Droste-Hülshoff, Annette von - Die Judenbuche

Schlagwörter:
Annette von Droste-Hülshoff, Gedichte, Inhaltsangabe, Entstehung und Hintergrund des Werkes, Personencharakteristik, Interpretation, Formanalyse, Metaphorik, Syntax, Eigene Meinung, Biedermeier, Referat, Hausaufgabe, Droste-Hülshoff, Annette von - Die Judenbuche
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Referat

Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff



Meine Lieder werden leben,
Wenn ich längst entschwand,
Mancher wird vor ihnen beben,
Der gleich mir empfand.
Ob ein Andrer sie gegeben,
Oder meine Hand!
Sieh, die Lieder durften leben,
Aber ich entschwand!

Dieses Gedicht stammt von Annette von Droste-Hülshoff, einer der bedeutendsten Dichterinnen des 19.Jahrhunderts.

Annette von Droste-Hülshoff wurde am 10.Jänner 1797 als Tochter von Clemens-August und Therese Luise von Droste-Hülshoff auf Schloss Hülshoff bei Münster geboren. Sie entstammte einer streng katholischen westfälischen Adelsfamilie. Das schon im siebten Monat geborene Kind war damals kaum lebensfähig und war durch die Frühgeburt ihr ganzes Leben lang sehr häufig krank. Annette begann schon früh, kleine Gedichte zu schreiben und ihr dichterisches Talent wurde von ihrer Verwandtschaft schnell erkannt. Bereits 1809 erbat der Herausgeber Friedrich Raßmann Beiträge von Droste-Hülshoff für sein poetisches Tagebuch „Mimigardia“. Die Familie ließ dies jedoch nicht zu. In der Zeit zwischen 1812 und 1819 wurde Annette von Anton Mathias Sprickmann, einem Professor aus Münster, literarisch gefördert und beraten. Sie versuchte sich in dieser Zeit in zahlreichen Gattungen der Literatur.

1813 lernte Annette während eines Aufenthaltes in Bökendorf Wilhelm Grimm kennen. Sie ließ sich von ihm für das Sammeln von Volksliedern und Märchen begeistern. Ebenfalls in Bökendorf wurde Annette 1820 durch ihre unglückliche Beziehung zu dem Studenten Heinrich Straube in eine tiefe Lebenskrise gestürzt. Er wollte ihre Liebe auf die Probe stellen und verließ sie anschließend aufgrund eines Missgeschicks Annettes. 1826 starb der Vater der Dichterin und nachdem ihr Bruder dem Familienbesitz übernommen hatte, zog Annette gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Mutter auf den kurz zuvor gekauften Wohnsitz Rüschhaus bei Nienberge. Dort lebte Droste-Hülshoff sehr zurückgezogen und widmete sich eher ihrem zweiten Talent, der Musik.

Im Jahr 1838 wurden einige ihrer Texte im Münsterschen Aschendorff-Verlag veröffentlicht. Dabei hatte ihr der Philosophiedozent Christoph Bernhard Schlüter geholfen. Annette von Droste-Hülshoff war nun gedruckte Dichterin, von ihrem Namen waren allerdings nur die Initialen auf dem Titelblatt zu lesen. 1837 begann eine weitere Freundschaft Annettes mit Levin Schücking. In der Zeit ihrer Freundschaft, die für Annette mehr war als nur das, schuf sie zahlreiche Werke. Auch mit der „Judenbuche“ begann sie. Sie wurde erstmals 1837 in einem Brief als die Kriminalgeschichte „Friedrich Mergel“ erwähnt. 1841 teilte Droste ihrer Schwester in einem Brief mit, dass „eine Erzählung von dem Burschen im Paderbörnischen, der den Juden erschlug“ abgeschlossen sei. „Die Judenbuche“ erschien 1842 in Cottas „Morgenblatt für gebildete Leser“. Im gleichen Jahr reiste Schücking ab um eine Stelle als Hofmeister anzunehmen und dass er sich 1843 mit einer anderen Frau verlobte, ließ Annette nicht unberührt. Trotzdem blieb er bis 1845 ein wichtiger Anreger und Initiator für weitere literarische Texte.

