Aggression - Ursachen und Ausdrucksformen

Schlagwörter:
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Aggression: Ursachen und Ausdrucksformen

Politik / Soziales: Aggression: Ursachen und Ausdrucksformen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. a. Was ist eigentlich Aggression? 
    b. Und was ist Aggressivität?
  3. Die Vergangenheit der Verhaltensforschung
  4. 1. Die wichtigsten soziologischen Thesen heute:
     a. Die Frustrations-Aggressions-Hypothese
     b. Die Lernpsychologische Theorie von A. Bandura und H. Selg
     c. Die Gefühls- oder Aktivierungstheorie nach Schachte
    2. Thesen, die zwar widerlegt, aber trotzdem weit verbreitet sind:
     a. Die Trieb- oder Hydrauliktheorie nach K. Lorenz
  5. Eine biologische Theorie für die Entstehung von Aggression
  6. Die verschieden Arten und Ausdrucksformen von Aggression und Aggressivität
    a. Nach außen gerichtete Aggression
    b. Nach innen gerichtete Aggression
    c. Instrumentelle Aggression
    d. Krankhafte Aggressivität
  7. Fazit
  8. Literaturverzeichnis


1. Vorwort
Jeder Mensch stellt an sich selbst Aggressionen fest, jeder ist in bestimmten Situationen aggressiv, oft, ohne selbst den Grund zu kennen. Und doch muss es einen Grund geben, eine biologische Erklärung, eine psychische, für die Entstehung dieser Gefühle. Schon seit Jahrhunderten beschäftigt diese Seite der Menschen Forscher, Wissenschaftler, Psychologen und Biologen. So dass es heute verschiedene Theorien gibt, die von ganz unterschiedlichen Standpunkten aus vertreten werden.


2a. Was ist eigentlich Aggression?
Im Lexikon wird Aggression als affektbedingtes Angriffsverhalten des Menschen bezeichnet, als völkerrechtswidrige Angriffshandlung eines Staates oder als gegen einen Rivalen gerichtete Angriffshandlung bei Tieren.
Übersetzt bedeutet das lateinische „aggredi“ aber nur herangehen, in Angriff nehmen, hat also eine durchaus auch positive Bedeutung. Und doch scheint diese Seite vergessen zu sein, wenn wir heute von Aggression sprechen, ist diese grundsätzlich negativ gemeint. Dabei dient sie bei Tieren sehr wohl der Lebenserhaltung, „Morden um zu überleben“, dieses gilt für fast alle fleischfressenden Tiere in freier Wildbahn. Der Mensch hat dieses jedoch nicht nötig. Als Mischung aus beidem kann Aggression definiert werden als Verhalten, das aus den unterschiedlichsten Gründen Körper, Psyche oder Besitz eines anderen verletzt.


2b. Und was ist Aggressivität?
Aggressivität ist die Grundlage der Aggression, dabei kann sie aus verschiedensten Gefühlen bestehen, denn meistens spielen mehrere Faktoren zusammen. Ärger, Zorn, Wut, Gereiztheit und oft auch Hass sind genauso Auslöser wie Neid und Eifersucht. Sogar von anderen als Kleinigkeiten empfundene Dinge wie ein Verstoß gegen die guten Sittenkönnen bei einem Menschen Aggressionen erzeugen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Aggression immer aus Aggressivität entsteht, dass aber längst nicht jede Aggressivität Gewalt hervorruft. Vielmehr wird diese, wie beim Tragen einer Maske, oft hinter betonter Freundlichkeit versteckt. So kann es vorkommen, dass Feldherren, die für den Tod von mehreren tausend Menschen verantwortlich sind, doch als Kunstliebhaber und ausgesprochen feingeistige Charaktere beschrieben werden, zum Beispiel Offiziere im zweiten Weltkrieg. (K. Scherer: Der aggressive Mensch)


3. Die Vergangenheit der Forschung nach den Ursachen der Aggression
„Die Möglichkeit, Gewalt zu üben ist heute größer denn je, aber die aggressiven Triebkräfte des Menschen sind deswegen nicht gleich stärker als in früheren Jahrhunderten. Vielmehr sieht der Mensch Gegenwärtiges stärker als Vergangenes. Wie bedrohlich Aggression heute auch sei, eine Erscheinung unsere Zeit ist sie nicht.“ (Scherer, K.R., Der aggressive Mensch, S.20)

