Rodin, Auguste - Das Eherne Zeitalter (Interpretation & Formanalyse)

Schlagwörter:
Auguste Rodin, Interpretation, Formanalyse, Mimik, Haltung, kein klassischer Kontrapost, Referat, Hausaufgabe, Rodin, Auguste - Das Eherne Zeitalter (Interpretation & Formanalyse)
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Referat

Rodin: Das eherne Zeitalter (1875/76)

Bronzeguss, Maße: Höhe: 182 cm; Breite; 60 cm; Tiefe: 45cm

Rodin: Das eherne ZeitalterDas Eherne Zeitalter aus den Jahren 1875/1876 war die erste lebensgroße Figur, mit der Auguste Rodin an die Öffentlichkeit trat. Auf bedeutungsstiftende Attribute verzichtete der Bildhauer und schuf eine Figur, die über ihre Haltung und ihren Gesichtsausdruck mehrere subjektive Interpretationen ermöglichte. Sie gilt häufig als Anfang der modernen Plastik.

Die Figur eines lebensgroßen nackten Mannes, ist 182,9 cm) hoch. Rodin setzte die Herstellung von Abgüssen der Statue noch mehrere Jahrzehnte fort, nachdem sie im Jahr 1876 hergestellt worden war. Rodin ließ einen belgischen Soldaten für die Statue posieren. Fotos wurden aufbewahrt und sind noch heute im Rodin-Museum zu sehen. Die Pose stammt zum Teil von Michelangelos Sterbender Sklave im Louvre Museum, dessen Ellenbogen über den Kopf gehoben ist.

Zum einen verbarg sich in der Plastik ein verwundeter Krieger, der auf einem (imaginären) Speer ruht, und dabei die rechte Hand an eine Wunde auf seinem Kopf legt. Zum anderen versuchte Rodin mit der Figur das Erwachen der Menschheit darzustellen. Angeregt wurde er dabei von den Theorien von Jean-Jacques Rousseau. Weder das eine noch das andere Motiv dominieren, so dass die endgültige Deutung dem Betrachter überlassen bleiben muss. Alternative deutsche Titel der Plastik waren „Der Mensch der ersten Zeiten“ oder „Der Mensch, der in der Natur erwacht“.

Als die Statue zum ersten Mal 1877 im Pariser Salon in Frankreich ausgestellt wurde, wurde Rodin fälschlicherweise beschuldigt, die Statue durch das Gießen eines lebenden Modells hergestellt zu haben. Diese Behauptung wurde seinerseits mit Entschiedenheit zurückgewiesen. Von der falschen Anschuldigung profitierte Rodin jedoch, denn die Menschen waren so begierig darauf, es selbst zu sehen.

François Auguste René Rodin wurde am 12. November 1840 geboren und verstarb am 17. November 1917. Er war ein französischer Bildhauer und erlangte mit dem Namen Auguste Rodin Berühmtheit. Obwohl Rodin allgemein als Vorläufer der modernen Skulptur gilt, wollte er nicht gegen die Vergangenheit rebellieren. Er wurde traditionell geschult, nahm eine handwerkliche Herangehensweise an sein Werk an und wünschte sich eine akademische Anerkennung, obwohl er nie in die führende Pariser Kunstschule aufgenommen wurde.

Rodin besaß die einzigartige Fähigkeit, eine komplexe, turbulente, tief eingesunkene Oberfläche aus Ton zu modellieren. Viele seiner bemerkenswertesten Skulpturen wurden zu seinen Lebzeiten kritisiert. Sie stießen auf vorherrschende Traditionen der figürlichen Bildhauerei, in denen Werke dekorativ, formelhaft oder hochgradig thematisch waren. Rodins originellstes Werk ging von traditionellen Themen der Mythologie und Allegorie aus, modellierte den menschlichen Körper mit Realismus und zeigte individuellen Charakter und Körperlichkeit. Rodin war sensibel für die Kontroverse um sein Werk, weigerte sich aber, seinen Stil zu ändern. Die aufeinanderfolgenden Werke brachten immer mehr Anklang bei der Regierung und der künstlerischen Gemeinschaft.

