Goethe, Johann Wolfgang von - Ganymed (Inhaltsangabe Interpretation)

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Referat

Inhaltsangabe, Gedicht-Analyse und Interpretation des Gedichtes

Ganymed von Johann Wolfgang von Goethe

Ganymed
von Johann Wolfgang von Goethe

Wie im Morgenglanze
Du rings mich anglühst,
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein Herz drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!
 
Daß ich dich fassen möcht’
10 
In diesen Arm!
 
11 
Ach an deinem Busen
12 
Lieg’ ich, schmachte,
13 
Und deine Blumen, dein Gras
14 
Drängen sich an mein Herz.
15 
Du kühlst den brennenden
16 
Durst meines Busens,
17 
Lieblicher Morgenwind,
18 
Ruft drein die Nachtigall
19 
Liebend nach mir aus dem Nebelthal.
20 
Ich komm’! Ich komme!
21 
Wohin? Ach, wohin?
 
22 
Hinauf! Hinauf strebt’s.
23 
Es schweben die Wolken
24 
Abwärts, die Wolken
25 
Neigen sich der sehnenden Liebe.
26 
Mir! Mir!
27 
In euerm Schooße
28 
Aufwärts!
29 
Umfangend umfangen!
30 
Aufwärts an deinen Busen,
31 
Alliebender Vater!

(„Ganymed“ von Johann Wolfgang von Goethe ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.9 KB) zur Unterstützung an.)

Gliederung / Inhalt

  1. Interpretationssatz
  2. Interpretationssatz

1. Interpretationssatz

Johann Wolfgang Goethes Gedicht „Ganymed“ aus dem Jahr 1774 ist ein Werk des Sturm und Drang, das durch seine leidenschaftliche Darstellung von Natur und Pantheismus besticht. Das Gedicht thematisiert die innige Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und der göttlichen Natur, was durch die Betonung von Emotion und Einheit charakteristisch für diese literarische Bewegung ist.

Form und Aufbau

Das Gedicht besteht aus vier unterschiedlich langen Strophen mit insgesamt 31 Versen. Es gibt kein festes Reimschema und auch der Rhythmus ist unregelmäßig, was die freigeistige und emotionale Ausdrucksweise unterstreicht, die typisch für den Sturm und Drang ist. Die Kadenzen wechseln zwischen männlichen und weiblichen, wodurch eine musikalische Vielfalt entsteht. Die Zeilen sind größtenteils durch Enjambements verbunden, was die fließende und dynamische Bewegung des Textes unterstützt.

Inhaltliche Analyse

In der ersten Strophe wird das Erwachen der Natur am Frühlingsmorgen beschrieben. Das lyrische Ich steht im Mittelpunkt einer Szenerie, in der es von der Natur umgeben und von der „ewigen Wärme“ und dem „heiligen Gefühl“ der Natur ergriffen ist. Es ist eine Darstellung des Pantheismus, in dem Gott und Natur eine Einheit bilden. Die Natur wird als aktiv und liebevoll beschrieben, sie „anglüht“ das Ich und zieht es förmlich an sich.

Die zweite Strophe zeigt die intensive Sehnsucht des Sprechers, physisch mit der Natur vereint zu sein. Er möchte die Natur „fassen“ und an sich drücken. Diese Darstellung von Sehnsucht impliziert eine tiefere geistige Verbindung und das Verlangen nach vollständiger Einheit und Harmonie mit der Natur.

In der dritten Strophe verstärken die Beschreibungen von Blumen und Gras die unmittelbare physische Nähe zur Natur. Die Natur wird als tröstend und kühlend dargestellt, indem sie den „brennenden Durst“ des Sprechers stillt. Hier verwendet Goethe Metaphern, um die lebendigen und beruhigenden Qualitäten der Natur hervorzuheben. Der Vogel des Frühlings, die Nachtigall, ruft dem lyrischen Ich aus dem „Nebelthal“ zu, was ein Bild der überraschenden und plötzlichen Anziehungskraft der Natur heraufbeschwört.

Die vierte Strophe beschreibt den Übergang des Sprechers in einen metaphysischen Zustand der Einheit mit der Natur. „Wohin? Ach, wohin?“ drückt zuerst die Unsicherheit und Orientierungslosigkeit des Ichs aus, gefolgt von der plötzlichen Eingebung „Hinauf!“, was die geistige und spirituelle Erhebung des Ichs symbolisiert. Der Sprecher erfährt ein Aufgehen im „alliebenden Vater“, was als Einheit mit der kosmischen und göttlichen Kraft interpretiert werden kann. Die wiederholten Hinweise auf das Aufwärtsstreben verstärken das Gefühl der Erhebung und Transzendenz.

Stilmittel

Goethe verwendet zahlreiche Stilmittel, um die Intensität der Verbindung zwischen Ich und Natur darzustellen. Die Personifikation der Natur und die Inversionen betonen die Wichtigkeit der Empfindungen. Die Metaphern und Synästhesien tragen zur Verbildlichung des Gefühlsreichtums und der Sinneseindrücke bei, die das Gedicht vermittelt. Die unterschiedliche Verslänge und die Enjambements unterstützen die Dynamik und das Gefühl von Bewegung und Fluss im Gedicht.

Fazit

„Ganymed“ verkörpert das Streben nach einer tiefen, fast mystischen Einheit mit der Natur, was für die Sturm und Drang Periode charakteristisch ist. Goethe schafft es, mit lebendiger Bildsprache und emotionaler Intensität die Verschmelzung des Individuums mit der göttlichen Natur zu verdeutlichen. Das Werk reflektiert nicht nur eine persönliche Erleuchtung des Sprechers, sondern auch eine universelle Sehnsucht nach Harmonie und Einheit mit der Welt.

