Disparitäten (Ungleichheiten am Beispiel Brasiliens)

Schlagwörter:
Brasilien, Regionale Disparitäten, Soziale Disparitäten, Ursachen und Überwindung, Referat, Hausaufgabe, Disparitäten (Ungleichheiten am Beispiel Brasiliens)
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Referat

Disparitäten und ihre Überwindung am Beispiel Brasilien

Gliederung

  1. Regionale Disparitäten
  2. Soziale Disparitäten
  3. Ursachen und Überwindung
  4. Zusammenfassung

(Disparitäten = Ungleichheiten, Unterschiede, man differenziert regionale D., soziale bzw. wirtschaftliche D.)

  • Staatsgebiet Brasiliens erstreckt sich zwischen dem 5° nördlicher und dem 33° Südlicher Breite sowie dem 35° und 74° westlicher Länge.
  • Staatsfläche: 8.511.965 km² (47% der Fläche Südamerikas; 5. größter Staat der Erde) Brasilien lässt sich in drei Großlandschaften unterteilen: Bergland von Guayana im Norden; Amazonasbecken in Zentralbrasilien;Brasilianisches Berg und Tafelland (Savanne/Trockenwälder).
  • Klima: im Norden Tropisches Regenwald Klima; Savannen Klima (mind. 18° C.) im Innern des Kontinents; gemäßigtes Klima im Südosten bis feuchtgemäßigtes Klima im Süden (18° bis –3° C.).


1. Regionale Disparitäten:
Die unterschiedliche Verteilung von Wirtschaft und Bevölkerung ist u.a. bedingt durch die Kolonisation (16.Jhnd.). Küstenregionen als Anlaufstelle der Kolonisten (Häfen, Warenumschlagplätze etc. ergeben günstige Wirtschaftsstandorte) sind weiter entwickelt, was immer mehr Menschen dorthin zog/zieht.

  • Städtedreieck Sao Paolo - Belo Horizonte - Rio de Janeiro ist der Ballungsraum der brasilianischen Wirtschaft und Bevölkerung
  • Auch agrarische Schwerpunkträume finden sich vor allem im Südosten, in Küstennähe (wegen absoluter Exportwirtschaft während der Kolonisation und günstigen klimatischen Bed.)
    • Binnenwanderung und Verstädterung sind die schwerwiegendsten Folgen der regional ungleichen Entwicklung (Die Bevölkerungswanderungen aus dem armen Nordosten in die großstädtischen Zentren des Südostens führt zu infrastruktureller Überlastung, Umweltverschmutzung, Expansion der Elendsviertel (Favellas) )


2. Soziale Disparitäten:
Größte Einkommensdifferenzen der Welt, die10% der Reichsten erwirtschaften 50% des Gesamteinkommens, die ärmste Hälfte der Bevölkerung erwirtschaftet 30 % des Gesamteinkommens. Dabei gibt es noch große Differenzen innerhalb der genannten Untergliederungen.

  • Disparitäten auch in der Landwirtschaft: riesige Viehzuchtbetriebe im Gegensatz zu Kleinbauern und besitzlosen Landarbeitern (Saisonarbeiter), wobei die beiden Letztgenannten die große Masse ausmachen.
    Ländliche Armut, Landflucht, vor allem Abwanderung in die Großstädte


