KDV Beispiel 1

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KDV Beispiel 1 Kriegsdienstverweigerungen Wehrdienstverweigerungen, Referat, Hausaufgabe, KDV Beispiel 1
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Referat

Darlegung der Beweggründe meiner Gewissensentscheidung


Schon seit frühester Kindheit wurde ich dank der Erziehung meiner Eltern und Großeltern von christlichen Werten wie Nächstenliebe und Gewaltlosigkeit geprägt worden. Schon wenn es um Konflikte mit andern Kindern oder vor oft auch mit meinem älteren Bruder ging, brachten mir meine Eltern schon früh bei, eine friedliche Lösung ohne Gewalt zu suchen. Meine Eltern versuchten mich auch nie mit Gewalt zu erziehen, haben mich also auch nie geschlagen. Somit liegt mir Gewalt als Konfliktlösungsmittel sehr fern.

Ich halte es für sinnvoller einen Streit verbal zu lösen und Verständnis für den anderen zu gewinnen.
Des weiteren bin ich der Auffassung, daß kein Konflikt mit Gewalt lösbar ist, sondern sich im Gegenteil nur noch verschlimmert, da Gewalt gegen andere nur Rache, also Gegengewalt, erzeugt. Durch Gewalt und Gegengewalt steigert sich der Haß zwischen zwei verfeindeten Parteien bis es schließlich zur Eskallation kommt. Das heißt, daß sich durch Gegenwehr im Krieg die Situation nicht bessert sondern verschlimmert. Militärische Handlungen sind daher nicht geeignet, um irgendwelche Konflikte zu lösen. Dadurch kann ich es nicht verantworten beziehungsweise mit meinem Gewissen vereinbaren, meinen Dienst mit der Waffe zu leisten.

Des weiteren habe durch meine bisherige Lebenserfahrung und nicht zuletzt durch meine Erziehung gelernt, das Leben als höchstes Gut der Menschen schätzen zu lernen. Ich war über Jahre oft ehrenamtlich oder gegen ein geringes Entgelt als Musiker bei Begräbnissen auf dem Friedhof tätig und habe dort oft sehr nah das unendliche Leid und die Trauer mitbekommen, wenn ein Mensch gestorben ist. Außerdem verbietet mir meine Religion, an die ich durch meine Eltern und Großeltern, den Religionsunterricht an der Schule, meine Konfirmation und den Konfirmationsunterricht angenähert worden bin, das Töten durch das fünfte Gebot ("Du sollst nicht töten") und das Wirken Jesu Christi, der eindeutig Gewalt und Töten ablehnt. Militärische Maßnahmen sind allerdings unvermeidbar mit dem Tod von Menschen verbunden und wenn die Absichten noch so edel sind, werden die grausamen Mittel trotzdem nicht gerechtfertigt. Somit ist es für mich nicht zu verantworten für mein Land oder aus irgendeinem anderen Grund Menschen zu töten oder zu verletzen.

Vor kurzem noch konnten wir am Beispiel Jugoslawiens sehen, wie grausam ein Krieg sein kann. Kriege bringen immer Ungerechtigkeit, Leid und Zerstörung mit sich, auch wenn sie noch so "human" geführt werden. Gewalt und Gegengewalt steigern sich hoch bis die Ergebnisse außer Kontrolle geraten. Ein weiterer Grund dafür, daß Kriege unkontrollierbar und unbedingt zu vermeiden sind, ist die Komplexität der Weltpolitik. Ein Krieg zwischen zwei Ländern könnte unabsehbare Folgen haben, da andere Länder mitverwickelt werden könnten. Zuletzt bestand ja diese Gefahr bereits beim Eingreifen der Aliierten im Golfkrieg. Angesichts des heute vorhandenen Waffenarsenals könnte dies fatale Folgen haben. Dies stellt ein Risiko dar, daß man auf keinen Fall eingehen darf. Des weiteren scheint es mir paradox einen Krieg zu führen und damit elementar in die Menschenrechte einzugreifen, aber gleichzeitig genau diese Rechte verteidigen zu wollen. Also ist ein Krieg meiner Meinung nach als friedensbringendes Mittel völlig ungeeignet. Krieg ist auf alle Fälle zu vermeiden, wobei ich glaube diese Ziel als Kriegsdienstverweigerer am besten verfolgen zu können.

Die Lektüre von Literatur über den Krieg von Tucholsky und Kästner hat bei mich tief geprägt. Vor allem Erich Maria Remarques Buch "Im Westen nichts Neuses" hat mich sehr bewegt und in meiner Überzeugung bestärkt. Darüberhinaus haben die Erzählungen meines Großvaters bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Dieser war im 2. Weltkrieg in Rußland eingesetzt. Seine Einheit war weit nach Rußland vorgestoßen bis sich schließlich das Blatt wendete. Mein Großvater wurde letztendlich von russischen Truppen gefangen genommen und befand sich mehrere Jahre lang in Gefangenschaft in Stalingrad, wo er mit Glück überlebte und heimkommen konnte. Dieser konnte mir die Schrecken des Krieges, des Tötens und des Sterbens, besonders deutlich schildern, wobei mich seine Erzählungen schon in früher Kindheit sehr bewegten. In meinem Geschichte-Unterricht haben wir auch den 1. und 2. Weltkrieg sehr ausführlich behandelt, wobei wir auch Original-Filmmaterial und Augenzeugenberichte miteinbezogen, was uns die Grausamkeit dieser beiden Kriege recht eindrucksvoll darstellte. Abgesehen davon können einen schon die blanken Todeszahlen über den 2. Weltkrieg aufs Tiefste bestürzen. Vor allem ist die Vorstellung , daß ein anderer Mensch ein Feind von mir ist, den ich töten muss, nur weil er woanders geboren ist und einem anderen Staat angehört, für mich völlig unbegreiflich und würde in mir als Soldat einen schweren Gewissenskonflikt auslösen, da schließlich jeder Mensch egal welcher Herkunft, welchen Glaubens oder welcher Hautfarbe das gleiche Recht hat zu leben. Waffen, deren Zweck es ist andere Menschen zu töten und Leid und Zerstörung zu bringen, sind für mich das Schlimmste, was der Mensch je geschaffen hat. Bei der Bundeswehr müßte ich gegen mein Gewissen das Schießen auf andere Menschen trainieren. Dies würde in mir einen starken seelischen Konflikt auslösen. Des weiteren wäre ich verpflichtet Befehle auszuführen, die gegen meine Überzeugung und gegen mein Gewissen verstoßen. Dazu sehe ich mich nicht in der Lage und deshalb möchte ich unter Berufung auf Artikel 4 Absatz 3 des Grundgestzes "Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden." den Kriegsdienst verweigern. Dabei möchte ich keinesfalls den Dienst an meinem Staat umgehen sondern diesen durch soziales Engagement beim Zivildienst leisten.

Ich bitte um Anerkennung meiner Entscheidung.

Mit freundlichen Grüßen

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