Wirtschaftswunder - Faktoren für die Entwicklung

Schlagwörter:
Währungsreform, Marshall Plan, Lohnstoppaufhebung, Korea Krieg, Referat, Hausaufgabe, Wirtschaftswunder - Faktoren für die Entwicklung
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Referat

Faktoren des deutschen Wirtschaftswunders

Gustav Stolpe beschrieb Deutschland 1947 als „eine biologisch verstümmelte, intellektuell verkrüppelte, moralisch ruinierte Nation ohne Nahrung und Rohstoffe, ohne funktionierendes Verkehrssystem und gültige Währung, als Nation, deren soziales Gefüge durch Massenflucht und Vertreibung zerrissen war, als ein Land, wo durch Hunger und Angst die Hoffnung erstarb“.

Wie konnte sich hier eine Produktionsexplosion entwickeln? Im Folgenden werden einige Faktoren beschrieben, die erhebliche Einflüsse auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft hatten.


Währungsreform

Durch die neue Währung erhielten die Deutschen einen enormen Leistungsanreiz, denn abgesehen von Startgeld und anderen staatlichen Hilfen bekam der Deutsche nun endlich wieder seine Arbeitskraft mit einer Währung bezahlt die nicht innerhalb der nächsten Stunden die Hälfte ihres Wertes verlieren sollte. Es lohnte sich wieder für sein eigenes Wohl zu arbeiten. Man darf jedoch nicht vergessen, dass sehr viele Deutsche vor allem die, welche ihr Geld gespart hatten (Sparbuch etc.) enorme Verluste hinnehmen mußten, da man für 100 RM jetzt nur noch 6,50 DM bekam.


Gesetz zur Neuregelung der Bewirtschaftungs- und Preispolitik nach der Währungsreform

Mit der Währungsreform trat das von Ludwig Erhard erlassene Leitsätzegesetz in Kraft. Nach und nach wurden jetzt die einzelnen Preis- und Lohnstopps aufgehoben und somit dem Markt freigegeben. Da die Produktion im Sommer 1948 noch unzureichend war, erhoffte sich der Wirtschaftsminister durch die Preisbindungsaufhebung eine ausreichend schnell wachsende Produktion. Dies ist einer der Verdienste Ludwig Erhards. Denn obwohl die Alliierten über sein fragloses Vorgehen empört und verärgert waren, behielt er seinen Kurs bei. Die Preise für Waren des Grundbedarfs und der Löhne blieben aber vorerst staatlich kontrolliert.


Marshall Plan

Ein weiterer ausschlaggebender Faktor war der Marshallplan, der die Erstausstattung an Rohstoffen und Wiederaufbauhilfe für Westdeutschland bereitstellte. Durch die Marshall-Plan-Mittel und die Lebensmittelhilfen wurden 1948 fast 2/3 der gesamten Einfuhr in die Westzonen durch die Amerikaner finanziert. Die Marshallplanhilfen waren deshalb so wichtig, weil die recht junge DM weltweit noch nicht als stabiles Tauschmittel anerkannt war.

Trotz dieser guten Ausgangslage für das neue Wirtschaftssystem wurde nicht umgehend ein Wirtschaftsboom ausgelöst. Ganz im Gegenteil. Im Dezember 1948 waren Nahrungsmittel 10-20% teurer als sechs Monate zuvor. Die Löhne stiegen jedoch nicht. Aus Angst vor einer neuen Inflation versuchte die Deutsche Notenbank mit einer Politik des knappen Geldes dieses zu verhindern. Dies zeigte sich erfolgreich, der Preisauftrieb stoppte. Im Winter 48/49 lies der Preisaufschwung nach und gleichzeitig halbierte sich das Wirtschaftswachstum der deutschen Industrie. Die Arbeitslosenquote kletterte im Herbst 1949 erstmals wieder über 10% und zu Beginn des neuen Jahres waren zwei Millionen Menschen ohne Arbeit.

So ist es nicht verwunderlich, dass 1951 knapp die Hälfte aller Befragten in einer Umfrage unzufrieden mit der Politik waren. Sie erkannten zwar die Fortschritte und die zunehmende Normalisierung ihres Alltagslebens, hatten aber aufgrund ihrer Lebenserfahrung der letzten 40 Jahre wenig Anlaß zu glauben, dass eine längere krisenfreie Zeit käme!


Lohnstoppaufhebung

Nachdem man fast sechs Monate lang für seinen hartverdienten Lohn immer weniger bekommen hatte, wurden im November 1948 endlich auch die Löhne dem freien Marktgeschehen überlassen. Die Gewerkschaften hielten ihre Lohnforderungen in Grenzen, denn sie wussten, dass es bei zu steilem Anstieg der Löhne keinerlei neue Arbeitsplätze geben kann. Somit lagen die Bruttoverdienste der Arbeiter 1949 um 14% höher als im Vorjahr, die Preise waren jedoch um 20% gestiegen. Die Arbeitslosigkeit nahm allerdings immer noch zu.