1846 wurde Annette von Droste-Hülshoff schwer krank. Sie erholte sich zwar noch einmal ein wenig, doch traten die Anzeichen des nahen Todes immer stärker hervor. Am 24.Mai 1848 starb Annette von Droste-Hülshoff. Sie liegt auf dem Friedhof in Meersburg begraben. Zu Lebzeiten sprach die Dichterin aus: „Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden.“ Dies hat sie zweifellos erreicht.


Wichtige Werke der Dichterin:

  • Bertha oder Die Alpen
  • Ledwina
  • Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard
  • Des Arztes Vermächtnis
  • Die Schlacht in Loener Bruch
  • Bei uns zu Lande auf dem Lande
  • Die Judenbuche

Gedichte:

  • Der Knabe im Moor
  • Das geistliche Jahr
  • Unruhe
  • Die Taxuswand
  • Lebt wohl

Inhalt:
Friedrich Mergel wird im Jahr 1738 im Dorf B, in dem noch altdeutsche Zustände herrschen, geboren. Seine Eltern führen eine unglückliche Ehe, die, als der Vater 1747 auf dem Nachhauseweg von einer Hochzeit verunglückt, abrupt beendet wird. Als Friedrich Mergel 12 ist, kommt sein Onkel Simon Semmler zu Besuch, um ihm Arbeit anzubieten. In Wahrheit hat er es auf eine billige Arbeitskraft und williges Werkzeug bei seinen undurchsichtigen Machenschaften abgesehen. Ab diesem Zeitpunkt ist Friedrich zu Hause nur mehr als Kuhhirte verfügbar. Seine übrige Zeit investiert er in die Arbeit für seinen Onkel, der immer mehr Macht über ihn gewinnt.

Eines Tages nimmt Friedrich Johannes Niemand, der ihm verblüffend ähnlich sieht, von der Arbeit bei seinem Onkel mit zu sich nach Hause. Seine Person wird erst gegen Ende des Verlaufs der Geschichte wichtig. Zu dieser Zeit treiben einige Holfrevler, genannt „Blaukittel“, in den Wäldern dieser Gegend ihr Unwesen. Eines Tages, als Friedrich auf einer Lichtung Kühe hütet, kann er die Holzfrevler, für die er Wache hält, noch rechtzeitig vor dem Kommen des Försters Brandis und seinen Männern warnen. Bei dieser Gelegenheit schickt Friedrich den Förster allein in eine Falle, wobei dieser durch die Hand des Simon Semmler getötet wird, was Friedrich auf Grund der Mordwaffe herausfindet, aber für sich behält. Der Mordfall wird nie aufgeklärt. Durch seine selbstbewusste Art wird Friedrich immer beliebter bei den jungen Dorfleuten.

Nach der öffentlichen Demütigung bei einer Hochzeit, durch den Juden Aaron und dem Mord an ihm macht sich Friedrich mit Johannes aus dem Staub. Als bekannt wird, dass Aaron Nacht getötet wurde, wird Friedrich verdächtigt und daraufhin gesucht. Die Buche, unter der der Mord geschah, wird von den jüdischen Mitbürgern gekauft und als Denkmal geschützt. Später wird jedoch die vermeintliche Unschuld von Friedrich bewiesen. Jahre vergehen, bis Johannes Niemand nach türkischer Gefangenschaft im Dorf B wieder auftaucht. Der Gutsherr versorgt ihn, als Gegenleistung für den Dienst als Bote, bis er eines Tages nicht mehr zurückkehrt. Er wird erhängt in der Judenbuche aufgefunden. Anhand einer Narbe wird er jedoch als Friedrich Mergel identifiziert. In der Buche fand sich die Inschrift: „Im taawor bammqaom hazzäh, jifga bach, kaaschär attah asitha li.“ was ins Deutsche übersetzt heißt: „Wenn du dich diesem Ort nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.“


Entstehung und Hintergrund des Werkes:
Wann Annette von Droste-Hülshoff die Arbeiten zu dem Werk aufgenommen hat, ist nicht mehr genau feststellbar. Erstmals erschien „Die Judenbuche“ im „Morgenblatt für gebildete Leser“ vom 22. April bis zum 10. Mai 1842 in 16 Fortsetzungen. Den Stoff zu ihrer Geschichte entnahm die Dichterin einer tatsächlichen Begebenheit. In einem Gebiet nördlich von Brakel erschlug der Knecht Hermann Georg Winkelhagen aus Bellersen, dem „Dorfe B.“ der Judenbuche, 1783 den Juden Soestmann-Behrens. Nach seiner Flucht aus der Heimat geriet der Mörder in die algerische Sklaverei, wurde erst 1805 befreit und kehrte dann an den Ort seines Verbrechens zurück, wo er seinem Leben selbst ein Ende setzte.


