Goethe, Johann Wolfgang von - Selige Sehnsucht Willkommen und Abschied (Analyse)

Schlagwörter:
Johann Wolfgang von Goethe, Gedichtinterpretation, Analyse, Kreuzreim, Strophen, Referat, Hausaufgabe, Goethe, Johann Wolfgang von - Selige Sehnsucht Willkommen und Abschied (Analyse)
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Referat

„Selige Sehnsucht“, Johann Wolfgang von Goethe (1814)

Das Gedicht „Selige Sehnsucht“ wurde im Jahr 1814 von Johann Wolfgang von Goethe geschrieben. Es behandelt ein Menschenbild, das sich von einem mechanischen Dahinleben unterscheidet. Es besteht aus 5 Strophen mit jeweils 4 Versen und ist durchgehend im Kreuzreim (ababa) geschrieben. Johann Wolfgang Goethe, ab 1782 von Goethe, war ein deutscher Dichter und Naturforscher. Er gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung. Er wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren und verstarb am 22. März 1832 in Weimar.

Mit dem kreuzgereimten trochäischen Vierzeiler wählte Goethe für den tiefsinnigen Inhalt eine vergleichsweise einfache Form. Die in der deutschen Lyrik beliebte Strophenform verwendete er für den West-östlichen Divan am häufigsten und vertraute ihr im Buch Suleika einige zentrale Aussagen an. Neben der Liedhaftigkeit und Musikalität der Vierzeiler erleichtern die meist weiblichen Kadenzen, ein Geschehen auch über die Versschlüsse hinaus fließend zu erzählen. In den beiden letzten Strophen änderte Goethe das Versmaß. In der vierten Strophe wählte er zwei männliche Kadenzen, in der letzten verkürzte er zwei Verszeilen um eine Hebung.

Die Strophen 1 und 5 richten sich an einen Leser oder Zuhörer, während die Strophen 2-4 von einem Schmetterling erzählen, der sich aus Verlangen einer brennenden Kerze so sehr nähert, dass er letztendlich verbrennt. Die erste Strophe beginnt mit der Anrede: “Sagt es niemand, nur den Weisen” (Vers1). Sie setzt einerseits voraus, dass sich das lyrische Ich für weise hält und über Wissen verfügt, dass nur an Weise weitergegeben werden darf und andererseits setzt sie einen Leser oder Zuhörer voraus, der ebenfalls weise ist. Dies ist nötig, weil das, was das lyrische Ich weiß und mitteilen möchte „gleich“ von der „Menge verhöhnet“ (werden) würde (Vers 2). Die Aufforderung ist diese: Preiset das „Lebend’ge“, dass sich nach dem „Flammentod sehnet“ (Vers 3-4). Diese Preisung zu verstehen, traut das lyrische Ich offenbar nur Weisen zu. Durch die Warnung “Sagt es niemand, nur den Weisen” (Vers 1) hofft es, dem Hohn der Menge zu entgehen.

In der zweiten Strophe beginnt die eigentliche Handlung des Gedichts. Zunächst wird die eintönige Lebensweise eines Lebewesens dargestellt, welches erst in Strophe 4 als Schmetterling enthüllt wird. Der Schmetterling lebt in der “Liebesnächte Kühlung, Die ihn zeugte, wo er zeugte” (vgl. Vers 5-6). Er führt also die Lebensweise seiner Eltern und Vorfahren fort, ohne dass sich sein Leben von dem ihren unterscheidet. Als er jedoch „die stille Kerze“ (Vers 8) leuchten sieht, „überfällt“ (Vers 7) ihn ein neues, unbekanntes Gefühl, welches die Kerze für ihn zu etwas Besonderem macht.

Die dritte Strophe beschreibt, wie der Schmetterling aus seinem Lebensalltag ausbricht. Das Hendiadyoin „In der Finsternis Beschattung“ (Vers 10) betont noch einmal die Eintönigkeit seines Lebens und damit auch die erleuchtende Wirkung des Kerzenlichts. Voll „neuem Verlangen“ (Vers 11) verlässt der Schmetterling seinen gewohnten Lebensraum mit dem Ziel „höherer Begattung“ (Vers 12).

