Büchner, Georg - Woyzeck als soziales Drama

Schlagwörter:
Georg Büchner, Handlungsverlauf, Figurenkonstellationen, Geschichtlicher Hintergrund, Sprache, Referat, Hausaufgabe, Büchner, Georg - Woyzeck als soziales Drama
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Georg Büchner - Woyzeck als soziales Drama

Gliederung / Inhalt

  1. Was ist ein soziales Drama?
  2. Woyzeck als soziales Drama
  3. Gesellschaftsstrukturen und die Auswirkungen auf das Individuum Woyzeck
  4. Handlungsverlauf
  5. Figurenkonstellationen
  6. Wichtige Aspekte zum Werk

1. Was ist ein soziales Drama?

1.1 Definition

Nach Dosenheimer: „ein Drama, dessen sozialer Untergrund Voraussetzung ist für Stoff und Gehalt, dessen Charaktere und Handlung aus diesem sozialen Untergrund hervorgehen“.

  • Gestaltet Probleme sozialer Gruppen, die sich besonders aus der Abhängigkeit von anderen Gruppen und von beengenden Verhältnissen ergeben
  • Hat vorwiegend sozialkritische, aufrüttelnde Tendenz
  • Sprache der Personen ist das Ergebnis ihres sozialen Standes, ihrer Bildung und psychischer Gestimmtheit

Soziales Drama = Inhaltliche Elemente + Intentionalstruktur

Vorkommen der „niederen Stände“, Mitleid mit den Armen, der unterdrückten „Klasse“ Klassenkampf wider die Ausbeuter

1.2 Entwicklung des sozialen Dramas

  • Heinrich Heine spricht 1828 vom Ende der „Goetheschen Kunstperiode“, des Idealismus
  • Kunst als „unabhängige zweite Welt“.
  • Wendepunkt zur Aufnahme von Zeitfragen, von aktuellen Wirklichkeitsstoffen in die Sphäre der Dichtung

Nach Gutzkow solle der Dichter in den geistigen und politischen Auseinandersetzungen Partei ergreifen → Integrierung von Zeitwirklichkeit in die Dichtung

  • „Antigone“von Sophokles – erste Handlungsantriebe und Charakterprägungen durch den sozialen Untergrund

Idealismus → Realismus → Naturalismus

Idealistische Dichtung (Goethe, Schiller, Eichendorff, Brentano):

  • orientiert sich an einem Ideal
  • glaubt an die „gute“ Seiten des Menschen

Realistische Dichtung:

  • orientiert sich an der gesellschaftlichen Realität (z.B. Ausbeutung der untersten Klasse)
  • strebt nach ungeschminkter Darstellung der Wirklichkeit
  • realistische Dichter nach Büchner: F. Hebbel, G. Keller, Th. Storm, Th. Fontane

Naturalismus: G. Hauptmann, A .Holz

  • Einseitige Bevorzugung des Häßlichen und Niederen: Kranke, Geistesgestörte, Alkoholiker
  • Degradierung der Charaktere zu Produkten der sozialen Verhältnisse
    → „Die Weber“ von G. Hauptmann – einziges Stück mit dem Untertitel „Soziales Drama“

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

2. Woyzeck als soziales Drama

2.1 Woyzeck als Vorläufer für modernes soziales Drama

„Woyzeck“ – realistisches Stück.

Realistische Dichtung:

  • gelangt zu keinem abrundenden Ende, Einzelszenen ersetzbar
  • Verbindung von Volksszenen und Protagonistenszenen, abrupter Wechsel von Handlungsorten, Zeit- und Themensprünge
  • Charakterisierung der Vertreter der niederen Schicht durch Volkslied-, Bibel- und Märchenzitate
  • Hinwendung zur sozialen Wirklichkeit (Elend → Pauperismus). Von Bedeutung das „Wirtschaftliche“
  • Franz Woyzeck - erstmalig Repräsentant der unteren Klasse als Mittelpunktfigur → Abkehr vom aristotelischen Theater