Vom unerwarteten Realismus seiner ersten großen Figur - inspiriert von seiner Italienreise 1875 - bis hin zu den unkonventionellen Denkmälern, deren Aufträge er später suchte, wuchs Rodins Ruf, und er wurde zu einem herausragenden französischen Bildhauer seiner Zeit. Um 1900 war er ein weltberühmter Künstler. Vermögende Privatkunden waren nach seinen Ausstellungen in der ganzen Welt auf der Suche nach Rodins Werken, und er unterhielt sich mit einer Vielzahl hochkarätiger Intellektueller und Künstler. Zu seinen Schülern gehörten Antoine Bourdelle, Camille Claudel, Constantin Brâncuși und Charles Despiau. Er heiratete seine lebenslange Begleiterin Rose Beuret im letzten Jahr ihres Lebens. Seine Skulpturen erlitten nach seinem Tod 1917 einen Popularitätsverlust, aber innerhalb weniger Jahrzehnte verfestigte sich sein Erbe. Rodin ist nach wie vor einer der wenigen Bildhauer, der auch außerhalb der bildenden Kunst weit verbreitet ist.

Beschreibung:

  • Männlicher Akt
  • Lebensgroß (Großplastik) → Ganzkörperskulptur
  • Steht auf Sockel (9cm)
  • Weiche Oberfläche mit Vertiefungen und Wölbungen

Haltung:

  • Standbein (nicht ganz durchgedrückt) + Spielbein
  • Aufgrund des nicht komplett durchgedrückten Standbeines

kein klassischer Kontrapost

  • Figur kippt leicht nach vorne
  • Oberkörper gestreckt → Brust kommt leicht nach vorne
  • Rechter Fuß auf Ballen
  • Linker Fuß liegt auf Boden auf
  • Linke Hüftenseite nach außen gelagert
  • Kopf nach hinten geneigt, Auslagerung des Gesichtes nach rechts oben
  • Rechter Arm angewinkelt, rechte Hand liegt auf Kopf/Haaren auf
  • Linker Arm in niedrigerer Position als rechter Arm angewinkelt
  • Linke Hand auf Halshöhe, Finger leicht angewinkelt (als ob etwas in der Hand gehalten wird)

Gesicht:

  • Mund leicht geöffnet
  • Augen geschlossen (können auch als geöffnet gesehen werden)

Mimik:

  • Unterschiedliche Meinungen zur Skulptur
  • befreiend / leidenschaftlich
  • Erhaben
  • Entspannung
  • aber ebenso Leiden, Verzweiflung und Unterwerfung

Formanalyse:

  • Umgekehrte Dreieckskomposition
  • Instabilität, wird von Sockel gehalten
  • Körper relativ senkrecht (enger Bau [s. Füße])
  • „Bekrönung“ → noch mehr Instabilität (mit Bekrönung ist das Armgebilde auf dem Oberkörper gemeint [Dreiecks- /Trapezähnliche Konstruktion])
  • Sockel bildet Gegensatz zu runden Formen
  • Hoden, Nabel, Bauch, Muskulatur bilden ovale Elemente als Gegensatz zu eckigen (Ellbogen, Knöchel)
  • Schlangen-/spiralförmige Formbewegung (an der Plastik entlang)
  • Rechter Arm schließende Funktion / linker Arm (raum)öffnende Funktion

Interpretationsansätze:

  • Erster Blick → Anmutung Kontrapost
  • Formale und symbolische Öffnung der Plastik durch Reduzierung der Attribute (er hielt zuerst eine Lanze)
  • Anlehnung an Michelangelo → Anspannung der Muskeln kann als lähmend und schmerzvoll gedeutet werden → Ausdruck der Haltung bleibt offen
  • Mensch wird nicht nach geometrischen Ideal geschaffen (s. Michelangelos David) → Beobachtung am Modell → Dynamik
  • Kein Schönheitsideal (GGSatz „David“) → Beine viel kürzer als bei David → Abweichung der Perfektion im Gesicht → Augen zu hoch, zu große Füße, abstehende Ohren (sieht man bei anderer Perspektive)
  • Eher schmächtige Erscheinung
  • Bewusster Bezug auf menschl. Individualität (individuelle menschl. Existenz) → schonungslose Offenheit
  • Betrachter soll Haltung körperlich nachempfinden (Konstruktionsprinzip Rodins, ich hab es als unangenehm empfunden
  • Wegbereiter für Moderne, Tanztheater/ Performancekunst
  • Figur des Kämpfers im Moment der Verwundung (rechte Hand liegt auf einer Wunde am Kopf) → keine Dominanz des Motivs (wieder im Gegensatz zu David)
  • die Figur wird auch als „Erwachen der Menschheit“ bezeichnet
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