3. Ursachen und Überwindung:
Brasilien wurde 1500 von Pedro Calvarez für Portugal in Besitz genommen.

  • Rohstoffvorräte im Landesinnern blieben unentdeckt, man begann aber an den Küsten mit Abholzung und Export des wertvollen Brasilholzes. 30 Jahre war es der einzige nennenswerte Wirtschaftsfaktor.
  • Wegen sinkender Nachfrage fällt der Preis, wichtigster Wirtschaftsfaktor wird nun der Zuckerrohranbau (Nordküste)
  • Erst 1700 werden die Rohstoffe im Landesinnern erschlossen. Die Wirtschaft konzentriert sich ab diesem Zeitpunkt auf Gold- und Edelsteinausfuhr
  • Ab 1780 beginnt die Wirtschaft sich auf Kaffe- und Kautschukexport zu konzentrieren (1880: 50% der weltweiten Kaffeernte). Damals verlagerte sich der Wirtschaftsschwerpunkt Brasiliens aufgrund der besser geeigneten klimatischen Verhältnisse nach Südosten, wo riesige Kaffeplantagen entstanden.
    • Je nach dem Stand der Weltmarktpreise wechselten sich verschiedene Produkte ab, die die Brasilianische Wirtschaft eindeutig dominierten. Aus dieser „Monokulturellen Wirtschaftsweise“ und der Exportorientierung resultiert eine gravierende Abhängigkeit vom Weltmarkt. Die Exportwirtschaft fördert besonders Küstenregionen
  • Wegen der ausschließlichen Exportorientierung der Wirtschaft mussten benötigte Güter in wachsenden Mengen teuer importiert werden. 1930 stiegen die Importpreise im Zuge der Weltwirtschaftskrise ins Unermeßliche
    • Auch die Kaffeepreise fallen, die brasilianische Wirtschaft bricht ein und es kommt zur Revolution
  • Als Reaktion auf die wirtschaftliche Schieflage beginnt man mit einer Politik der „Importsubstituierenden Industrialisierung“. Die Industrialisierung sollte durch staatliche Eingriffe ins Wirtschaftssystem vorangetrieben, die Importe durch Eigenproduktion ersetzt werden.
    • Daraufhin stieg die Industrieproduktion um durchschnittlich 10% pro Jahr. Der Konsumgüterbedarf kann weitgehend aus der Eigenproduktion gedeckt werden (Importsubtitution)
      Die Disparitäten zwischen Inland und Küstengebieten wurden größer, da die Industrialisierung auf vorhandenen Infrastrukturen aufbauen muss (Industrieansiedlung überwiegend im Südosten).
      Der Nordosten wurde vernachlässigt und zum „Armenhaus Brasiliens“
  • Aufgrund steigender Produktionskosten kommt die Importsubstitution zum erliegen und 1956 geht der demokratisch gewählte Präsident Kubitschek zur Politik der „Exportorientierten Industrialisierung“ über. Dies bedeutet Förderung von Industrie und Export sowie die Öffnung des brasilianischen Marktes für ausländisches Kapital.
  • Zur Überwindung der räumlichen Disparitäten (und als Prestigeobjekt) ließ Kubitschek eine Großstadt mitten im Regenwald des Landesinneren bauen. Brasilia sollte die neue Hauptstadt sein (ist sie auch!)
  • Das 1964 gewaltsam an die Macht gekommene Militärregime führte Kubitscheks Politik noch Konsequenter fort( z.B. Streikverbot, Steuererleichterungen für Unternehmen)
    • Es folgte ein –durchaus beabsichtigter – Anstieg der sozialen Disparitäten, kann doch, dem „Technokratischen Modernisierungsmodell“ zufolge, nur eine Konzentration des Kapitals auf eine kleine Gesellschaftsschicht zu Investitionen und Wirtschaftswachstum führen.
      Es setzte tatsächlich ein Wirtschaftsboom ein.
  • Zur Ausbeutung der reichen Rohstoffvorkommnisse und zur Überwindung der Disparitäten beschloß die Militärregierung die Erschließung Amazoniens. Es wurden die infrastrukturellen Maßnahmen –Straßenbau, Eisenbahnbau, Kraftwerkbau usw- ergriffen, bevor das Projekt der Agrarkolonialisierung in Angriff genommen wurde.
  • Dieses Projekt sah vor, entlang den Straßen Siedlungen einzurichten und mittellosen Siedlern (möglichst aus dem armen Nordosten) ein Stück Land zur Bearbeitung zu überlassen. Tatsächlich verlagerten sich die Siedlungsgründung auf sogenannte „Entwicklungspole“, meist in unmittelbarer Umgebung industrieller Großprojekte (wie den Erzminen in Carajas u.a.) Diese Großprojekte lockten viele Siedler auf der Suche nach Arbeit an. Es entstanden Slums im Umkreis solcher Projekte.
    • Die Erträge der Siedler waren aufgrund der Regenwasser-Erosion (Abtragung der nährstoffreichen Humusschicht) nicht oder nur kurz ergiebig. Auf der Suche nach einem Job verließen die Siedler die Siedlungsgebiete, die Agrarkolonisation und Erschließung des Landesinneren schlug weitgehend fehl.
      Die zahlreichen Mammutprojekte im Landesinneren (Mienenbau, Dammbau, Zellulosegewinnung usw.) welche die Wirtschaft ankurbeln und einen Selbstverstärkungseffekt auslösen sollten, konnten nur mit Aufnahme horrender Auslandschulden verwirklicht werden. Damit steuert sich Brasilien immer weiter in die Schuldenfalle, zur Zeit betragen Brasiliens Auslandsschulden ca. 117 Mrd. US-Dollar. Da die Großprojekte auch nur zeitweise örtlich begrenzte Fortschritte darstellten, die Schuldzinsen aber andererseits sehr hoch sind, waren die Projekte insgesamt nicht wirtschaftlich. Brasilien ist heute der am höchsten verschuldete Staat der Erde.
  • Eine weitere Maßnahme gegen die Disparitäten hat seit 1985 immer wieder die innerbrasilianische Debatte bestimmt: Die Agrarreform. Damals wurde geplant, bis 2000 die ungenutzten Agrarflächen an 7 Mio. Familien zu verteilen. Mit Hilfe staatlicher Kredite mit besonders günstigen Bedingungen sollten sie eine Existenz aufbauen. Aufgrund von Korruptionsaffären, ungeklärten Zuständigkeiten und häufigen Etatkürzungen so wie dem Druck der machtvollen Verbindung der Großgrundbesitzer Brasiliens wurde dieses Projekt nicht entschlossen genug angegangen und verlief im Sande.


4. Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Disparitäten, wie sie häufig in Entwicklungs- und Schwellenländern vorzufinden sind hauptsächlich durch die Auswirkungen der Kolonialzeit, durch geographische Bedingungen (Klima, Flüsse, Küsten etc.), aber auch durch politisches Fehlmanagement entstehen bzw. gefördert werden. Ein Rezept zu ihrer Überwindung ist schwer zu entwickeln, da ihre Ursachen sehr vielseitig sein können.
Im Zusammenhang mit den entwicklungslandtypischen Problemen (wie Überschuldung...) ist ihre Überwindung kaum durchführbar. Auch eine künstlich vorangetriebene, „übereilte“ Industrialisierung vergrößert die Disparitäten eher, als die Mittel zu ihrem Ausgleich zu erbringen.

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