Deutsch-Französische Beziehungen - bis 2. Weltkrieg

Schlagwörter:
Deutschland, Frankreich, 1. Weltkrieg, Europa, Referat, Hausaufgabe, Deutsch-Französische Beziehungen - bis 2. Weltkrieg
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Die Deutsch-französischen Beziehungen bis zum 2. Weltkrieg



Beide Völker standen sich durch die europäische Geschichte hindurch bis zum zweiten Weltkrieg entweder als Vorbild, als Rivale oder als Gegner auf dem Schlachtfeld gegenüber. Dieses wurde von ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen, die aufgrund von wechselseitigen Gebietsansprüchen und politischen Differenzen entstanden, genährt. Das Streben beider Staaten nach der Vorherrschaft in Europa tat das Ihrige dazu. Politik und Kultur durchdringen sich im deutsch-französischen Verhältnis mit besonderer Intensität. Seit der Entstehung des französischen Nationalstaates aus der radikalen Abkehr vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation vollziehen sich die Bewegungen deutsch-französischer Kulturbeziehungen nach einem immer wiederkehrenden Grundschema: Einflüsse werden übernommen, das andere Land dient oft als Vorbild, zugleich aber wird die eigene Identität aus der ausdrücklichen Abgrenzung gegenüber dem Nachbarn abgeleitet. Frankreich und Deutschland haben sich immer aneinander gemessen. Beide Staaten waren bis zum zweiten Weltkrieg durch nationalistisches und imperialistisches Denken geprägt, was ein friedliche Nachbarschaft der beiden Länder nahezu unmöglich machte. Napoleons Feldzüge gegen die Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Beginn einer Kette größerer Auseinandersetzungen der beiden Länder. Mit Ausbruch des Deutsch- Französischen Krieges und der folgenden Isolation Frankreichs von den europäischen Großmächten, die von Bismarck gesteuert wurde, sackte die Beziehung der beiden Staaten in eine tiefe Feindschaft ab.

Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges änderte sich an dieser Konstellation nichts. Im Gegenteil, die Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich, das auf Seiten der Entente kämpfte, und der folgende Versuch einer Invasion, der von Frankreich abgewehrt wurde und in einer Materialschlacht mit stehender Front endete, die annähernd bis zum Ende des Krieges andauerte, verschärfte den Konflikt noch. So musste Deutschland, das bekanntlich als Verlierer des ersten Weltkrieges hervorging, zu seiner größten Demütigung einen Friedensvertrag unterzeichnen, der, zu Frankreichs Zufriedenheit, u.a. die Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld, hohe Reparationen, sowie die Abtretung Elsass - Lothringens an Frankreich, das schon immer den größten Streitpunkt zwischen beiden Nationen darstellte, vorsah. Diese Bürden, die Deutschland unter schwerstem Mitwirken Frankreichs von den Sieger-Mächten aufgebunden wurden, gaben in keiner Weise die Möglichkeit zur Verbesserung des deutsch-französischen Verhältnisses. Auch der 2. Weltkrieg trug zur Erhaltung der bestehenden Feindschaft bei. Die erfolgte Invasion und Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht führte zwar zu einem Waffenstillstandsabkommen, jedoch auch zur vollständigen Auflösung der 3. Französischen Republik und einer harten deutschen Besatzungspolitik. NACH DEM 2. WELTKRIEG Der Prozess der kontinuierlichen Verschärfung der Beziehungen Deutschlands zu Frankreich brach mit der Unterzeichnung der deutschen Kapitulation ab. Der Tiefpunkt war erreicht, Besserung schien jedoch aufgrund der Erbitterung über das erfahrene Unrecht nicht nur auf französischer Seite in weite Ferne gerückt.

