Ionesco, Eugéne - Die Nashörner

Schlagwörter:
Eugéne Ionesco, Intertextuelle Bezüge, Wirkungsabsichten, Dramatisierende Techniken, Zeitgestaltung, Raum, Antagonisten, Protagonisten, Motiv, Gliederung und Aufbau, Textsorte, Dramengattung, Referat, Hausaufgabe, Ionesco, Eugéne - Die Nashörner
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Referat

Die Nashörner (1957) von Eugéne Ionesco (1909-1994)


Biografisches:

  • Er gilt als führender Vertreter des absurden Theaters.
  • In frühen Kindheitsjahren zog er mit seiner Familie nach Frankreich, und nach dem Ersten Weltkrieg wieder zurück nach Rumänien, wo er geboren ist. In Bukarest begann er mit 19 Jahren ein Französisch-Studium. Später arbeitete er als Literaturkritiker und Sprachlehrer.

 1959 wurde das Stück in Düsseldorf „Rhinocéros“ uraufgeführt, da es für Frankreich zu brisant erschien. Das deutsche Publikum dachte allerdings, es nehme den Nationalsozialismus beziehungsweise dessen unkritische und allzu willige Mitläufer ins Visier. Die Deutung der Deutschen übernahm man nur allzu gerne in Frankreich und so wurde das Stück 1960 erstmals in Frankreich aufgeführt. Das Stück wurde am 31. Oktober 1959 zuerst in deutscher Übersetzung im Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt und erst im folgenden Jahr in Originalsprache in Frankreich gespielt.


Textsorte/Dramengattung
 

  • Absurdes Theater,
  • offenes Drama,
  • anstatt einer fortlaufenden Handlung besteht das Stück aus Dialogen ohne Ziel,
  • typisch für das Absurde Theater wird man mit dem Rätselhaften, dem Unbegreiflichen konfrontiert.
  • Der Mensch verliert alle Ideale und Ziele. Es versucht zu desillusionieren, einen Denkprozess in Gang zu setzen und herauszufordern.
  • Gesellschaftssatire 

Gliederung und Aufbau
  • Drei Akte, die in acht Szenen und vier Bilder unterteilt sind.
  • Der erste Akt besteht aus zwei Szenen.
  • Der zweite Akt ist in zwei Szenen gegliedert und beinhaltet zwei Bilder.
  • Im letzten Akt werden vier Szenen vorgeführt, alle Akte sind gleich lang, am Ende jedes Aktes steht "Vorhang".


Thema
 

  • Ausbreitung von politischem Fanatismus,
  • Verlust der sinnhaften Sprache,
  • Verantwortung,
  • Entindividualisierung,
  • Gleichschaltung der Menschen 


Stoff

1957 erschien die Erzählung „Rhinocéros“, mit der Ionesco offenbar auf den seuchenhaften Ausbruch von Hurra-Patriotismus und Rassismus in Frankreich während der von den Medien aufgebauschten „Schlacht von Algier“ (Winter 1956/1957) (Algerienkrieg) reagierte. In Rumänien herrschte in den späten 30er- Jahren ein totalitäres Regime, in dem auch Intellektuelle nationalistisch und antisemitisch gesinnt waren. Er bezieht sich auch auf die Zeit, als Frankreich im Zweiten Weltkrieg besetzt war. 

Motiv 

  • Identitätsverlust/-wechsel,
  • Verwandlung („Nashornitis“ steht für willenlose Gesellschaft),
  • Humanismus verkörpert durch Behringer

Personen:
Alle Figuren, mit Ausnahme Behringers und des Logikers, erfüllen ein bestimmtes gesellschaftliches Schema. Als Gesamtheit stellen sie eine Art kleinen gesellschaftlichen Querschnitt dar.
 
Protagonisten:
Behringer: Er ist ein dem Alkohol zugeneigter Angestellter und nimmt eine Gegenposition zu den anderen Figuren des Stückes ein. Er stellt sich gegen die Nashörner.
 