In Strophe Vier ist der Schmetterling auf dem Weg zum Kerzenlicht. Die Ferne macht ihm nichts aus, da er fliegen kann („Keine Ferne macht dich schwierig“, Vers 13). Er ist gebannt von dem Licht. Diese Gebanntheit steigert sich zur Begierde, die schließlich dazu führt, dass er in der Kerzenflamme verbrennt.

Die letzte und fünfte Strophe kann als Schlussfolgerung des lyrischen Ichs verstanden werden. Solange man nicht „stirbt und wird“ (Vers 18), sei man unbedeutend „Auf der dunklen“(nicht von einer Kerze erhellten)“Erde“ (Vers 19-20).

Das Bild des Schmetterlings kann auf den Menschen übertragen werden. Auch der Mensch hat eine gewisse Lebensroutine, die ihn kaum von anderen Menschen unterscheidet. Hätte der Schmetterling die Kerze erblickt, ohne in ihr etwas Besonderes, also etwas Höheres als sich selbst, zu sehen, hätte er dafür nicht seinen gewohnten Lebensrhythmus aufgegeben. Auch der Mensch strebt Höheres an, wenn er darin eine Verbesserung sieht.

Die Überschrift “Selige Sehnsucht” drückt aus, dass die Sehnsucht als solche selig ist, selbst wenn man in ihr den Tod findet, wie der Schmetterling. Obwohl er verbrennt, hat er das erreicht, wonach er sich sehnt: er wird zu Licht.

Vergleich zu Goethes Gedichte „Willkommen und Abschied“

Vergleicht man Goethes Gedichte „Willkommen und Abschied“ (1789) aus der Epoche des Sturm und Dranges und „Selige Sehnsucht“ (1814) aus der Romantik, miteinander fällt zunächst auf, dass die beiden Gedichte unterschiedliche Themen behandeln. Während „Willkommen und Abschied“ (Gedicht 1) die Liebe und den dazugehörigen Liebeskummer thematisiert, geht es in “Selige Sehnsucht“ (Gedicht 2) um den Menschen und seine Lebensweise.

Die Kernaussage des Gedichtes "Selige Sehnsucht" ist es, dass es ein Glück ist, geliebt zu werden oder selbst zu lieben, obwohl dieses Glück, wie beschrieben, mit einem Abschied und Liebeskummer enden kann. "Willkommen und Abschied" sagt hingegen aus, dass der Ausbruch aus dem Alltag und die Hinwendung zu etwas Höherem oder Besserem gut bzw. sogar selig ist, selbst wenn man dabei stirbt.

Die Gedichte haben verschiedene Anzahlen von Strophen und Versen, sind jedoch beide im Kreuzreim geschrieben, wobei bei beiden auch unreine Reime verwendet werden.

Beim gedanklichen Aufbau bleibt festzuhalten, dass das Gedicht "Selige Sehnsucht" viel umfangreicher gestaltet ist. Es beschränkt sich auf drei einfache Schritte: Der Weg zum Treffen mit der Geliebten, das Treffen selbst und der Abschied der Liebenden.
Auffallend bei "Willkommen und Abschied" ist der von den Strophen 1 und 5 gebildete Rahmen, da es nur in diesen Strophen ein lyrisches Ich gibt, das den Leser/Zuhörer direkt anspricht. Die Strophen 3-4 weisen eine geschlossene Handlung auf und könnten ein eigenständiges, separates Gedicht sein.

Im Gegensatz zum gedanklichen Aufbau, werden im Gedicht "Selige Sehnsucht" viel mehr rhetorische Figuren verwendet. Naturmetaphern, Personifikationen und Anaphern gestalten die Atmosphäre des Gedichtes, während im Gedicht "Willkommen und Abschied" nur ein Hendiadyoin und eine „stille Kerze“ zur Beschreibung der Umgebung dienen. Sowohl "Selige Sehnsucht", als auch teilweise "Willkommen und Abschied" sind aus der Ich-Perspektive geschrieben. Dabei werden die Ansprechpartner (die Geliebte, der Schmetterling und im Fall von "Willkommen und Abschied" der Leser/Zuhörer) direkt angesprochen. Beide Gedichte enden mit einer Art Schlussfolgerung, die den Leser/Zuhörer dazu anregen, darüber nachzudenken und sie gegebenenfalls zu diskutieren.

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