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2. Interpretationssatz

1774 schrieb Johann Wolfgang Goethe sein Gedicht „Ganymed“, eine Hymne auf die Natur und den Frühling und ein für die Epoche des „Sturm und Drang“ sehr typisches Werk. Besonders macht sich dies durch die deutliche Darstellung des Pantheismus in jeder Strophe bemerkbar. Das Gedicht handelt von der Vereinigung des lyrischen Ichs mit der göttlichen Natur.

Die erste der insgesamt vier Strophen des Gedichtes Ganymed beschreibt die Zeit des Geschehens. Es handelt sich dabei um einen Frühlingsmorgen. Die Natur bewegt sich auf den Sprecher hin, der „rings“ um ihn herum ist und ihn „anglüht“. In den weiteren drei Versen liegt die Betonung auf der Gefühlsintensität des Sprechers gegenüber der Natur. Die zweizeilige zweite Strophe zeigt die Befindlichkeit und die Sehnsucht des Sprechers, welcher die Natur „fassen möcht“. Einen Wechselprozess stellt die folgende dritte Strophe dar. Die Natur „drängt sich an sein Herz“, die Sehnsucht steigert sich. Darauf antwortet der Vogel der Liebenden, die Nachtigall.

Die Überraschung des dadurch orientierungslosen Sprechers zeigt die dritte Strophe: „Ich komme!“ - „Ach wohin?“. In der vierten und letzten Strophe ist der Sprecher von der Natur „umfangen“, die sich Liebenden sind ineinander. Die senkrechte Richtung der Liebe („Hinauf – Abwärts – Aufwärts“) zeigt letztendlich auf den „alliebenden Vater“.

Das Gedicht besteht aus vier unterschiedlich langen Strophen (8 – 2 – 11 – 10 Verse), in denen sich die einzelnen Verse nicht reimen und auch bezüglich der Länge sehr voneinander unterscheiden. Es ist kein einheitlicher Rhythmus zu erkennen; weibliche und männliche Kadenzen wechseln sich in unregelmäßigen Abständen ab. Bis auf die zweite, zweizeilige Strophe besteht das Gedicht aus langen Sätzen, die sich auf drei bis fünf Verse verteilen, es sind also fast ausschließlich Zeilensprünge zu finden.

Das Gedicht lässt sich in drei Sinnabschnitte gliedern. In der ersten und zweiten Strophe spricht das lyrische Ich von seinen Erfahrungen und Begegnungen mit der Natur, es schwärmt für sie (V. 3: „Frühling, Geliebter!“) und verspürt große Sehnsucht (V. 9: „Daß ich dich fassen möcht“).

Besonders betont wird dies durch eine Vielzahl an Inversionen (V. 1f.: „Wie im Morgenglanz Du rings mich anglühst“), mithilfe derer Wichtiges hervorgehoben wird und gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Lesers gesteigert wird. Außerdem kommen typische Begriffe des Sturm und Drang vor, „Herz“ (V. 5), „Wärme“ (V. 6) und „Heilig Gefühl“ (V. 7) drücken die Wichtigkeit der menschlichen Emotionen in dieser Epoche aus.

In der dritten Strophe kommt das lyrische Ich zur Ruhe, sein „Durst“ (V. 16), also sein Verlangen nach der Natur, wird gestillt und diese in Einzelbildern dargestellt (V. 13: „deine Blumen, dein Gras“). Hier legt Goethe vor allem Wert auf die Naturbilder, die er mithilfe von Metaphern wie „Busen [der Natur]“ (V. 11) oder „brennende[r] Durst“ (V. 15f.) ausschmückt. Auch das „Herz“ (V. 14) spielt wieder eine Rolle.

Zum Ende der Strophe verspürt das lyrische Ich erneut die starke Sehnsucht, es wird „liebend […] aus dem Nebeltal“ (V. 19) gerufen.

Die letzte Strophe beschreibt die Reise des lyrischen Ichs von der Suche bis zum Zustand des von der Natur „umfangen“ (V. 29) Seins. Nach dem Ruf der „Nachtigall“ (V. 18) fühlt sich das lyrische Ich zunächst orientierungslos (V. 21: „Wohin? Ach, wohin?“), ist jedoch gewillt, dem Ruf zu folgen (V. 20: „Ich komme! Ich komme!“). Diesen Gegensatz und die daraus entstehende Hilflosigkeit drückt Goethe durch die Gegenüberstellung von Ausruf- und Fragesatz in einer eigenen Zeile sowie durch die Wiederholungen von „Ich komme!“ und „Wohin?“ aus.

Schließlich gelangt das lyrische Ich mithilfe seiner „sehnenden Liebe“ (V. 25) in den „Schoße“ (V. 27) des „alliebende[n] Vater[s]“ (V. 32).

Hierbei fällt auf, dass diese Reise ausschließlich durch senkrechte Aufwärtsbewegungen dargestellt ist, die die Höhe Gottes, des allliebenden Vaters betonen soll. Verstärkt wird dies durch mehrmalige Wiederholung in den Versen 22 („Hinauf, hinauf strebt’s“), 28 und 30 („Aufwärts“).

Im gesamten Gedicht werden die Natur und der Frühling mit seinen verschiedenen Phänomenen personifiziert, wodurch zunächst der Eindruck eines Liebesgedichts entsteht. Zahlreiche Naturelemente wie „Morgenwind“ (V. 17), „Nebeltal“ (V. 19) oder „Wolken“ (V. 23/24) drücken die für den Pantheismus und damit für den „Sturm und Drang“ charakteristische Liebe zur Natur aus.

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