist, grundlegendes Wissen über deutsche Klassiker aufweisen zu können. So wird nicht nur die Oma beeindruckt sein, wenn man Weisheiten aus „Jugend ohne Gott“ oder „Nathan der Weise“ zitiert, sondern möglicherweise auch der Interviewer bei dem Bewerbungsgespräch für einen Ausbildungs- oder Praktikumsplatz.

Aufgrund der immensen Menge an geeigneten Büchern ist eine kurze vorgegebene List an zu- behandelnden Werken von Vorteil. So haben es nicht nur die Lehrer leichter die nächste Lektüre für ihren Deutschkurs auszuwählen, sondern die Schüler werden gleichermaßen im Unterricht auf ihren Abschluss vorbereitet. Zudem kann der Kanon so dem Bildungsniveau und dem Alter der Schüler angepasst werden, dass die Bücher den Schülern trotz der Verpflichtung nicht als Last erscheinen. Eine weitere Ballastabnahme für die Schüler wäre die Möglichkeit, nur noch wenige, aber wichtige, Lektüren ausführlicher zu besprechen. So müssen die Schüler weniger Verschiedenes lernen, haben dann aber fundierteres Wissen über gewisse ausgewählte Werke. Die erlaubt den Lehrern auf der anderen Seite, die Schüler eigene Schlüsse ziehen zu lassen und sich selbst Lösungen und Überlegungen zu erarbeiten. So haben die Jugendlichen beispielsweise die Möglichkeit, sich mit der psychischen Instabilität Woyzecks selbst auseinander zu setzten und dies auch auf ihren Alltag zu reflektieren. Dementsprechend nehmen die Schüler viel mehr aus dem Unterricht mit als wenn sie vorgegebene Tafelanschriften abschreiben.

Viele literarische Klassiker beinhalten Problematisierungen, die auf den heutigen Alltag anwendbar sind. So beinhalten vor allem die zu Zeiten des NS-Regimes geschriebenen Werke oftmals Kritik in einer Form, die nur zu dieser Zeit verfasst werden konnte. Besonders da die rechte Szene in Deutschland nach den Flüchtlingsströmen immer mehr an Zuwachs findet und die Jugendlichen von allen Seiten von diesen negativen Einflüssen beeinflusst werde, ist es von Nöten, dass sie in der Schule vor Augen gehalten bekommen, welche Folgen das „Fischsein“, also das mit dem Strom schwimmen hat. Dies thematisiert beispielsweise der Autor Ödön von Horváth in seinem Buch „Jugend ohne Gott“. Da er selbst den Hass des NS-Regimes verspürte, wie viele seiner Exil-Kollegen, ist er der perfekte Lehrer, um den heutigen Schülern wichtige Lektionen mitzugeben. Durch ein verpflichtendes Lektürekanon werden diese und viele weitere wichtige Botschaften an die neue Generation weitergegeben und gibt ihnen so die Chance anhand von Fehler oder Anregungen anderer zu wachsen.

Durch einen vorgeschriebenen Lektüreplan und den schon vorhandenen Lehrplan haben die Lehrer keinen Raum für individuelle Unterrichtsgestaltung mehr. Der Pädagoge ist gezwungen die beorderten Bücher zu besprechen, auch wenn er statt Goethes Faust lieber E. T. A. Hoffmanns Der Sandmann mit den Heranwachsenden behandelt hätte, da dies zu seinen Lieblingserzählungen der schwarzen Romantik gehört. Außerdem haben die Lehrer nicht mehr die Chance, ihren Unterricht an ihre Schüler anzupassen. Dies kann dazu führen, dass sehr Gute mit dem vorgegebenen Buch zurechtkommen, die etwas Schlechtern hingegen überfordert mit dem zu Lesenden sind. Normalerweise kann der Lehrer statt dem schweren Buch, ein etwas Leichteres auswählen und somit alle Schüler gleichermaßen fördern. Mit einem vorgeschriebenen Lektüreplan ist dies nicht mehr möglich.

Da das Lektürekanon von größtenteils Männern und Frauen mittleren Alters des Staatsministeriums für Bildung und Kultus festgelegt wird, kommt es leicht dazu, dass nur berühmte klassisch deutsche Schriftstücke beachtet werden. Die Minister und Ministerinnen haben allenfalls Praxisbezug zu Schule durch ihre eigenen Kinder, kennen die Lehranstalten sonst aber nur theoretisch und dadurch haben sie nur wenig Bezug zu Interessen und Problemen der Schüler und Lehrer. Zwar sind Themen wie die Ringparabel, welche in Gotthold Lessings „Nathan der Weise“ behandelt wurde, auch auf den heutigen Alltag anwendbar, aber zu Zeiten von Amokläufen durch Schüler und 11-Jährigen Selbstmörderinnen durch Mobbing an Schulen ist eine Behandlung dieser Themen wichtiger als die Analyse des Gartens von Effie Briest und die Darstellung der einzelnen Personen in diesem. So werden aufgrund der Tatsache, dass Autoren, die über diese Themen schreiben, eher unbekannt und noch lebendig sind, nicht in den Kanon miteingeschlossen.

Da die Schüler in der Schule Lektionen für das Leben lernen sollen, ist es von Vorteil, im Unterricht Lektüren zu lesen, die zu aktuellen Geschehnissen passen zu lesen. Durch einen vorgegebenen Lektürekanon ist dies nicht möglich, da nur schwer vorhersehbar ist, was auf der Welt passieren wird. Durch frei wählbare Bücher, haben die Lehrer zudem die Möglichkeit nur einzelne Ausschnitte mit den Schülern zu besprechen. So hätte der Pädagoge während den Demonstrationen von Nazis in Chemnitz mit seinen Schülern Ausschnitte aus „Jugend ohne Gott“, als ein Beispiel eines zu Zeiten des 3. Reiches geschriebenen Stücks, und „28 Tage lang“, als ein Beispiel für ein modernes Buch, das aber zu gleicher Zeit spielt, besprechen können. Durch das ausführliche Besprechen einzelner Szenen und den Vergleich zu aktuellerer Literatur, haben die Schüler zudem die Möglichkeit diese und die gegenwärtigen Handlungen zu hinterfragen.

Um die Schüler weiterhin an Literatur begeistern zu können, wäre eine Einführung eines verbindlichen Lektürekanons negativ. Stattdessen, sollten sich der Lehrplan an die neuen Probleme der heutigen Generation annähern und den Lehrern die Möglichkeit geben, ihre Lektüren freier wählen zu können.

Anmerkung der Redaktion: Ein Kanon der Literatur (gr.: kanon Regel, Maßstab, Richtschnur) ist eine Zusammenstellung derjenigen Werke, denen in der Literatur ein herausgehobener Wert bzw. eine wesentliche, normsetzende und zeitüberdauernde Stellung zugeschrieben wird.

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