„Woyzeck“ ist nicht die erste deutsche Sozialtragödie, aber Franz Woyzeck ist die erste subbürgerliche Hauptfigur in der Geschichte des deutschen Dramas“(J.C.Hauschild)

„Büchners Modernität besteht eigentlich darin, dass er vermutlich der erste Autor ist, der das tragende Prinzip der Moderne selbst kritisch zu überprüfen und zu revidieren beginnt: Das Ich selbst, seine gelingende Identität wird von Büchner bezweifelt. Dies erscheint als das gemeinsame Thema seiner literarischen Werke und Schriften.“(Frericks)

2.2 Merkmale des sozialen Dramas in Bezug auf Woyzeck

  • Einfluß der Armut auf die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen, Bildung, Erziehung, Lebensumstände
  • Darstellung der Ungerechtigkeit der „Reichen“ gegenüber den „Armen“
  • Mißverständnisse zwischen den Vertretern des gleichen gesellschaftlichen Status
  • Sprachliche Formen:
    • Restringierter Sprachkode: (Woyzeck, Marie, Andres) kurze, unvollständige Sätze; Satzbrüche, Verstummen, Dialekt oder Soziolekt (Zeichen für fehlende Bildung): Woyzeck.(...) Still. Da in der Nähe. Marie? Ha Marie!
    • Elaborierter Sprachkode: (Hauptmann, Doctor) Fachsprache, Sprachdominanz: Doctor. Woyzeck Er hat die schönste aberratio mentalis partialis, zweite Spezies(...) Schilderung der gesellschaftlichen Umstände, die einen zum Mord treiben G. Büchner:„Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden,
    • weil wir durch gleiche Umstände wohl Alle gleich würden, und weil die Umstände ausser uns liegen.“
  • Zweiklassige Gesellschaftsanalyse: „Das Verhältnis zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt...“
  • Aufdecken unterschiedlicher Moralvorstellungen („Moral das ist wenn man moralisch ist“) und sozialer Verhältnisse um 1830.

Betrachtung des Woyzeck-Gutachtens als Lebensbeschreibung nicht nur eines Kranken, sondern auch eines Armen

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

3. Gesellschaftsstrukturen und die Auswirkungen auf das Individuum Woyzeck

3.1 Zeitlicher Hintergrund

  • Angst vor Revolution in der herrschenden Klasse (Anti-Revolutionsheer)
  • Büchner ist Revolutionär und Staatsfeind
  • Zensur, restaurativer Beamtenapparat
  • „verachtender Aristokratismus“

→ historischer Hintergrund muß bei „Woyzeck“ bedacht werden

3.2 Woyzeck als Beherrschter

  • Woyzeck ist Soldat (wichtig, da Abweichung von Quelle)
  • Militär als Bestandteil eines Systems der Ausbeutung und Unterdrückung (vgl. „Der Hessische Landbote“)
  • Kasernierung, Druck, Erniedrigung Woyzecks
  • keine herrschaftsfreie Zone im Leben Woyzecks
  • Unterdrückung hat den Zweck Woyzeck für seine Herren nutzbar zu machen
  • Woyzeck kann nicht aussteigen; Zwang (Geldnot, Bedrohung) hält ihn bei der Stange
  • „gemütlicher“ Hauptmann hat Aggressionen
  • Woyzeck muß seinen Körper für die „Wissenschaft“ verkaufen
  • Doktor nutzt ihn aus und behandelt ihn von oben herab

3.3 Philosophie und Moral als Mittel der Unterdrückung

  • idealistische Philosophie wird unter dem Einfluß der Restauration zum Disziplinierungsinstrument
  • Hauptmann hält Woyzeck Tugend und Moral vor, um Woyzeck zu disziplinieren
  • Doktor ist Verfechter der Willensfreiheit (idealistische Philosophie)
  • frappierend: Woyzeck glaubt selbst an diese moralischen Ziele

