Deutsche Außenpolitik 1871 - 1914

Schlagwörter:
Reichsgründung, Deutsche Reich, Referat, Hausaufgabe, Deutsche Außenpolitik 1871 - 1914
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Referat

Deutsche Außenpolitik von 1871 - 1914


Aufgabe: Beurteile die deutsche Außenpolitik von 1871 bis 1914 unter Berücksichtigung des Erhalts des eurpäischen Friedens in Europa.

Nach der Reichsgründung 1871 fühlten sich die europäischen Großmächte in ihrem Gleichgewicht der Macht gestört. Sie befürchteten, daß das deutsche Reich versuchen würde, sich territorial auszudehnen. Deshalb galt es als potentieller Friedensstörer. Dieses hätte sich 1875 auch beinahe bestätigt: Das deutsche Reich betrachtete mit Besorgnis die schnelle militärische Erholung Frankreichs und befürchtete eine Revanche. Es gab die Pläne eines Präventivskriegs aber rasch auf, da es mit einer europäischen Blockade gegen Berlin rechnen mußte.
Danach schlug die deutsche Außenpolitik in eine andere Richtung ein. Deutschland erklärte, daß es saturiert sei, es wolle keine
Kriegs-, sondern Sicherheitspolitik führen. 

Ich bin der Meinung, daß die deutsche Außenpolitik bis 1890 zum Erhalt des Friedens in Europa wesentlich beigetragen hat. Ich bin aber auch davon überzeugt, daß das nicht der eigentliche Grund für die deutsche Form der Politik und auch sehr interessenorientiert war. Das deutsche Reich hat keine Kriege geführt, weil es wußte, daß es dadurch nichts gewinnen würde, aber viel verlieren könnte. Das hat Bismarck in seiner Reichstagsrede vom 11.1.1887 festgestellt. 

Deutschland hatte mit seiner Sicherheitspolitik einfach ein neues Mittel gefunden, so wie vorher der Krieg das Mittel zum Zweck, war die Macht des Staates zu sichern. Ihm lag auch viel daran, nach außen zu demonstrieren, daß es keine kriegerischen Absichten verfolgte. Das zeigt die „Balkankrise", wo das deutsche Reich den Berliner Kongreß einberief, um einen allgemeinen Krieg zu verhindern. Bismarck trat dort als Vermittler auf, obwohl Deutschland auf dem Balkan keine eigenen Interessen verfolgte. Ich bin der Meinung, daß es Bismarck nicht um die Prävention von Konflikten ging, er sah nur eine weitere Möglichkeit, vertrauenswürdiger zu erscheinen.

Das deutsche Reich versuchte sich ab 1879 auch in verschiedenen Bündnissen, deren Ziel es in meinen Augen eigentlich nur war, einen Frontenkrieg zu verhindern, indem man versuchte, Frankreich außenpolitisch zu isolieren. 1888 kam Wilhelm II. an die Macht und entließ 1890 Bismarck aus dem Dienst, weil er andere Vorstellungen von der deutschen Außenpolitik hatte, die sich dann ab diesem Zeitpunkt änderte. 

Ich denke, daß der Kurswechsel vor allem mit dem allgemeinen imperialistischem Streben zusammenhängt, in dem jeder seinen „Platz an der Sonne" haben wollte. Dazu gehörte auch das deutsche Reich, das aber zu spät mit der Eroberung begonnen hatte und nun nur über wenige Gebiete verfügte. Das Ziel der deutschen Außenpolitik unter Wilhelm II. war es, sich als Weltmacht zu behaupten. Doch anstatt weiterhin auf dem Wege der Sicherheitspolitik zu gehen, ging man überall offene Konflikte ein. Der Rückversicherungsvertrag mit Rußland wurde 1890 nicht erneuert, Rußland ging deshalb mit Frankreich ein Bündnis ein. Damit war der Alptraum der Gefahr eines Zweifrontenkrieges, die Bismarck immer zu verhindern versucht hatte, Realität geworden. Desweiteren provozierte Deutschland Konflikte, anstatt sich den anderen Großmächten friedlich zu nähern. 

Das zeigt die Aufrüstung der deutschen Flotte, die auf der illusorischen Idee basierte, England als Seemacht übertrumpfen zu können. Der Versuch, die englische Flotte in waffentechnischer Qualität zu übertreffen, hatte nur das Gegenrüsten Englands und die weitere Abkühlung des deutsch-englischen Verhältnisses zur Folge. Desweiteren versuchte das deutsche Reich, England außenpolitisch zu isolieren. Doch auch dieser Versuch scheiterte und man gewinnt zunehmend den Eindruck, daß Deutschland keinen rechten Überblick über die internationale Kräftekonstellation hatte, anderseits wäre es nicht zum Vertragsentwurf von Björkö gekommen. Daß es dem deutschen Reich an diplomatischen Fähigkeiten mangelte, zeigten auch die Marokkokrisen. Auch hier trat das deutsche Reich in offene Konfrontation mit Frankreich, anstatt eine friedliche Lösung des Konfliktes um die Vormachtstellung vorzuziehen. 

Die Außenpolitik unter Wilhelm II. erweckt den Eindruck den europäischen Frieden massiv zu bedrohen. Ich denke nicht, daß das deutsche Reich darauf aus war, einen Krieg anzuzapfen, es wollte anscheinend nur seine Macht demonstrieren. Es wirkt dabei aber wie ein trotziges Kind, daß seine Kräfte überschätzt und dabei provoziert. 

Ich bin der Meinung, daß Deutschland während der Phase der Sicherheitspolitik mehr Ansehen genoß, vielleicht allein deshalb, weil man keinen Krieg befürchten mußte.

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