Wondratschek, Wolf - Im Sommer (Gedichtinterpretation & Analyse)

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Wolf Wondratschek, Interpretation, Analyse, Moderne, Referat, Hausaufgabe, Wondratschek, Wolf - Im Sommer (Gedichtinterpretation & Analyse)
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Referat

„Im Sommer“ von Wolf Wondratschek

Das lyrische Ich im Gedicht „Im Sommer“ von Wolf Wondratschek sehnt sich nach einem Ausweg aus der Einsamkeit. Das Gedicht „Im Sommer“ von Wolf Wondratschek handelt von einem lyrischen Ich, das auf der Suche nach Liebe ist, sie jedoch nicht finden kann und somit in Verlassenheit und Einsamkeit leben muss.

Es liegt keine einheitliche formale Struktur vor: Es gibt kein Reimschema, kein Metrum und außerdem besteht das Gedicht aus nur einer Strophe, dessen Verse durch viele Enjambements verbunden sind. Diese formale Unregelmäßigkeit lässt sich auf das Befinden des lyrischen Ichs übertragen: Es ist gekennzeichnet von Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit. Es trauert hier nicht darum, eine bestimmte Geliebte verloren zu haben, sondern allgemein darum, die wahre Liebe die wahre Liebe nicht gefunden zu haben und sie nie finden zu können.

Das lyrische Ich schildert mit einer Art Erlebnislyrik, wie es zu dieser Trauer gekommen ist. Es sei schlimm, im Sommer alleine und vergeblich auf einen Liebesbrief zu warten (vgl. V.11ff.) und akzeptieren zu müssen, dass die erfüllte Liebe nur in Hollywood-Filmen vorkommt (vgl. V.4f.). Außerdem gibt das lyrische Ich keinen Ausweg an, doch noch glücklich zu werden, sondern verfällt in Isolation und verliert somit an Selbstvertrauen: „ich starre, ohne hinauszuschauen / aus dem Fenster“ (V.13/14). Das lyrische ich steckt hier in Dilemma: das lyrische Ich ist gefangen in dem Kreislauf der Ich-Dissoziation, die in dem Gedicht durch einen zeitlichen Rahmen eingegrenzt wird: „und abends zuschauen wie sich Lana Turner / in Robert Mitchum verliebt; / und wenn morgens die Sonne aufgeht, / hast du niemanden getroffen“ (V.4ff.). Daraus kann man schließen, dass dem Gedicht ein bestimmtes Menschenbilder zugrunde liegt: Im Gedicht ist nicht die traditionelle, wahre Liebe das Ideal, sondern hier steht eher eine körperliche Beziehung im Vordergrund. Es folgt eine Chiffrierung in den Versen 9 bis 12: „Ein Maler würde das Blau imitieren, / eine Flugzeugladung Menthol; / ein Dichter würde lieben / oder sterben“ (V.9ff.). Diese rätselhaften Ausdrücke ergeben für den Leser keinen klaren Sinn. Des Weiteren wird im Gedicht „Im Sommer“ ein allgemeiner, umgangssprachlicher Ton hervorgerufen, der von dem jetzt inhaltslosen Ausdruck: „Ich liebe Dich“ (V.16) unterstrichen wird (vgl.V.17): Zum Beispiel verwendet er Begriffe wie „hundemüde“ (V.2).

Zudem schildert das lyrische Ich alles in einer nüchternen, distanzierten Betrachtungsweise, sodass es dem Leser schwer fällt, die emotionale Lage des lyrischen Ichs zu identifizieren. Außer dass es enttäuscht darüber ist, die Liebe nicht zu finden, erfährt der Leser nur etwas über seine Umgebung und die Art, wie Menschen sich bezüglich der Liebe verhalten. Viele Verse weisen darauf hin, dass das Gedicht aus der Moderne stammt, wie zum Beispiel das „Flugzeug[…]“ (V.10) oder der „Zettel „Ruf mich an“.“ (V.8). Allein die Liebesauffassung weist auf eine bestimmte Epoche hin: Das lyrische Ich hat den Glauben an die wahre Liebe schon lange verloren. Das lyrische Ich denkt rational und hat keinen offensichtlichen Bezug zu Traumwelten wie zum Beispiel in der Romantik. „Im Sommer“ ist dem 20. Jahrhundert, also der Epoche der Moderne zuzuordnen, in der die Autoren häufig den Wertverfall und die nüchterne, alltägliche Lebensweise kritisierten. Der Liebesbegriff wurde oftmals mit körperlichen Beziehungen assoziiert und verlor somit ebenfalls an Bedeutung.

mehr zum Autoren: Wolf Wondratschek

Wolf Wondratschek (geb. 14. August 1943) ist ein deutscher Autor. Er wurde in Rudolstadt in Thüringen geboren.

Wondratschek ist in Karlsruhe aufgewachsen. Von 1962 bis 1967 studierte er Literatur, Philosophie und Soziologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Georg-August-Universität Göttingen und der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1968 erhielt Wolf den renommierten Leonce- und Lena-Preis für Lyrik der Stadt Darmstadt. Im darauffolgenden Jahr wurde Wolfs erstes Buch, Früher begann der Tag mit einer Schußwunde, von der Kritik gefeiert. Die Kurzgeschichten mit seinem berühmten Stück Mittagspause. In den Jahren 1970 und 1971 war Wolf wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of Warwick. 1970 gewann er den Hörspielpreis der Kriegsblinden für sein Hörspiel Paul oder die Zerstörung. Er veröffentlichte in den 1980er Jahren sowohl Poesie als auch Prosa, als er einen längeren Urlaub in die USA und nach Mexiko machte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland ließ sich Wondratschek in München und Wien nieder und veröffentlichte nicht nur Gedichte und Prosa, sondern auch Hörspiele und Drehbücher. Im Jahr 2012 erhielt Wolf den Literaturpreis der Wilhelm und Christine Hirschmann-Stiftung, einen bayerischen Literaturpreis.

Wondratschek wurde vor allem von Schriftstellern der Gruppe 47 wie Ingeborg Bachmann und Paul Celan beeinflusst. Seine Arbeit zeichnet sich durch ihre Spärlichkeit und den Gebrauch von Umgangssprache aus. Seine Sätze sind kurz und klar und grammatikalisch auf ein Minimum reduziert.

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