Personencharakteristik

  • Friedrich Mergel:
    • Er wächst als gesundes und hübsches Kind auf, das vom Vater geliebt wird. Sobald sein Onkel, Simon Semmler, in sein Leben tritt, verändert er sich zum Schlechten. Simon hat ihn völlig in der Hand und nutzt ihn für seine Zwecke als billigen Arbeiter und Diener aus. Friedrich wird seinem Onkel immer ähnlicher. Zunächst im Wesen, später auch im Aussehen. In der Arbeit ausdauernd, wird er zur rechten Hand seines Onkels.
    • Friedrich ist durch seinen Leichtsinn, seine Erregbarkeit, seine Prunksucht und vor allem durch seinen grenzenloser Hochmut gekennzeichnet. Äußerlich ist er ordentlich, nüchtern und anscheinend treuherzig, bei näherer Betrachtung ist er allerdings listig, prahlerisch und oft roh.
  • Simon Semmler:
    • Seit seine Schwester Margret die törichte Hochzeit mit dem alten Mergel einging, hat er sie nicht mehr besucht. Erst als Friedrichs Vater stirbt sucht er Margret auf, um ihr Friedrich wegzunehmen und ihn für seine Zwecke einzusetzen. Simon hat einen unehelichen Sohn, namens Johannes Niemand, den er jedoch verleugnet und als Schweinehirt ausbeutet.
  • Margret Semmler:
    • Sie ist zur Zeit der Hochzeit eine anständige, religiöse und nicht mehr allzu junge Person, die den alten Mergel bessern will. Ihre Ehe wird zur Hölle und nach dem zweiten Jahr wird Friedrich „unter einem Herzen voller Gram“ geboren. Als ihr Ehemann stirbt, setzt sie all ihre Hoffnung in ihren Bruder Simon, doch von diesem kann sie nicht viel erwarten, da er sie nur ausbeutet, indem er ihr Friedrich wegnimmt.
  • Johannes Niemand:
    • Er ist der Doppelgänger Friedrichs. Sein Name steht für die Unperson seines Trägers, ein Nichts, das aus dem Nichts auftaucht und ins Nichts verschwinden wird. Er ist der uneheliche, durch Meineid verleugneter Sohn Simon Semmlers. Von seinem Vater wird er als Schweinehirt ausgebeutet und ihn findet man meistens an der Seite von Friedrich vor.

Interpretation:
Im Mittelpunkt des Werkes steht die magische Kraft, die vom „Dingsymbol“ Buche ausgeht. Anfangs stellt die Buche nur einen Bestandteil des Brederholzes dar, aus dem sie sich langsam heraushebt. Die Judenbuche ist das Spiegelbild Friedrichs. Am Beginn wirkt Friedrich im Dorf eingegliedert und unbedeutend. Doch im Verlauf der Geschichte wird er zur Hauptperson und das Geschehen handelt am Ende ausschließlich von ihm. Dies alles findet im Brederholz seine symbolhafte Spiegelung. Nicht der einzelne Baum war zunächst entscheidend, sondern das Holz als solches, ein Dickicht des Unentwirrbaren, Verrufenen und Bösen. Erst durch den Mord an Aaron hat sich Friedrich Mergel aus der Gemeinschaft des Dorfes entgültig gelöst. Dem Gezeichnetsein des Mörders entspricht die isolierte Buche, die mit ihrem Spruch nicht nur den Ermordeten bei sich weiter beheimatet, sondern auch den Mörder zum mythischen Baum treibt.

Das Geheimnisvolle und Unheimliche bleibt stets gegenwärtig und das Unerklärbare unerklärbar.

Menschliche Gerechtigkeit versagt eigentlich immer in dieser Erzählung und der Mensch als Richter verkennt nur allzu oft die richtigen Zusammenhänge. Kosmos ist aber göttlicher Schöpferwille, und damit auch die Gerechtigkeit ein absolutes göttliches Gesetz, das als Rechtsgefühl in jedem Menschen angelegt ist und sich im Zeichen der Judenbuche als „Naturrecht“ in der Novelle festsetzt. Friedrich Mergel von Droste-Hülshoff stellt eine Parallele zu Büchners Woyzeck dar, da beide als tragische Hauptpersonen auftreten und am Ende an ihren Taten zu Grunde gehen.


