Minnesang - Form der gesungenen Liebeslyrik

Schlagwörter:
Adel im Hochmittelalter, Ritterstand, Minne, Geschichte des Minnesangs, Entstehung, wichtige Dichter dieser Zeit, Gattungen des Minnesangs, Referat, Hausaufgabe, Minnesang - Form der gesungenen Liebeslyrik
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Referat

Minnesang

Minnesang ist die höfische Liebeslyrik des westeuropäischen Adels im Hochmittelalter. Die Bedingungen für das Entstehen des Minnesangs waren der soziale Aufstieg des Ritterstands, die damit verbundene Welt- und Lebensfreude und die zusammen mit dem Marienkult aufkommende Verehrung der Frau. Der Ritter im Minnesang besingt eine verheiratete Dame (oft die Gattin seines Lehnsherrn), daher wird der Name der Geliebten nie genannt. Die Minne muss vor der Gesellschaft, besonders vor den Merkern, verborgen bleiben. Der Minnesang war ein gesellschaftliches Liebesspiel, das zur Unterhaltung der höfischen Kreise beitrug. Der deutsche Minnesang entstand in der Mitte des 12 Jahrhunderts im Donauraum. In den frühesten Liedern tritt –anders als im späteren Minnesang- noch die Frau als werbender Partner auf. In den folgenden Jahren wurden Elemente des provenzalischen Minnesangs der Troubadours in den deutschen Minnesang übernommen (Dietmar von Aist, Meinloh von Sevelingen) aber auch der nordfranzösische Trouvères hat wesentlichen Einfluss, zu mindest auf die Anfänge des deutschen Minnesangs. In erster Linie wird jetzt das Verhältnis des Ritters zur Dame als Dienst interpretiert. Seit dem Mainzer Hoftag Kaiser Babarossas von 1184 wurden Form und Inhalt der provenzalischen Dichtung in vollem Umfang übernommen (Friedrich von Hausen).

Das Ideal der „Hohen Minne“ setzte sich durch: Der Dichter vervollkommnet sich in der Sehnsucht nach einer unerreichbaren Herrin. Der Strophenbau der Gedichte ist dreiteilig (2 gleiche Stollen im Aufgesang, 1Abgesang). Die Reimkunst wurde immer virtuoser. Die Blütezeit des Minnesangs waren die Jahre um 1200, die Staufische Klassik. Die großen Lyriker dieser Zeit waren Reinmar von Hagenau, Heinrich von Morungen und Walther von der Vogelweide. Einige Lieder Walthers wenden sich auch an ein Mädchen aus dem Volk. Solche „Niedere Minne“ hat dann vor allem Neidhart von Reuenthal behandelt.

Im 13. und 14. Jahrhundert wurde der Minnesang von zahlreichen Dichtern weitergeführt. Im Ausgang des Mittelalters nahm der Meistergesang Formen des Minnesangs wieder auf. Seinem gesellschaftlichen Wesen entsprechend, bewegt sich der Minnesang in festen Formen und Motiven: Gruß des Ritters an eine ferne Dame, das Verbergen der Liebe vor den Merkern, der Wunsch, einer Dame zu dienen. Eine besondere Art des Minnesangs ist das Tagelied; Bei Tagesanbruch muss sich der Ritter von der Dame verabschieden, nachdem sie die Nacht zusammen verbracht haben. Der Minnesang war immer Gesang, die Noten sind aber in der Regel nicht überliefert. Die Texte sind schon seit dem 13. Jahrhundert aufgezeichnet und in prunkvollen Handschriften erhalten. 

Gattungen des Minnesangs

  • Inhalt des Minne- oder Werbelieds ist eine Minneklage des Mannes an eine unerreichbare Frau oder Angebetete. Man unterscheidet die Minneklage des Mannes in Form eines Monologes und ein direkt an die Auserwählte vorgetragenes Werbe- oder Klagelied. Diese Formen werden Hohe Minne, Frauen- und Minnepreislied genannt.
  • Im Frauenlied wiederum wird der Minnedienst aus der Sicht der angebeteten Frau betrachtet. Sie nimmt den Minnedienst entgegen und drückt ihr Bedauern aus, dass sie ihn - natürlich - zurückweisen muss
  • Unter Wechsellied versteht man das Nebeneinandersprechen von Mann und Frau. Die Sprecher kommunizieren dabei nicht miteinander.
  • Das Dialog- oder Gesprächslied dagegen ist ein reiner Dialog zwischen den Minnepartnern, zwischen lyrischem Ich und allegorischen Figuren (Frau Welt) oder zwischen fiktiven Figuren.
  • Beim Tagelied handelt es sich inhaltlich um den Abschied zweier Liebender bei Tagesanbruch nach einer gemeinsam verbrachten Nacht. Es ist 'dramatisch' angelegt und schildert das fiktive Liebespaar beim Morgengrauen vor der unvermeidlichen Trennung. (Der poetischen Gestaltung dieser prinzipiellen Situation begegnen wir noch in Shakespeares Romeo und Julia.)
  • In einer Pastourelle wird die Begegnung eines Ritters oder Klerikers mit einem einfachen Mädchen im Freien beschrieben. Dabei handelt es sich um einen Verführungsversuch, welchen das Mädchen zu entgehen versucht.
  • Ein Bruch mit der hohen Minne ist das so genannte Mädchenlied. Dieser Liedtyp wurde besonders von Walther von der Vogelweide geprägt. Man nennt diese Art auch niedere oder erreichbare Minne.
  • Das Kreuzlied befasst sich mit der Verbindung von Minne- und Kreuzzugthematik. Der Sänger kontrastiert einen bevorstehenden oder erlebten Kreuzzug, also seinen Dienst an Gott, mit seinem Frauendienst.
  • Naturlieder finden sich selten als reine Jahreszeitenlieder. Meist dienen sie als Eröffnung eines Minneliedes. Je nach beabsichtigter Stimmung unterscheidet man Mailied, Sommerlied und Winterlied.
  • Der Leich ist die Prunkform der volkssprachlichen deutschen Lyrik; er ist erheblich umfangreicher und hat eine komplexere Form als das strophische Lied. Während im Lied dieselbe Baustruktur und Melodie mehrmals wiederholt wird (= Strophe), besteht der Leich aus nichtidentischen Bauteilen mit jeweils eigener Melodie, die einzeln oder mehrfach wiederholt hintereinander geschaltet sind. Diese Bauform wird als heterostrophisch bezeichnet.
  • Gegen Ende der Ära des Minnesanges prägen sich parodistische Formen aus. Entweder handelt es sich dabei um Parodien von bestimmten Dichtern oder eines ganzen Genres.
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