Ein Bild des momentanen Verhältnisses liefert die Aussage François Mauriacs, der nach dem Krieg erklärte, er liebe Deutschland so sehr, dass er es in mehrfacher Form zu sehen wünsche: Zwei- und warum mit Berlin nicht auch dreimal. Das Hauptziel der französischen Politik nach 1945 war, Deutschlands Macht ein für allemal zu brechen, es wirtschaftlich zu schwächen, auseinanderzureisen und zu verhindern, dass jemals wieder ein geeinter deutscher Staat entstehe, dessen Potential Frankreichs Sicherheit bedrohen könnte. Dementsprechend waren auch die Forderungen Frankreichs, das trotz der Niederlage gegen die Deutschen zu den Siegermächten gezählt wurde, nach einem Deutschland, das endgültig seines Kriegspotentials beraubt werden müsse, mit vielen Ansprüchen verbunden. So forderte der damalige französische Außenminister, dass das Saarland französisches Eigentum werden und das Ruhrgebiet als politisches Gebilde, unabhängig von Deutschland, politisch wie wirtschaftlich unter internationale Herrschaft gestellt werden müsse. Das Problem hieße seiner Meinung nach nicht, wie man Deutschland vorsätzlich in Elend halten soll, sondern, wie man es aus diesem herausziehen könne, ohne dabei eine neue Katastrophe für die Welt und für den Frieden heraufzubeschwören. Auch die Besatzungspolitik in der französischen Zone beruhte zunächst auf dem Leitsatz „Sicherheit vor Deutschland". Das die obigen politischen Ziele Frankreichs nicht erreicht wurden und es auch andere Lösungen gab, Sicherheit vor Deutschland zu gewährleisten, musste der französische Nachbar vorerst gezwungener Maßen, später, nach Beruhigung der Kriegswirren, aus eigener Erfahrung feststellen.

Erste Annäherungen geschahen mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Juli 1952, in der neben Frankreich und Deutschland noch Italien und die Benelux-Staaten Mitglieder waren. Die EGKS, auch Montanunion genannt, war jedoch aus französischer Sicht alles andere als ein Annäherungsversuch an Deutschland, sondern vielmehr eine Möglichkeit zur Kontrolle der deutschen Stahlindustrie. Von deutscher Seite her war es jedoch die Möglichkeit, einer Diskriminierung aus dem Weg zu gehen und den Anfang gemeinschaftlicher Wirtschaftspolitik zu schaffen. Auch die gemeinsame Mitgliedschaft im Europarat und der Organisation für Europäische Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC) schaffte erste Verknüpfungen zwischen den beiden ursprünglich verfeindeten Ländern. Eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft mit dem ehemaligen Erzfeind Deutschland einzugehen, war Frankreich jedoch noch nicht bereit. Die französische Nationalversammlung lehnte den Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVg) im Jahre 1954 ab. De Gaulle, der während dieser Zeit kein politisches Amt innehatte, hatte zwar im Prinzip nichts gegen eine Wiederbewaffnung oder Eingliederung Deutschlands in ein europäisches Bündnissystem einzuwenden, er war aber nicht bereit, die Frankreich entstehenden Souveränitätsverluste in Kauf zu nehmen. Dennoch ist das Scheitern des Vertrages eher als die Ablehnung Frankreichs, Deutschland als gleichberechtigten Partner in Hinsicht militärischer Zusammenarbeit zu haben, zu interpretieren. Den Prozess der Versöhnung unterstützte u.a. der Aufruf zahlreicher privater Gruppen und Einzelpersönlichkeiten, die oft selbst zu den Opfern der Feindschaft zählten, zur Beendigung der sinnlosen Feindschaft und zur Aussöhnung.