Formanalyse:
„Die Judenbuche“ hat viele Kennzeichen einer Novelle. Man muss jedoch anmerken, dass das Werk keine episch streng beschränkte Fabel enthält, sondern sie eine Vielzahl von Situationen und Handlungen verknüpfend, die Entwicklung des Helden durch ein ganzes Leben darstellt. Das Werk besteht aus fünf großen Erzählabschnitten. Handlungstechnisch fehlt eine Charakterisierung zwischen den beiden letzten Handlungsabschnitten. Der Leser wird somit aufgefordert, die fehlende Charakterisierung selbst zu leisten. Der Novelle vorangestellt ist ein Prologgedicht, das an das Mitgefühl des Lesers für das „arg verkümmerte Sein“ appelliert. Nachgestellt ist die Schlussbemerkung über das Verscharren der Leiche von Friedrich auf dem Schindanger und den Sinn des hebräischen Spruches.


Metaphorik:
Droste beschreibt Simon Semmler mit „vor dem Kopf liegenden Fischaugen und überhaupt einem Gesicht wie ein Hecht“. Mit „roten Borsten“ drückt sie bildhaft das Aussehen seines Haares aus. Eine dramatische Wendung zeigt sich fast regelmäßig im Gesichtsausdruck der handelnden Person an. Bildkräftig bringt die Dichterin die Veränderung der Gesichtsfarbe in Verbindung zu den Situationen. Als Beispiel sei hier angeführt, dass Margret „weiß wie Kreide“ ist, als sie an die Leiche ihres Mannes geführt wird. Das Erblassen steht in der Novelle fast ausschließlich mit einem Todeserlebnis im Zusammenhang.


Syntax und Wortgebrauch:
In einer komplizierten syntaktischen Konstruktion stehen fast nur ungewöhnlich knappe Hauptsätze in ungebundener Reihung nebeneinander. Jeder hat seine Bedeutung, keiner drängt zum anderen hin. Die immer wiederkehrenden Unterbrechungen rufen Spannung hervor. Auch die Dialoge sind knapp gehalten: unmittelbar wechseln Rede und Gegenrede, Frage und Antwort. Die Dichterin hält Distanz zum Vorgang und zu den Figuren. Durch den weitgehenden Verzicht auf charakterisierende und wertende Adjektive sind diese für die Sinndeutung entscheidenden Wörter umso kräftiger betont. Die realistische Darstellung der Figuren und Handlungsdetails ist überall spürbar und schreckt auch nicht vor vulgären Ausdrücken und unappetitlichen Schilderungen zurück.


Epochencharakteristik:
Annette von Droste-Hülshoff wird dem Biedermeier zugerechnet, doch ihre hohe Sensibilität und realistische Beobachtungsgabe verleihen ihrem Werk höchst moderne Züge. In der Psychologisierung der Figuren und der Behandlung des Milieus greift die Dichterin bereits in den Realismus und Naturalismus vor. In der Biedermeierzeit wurde der Natur eine sehr starke symbolische Bedeutung zugeschrieben und die Dichter wollten immer noch ihre Welt so universal wie möglich „poetisieren“ und „romantisieren“. Droste-Hülshoff bezog zwar die Natur sehr stark in „Die Judenbuche“ ein, sie stellte sie jedoch entgegen der üblichen Weise sehr düster und oft unfreundlich dar. Damit unterstützte sie die Handlung des Werkes. Die literarische Form der „Judenbuche“, die Novelle, ist für die Biedermeierzeit typisch. Sie wurde neben Drama, Lyrik, Stimmungsbildern, Märchen und Romanen sehr häufig verwendet.


Eigene Meinung:
Ich musste das Werk „Die Judenbuche“ zweimal lesen, bevor ich die Handlung einigermaßen begriffen habe. Erst durch die Sekundärliteratur wurde mir vieles klarer. Durch die unaufgeklärten Morde und verschlüsselten Hintergründe war das Werk sehr schwer verständlich. Im Großen und Ganzen hat mich „Die Judenbuche“ beeindruckt, da bei mir durchgehend Spannung erzeugt hat.

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