Der Korea-Krieg 1950

Am 25. Juni 1950 brach der Koreakrieg aus und die Rohstoffpreise des Weltmarktes stiegen katapultartig in die Höhe. Infolge dessen zeigten sich Inflationstendenzen und das Außenhandelsdefizit nahm zu. Deutschland drohte die internationale Zahlungsunfähigkeit, da es sich seit der Währungsreform noch keine Gold- oder Devisenreserven zulegen konnte. Deutschland war sehr stark von Amerika geprägt. Wirtschaft, Lebensstil und Produkte orientierten sich am „Großen Bruder“. Dies gründet hauptsächlich im Marshallplan, welcher unter anderem zum Ziel hatte Deutschland zu einem Absatzmarkt für amerikanische Produkte hochzupäppeln. Durch die soziale Marktwirtschaft bleibt die Bundesrepublik jedoch nicht nur Konsument, sondern exportierte auch in Deutschland nach amerikanischem Vorbild produzierte Waren ins Ausland. Folglich waren Deutschland und die USA auf dem Weltmarkt nunmehr Konkurrenten. Bis zum Koreakrieg waren in der Regel amerikanische Produkte auf dem Weltmarkt immer beliebter als vergleichbare deutsche Produkte. 1951 jedoch wendete sich das Blatt, der deutsche Export wuchs, da Amerika seine Produktionskapazität für die Rüstungsproduktion benötigte. Folglich konnte Deutschland seine früheren internationalen Märkte zurückgewinnen.

Rückblickend kann man sagen, dass die soziale Marktwirtschaft in Deutschland Mitte 1951 ihre größten Schwierigkeiten überstanden hatte. Zwar bedeutet soziale Marktwirtschaft für die Bevölkerung volle Schaufenster und Wohlstandssteigerung, von Preisstabilität und Vollbeschäftigung träumte man aber immer noch. 1952 wurde die langjährige „Krücke“, der Marshallplan, abgesetzt, doch die bereits zuvor von Westdeutschland erwirtschafteten Außenhandelsüberschüsse lösten jede Sorge bezüglich der zukünftigen Wirtschaft in Luft auf. Das Wirtschaftswachstum war so enorm, dass auch die große Zahl an Zuwanderer und Flüchtlingen aus der DDR und den Ostgebieten (von 1949-50 ca. 2 Millionen) den stetigen Rückgang der Arbeitslosenzahl nicht unterbrachen. Das Bruttosozialprodukt erhöhte sich in diesem Zeitraum um 7,7% im Jahresdurchschnitt und die Arbeitslosenquote sank von 8,5% auf 1,3%. Arbeitskräfte waren teilweise sogar Mangelware. Dieser Zustand wurde stets durch die anhaltenden Zuwanderungen aus der DDR und den aus der Landwirtschaft freigesetzten Arbeitskräften behoben. Die Gewinne der Unternehmer waren enorm, da die Forschungs- und Entwicklungskosten im Konsumgüterbereich relativ niedrig blieben. Die Bevölkerung hatte nämlich nach wie vor Nachholbedarf und somit musste die Industrie keine völlig neuen Produkte auf den Markt bringen, sondern wenn überhaupt, nur die Qualität verbessern.

Steuervorteile und ein anhaltend niedriges Zinsniveau förderte sowohl die Investitionsneigung auf Unternehmerseite als auch das Wirtschaftswachstum insgesamt. Der Bundeshaushalt hatte 1959-60 sogar einen Einnahmenüberschuss zu verzeichnen.

Der Markt für Verbrauchsgüter des gehobenen Bedarfs war somit zu einer wichtigen Triebkraft des Wachstums geworden. Die Steuereinnahmen stiegen durch das Wirtschaftswunder ebenfalls an, so dass die Überschüsse bei der Bank Deutscher Länder stillgelegt wurden. Man hoffte, auf dieses Geld bei einer Erstausstattung der Bundeswehr zurückgreifen zu können.

1955 kann es zu einer „Überhitzung der Konjunktur“, die unter anderem durch die zahlreichen Aufträge aus dem Ausland ausgelöst worden war. Infolge dessen erhöhte man den Diskontsatz um 2,5%, wodurch man hoffte das Kaufverhalten der Bevölkerung bremsen zu können, da Kredite nunmehr teuerer waren.

1957 ging das internationale Dilemma der Bundesbank weiter, denn der Außenhandelsüberschuss hielt weiterhin an. Überall wurde mit einer Aufwertung der DM gerechnet, dies führte zu spekulativen Devisenzuflüssen aus dem Ausland. Die Politiker waren sich über eine Aufwertung uneinig. Während diese vom Wirtschaftsministerium gewünscht wurde, stellten sich das Direktorium, der Kanzler sowie der Zentralbankrat dagegen. Spätestens als sich 1959 die Situation verschärfte war klar, dass dies eine Fehlentscheidung war. Auch die erneute Erhöhung der Diskontsätze 1960 durch die Bundesbank, verhinderte die DM-Aufwertung 1961 um 5% nicht. So konnte man bereits 1960 erkennen, dass diese Phase der Investitionen zu Ende ging. Dies lag vor allem an den nun langsam voll ausgelasteten Betrieben und daran, dass der technische Rückstand sowie der Nachholbedarf der Bevölkerung aufgeholt war

Ausgerechnet Ludwig Erhard stolperte in seiner Kanzlernachfolge 1963 über Fragen der Wirtschaftspolitik. Die Nachfrage im In- und Ausland war so stark gewachsen, dass die Preisstabilität trotz der DM-Aufwertung 1961 gefährdet war. Durch überhöhte Staatsausgaben wuchs bis 1966 das Defizit im Staatshaushalt. Als 1966 eine Sättigung der Inlandsnachfrage im Bau und Anlagebau eintrat, kam es zu einer ersten Rezession. Die Vollbeschäftigung war beendet, das unkritische Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft zerstört.

Die 1966 angetretene Große Koalition musste erkennen, dass der Aufbau der parlamentarischen Demokratie eng mit dem wirtschaftlichen Wachstum verbunden war. Deshalb sah man die Demokratie gefährdet, sobald der wirtschaftliche Wohlstand bedroht war. Dem populären Wirtschaftsminister Schiller gelang es 1966/67 die Krise zu meistern.

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