3.4 Auswirkungen der Unterdrückung auf Woyzeck

  • Woyzeck fürchtet sich vor den Bedrohungen von außen
  • seine Familie geht zugrunde; Erniedrigungen bewirken, daß er für seine Frau unattraktiv wird
  • er weiß nicht wie er dem Teufelskreis aus Streß, Unterdrückung, Existenznot entkommen kann
  • er gerät zusehends in Unruhe, grübelt, wird apathisch und schließlich wahnsinnig
  • nach der größten Erniedrigung begeht er den Mord an seiner Frau

3.5 Intentionen Büchners

  • Büchner als „höhere Instanz“ gegenüber Clarus; „Wiederaufnahmeverfahren“
  • Willensfreiheit als Illusion
  • Zusammenhang von Armut, psychischer Krankheit und Kriminalität
  • Moral ist sozial determiniert
  • Natur ist stärker als das Individuum
  • Desillusionierung → Fortschritt? („Alles schreitet fort, ein Pferd, ein Aff...“)
  • Kritik an der Unterdrückung
  • Entlarvung der konservativen Gesellschaft und ihrer Ideale

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

4. Handlungsverlauf

Büchners Werk „Woyzeck“ handelt von dem gleichnamigen Soldaten Woyzeck, der infolge eines wissenschaftlichen Experiments, welches die Auswirkungen einseitiger Ernährung auf den Menschen zeigen soll, psychisch wie körperlich erkrankt. Diesem Experiment stimmte er zu, da Woyzeck durch sein geringes Einkommen dringend Geld benötigt, um sich, seine Freundin Marie und ihr gemeinsames Kind versorgen zu können. Jedoch ist Marie unglücklich, sowohl in ihrer Lage als auch in der Beziehung, was sie zu einer Affäre mit dem Tambourmajor verleitet. Nicht zuletzt hierdurch nimmt die Geschichte ein tragisches Ende, da Woyzeck von Maries Tat erfährt und sie eines Abends ersticht.

Die Hauptrollen spielen Woyzeck und Marie, die näher beschreiben werden. Bei dem Tambourmajor handelt es sich um einen Soldaten, der durch seine Uniform und seine Attraktivität die Aufmerksamkeit von Marie und ihrer Nachbarin erweckt. Er unterscheidet sich in dem Stück nicht nur äußerlich mit Woyzeck, sondern tritt zudem in hohem Maße selbstbewusst auf und hat, anders als die männliche Hauptrolle, keine starken innerlichen Schwankungen.

Der Doktor ist ein Mediziner und aufgrund seiner wissenschaftlichen Experimente mit Woyzeck für dessen kritischen Zustand und, in letzter Konsequenz, vermutlich auch für Maries Tod verantwortlich. Dank seines Berufes und seines gut ausgeprägten Ausdrucksvermögens (vgl. S.25, Z.7ff), gehört er zu einer gesellschaftlich höheren Schicht. Aufgrund seiner Wissbegierigkeit als Wissenschaftler führt er Experimente durch, nicht selten auch an Menschen. Auch als Woyzeck starke Anzeichen einer Krankheit erkennen lässt, geht er seiner ärztlichen Pflicht, ihm zu helfen, nicht nach, sondern behandelt ihn weiterhin lediglich als ein Versuchsobjekt.

Der Hauptmann gehört aufgrund seines Ranges ebenfalls der gesellschaftlichen Oberschicht an. Seine Überlegenheit gegenüber Woyzeck lässt er diesen regelmäßig spüren. Er gibt ihm Befehle und reißt die Gesprächsführung häufig an sich. Der wohl letzte wichtige Charakter ist der Soldat Andreas, der zugleich die einzige Bezugsperson von Woyzeck ist und ihm beisteht. Jedoch ist er nicht in der Lage, Woyzecks Zustand zu deuten und glaubt daher, er habe nur Fieber, wodurch er völlig falsch handelt. (vgl. S.22, Z.13ff, Woyzeck:

„Es redet immer: „Stich! Stich“ Und zieht mir zwischen den Augen wie ein Messer“, Andreas: „Du musst Schnaps trinke und Pulver drin, das schneidt das Fieber.“ Woyzeck erzählt Andreas von seinen Mordgedanken und Halluzinationen, die Andreas missinterpretiert.)

