Vietnam: Die Grenzen
einer Weltmacht
Seit dem 19. Jahrhundert war Vietnam
eine französische Kolonie. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm eine
kommunistische Guerillaarmee den Kampf gegen die Franzosen auf. Unter der
Führung des Vietnamesen Ho Chi Minh zwang sie die Franzosen 1954 zum Abzug.
Das Land wurde in Nordvietnam, das vom kommunistischen China unterstützt
wurde und Südvietnam, das westlich eingestellt war, aufgeteilt. Kurze Zeit
später bildeten sich im Südteil erneut Guerillatruppen, die vom
kommunistischen Norden unterstützt wurden. Diese erhielten Waffen aus
sowjetischen und chinesischen Fabriken. 1955 lösten die USA Frankreich als
Schutzmacht ab. Die USA unterstütze den Süden zuerst mit Waffen und
Geld. Die Südvietnamesische Armee wurde mit den Rebellen nicht fertig, so
dass die Amerikaner 1965 einige Tausend Soldaten ins Kampfgebiet schicken
mussten. Bald wurden mehr nötig. 1969 schliesslich, standen 643 000 in
Südvietnam. Sie kämpften mit allen zur Verfügung stehenden
Waffen. Trotzdem kamen sie gegen die im Dschungel versteckten Vietcong’s
nicht an. Schliesslich vermochte das reichste Land auch die ungeheuren Summen
nicht mehr zu bezahlen, die der Krieg verschlang. In den USA formierte sich aus
Protest gegen die amerikanische Kriegsführung eine breite Friedensbewegung.
Die 1973 mit Nordvietnam einen Waffenstillstand schliessen. Noch im gleichen
Jahr kehrten die letzten Soldaten in die USA zurück. Zwei Jahre später
eroberte die Nordvietnamesische Armee in einem Blitzkrieg den Süden des
Landes und vereinigte beide Teile zur Republik Vietnam.
Auswirkungen
Im Vietnamkrieg wurden schätzungsweise
zwei Millionen Vietnamesen getötet, drei Millionen verwundet und
Hunderttausende von Kindern als Waisen zurückgelassen; etwa zwölf
Millionen Menschen verloren ihre Heimat. In den von politischer Repression und
massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten gekennzeichneten Nachkriegsjahren von
1975 bis 1982 emigrierten rund
1 218 000 Vietnamesen
und ließen sich in über 16 anderen Ländern nieder. Etwa
500 000 Vietnamesen,
die so genannten Boat people, versuchten, in kleinen Booten über das
Südchinesische Meer aus Vietnam zu entkommen; viele kamen dabei um. Jene,
die überlebten, sahen sich selbst in den Ländern, die zuvor
Vietnamesen aufgenommen hatten, mit Einwanderungsverboten oder zumindest
-beschränkungen konfrontiert.
Das Land Vietnam selbst wurde aufs schwerste in
Mitleidenschaft gezogen: Die Flächenbombardements hatten Wirtschaft und
Infrastruktur zerstört, und der großflächige Einsatz von Napalm
und Entlaubungsmitteln verursachte verheerende, zum Teil irreparable
ökologische Schäden.
Auf amerikanischer Seite fielen insgesamt etwa
57 000 Soldaten
und etwa 153 000
wurden verwundet.