Schiller, Friedrich - Don Karlos (Monolog der Prinzessin von Eboli 9. Auftritt des 2. Aktes)

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Friedrich Schiller, Analyse, Interpretation, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Don Karlos (Monolog der Prinzessin von Eboli 9. Auftritt des 2. Aktes)
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Referat

Don Karlos von Friedrich Schiller - Monolog der Prinzessin von Eboli (9. Auftritt des 2. Aktes)

Analyse:
In der Szene tritt die Figur der Prinzessin von Eboli, Hofdame der Königin, allein auf. Sie führt einen Monolog vor mit in den Regieanweisungen angegebener Mimik und Gestik. Eboli hegt Gefühle für Don Karlos, welche sie ihm im Akt zuvor bei einem von ihr organisierten Treffen heimlich gestand, musste jedoch feststellen, dass die Liebe des Thronfolgers einer anderen als ihr gilt. Don Karlos hat gerade den Raum verlassen. Die Prinzessin bleibt ziemlich aufgewühlt zurück.

Durch das Bekanntwerden der Gefühle, die Eboli gegenüber Don Karlos empfindet, kommt ein völlig neuer Aspekt der Handlung zutage. Die bisherige einfache Struktur, Karlos liebt Elisabeth, erhält eine zusätzliche Variation. Die Neugier des Zuschauers wird geweckt, inwiefern dieser Aspekt sich auf den Handlungsverlauf auswirkt. Eine neue Spannung wird erzeugt, da alles Bisherige förmlich über den Haufen geworfen wird.
Die Protagonistin der Szene wurde gerade von ihrem Angebeteten zurück gewiesen und ist völlig aufgewühlt. Sie musste feststellen, dass ihre Gefühle nicht erwidert werden und sie eventuelle Signale, welche sie vorher zu erkennen glaubte, völlig falsch gedeutet hat.

Am Anfang des Monologes zeigt sich deutlich der Schock, unter welchem die Prinzessin steht. Sie fühlt sich entblößt, zurückgestoßen (Z. 1884 – 1887: „Da steh ich … - verstoßen, verworfen -). Nach einer Pause (s. Regieanweisung) besinnt sie sich. Langsam werden die Worte deutlich, die Don Karlos ihr gegenüber sprach und fügen sich zu einem Ganzen zusammen. Die anfängliche Verwirrung weicht. Sie erkennt, dass „er liebt. … Er hat es selbst bekannt.“ ( Z. 1887-1889). Im darauffolgenden Abschnitt (Z. 1890-1902) versucht Eboli, die Puzzleteile aneinanderzufügen, sie stellt Überlegungen an, wem die Liebe des Prinzen gelten könne, bis sie plötzlich von der Erkenntnis überrascht wird (nach Innehalten im Gedankengang gem. Regieanweisung Z. 1903-1910).Sie entdeckt, dass Don Karlos in seine Mutter, die Königin Elisabeth verliebt sein muss. Diese Erkenntnis trifft sie schwer, durch die Wortwahl zeichnet sich ein eindeutiger Stimmungsumschwung ab: von vorher verzweifelt, grüblerisch – nun plötzlich wütend („Oh, ich Rasende“, Z. 1903), tobend.

Die nächste Sequenz (Z. 1911-1929) wird wieder durch eine Pause eingeleitet (Stillschweigen), auch hier verändert sich wieder die Stimmung. Indem sie wieder grüblerisch wirkt, allerdings diesmal von negativen Stimmungen erfüllt, hegt sie einen bösen Verdacht gegen Elisabeth, dass diese Karlos‘ Liebe erwidert („Er wird erhört. Sie liebt!“ Z. 1927) und keinesfalls so tugendhaft ist, wie sie zu sein scheint („…Diese Heilige empfindet!“ Z. 1928).

In den darauffolgenden Zeilen 1929 – 1941 versucht Eboli, den soeben ausgearbeiteten Verdacht zu erhärten und jeglichen Zweifel auszuräumen. Missgunst und Neid („in ihrem Glanz erlösch ich. Ihrer Schönheit missgönnt ich…“ Z. 1932 ff) lassen sich unschwer erkennen. Der Zuschauer kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Prinzessin von Eboli ihren Dienst als Hofdame der Königin nicht aus Liebe zu dieser ausübt, sondern um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sie wirkt egoistisch und hinterhältig.

Dieses Bild kann sich auch im nächsten Abschnitt (Z.1940-1944) nur zum Negativen steigern, indem sie Rachegelüste hegt. Das Bild ihrer Königin hat sie für sich vom Sockel gestürzt („Ich betete sie an…“ Z. 1943). In der letzten Zeile dieses Abschnittes geht ihr auf, wie sie ihre Rache vollstrecken kann: Sie will sich an den König wenden („Der König wisse den Betrug…“ Z. 1944). In einer Besinnungspause schließlich überlegt sie sich einen Weg, wie sie den König in Kenntnis setzt („…das ist ein Weg zu seinem Ohre.“ Z. 1945). Sie geht ab. Die Szene ist zu Ende. Der Zuschauer ist schockiert vom Verhalten der Darstellerin, die anfangs als „sanfte Eboli“ von der Königin in das Stück eingeführt wurde und sich jetzt als deren Neiderin entpuppt. Man ist gespannt, welche Intrige Eboli mit ihrer Entdeckung spinnen wird, und fürchtet gleichzeitig um das Wohl Elisabeths, die als einzige in diesem Drama als tugendhafte, positive, vertrauenswürdige Person auftritt. Da der König bereits als Despot erkannt wurde, bleibt abzuwarten, wie er reagieren wird. Der Monolog steigert die Spannung der Geschehnisse, das Drama spitzt sich zu. Meinte man bisher, die Strukturen seien klar, nimmt die Handlung jetzt einen völlig anderen Verlauf. Es ist abzusehen, dass die Geschichte nicht auf ein „Happy End“ hinausläuft.

Der Monolog der Prinzessin von Eboli ist der erste in dem bisherigen Geschehen. Die Veränderung der Stimmung von der anfänglichen Verzweiflung über die Wut bis hin zu Rachegelüsten zieht sich als roter Faden durch den Text und spitzt sich dramatisch zu. Während in den ersten Zeilen (Z.1884-1887, Schock) noch unzusammenhängend in Satzfetzen gesprochen wird, lassen sich in der nächsten Sequenz (Z. 1888-1900, Überlegung) bereits kurze Sätze, allerdings immer noch von Gedanken durchzogen.) erkennen. Zusammenhängende Sätze werden immer deutlicher (Z. 1893-1910, Erkenntnis und Z. 1911-1927, Verdacht), bis schließlich ruhig und sachlich, nicht mehr aufgewühlt, erzählt wird (Z. 1928-1939, Erhärtung des Verdachtes, Z. 1940-1945, Rache). Hieraus lässt sich eindeutig die Verfassung der Protagonistin ablesen: war sie anfangs noch verstört, sind ihre weiterführenden Gedanken sehr wohl durchdacht bis hin zur Entschlussfassung. Unterstützt wird dies durch die Pausen, die in den Monolog eingearbeitet wurden. 

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