Zudem kam man zu der Erkenntnis, Sicherheit für sein eigenes Land auf Dauer nur in Zusammenarbeit mit seinen Nachbarn zu erlangen. Grundlage zur Aussöhnung der beiden Staaten war die Distanzierung des „Westens" von der Sowjetunion und der dadurch ausgebrochene Ost-West-Konflikt. Die Bundesrepublik Deutschland orientierte sich unter den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer klar zum Westen hin, was auch den Beitritt zur NATO im Rahmen der Westeuropäischen Union im Jahre 1955 und damit eine Partnerschaft mit Frankreich in einem Verteidigungsbündnis zur Folge hatte. Adenauers Überzeugung war es, dass nur ein insbesondere mit Frankreich eng verbundenes Deutschland auf die Dauer Bestand haben und sich gegenüber der Gefahr des Kommunismus behaupten könne. So stellte er die Verständigung mit Frankreich ganz oben auf die Liste der zu lösenden Probleme. Auch Frankreich war dieser Auffassung, wie die Meinung des früheren radikalsozialistischen Ministers Maurice Faure zeigt. Durch das Vordringen der Sowjetunion nach Mitteleuropa, so meinte er, hätten Frankreich und Russland keine gleichlaufenden Interessen mehr, wohl aber Frankreich und Deutschland. Eine weitere Verknüpfung in Bezug auf die Wirtschaft der beiden Länder bildete die gemeinsame Mitgliedschaft in der aus der EGKS hervorgegangenen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Gemeinschaft für Atomenergie (Euratom) am 25. März 1957. Die Gründung der EWG war ein Bekenntnis zum unveränderten Ziel der Schaffung eines vereinten Europas, dem sich im Laufe der Jahre vor allem Deutschland und Frankreich annahmen. Die Euratom hatte das Ziel, die ausreichende Erzeugung von Kernenergie zu sichern und damit die Beseitigung des bedrohlichen Energiemangels in Europa zu erreichen. Zudem steuerte sie die Forschung auf diesem Gebiet. Auch die am 14. Dezember 1960 gegründete supranationale Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die aus der ehemaligen OEEC hervorging, war Bestandteil der Verflechtung beider Länder. Der am 15. März 1962 gestellte Vorschlag des von der Bonner Konferenz der sechs EWG-Länder eingesetzten Ausschusses unter der Leitung des Franzosen Christian Fouchet, „die Politik der Mitgliedstaaten auf den Gebieten von gemeinsamem Interesse (Außenpolitik, Wirtschaft, Kultur, und Verteidigung) anzunähern, zu koordinieren oder zu vereinheitlichen", stieß vor allem bei dem unter de Gaulle geführtem Frankreich auf Ablehnung. Dieser Schritt zur politischen Union hätte, seiner Meinung nach, einen nicht akzeptablen Verlust von Souveränität bedeutet. Entscheidend für die heutige Freundschaft war also der europäische Gedanke, der zu der damaligen Zeit aufkam und eine enge Zusammenarbeit der westeuropäischen Länder vorsah. Das Zusammengehen beider Länder, um internationale Probleme einer einvernehmlichen Lösung zuzuführen, wurde geradezu zu einem Bewährungsfeld der deutsch-französischen Beziehungen. Im Juli 1962 fragte Charles de Gaulle den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer, ob die Bundesrepublik Deutschland bereit sei, zusammen mit Frankreich eine politische Union zu bilden, auch wenn die übrigen europäischen Länder nicht mitmachen würden. Konrad Adenauer stimmte zu. Die Folge war der Abschluss des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit am 22. Januar 1963, mit dem die beiden Staaten nach jahrzehntelanger Verfeindung den Grundstein einer engen Verbindung legten. Die Ziele des Vertrages werden durch den gemeinsamen Wortlaut de Gaulles und Adenauers deutlich, den sie nach der Unterzeichnung abgaben: Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Konrad Adenauer, und der Präsident der Französischen Republik, General de Gaulle, haben sich zum Abschluss der Konferenz vom 21. und 22. Januar 1963 in Paris, [...] in der Überzeugung, dass die Versöhnung zwischen dem deutschen und dem französischen Volk, die eine Jahrhunderte alte Rivalität beendet, ein geschichtliches Ereignis darstellt, dass das Verhältnis der beiden Völker zueinander von Grund auf neu gestaltet, in dem Bewusstsein, dass eine enge Solidarität die beiden Völker sowohl hinsichtlich ihrer Sicherheit als auch hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung miteinander verbindet, angesichts der Tatsache, dass insbesondere die Jugend sich dieser Solidarität bewusst geworden ist, und dass ihr eine entscheidende Rolle bei der Festigung der deutsch-französischen Freundschaft zukommt, in der Erkenntnis, dass die Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern einen unerlässlichen Schritt auf dem Wege zu dem vereinigten Europa bedeutet, welches das Ziel beider Völker ist, mit der Organisation und den Grundsätzen der Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten, wie sie in dem heute unterzeichneten Vertrag niedergelegt sind, einverstanden erklärt.

Der Elysée-Vertag war das erste selbst gewählte Bündnis, das Frankreich nicht von den USA oder Großbritannien aufgezwungen wurde. Paris vollzog mit dieser Politik einen Richtungswechsel von London nach Bonn und zog diesen auch in den folgenden Jahren der europäischen Auseinandersetzungen durch.

Wie wichtig dieser Schritt für die deutsch-französischen Beziehungen war, zeigt der folgende aktuelle Medienbericht vom 22. Januar 1963: In einer entscheidenden Woche für die europäische Wirtschaftsgemeinschaft reiste Bundeskanzler Konrad Adenauer zu Staatspräsident Charles de Gaulle, um einen Vertrag zu unterzeichnen, der eine enge Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs vorsieht. Mit einem Bruderkuss besiegelte General de Gaulle den historischen Vertrag, mit dem eine unlösbare Verflechtung der Schicksale beider Nationen erreicht werden soll. Bundeskanzler Adenauer sagte über diesen Vertrag: „Das ist ein weltgeschichtliches Ereignis. Ich möchte das Wort sehr nachdrücklich betonen. Es ist ein weltgeschichtliches historisches Ereignis."

Zurück