Schon Ende des 16. Jahrhunderts beschäftigte sich Michel de Montaigne mit Aggression beim Menschen, er war der Meinung, die Natur selbst habe dem Menschen einen Trieb zur Unmenschlichkeit mitgegeben. (1580) Hobbes im 17. Jahrhundert sah den Charakter des Menschen ebenfalls sehr negativ, er bezeichnete den Menschen sogar als „des Menschen Wolf“. Einer der bekanntesten Verhaltensforscher des 20. Jahrhunderts war ohne Zweifel Sigmund Freud. Und doch, seine Thesen werden auch angezweifelt. Ähnlich de Montaigne sah er Krieg und Gewalt als Naturgesetze. Seiner Meinung nach ist der Mensch mit einem grundlegenden, menschlichen Aggressions- und Zerstörungstrieb genannt Thanatos oder Todestrieb ausgestattet. Dieser sei der Ausdruck aller belebten Materie, in einen unbelebten Zustand zurückzukehren. Im Kampf gegen Eros(Lebenstrieb) führe er zur Selbstzerstörung, wenn seine Energien nicht nach außen gelenkt werden. Dies würde bedeuten, dass die Zerstörung anderer notwendig sei, um Selbstzerstörung zu verhindern. In den 70er Jahren unseres Jahrhundert beschäftigten sich Forscher wie Konrad Lorenz, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Friedrich Hacker und Erich Fromm mit den Themen Aggression und Aggressivität. Fromm war der Meinung, nur der Mensch sei im Gegensatz zu den meisten Tieren ein wirklicher Killer, denn nur der Mensch scheint Lustgefühle zu empfinden, wenn er Leben grundlos und nur um der Zerstörung Willen vernichtet, Eibl-Eibesfeldt schrieb 1991 in seinem Das verbindende Erbe: „Zunächst einmal zeigt bereits der kleine Säugling Aggressionen. Er kämpft mit anderen Säuglingen um den Besitz von Objekten, und er verteidigt mit großem Eifer den Platz an der Brust der Mutter.“ Auch entwickelt sich die Fremdenfurcht bzw. -ablehnung im Alter von 6-8 Monaten auch ohne schlechte Erfahrung, sie muss also eine Art angeborener Schutzmechanismus sein. Er fand auch Beweise für seine Theorie der angeborenen Aggression in verschiedenen, bei allen Menschen vererbten Verhaltensregeln: So zum Beispiel das Drohstarren das auf der ganzen Welt verbreitet ist: Der Verlierer senkt den Kopf und schmollt, dabei wirken Kontaktverweigerung, Schmollen und Weinen als universelle Beschwichtigung, die Aggressionen wie Auslachen und Spotten hemmen. Auch beschimpfen die Buschleute einander in ähnlicher Weise wie wir, es gibt ebenso Eifersüchteleien, Ehebruch und Liebschaften, die zu Streit führen.

Friedrich Hacker sah die Ursachen mehr im Umfeld des Menschen, besonders aggressionsfördernd wirken seiner Meinung nach Mechanismen wie Vereinfachung, Dramatisierung und Polarisierung. 1985 veröffentlichte Richard Herrenstein seine These, dass räuberische Kriminalität genetisch bedingt sei, doch Untersuchungsgrundlagen und Beweise waren bewusst gefälscht und somit ungültig.

Der FOCUS 30/93 veröffentlichte die Forschungsergebnisse Hans Brunners. Dieser hatte an Männern einer holländischen Familie eine Häufung von Gewaltschüben festgestellt, für die ein Defekt eines Gen-Abschnittes verantwortlich war, der wichtig für Abbau von Neuro-Transmitttern (Übermittlungsstoffen im Hirn) ist. Allerdings ist nicht sicher, ob man diese These verallgemeinern kann.


4.1. Die wichtigsten soziologischen Thesen heute:

a. Die Frustrations-Aggressions-Hypothese
Diese These sieht die Entstehung der Aggression als Folge von Frustration, das heißt, die Nichterfüllung einer Hoffnung macht uns aggressiv. Aber nicht jeder reagiert gleich aggressiv, wenn er enttäuscht ist. Dies wird mit der so genannten Frustrationstoleranz erklärt, die bei manchen Menschen, aber auch bei ganzen Völkern im Vergleich höher liegt als bei anderen. Allgemein gilt: Wut, Ärger oder Angst erhöhen zwar die Bereitschaft zu aggressiven Handlungen, aber nicht jeder Frust erzeugt gleich Gewalt.

