Waffen - Biologische und Chemische Waffen
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chemiewaffen kennzeichnung
Referat
Biologische und Chemische Waffen
Chemische Waffen sind meist künstlich hergestellte Giftstoffe, die gezielt zur Tötung oder Verletzung von Menschen eingesetzt werden. Sie gehören zu den ABC-Waffen. In der Chemiewaffenkonvention werden die Vorgängerstoffe, sofern sie nicht für eine andere Form der Weiterverarbeitung vorgesehen sind, und die Geräte oder Mittel der Verteilung (etwa Granaten, Sprühvorrichtungen) zu den chemischen Waffen gezählt.
Biologische Waffen sind Massenvernichtungswaffen, bei denen Krankheitserreger oder natürliche Giftstoffe (Toxine) gezielt als Waffe eingesetzt werden. Der Einsatz künstlich hergestellter Toxine ist den chemischen Waffen zuzuordnen. Momentan sind etwa 200 mögliche Erreger bekannt, die sich als biologische Waffe verwenden ließen. Seit 1972 ist durch die Biowaffenkonvention die Entwicklung, die Herstellung und der Einsatz biologischer Waffen verboten.
Chemische Kampfstoffe
Chemiewaffen werden nach der farblichen Kennzeichnung der Munition eingeteilt in:
- Blaukreuzkampfstoffe, die über die oberen Atemwege wirken;
- Grünkreuzkampfstoffe, die als Lungengifte wirken (Phosgen);
- Gelbkreuzkampfstoffe, die über Haut- oder Schleimhautkontakt in den Körper eindringen und die Zellen schädigen (Senfgas);
- Weißkreuzkampfstoffe, die als Tränengase wirksam sind (CS, CN, “chemische Keule”). Hinzu kommen die Nervengase.
Senfgas, einer der ältesten chemischen Kampfstoffe, wurde von deutschen Chemikern erfunden und im Juli 1917 zum ersten Mal an der Westfront eingesetzt. Es ist kein Gas, sondern eine ölige Flüssigkeit, die fein zerstäubt werden muss, um ihre tödliche Wirkung entfalten zu können. Eine Dosis von vier bis fünf Gramm reicht aus, um einen Menschen zu töten, aber auch noch in sehr großer Verdünnung werden Haut, Augen, Bronchien und Lungen so verätzt, dass die Wunden meist jahrelang nicht verheilen.
Weitaus wirksamer noch sind die Nervengifte (z. B. Tabun, Sarin, Soman, VX). Eines der gefährlichsten ist das geruchlose Tabun, das 1937 von einem Chemiker der IG Farben erstmals hergestellt wurde und bis heute zu den stärksten Giften zählt. Wird es eingeatmet, zerstört es in fünf Minuten das Nervensystem, nach sieben bis neun Minuten tritt der Tod ein. Schon 0,1 Milligramm in der Atemluft genügen, um einen Menschen zu töten, aber auch noch in sehr geringer Dosierung treten Muskellähmung, Herz- und Lungenversagen auf. Einziges Gegenmittel ist das Atropin, das sofort und in ausreichender Menge gespritzt werden muss. Lungengase wie z. B. Chlorgas und Phosgen bewirken eine starke Reizung der Atemwege und sind bei entsprechender Konzentration tödlich. Auch Chemikalien wie die Blausäure (zerstört die Filter von Gasmasken in drei bis vier Minuten, führt zu Krämpfen, Sauerstoffmangel, von den Nazis als Zyklon B in den Gaskammern eingesetzt) und das berüchtigte Agent Orange (eine Mischung aus hochkonzentrierten Unkrautvernichtungsmitteln) werden noch heute als Kampfstoffe in den Schreckensszenarien der Militärs vorgesehen.
Psycho- und Reizgase wie z. B. LSD-Derivate bzw. Tränengas sollen “nur” kampfunfähig machen, sie führen zu Verwirrtheit, Erbrechen, Tränen und Atemnot. Obwohl die Anwendung chemischer Kampfstoffe, genau genommen ihr Ersteinsatz, bereits seit der Genfer Konvention von 1925 verboten ist, besitzen heute nach einer Schätzung des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (Sipri) schon (bzw. noch) 37 Staaten solche Gifte. Anfang 1993 wurde aber nach vieljährigen Verhandlungen in Paris ein “Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Einsatz chemischer Waffen und über die Vernichtung solcher Waffen” unterzeichnet. Das Abkommen, dem sich Mitte 1993 bereits 137 Staaten angeschlossen hatten, trat am 13. 1. 1995 in Kraft und sieht die Vernichtung aller chemischer Waffen bis 2005 (Russland bis 2010) vor. Chemische Reizstoffe wie CS- oder Tränengas fallen nicht unter das Verbot, sie dürfen aber nicht als Mittel der Kriegsführung eingesetzt werden.
Biologische Kampfstoffe
Durch die Genfer B-Waffen Konvention der Vereinten Nationen (UN) sind auch die biologischen Kampfstoffe international geächtet, dennoch verfügt eine Reihe von Staaten darüber. Zu den biologischen Waffen zählen unter anderem Mykotoxine (Pilzgifte), Cholera-, Milzbrand- und Typhuserreger. Cholera, Typhus und Milzbrand verbreiten sich in Form von Bakterien, die allesamt sehr empfindlich auf die Umgebung reagieren. Cholera-Bakterien brauchen z. B. Wasser, in der Luft trocknen sie sofort aus. Sie sind daher, ähnlich wie die Typhuserreger, vor allem dann eine große Gefahr für Mensch und Tier, wenn sie gezielt in da Trinkwasser eingebracht werden. Beständig sind im Klima am Golf nur die Milzbrand-Bakterien. Ihre Sporen sind außerordentlich resistent gegen Austrocknung und Hitze.