Die übrigen Personen werden nicht beim Namen genannt. Auch diese tragen zur Handlung bei, übernehmen jedoch in zentralen Konflikten keine Rolle und haben des Weiteren auch nur kurze Auftritte.

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

5. Figurenkonstellationen

Die wohl wichtigste Figur des Stücks ist der Wehrmann Franz Woyzeck. Er ist mit Marie zusammen und hat mir ihr ein gemeinsames, uneheliches Kind. (vgl. S.7, Z.20) Um seine schwachen finanziellen Möglichkeiten aufzubessern, arbeitet er gelegentlich bei seinem Hauptmann und nimmt überdies an einem Experiment seines Doktors teil. Ziel dessen ist es, Folgen einer auf Erbsen beschränke Ernährung auf den menschlichen Stoffwechsel zu untersuchen. Während dieses Experiments zeigt Woyzeck starke physische Reaktionen. Er hat einen starken, ungelmäßigen Puls, zittert, bekommt Ausfallerscheinungen (vgl. S.25, Z.32) und wirkt auf seine Mitmenschen zunehmend gehetzt. Seine psychischen Reaktionen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Er nimmt die Realität teilweise nicht genau wahr (vgl. S.6, Z.22ff) und leidet an Halluzinationen (vgl. S.6, Z.2ff). Von seinem Doktor wird er lediglich als wissenschaftliches Objekt angesehen, das es zu untersuchen gilt (vgl. S.16, Z.33 „interessanter causus“). Er ist nicht daran interessiert Woyzecks Situation zu verbessern. Das macht dessen niedrige Position in der Gesellschaft deutlich, da er von den verschiedensten Leuten ausgenutzt wird: Vom Doktor als wissenschaftliches Objekt einerseits und von Marie, für die Woyzeck mehr arbeitete und letzten Endes hinterging, andererseits.

Marie lebt genau wie Woyzeck in ärmlichen Verhältnissen (vgl. S11, Z.11f). Sie kümmert sich um ihr gemeinsames Kind Christian (vgl. S.7, Z.1: „Marie mit dem Kind wippend auf dem Arm „He Bub! Sa ra ra!“ – diese Passage wird von Woyzeck, später als Marie schon starb und er Christian auf dem Arm trägt, teilweise übernommen „Christianche, du bekommst en Reuter, sa sa.“ Als Verdeutlichung der Rollenübertragung.). Marie ist trotz ihrer Affäre nicht von Woyzeck distanziert, denn sie versucht mehrmals mit dem „vergeistert[en]“ (S.8, Z.10) Kontakt aufzunehmen. Jedoch träumt Marie vom sozialen Aufstieg (vgl. S.11, Z. 3ff, Wunsch nach dem Entfliehen der derzeitigen Situation), weshalb sie sich vom Tambourmajor verführen lässt, der es ihr mit seiner Männlichkeit angetan hat (vgl. S.7, Z.4f – Löwe als Sinnbild der Männlichkeit). Zuvor schenkte er ihr Ohrringe und bestärkt sie somit in ihrer Attraktivität, derer sie sich bereits bewusst ist (vgl. S11, Z.9ff). Als Woyzeck ihr auf die Schliche kommt, ergreifen sie zunächst Schuldgefühle (vgl. S.11, Z.32ff), jedoch ändert sich dies im Verlauf der Handlung und sie leugnet im frechen Wortlaut („keck“) Woyzecks Vermutungen (vgl. S.15, Z1ff). Sein Hauptmann berichtet Woyzeck zunächst, dass Marie ihn mit dem Tambourmajor betrügt. Als sie ihr skandalöses Verhalten fortsetzt, trifft er Marie mit dem Tambourmajor auf einer öffentlichen Tanzveranstaltung an (vgl. Szene 11). Somit ist Maries Persönlichkeit gespalten. Zum einen spiegelt sie die Rolle einer führsorglichen Mutter wieder, die sich um ihr Kind kümmert, sich Sorgen um Woyzeck macht und von Schuldgefühlen durch ihren Fehltritt geplagt ist, auf der anderen Seite jedoch ist sie egoistisch, da sie sich auf den Tambourmajor einlässt und Woyzeck hinsichtlich der Tat belügt.