b. Die Lernpsychologische Theorie von A. Bandura und H. Selg.
Gelernt wird, wie man mit dem aufkommenden Aggressionstrieb umgeht, erlernte Bewältigungsmuster bestimmen Umgang mit unangenehmen Emotionen. Wer bei seinen Eltern in frühester Kindheit erfährt, dass diese bei
Problemen gleich die Nerven verlieren und aggressiv werden, empfindet dies als normal und wird sich als Erwachsener mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso verhalten. Genauso werden Kinder, die bei ihren Eltern gesehen haben, dass diese ruhig reagieren und nach Auswegen suchen, nicht selbst zum Spielball ihrer Aggressionen, sondern können sich vernünftig und sachgerecht verhalten. Gerade in der Kindheit wird der Umgang mit Aggressionen durch die zu erwartenden Konsequenzen beeinflusst. Das Ausleben destruktiver Impulse wird durch äußere und innere Kontrollmechanismen verstärkt oder gehemmt.

Wenn Aggression aber gelernt wird, wie jedes andere Verhalten auch, so besteht die Möglichkeit des aggressionsfreien Menschen in einer eben solchen Gesellschaft. Zum Wechselspiel zwischen Autorität und Gehorsam, wie es zum Beispiel zwischen Eltern und Kind, aber auch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herrscht, zwei bekannte Experimente:


Das Milgram Experiment:
Auf der Straße angesprochene Menschen, wurden gebeten, einer anderen Person Fragen zu stellen, und bei falschen Antworten die andere, nicht sichtbare Person mit Elektroschocks zu bestrafen. Was die Probanden nicht wussten, war, dass keine andere Person existierte, Antworten und Schmerzensschreie kamen vom Band. Zwei Drittel der Versuchspersonen in den USA und sogar 85% in Deutschland steigerten die Bestrafung bis zum tödlichen Schock von 450 Volt. Obwohl sich die Mehrheit unsicher war, ob sie das Richtige tat, gehorchtem sie dem Versuchsleiter, einige genossen sogar die Macht, die sie über die scheinbar existente, andere Person hatten.

Einen ähnlichen Weg schlägt das so genannte Zimbardo-Experiment ein:
Studenten wurden per Los zu Häftlingen oder Wärtern bestimmt. Schon nach kurzer Zeit fingen die „Wärter“ an, die „Häftlinge“ zu quälen und zu schikanieren, um so ihre eigene Stellung bis zu der des Aufsehers zu verbessern. Das Experiment musste schließlich abgebrochen werden, um die Häftlinge nicht zu gefährden.

Diese Experimente zeigen, dass die jeweilige Situation in der wir uns gerade befinden, unser Handeln stärker bestimmt als Persönlichkeitseigenschaften und ethische Normen.

c. Die Gefühls- oder Aktivierungstheorie nach Schachte
Gleichgültig ob der Mensch Freude, Glück, Wut oder Trauer empfindet, dieses erregt das Nervensystem, so dass diese Gefühle in Aggression umkippen können. Das bedeutet, dass jede empfunden Emotion auch eine Gratwanderung ist.


4.2. Thesen, die zwar widerlegt, aber trotzdem noch weit verbreitet sind

a. Die Trieb- oder Hydrauliktheorie von K. Lorenz
K. Lorenz sieht die Aggression als Instinkt, der unter normalen Bedingungen bei Tieren lebens- und arterhaltend wirkt, beim Menschen jedoch eine verderbliche Wirkung hat. Seine Theorie besagt, dass die Aggression aus einem Menschen hervorbricht, ohne dass eine äußere Ursache erkennbar ist. Er ist der Ansicht, dass Wut und Hass sich immer wieder im Menschen aufladen, wird kein Ventil gefunden, platzt die Seele wie ein überhitzter Dampfkessel. Der Mensch sucht nach Ersatzauswegen und findet diese in Gewalttaten, Krieg, etc. Das Ausleben der Angriffslust dient der Aufrechterhaltung der psychischen und physischen Gesundheit des Menschen. Man spricht vom Dampfkessel der Aggressivität. Diese Theorie ist zwar weit verbreitet und wird gerne akzeptiert, weil nicht der Mensch schuld ist, es liegt ja in seiner Natur, die Aggression wäre somit eine unausrottbare Geißel der Menschheit. In der Psychologie aber ist dies weitgehend widerlegt und wird von vielen Forschern sogar für gefährlich gehalten, da sie jede Gewalt als Laune der Natur rechtfertigt.

Generell haben die meisten Verhaltensforscher heute Zweifel an einer rein typologisch, bzw. rein umweltbedingten Erklärung, da mehrere Faktoren zusammenspielen.