Antagonisten: 

  • Hans: Freund von Behringer, aber auch sein Gegenspieler. Seine Ideale sind nur Fassade und somit hat er auch kein Problem, sich in ein Nashorn zu verwandeln.
  • Daisy: Chefsekretärin des Unternehmens, in welchem auch Behringer arbeitet. Behringer liebt sie und sie auch ihn. Sie verlässt ihn aber schlussendlich, weil sie die Kraft der Nashörner der Schwäche der menschlichen Liebe vorzieht.
  • Stech: Stellvertretender Chef des Büros, in welchen Behringer arbeitet. Er ist ein Akademiker und übersieht die Gefahr, welche von den Nashörnern ausgeht. Er glaubt, ein friedliches Nebeneinanderleben sei die beste Umgangsform. Auch er verwandelt sich in ein Nashorn.
  • Wisser: ist ein ehemaliger Lehrer und Angestellter in dem Unternehmen, in welchem auch Behringer arbeitet. Er glaubt, immer alles besser zu wissen und ist der Arbeiterbewegung zugehörig. Er verwandelt sich in ein Nashorn, um „mit der Zeit zu gehen“.
  • Herr Schmetterling: Chef von Behringer. Sein einziger Gedanke gilt der Arbeit. Auch er verwandelt sich schließlich in ein Nashorn.
  • Logiker: Er verkörpert die Ungereimtheiten und sinnlosen Ansätze von Stech, Hans und Wisser. Auch er verwandelt sich im letzten Akt zum Nashorn.  
 

Raum:
Das Stück ist in 3 Akte geteilt und 4 Schauplätze.  

  • Platz in einer kleinen Provinzstadt: Ein kleiner Platz mit einem Händler, einem Wirt und einer Straße. Hier erfolgt die erste und zweite Begegnung mit einem Nashorn.
  • Das Büro eines juristischen Verlagshauses: Die Firma, in der Behringer arbeitet. Hier findet eine Diskussion über die Realität der Nashörner statt, bis ein Nashorn die Treppe einreißt. 
  • Zuhause von Hans: Behringer ist auf Besuch bei seinem Freund Hans. Dieser fühlt sich nicht gut und verwandelt sich im Laufe des Aktes in ein Nashorn. 
  • Zuhause von Behringer: Hier endet das Stück mit der Diskussion, ob die Nashörner gut oder böse sind. Stech und Daisy, welche zu Besuch sind, verwandeln sich zuletzt in Nashörner. Behringer bleibt alleine zurück. 
 
Zeitgestaltung
Das Stück erstreckt sich über einen Zeitraum von ein paar Tagen. Die Handlung verläuft dabei geradlinig und es gibt keine relevanten Zeitsprünge.


Dramatisierende Techniken: 

  • Figurencharakterisierung: Alle Figuren sprechen Hochdeutsch. Der Autor behält sich vor, vor dem ersten Auftreten der Figur sie jeweils auf das Genaueste zu beschreiben. Das Sprachverhalten, die Kleidung und Aussagen entsprechen dem jeweiligen Beruf bzw. Bildungsgrad. 
  • Fremd/Eigenkommentare: Keine Selbstgespräche, außer Monolog am Schluss. 
 
Wirkungsabsichten:
Auch wenn es im Buch des Öfteren so scheint, als wolle Ionesco an eine bestimmte Massenbewegung in der Geschichte anspielen, beispielsweise jene in Frankreich zu dieser Zeit oder die der Nazi, erklärt er später selbst, dass es nicht auf eine bestimmte Ideologie bezogen, sondern als generelle Kritik an Massenbewegungen gemeint sei. Das Stück zeigt das Umsichgreifen von Massenwahn. Das Stück übt Kritik an sämtlichen totalitären Regimen, am Verhalten des Volkes, das widerstandslos und aus Angst vor dem Regime, als einheitliche Masse (Nashörner, welche nach vorne stürmen) folgt. Es soll auch als Denkanstoß, Verantwortung zu übernehmen, dienen, was an Behringer erkennbar ist.


Intertextuelle Bezüge 

  • Tagebücher von Ionesco,
  • Metamorphose (Ovid),
  • Kafka (Verwandlung),
  • Schriften der französischen Existentialisten (Satre, Camus) 
 
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