Der Zentrale Konflikt der Handlung besteht darin, dass beide Hauptcharaktere von ihren Mitmenschen ausgenutzt werden und aufgrund ihrer niedrigen Stellung in der Gesellschaft unterlegen sind. Dadurch kommt es zu dem Mord an Marie, den Woyzeck durchführt, da er sich vom Doktor soweit hat ausnutzen lassen, dass er nicht zurechnungsfähig und bei klarem Verstand wirkt und dadurch sich auch leicht von höher stehenden Personen (Hauptmann, Doktor) beeinflussen lässt. Die Welt, in der Woyzeck sich befindet, ist geprägt vom Egoismus und somit immer nur den eigenen Vorteil herauszuschlagen (Doktor, der rücksichtslos Experimente an Menschen vornimmt) und der Menschlichkeit in vielen Aspekten entfremdet. (vgl. S.31, Z.1f „Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord, so schön, […]“, Ein Doktor, der für Versuchszwecke die Leiden seines Patienten in Kauf nimmt und keinerlei Mitgefühl zeigt.)

Figuren in Woyzeck

Der Hauptmann

  • hat keinen Namen und ist folglich ein Repräsentant der Oberschicht
  • ist nicht mehr im Dienst
  • ist herablassend Woyzeck gegenüber und verhöhnt ihn aufgrund seiner familiären Situation
  • ist egozentrisch

Der Doktor

  • ist ebenfalls namenslos
  • behandelt Woyzeck wie ein Gegenstand
  • ist herzlos
  • will mit seinem Experiment die Wissenschaft revolutionieren

Der Tambourmajor

  • namenslos => repräsentiert seinen Stand / entspricht dem Klischee des damaligen Soldaten
  • ist der Leiter der Militärkapelle und Unteroffizier
  • sieht gut aus , ist selbstbewusst, kräftig gebaut und ist somit die Kontrastfigur zu Woyzeck
  • ist oberflächlich: er interessiert sich nur für Frauen (hier: Marie) und Alkohol

Woyzeck

  • stammt aus der unteren sozialen Schicht
  • ist von Beruf Soldat, muss dennoch nebenbei ‚arbeiten‘ (wie z.B. das Rasieren des Hauptmanns; Ernährungsexperiment), um seine Familie zu versorgen
  • hat mit Marie ein uneheliches Kind (Christian)
  • verfügt nur über einen geringen Bildungsstand
  • leidet an einer psychischen Störung (Folge des Ernährungsexperimentes)

Marie

  • ist die Geliebte Woyzecks
  • stammt aus der gleichen Gesellschaftsschicht wie W.
  • wird von ihrem sozialen Umfeld als Hure abgestempelt, da sie ein uneheliches Kind mit W. hat
  • ist von T. beeindruckt, da W. ihre Bedürfnisse nicht befriedigen kann

Andres

  • ist von Beruf Soldat
  • ist ebenfalls Teil der unteren Gesellschaftsschicht
  • ist Woyzecks bester Freund
  • leidet er unter keinen Psychosen, bzw. Wahnvorstellungen, wie W.
  • ist nicht in der Lage W. zu helfen

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

6. Wichtige Aspekte zum Werk

Geschichtlicher Hintergrund:

  • Epoche: Vormärz, Realismus (1815-1848)
  • 1815-1848: Interessenskonflikt zwischen den Deutschen Fürsten (streben eine Restauration an) und den „jungen Deutschen“ (streben nach Freiheit und politischer Einheit)
  • 1815: Wiener Kongress → Neuordnung Europas; Gründung des Deutschen Bundes; Gründung von Burschenschaften
  • 1819: Karlsbader Beschlüsse →Verbot der Burschenschaften, Überwachung der Universitäten, Buch- und Pressezensur, Erlaubnis des Einsatzes von Spitzeln
  • 1834: Gründung des deutschen Zollvereins → Beseitigung innerdeutschen Zollschranken → wirtschaftliche Einheit
  • 1848: Märzrevolution → Konflikt zwischen den Fürsten und den „jungen Deutschen“, da die Fürsten an der alten Ordnung festhielten und die „jungen Deutschen“ durch unerfüllte Hoffnungen enttäuscht waren
  • Literatur
    • Häufige Gattungen: soziales Drama, Gedichte, Skizze, Reisebericht
    • Funktion und Ziel: realistische Darstellung Wirklichkeit, politisch (aufklärend, Revolution, Demokratie, Gleichheit, Unabhängigkeit, Freiheit), sozial (Bündnis der Armen gegen Reiche, Revolution, Rebellion von unten aufgrund von Ausbeutung der oberen Schicht), wirtschaftlich (Umverteilung Kapital, materielle Unabhängigkeit, Sicherheit)
    • Motive: Antike, Reiseliteratur, Sozialismus, Realismus

Handlung:

  • Woyzeck ist ein einfacher, armer Soldat, der versucht seine Freundin Marie und das uneheliche Kind zu versorgen
  • er wird von seinem Chef, dem Hauptmann, ausgenutzt
  • Marie beginnt eine Affäre mit dem Tambourmajor, der sie begehrt und sie liebt, er macht ihr außerdem viele Geschenke
  • Woyzeck ahnt, dass Marie ihn betrügt und lässt sich auf ein Experiment (Menschenversuch) mit dem Doktor ein, um Geld zu verdienen und Marie an sich zu binden
  • körperlicher und geistiger Verfall durch die Erbsendiät → Woyzeck wird immer verrückter
  • Woyzeck sieht Marie mit dem Tambourmajor tanzen und hört Stimmen, die ihm befehlen, Marie zu töten
  • er kauft ein Messer, lockt Marie an den See und ersticht sie dort
  • er hat Angst, aufzufliegen: versenkt das Messer und versucht, die Blutspuren zu beseitigen, indem er ins Wasser geht
  • Das Drama endet mit einem offenen Ende

Die Sprache

  • Gespräche der Personen im Drama sind gekennzeichnet durch windschiefe Dialoge (Unterhaltungen der Figuren, zwischen denen keine Verständigung möglich ist) → die Dialoge sind eigentlich Monologe und die im Drama übliche Wechselrede gibt es nicht
  • Dialogansätze werden durch Lieder, Märchen, Predigten oder Reden zerstört, bei denen man keinen Dialogpartner benötigt
  • Woyzecks Sprache unterliegt kaum einer sprachlichen Logik und hebt sogar Gesetzmäßigkeiten auf
  • die Bibel prägt vor allem den Sprachwortschatz von Woyzeck und Marie → Bibel stellte das Grundwissen der armen Bevölkerungsschicht dar
  • Häufige sprachliche Mittel:
    • Unvollständige Sätze (Ellipsen) wie z.B. „Schön Wetter“
    • Oxymoron (scheinbar unlogische Wortverbindung z.B. „ganz vernünftige Viehigkeit“, ein „thierischer Mensch“, der Wind aus „Süd-Nord“
    • Viele Rückfragen z.B. „Weiß ich’s?“
    • Abwertende, ungepflegte Ausdrucksweise z.B. „Weibsbild“
    • Umgangssprache hat einen hessischen Dialekt z.B. Verneinungen mit „nit“ statt nicht und e-Auslassungen z.B. „andern“
    • Fast ausschließlich Umgangssprache und parataktischer Satzbau im gesamten Drama, Fach- (Arzt) und Sondersprachen werden einbezogen
  • Woyzecks Tat und sein Ende werden in allen Szenen metaphorisch (durch Todesbilder, Metaphern oder Reflexionen über den Tod) vorbereitet

[zurück zum Inhaltsverzeichnis]

Zurück