5. Eine biologische Theorie für die Entstehung von Aggression
Für die Entstehung von Aggression ist ein Teil des Hirns wesentlich verantwortlich, der Hypothalamus. Dieser gehört zum so genannten alten Teil unseres Hirns, den wir mit den meisten Tieren gemeinsam haben. Durch die Anbringung von Mikroelektroden am Hypothalamus erzeugte Reizungen führten bei Versuchstieren zu Aggressionen. Zerstörende Eingriffe in bestimmte Teile des Hypothalamus führten dagegen zu einer deutlichen Abnahme aggressiver Verhaltensweisen, bewirkten aber auch den völligen Verlust der emotionalen Reaktionsfähigkeit. Ebenfalls maßgeblich beteiligt an der Entstehung von Aggression ist die Hirnrinde. Wurde sie entfernt, zeigten die Versuchsobjekte kürzere, aber auch unkontrollierbare Aggressionen. Forscher sind sich nicht sicher, ob Aggression als Krankheit bezeichnet werden kann, die biologisch gebräuchliche Definition von Aggression ist „Abweichung von der Norm“.


6. Die verschieden Arten und Ausdrucksformen von Aggression und Aggressivität

a. Nach außen gerichtete Aggression
In den meisten Fällen richtet sich Aggression nach außen, gegen andere Menschen oder gegen Sachen. Dies drückt sich in verbalen Beleidigungen, wie Spott oder übler Nachrede aus, oder auch in Gewaltanwendungen, in Prügeleien oder in der Zerstörung von Gegenständen. Manchmal wird diese Aggression aber auch hinter betonter Freundlichkeit versteckt, das Dauerlächeln des Gegenübers kann also auch nur eine Maske sein.

b. Nach innen gerichtete Aggression
In der Umkehrung des gesunden Selbsterhaltungstriebs richtet sich Aggression auch manchmal gegen die eigene Person. So sind Alkoholismus, Drogen-, Tabletten- oder auch Esssucht oft nur der Ausdruck nach innen
gerichteter Aggression. Die extremste Form ist, wie bei der nach außer gerichteten Form der Mord.

c. Instrumentelle Aggression
Diese Ursache stellt die Aggression in den Dienst einer Sache, meist dient sie der Durchsetzung eigener Ziele. Deswegen ist diese Art der Aggression auch häufig die Ursache von Autounfällen, Selbstverteidigung, das Beweisen der eigenen Stärke verführt Autofahrer zu unvorsichtigem Fahren, zu Rennen. So wird das Auto oft zum Mordinstrument über das der Fahrer die Kontrolle verloren hat.

d. Krankhafte Aggressivität
Diese Form der Aggressivität bedeutet für den Betroffenen und besonders für seine Familie oftmals die Hölle auf Erden. Während sie normalerweise versteckt vor der Öffentlichkeit ihre Aggressivität ausleben, treten
diese Personen in Schreckenszeiten von Revolutionen und Kriegen und besonders in Zeiten von Nationalismus und Stalinismus hervor, sie werden gerade dann in Positionen gebracht, in denen sie ihre Triebe ausleben
können und oft noch mit Lob überhäuft werden. Der Übergang zwischen „normaler“ und krankhafter Aggressivität ist oft fließend und auch für erfahrene Psychologen nur schwer festzustellen. Meist tritt diese Art der anomal großen Aggressivität zusammen mit einer anomal großen Angst auf, viele Lustmörder und Folterer sind angstgequälte Menschen.


7. Fazit:
Aggression nicht nur ist ein Phänomen unserer Zeit, sondern eins, dass den Menschen schon immer begleitet hat, und auch begleiten wird. Egal, ob es nur negative oder auch positive Seiten gibt, der Wunsch nach einer aggressionfreien Gesellschaft wird sicher noch viele Generationen beschäftigen.


Literaturverzeichnis

  • Eibl-Eibesfeldt, I., Das verbindende Erbe, Köln 1991 aus: Thema Gewalt, 3. Auflage, Stuttgart 1994
  • Eibl-Eibesfeldt, I., Krieg und Frieden aus der Sicht der Verhaltensforschung, München 1975
  • Hacker, F., Aggression, Die Brutalisierung der modernen Welt, Wien-München-Zürich 1971
  • Kals, H., Versetz Dich mal in seine Lage, Wie man mit Aggressionen fertig wird, Basel-Wien 1985
  • Scherer, K. R., Der aggressive Mensch, Ursachen der Aggression in unserer Gesellschaft, Königsstein/Ts. 1979
  • Zeltner, E., Kinder schlagen zurück, Jugendgewalt und ihre Ursachen, Berlin 1993
  • Meyers Lexikon in drei Bänden, LexiROM, Microsoft 1995

 

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