Mykotoxin stammt von einem mikroskopisch kleinen Pilz ab. Dieses Gift ruft starke innere Blutungen hervor, man erbricht Blut und stirbt schließlich. Der Milzbranderreger (Anthrax) wurde 1942 auf der kleinen schottischen Insel Gruinard von der britischen Armee an Schafen erstmals erprobt. Die Insel ist bis heute verseucht, das Betreten ist noch immer lebensgefährlich. Der Erreger erzeugt nicht nur eine brandähnliche Zerstörung der Milz, sondern auch schwere innere Schäden und Lungenentzündung. Botulin-Toxin, von englischen und amerikanischen Forschern im Zweiten Weltkrieg entwickelt, kann z. B. ohne große Probleme in Lebensmittel oder Wasser gemischt werden. Es greift das Nervensystem über den Verdauungstrakt an. Die Botulin- Mikroben scheiden im Darm ein Protein aus, das in den Blutkreislauf eindringt und zu fortschreitender Lähmung führt. Schutz vor biologischen und chemischen Kampfstoffen ABC-Schutzmasken: ABC-Schutzmasken sind kein Allheilmittel gegen die Gefahr aus den Giftküchen der Chemie. Lebensrettender Inhaltsstoff der ABC-Schutzmasken ist in der Regel Aktivkohle, die mit feinsten Mikroporen mit einem Durchmesser von weniger als 0,0000002 mm die gefährlichen Kampfstoffe bindet. Schon 5 g Aktivkohle können eine innere Oberfläche von der Größe eines Fußballfeldes aufweisen. Mit Hilfe spezieller Beschichtungen (alkalische Imprägnierungen, dünne Wasserfilme, katalytisch wirkende Metalloxidgemische) lassen sich Filter den chemischen und physikalischen Eigenschaften der Atemgifte anpassen. Die Fähigkeit zur Bindung dieser Gase steigt damit teilweise stark an. Ist allerdings die tödliche Giftmischung unbekannt, so helfen nur Kombinationsfilter weiter, die aber je nach Konzentration der Kampfstoffe nach weniger als 20 Minuten bereits ausgetauscht werden müssen.
Zahlreiche Kampfstoffe haben zusätzlich die unangenehme Eigenschaft, auch durch die Haut und Schleimhäute des Körpers aufgenommen zu werden. In diesen Fällen hilft nur ein ABC-Schutzanzug. Bei modernen Ausführungen dieser Spezialanzüge sorgt eine Filterschicht zwischen zwei Stoffschichten dafür, dass Senfgas, Tabun oder Sarin nicht bis zur Haut vordringt. Die Möglichkeit Giftgasangriffe zu überleben, ist nach Ansicht von Fachleuten auch dann groß, wenn die Zivilbevölkerung vorgewarnt und gut geschützt ist. Luftdicht versiegelte Räume und Gasmasken bieten guten Schutz gegen die schnell verfliegenden Nervengifte Tabun, Sarin und Soman. Ein Problem stellt Senfgas dar, das schwerer ist als Luft und sich bei kaltem Wetter über eine Woche lang am Boden halten kann. Zur Erkennung von Kampfstoffen setzt die Bundeswehr seit einiger Zeit den Spürpanzer Fuchs ein. Der erste vollausgerüstete Spürpanzer Fuchs wurde am 8. 2. 1988 an das ABC-Abwehrbataillon 210 aus Sonthofen übergeben. Bis Mitte 1993 wurden mehr als 140 dieser rollenden ABC-Labore an die Bundeswehr ausgeliefert.
Der 1,2 Millionen DM teure und 17 Tonnen schwere Panzer besitzt eine hermetisch abgedichtete Überdruckkabine, die die Besatzung vor chemischen Kampfstoffen aller Art sowie gegen hohe Temperaturen und energiereiche atomare Strahlung schützen soll. Der bei Thyssen-Henschel in Kassel herstellte Spürpanzer erreicht mit seinem 320 PS starken Motor eine Spitzengeschwindigkeit von 105 km/h, hat eine Reichweite von 800 km und kann selbst im Wasser problemlos operieren. Herzstück des mobilen Analyselabors ist ein Massenspektrometer zur Schnellanalyse von Boden- oder Luftproben. Jedem Kampfstoff entspricht ein typisches Massenspektrum, das ihn wie ein Fingerabdruck verrät. Ein bordeigener Computer vergleicht das gemessene Spektrum sekundenschnell mit hunderten gespeicherter Giftgas- und Kampfstoffspektren. Bei erfolgreicher Fahndung schlägt das System per Bildschirm und Drucker Alarm.
Literaturhinweise:
- H. Volz: Überleben unter ABC-Bedingungen. Walhalla und Praetoria Verlag, Regensburg 1985.
- J. Rotblat: Strahlungswirkungen beim Einsatz von Kernwaffen. Berlin Verlag, Berlin 1986.
- Der Reibert. Praktischer Dienst und Unterricht in der Bundeswehr. Ausgabe Heer. Verlag Mitler & Sohn, Frankfurt/Main.
- I. Brusis (Hrsg.): Weg mit dem Teufelsdreck. Für ein weltweites C-Waffen-Verbot und ein chemiewaffenfreies Europa. Bund Verlag, Köln 1989.
- M. Kieper, J. Streich: Biologische Waffen: Die geplanten Seuchen. Gene, Gifte und Mikroben gegen Menschen. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1989.
- AG Naturwissenschaften Sozial (Hrsg.): Biozide. Chemische Waffen und Pflanzenschutzmittel. Soznat Materialien für den Unterricht, Marburg 1992.
Quellenangabe:
- Bertelsmann Discovery 2000, Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, Gütersloh
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